Cover-Bild Freetown
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Schöffling
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 168
  • Ersterscheinung: 05.02.2019
  • ISBN: 9783895615337
Otto de Kat

Freetown

Roman
Andreas Ecke (Übersetzer)

Ishmael ist einfach verschwunden. Maria ist unabhängig, unkonventionell und ohne Angst. Sie versucht eine Erklärung für das Verschwinden von Ishmael zu finden, den Flüchtling aus Sierra Leone, der als Zeitungsjunge an ihre Tür kam und sieben Jahre lang blieb. Er war wie ein Sohn für sie.
Vincent ist Psychologe. Maria und er hatten einmal eine intensive Liebesbeziehung; seit dem Bruch lebt er in einer Art Nebel. Als Maria ihn um Hilfe bittet, ist er bereit.
In den folgenden Begegnungen verschwindet Ishmael mehr und mehr im Hintergrund. Vincent und Maria werden ihre verlorene Liebe nicht zurückgewinnen. Doch allmählich treten an die Stelle des Kummers über den verschwundenen Jungen die alten Geschichten und Erinnerungen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2019

Versöhnt mit der Erinnerung an ein glückliches Gestern

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„Das meiste spielt sich in unseren Köpfen ab. Die wildesten Vorstellungen werden nie Wirklichkeit. Das Radikalste, Schönste und Gewagteste steckt vor allem in unseren Köpfen, oder wir spüren es körperlich, ...

„Das meiste spielt sich in unseren Köpfen ab. Die wildesten Vorstellungen werden nie Wirklichkeit. Das Radikalste, Schönste und Gewagteste steckt vor allem in unseren Köpfen, oder wir spüren es körperlich, in der Gegend des Herzens.“


Inhalt


Maria sucht nach neun Jahren der Kontaktstille erstmals wieder das Gespräch mit ihrem Ex-Partner Vincent, der als Psychologe tätig war und ein Experte auf dem Gebiet der seelischen Notlagen. Sie vermisst den aus Sierra Leone stammenden Zeitungsjungen Ishmael, den sie vor sieben Jahren an ihrer Haustür kennengelernt hat und den sie fast wie einen eigenen Sohn bei sich aufgenommen hat und ihm ein besseres Leben zu schenken. Doch nachdem Ishmael seinen niederländischen Pass bekommen hat, verschwindet er ohne ein Wort des Abschieds aus dem Leben der 68-Jährigen, die sich nun ratlos und verlassen fühlt.

Vincent freut sich, die Stimme von Maria zu hören und sich mit ihren Sorgen um den jungen Flüchtling auseinanderzusetzen. Endlich ist es möglich, mit ihr auf neutraler Basis Gespräche zu führen, die sich bald nicht mehr nur um Ishmael drehen, sondern um die eigene vergangene Liebesbeziehung zwischen ihm und ihr. Denn damals hat Vincent Maria nach fünf gemeinsamen Jahren der heimlichen Liebe verlassen, weil er sich nicht mehr in der Lage fühlte, ein Doppelleben zu führen, ungeachtet der Tatsache, wie sehr er Maria liebte. Und auch Maria hat Nachholbedarf, sie möchte nicht nur verstehen, warum Ishmael gegangen ist, sondern auch warum sich dieses Verhaltensmuster bei ihr immer wiederholt. Und so agiert ein afrikanischer Flüchtlingsjunge als Katalysator für die Aufarbeitung einer intensiven aber aussichtslosen Paarbeziehung.


Meinung


Bereits vor einigen Jahren habe ich den Roman „Julia“ des niederländischen Autors Otto de Kat gelesen und durfte mich in eine beschwerte, unglückliche Liebesgeschichte einfühlen und auch mit seinem aktuellen Werk gelingt es ihm mit leichter Hand und viel Feingefühl die Verletzungen zweier Menschen im Verlauf ihrer Beziehung lebensnah und real erscheinen zu lassen. Und so ist „Freetown“ viel mehr eine Erzählung über Lebenswege, verletzte Gefühle und Enttäuschungen als eine vordergründige Geschichte um das Schicksal eines Flüchtlings.

Dennoch empfinde ich die Verflechtung dieser beiden Erzählstränge sehr gelungen, ja regelrecht innovativ, zumal sich in Marias Leben die Verhaltensweisen der Männer ähneln und sie gerade in fortgeschrittenen Jahren erfahren möchte, warum das so ist. Die gewählte Altersspanne, die der Autor hier aufgreift, ist ebenfalls nicht die naheliegende für eine Liebesbeziehung, denn die Protagonisten befinden sich beide in der zweiten Lebenshälfte und ihre Beziehung wird weder reaktiviert, noch hat sie das Leben der Betroffenen nachhaltig verändert. Denn sowohl Maria als auch Vincent haben sich dazu entschlossen die Liaison geheim zu halten, ihre jeweiligen Ehepartner lieber zu belügen und weitere Jahre gefangen in einem Käfig aus Gewohnheit und Routine zu verbringen, nur um sich für kurze Glücksmomente aus ihrem Alltag fortzustehlen. Dieser in meinen Augen kritische Weltbild, basierend auf Lügen und Verletzungen, scheint allerdings bei Vincent und Maria durchaus funktioniert zu haben. Beide haben sich eingerichtet und niemals stand die Debatte nach einer alles verändernden Neugestaltung ihrer beider Leben im Raum.

Die Besonderheit und Schönheit des Romans beruhen in weiten Teilen auf einer ansprechenden, gehobenen Sprache mit vielen tiefsinnigen Weisheiten, aus denen Erfahrung und Herzblut spricht. Der Autor liegt mit seinem Schreibstil genau auf meiner Wellenlänge, so dass mir beim umblättern immer wieder die Aussage auf der Zunge lag: „Ach, wie schön …“. Lediglich eine Raffung des Geschehens im letzten Abschnitt empfand ich zu überstürzt, einmal abgesehen von der Wendung, die viel zu schnell und endgültig den Text ereilte. Hier hätte ich mir 100 Seiten mehr Lesestoff gewünscht, um auch die Randpersonen eingebunden zu wissen und mich noch etwas länger in den Entwicklungen zu verlieren. Dieses Buch sollte man vielleicht auch mehrmals im Leben lesen, wenn man selbst in einem anderen Jahrzehnt steckt, denn manchmal hatte ich das Gefühl mit meinen 36 Lebensjahren, längst nicht die Erfahrungswerte der Protagonisten zu besitzen und ich könnte mir vorstellen, dass man die Belange mit 30 Jahren mehr Lebensweisheit wieder anders erlebt. Allein deshalb bietet dieser Roman einen Mehrwert, weil er eine andere Generation ins Zentrum des Geschehens stellt.


Fazit


Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen andersartigen Liebesroman, der viele Facetten von menschlichen Verhaltensweisen in den Raum stellt und sich in seinem Verlauf mit den Umständen des Lebens aussöhnt. Als Leser fühlt man sich integriert und auf Abstand gehalten gleichermaßen, man kann sich nicht verlieren in der Geschichte und sich auch nicht finden – beides tut dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch. Etwas mehr Text, noch ein bisschen mehr Feingeist und dieses Buch hätte es in die Liste meiner Highlights geschafft, so habe ich es einfach nur gern gelesen und seine Aussagen wirken noch ein Weilchen nach. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und den Autor behalte ich definitiv im Blick.

Veröffentlicht am 26.07.2019

Freetown - Überzeugt auf den zweiten Blick

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Maria vermisst Ishmael, einen Flüchtling aus Sierra Leone. Er kam vor 7 Jahren zu ihr, als Zeitungsbote und ist geblieben. Als er eines Tages urplötzlich wieder verschwindet, ist Maria verwirrt und sucht ...

Maria vermisst Ishmael, einen Flüchtling aus Sierra Leone. Er kam vor 7 Jahren zu ihr, als Zeitungsbote und ist geblieben. Als er eines Tages urplötzlich wieder verschwindet, ist Maria verwirrt und sucht Hilfe bei ihrer alten Affäre Vincent, der Psychologe von Beruf ist. Maria möchte über Ishmael sprechen und verstehen, warum er gegangen ist, bevor sie, wie sie selbst sagt, verrückt wird. Vincent dagegen konnte Maria nie ganz vergessen und mit ihrem Besuch kommen die alten Erinnerungen wieder hoch.

Ich muss gestehen, dass ich die Geschichte zuerst etwas ernüchternd fand und auch nicht genau wusste, was ich mit dem Gelesenen anfangen sollte. Im Prinzip hatte ich gerade einen Austausch von Monologen zweier Personen mitverfolgt, welcher sich auch gegen Ende nicht spürbar in ein Ergebnis auflöst. Gegen Ende behauptet Maria zwar, dass es ihr jetzt besser ginge und sie das Verschwinden von Ishmael verstehen würde, nur habe ich selber keine Anhaltspunkte dafür gefunden. Ishmael selbst tritt schon sehr bald in den Hintergrund und die vergangene Beziehung der beiden Charaktere tritt mehr und mehr hervor. Dieser erste Eindruck von der Handlung widersprach sich für mich mit dem sehr feinen und detaillierten Schreibstil des Autors, denn seine Sätze sind nie konstruiert, sondern unglaublich lebendig und menschlich. Wie passte dieser Stil mit der etwas unfertigen wirkenden Geschichte zusammen?

Bevor ich mir daher ein endgültiges Urteil erlauben wollte, habe ich zusätzlich eine seiner Lesungen von „Freetown“ besucht, wo ich mir eine zweite, vielleicht auch bessere Meinung über das Buch bilden wollte, was erfreulicherweise geglückt ist. Ich konnte zuerst einmal feststellen, dass nicht nur für mich der Kern der Geschichte auf Anhieb nicht ganz greifbar war. In seiner Präsentation des Buches, erklärte Otto de Kat auch, was seine Idee für die Geschichte war und wie diese sich dahin entwickelt hat, was sie jetzt ist. Nämlich kein Roman über einen Flüchtling, und wie wir Europäer, in relativem Wohlstand lebend, mit der neuen Situation umgehen. Keine Auseinandersetzung mit der fremden Kultur und den Widersprüchen zu der Eigenen. Und auch keine klassische Liebesgeschichte mit Happy End.

Der Roman ist was er ist, ein Auszug aus dem Leben zweier Menschen, die auch mal eine Zeit lang einen Weg gemeinsam gegangen sind und sich nun nach langer Zeit wiedersehen. Ishmael ist dabei tatsächlich nur der Auslöser für das, was auf sein Verschwinden hin folgt. Was das genau ist, bleibt der Interpretation eines Jeden selber überlassen. Sollten sich Maria und Vincent vielleicht einfach noch einmal sehen, nach so langer Zeit? Ist es vielleicht die Erinnerung an ihre gemeinsame schöne Zeit oder die Erkenntnis, dass das, was man bereits hat, auch gut ist? Oder womöglich weckt das Kennenlernen einer fremden Kultur sogar den Wunsch nach neuen Abenteuern? Es gibt daher meiner Meinung nach auch ganz bewusst keine Auflösung der Geschichte. Denn sie soll einladen, seine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Der Roman ist eine kleine aber feiner Geschichte über zwei Menschen gegen Ende ihres Lebens und ihrer eigenen Erkenntnis, dass man im Alter nicht immer auch weiser geworden ist. Bestimmt werde ich mich auch noch an den einen oder anderen Roman von Otto de Kat wagen, denn „Freetown“ hat mich zumindest soweit überzeugt, seine Werke noch ein bisschen besser kennen zu lernen.

Veröffentlicht am 06.03.2019

Beziehungen

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„Freetown“ ist ein Roman des niederländischen Autors Otto de Kat aus dem Verlag Schöffling & Co.
Freetown ist die Hauptstadt von Sierra Leone, Ishmael ein Flüchtling, der in den Niederlanden als Zeitungsjunge ...

„Freetown“ ist ein Roman des niederländischen Autors Otto de Kat aus dem Verlag Schöffling & Co.
Freetown ist die Hauptstadt von Sierra Leone, Ishmael ein Flüchtling, der in den Niederlanden als Zeitungsjunge Maria kennenlernt und mehr als sieben Jahre mit ihr und ihrem Mann Maarten in Verbindung bleibt. Doch dann ist er plötzlich verschwunden.
Maria sucht Hilfe bei dem Psychologen Vincent, mit dem sie fünf Jahre lang eine besonders intensive Liebesbeziehung hatte.
Vincent will behilflich sein bei der Beantwortung der Fragen, wo Ishmael sich aufhält und warum er von einem Tag auf den anderen aus Marias Leben verschwunden ist. Hier gibt es Parallelen zu Maria und Vincent, deren Beziehung vor neun Jahren ebenfalls ganz plötzlich endete. Trotz der Verbindung Ishmaels zu dem Buchtitel sehe ich die eigentliche Geschichte darin, dass Maria und Vincent, beide verheiratet, ihre Beziehung rückblickend aufarbeiten. Wechselweise hört man die Sichtweisen von Maria und Vincent. Sehr einfühlsam und gefühlvoll schreibt der Autor deren Geschichte und lässt dabei Sehnsüchte und Hoffnungen erkennen. Diese sind auch in dem Buchcover zu sehen. Wunderschöne Beschreibungen und Zitate machen die Geschichte besonders lesenswert.
Spannend bleibt bis zum Ende die Frage, ob Maria oder Vincent, die beide auch in Freetown waren, etwas über den Verbleib von Ishmael erfahren. Auch die Frage, ob Maria und Vincent bei ihren Familien bleiben oder ob sie eine gemeinsame Zukunft haben, bleibt bis zum Schluss ein spannendes Geheimnis.

Veröffentlicht am 07.11.2022

Zu eindimensional

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Leider erschließt sich mir das Buch sowie sein eigentlicher Sinn nicht. Es geht um einen verschwundenen jungen Flüchtling, der von Maria gesucht wird. Im Verlauf dieser Suche wendet sie sich an ihren ehemaligen ...

Leider erschließt sich mir das Buch sowie sein eigentlicher Sinn nicht. Es geht um einen verschwundenen jungen Flüchtling, der von Maria gesucht wird. Im Verlauf dieser Suche wendet sie sich an ihren ehemaligen Geliebten Vincent, einen Psychologen. Soweit die Vorgeschichte. Das Buch beginnt mit dem ersten Treffen zwischen Maria und Vincent nach 9 Jahren. Im Verlauf des Buches werden die Treffen zwischen den beiden ( sowohl aus der Sicht Marias und Vincents) beschrieben. Dabei werden allerdings keine Dialoge zwischen den beiden wiedergegeben, sondern der Ablauf aus der Sicht eines der Protagonisten geschildert. Eine Form, mit der ich persönlich nichts anfangen kann und die dafür sorgt, dass die Charaktere nur oberflächlich dargestellt werden

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Veröffentlicht am 24.03.2019

Wo ist Ishmael

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nhalt/ Klappentext:

Ishmael ist einfach verschwunden. Maria ist unabhängig, unkonventionell und ohne Angst. Sie versucht eine Erklärung für das Verschwinden von Ishmael zu finden, den Flüchtling aus Sierra ...

nhalt/ Klappentext:

Ishmael ist einfach verschwunden. Maria ist unabhängig, unkonventionell und ohne Angst. Sie versucht eine Erklärung für das Verschwinden von Ishmael zu finden, den Flüchtling aus Sierra Leone, der als Zeitungsjunge an ihre Tür kam und sieben Jahre lang blieb. Er war wie ein Sohn für sie.
Vincent ist Psychologe. Maria und er hatten einmal eine intensive Liebesbeziehung; seit dem Bruch lebt er in einer Art Nebel. Als Maria ihn um Hilfe bittet, ist er bereit.
In den folgenden Begegnungen verschwindet Ishmael mehr und mehr im Hintergrund. Vincent und Maria werden ihre verlorene Liebe nicht zurückgewinnen. Doch allmählich treten an die Stelle des Kummers über den verschwundenen Jungen die alten Geschichten und Erinnerungen.

Persönliche Meinung:

Auch, wenn die Sprache sehr poetisch, teilweise zärtlich ist, komme ich nicht hinter die Vorstellungen des Autors. Ein verschwundener Flüchtling, der den Protagonisten einmal viel bedeutet hat, bleibt nur schemenhaft und profillos als Katalysator für eine alte Liebe zurück. Die Suche nach Ishmael in Sierra Leone ist für mich halbherzig und idR stets nur eine Suche nach sich selbst. Mir habe die Beziehungen der Figuren zueinander nicht gefallen und ich habe für mich auch nicht viel erfahren. Ich hatte mir mehr von Sierra Leone erhofft und auch, was dieser Ishmael überhaupt selber denkt. Schade, dass er nur Mittel zum Zweck ist, um eine Beziehung zu verändern, zu kitten oder wie auch immer- mich hat es sogar etwas ärgerlich gemacht und ich kann gut verstehen, das dieser junge Mann erneut geflüchtet ist. Am Ende bleibt nur der Tod, um Lösungen zu finden- wie trostlos und negativ! Vieles bleibt offen, aber regt mich nicht zum Nachdenken an , sondern mehr zu leisem Kopfschütteln. Aufgrund der schönen Sprache, vergebe ich die 3 Sterne, ansonsten tendiert es für mich eher in Richtung 2.