Starke Frauen
Tieftraurig beginnt der Roman mit einer Beerdigung. Nach jahrelangem Leiden erlöst, tragen Angela und ihre erwachsene Tochter Nathalie den geliebten Ehemann und Vater zu Grabe. Und weil jedes Ende zugleich ...
Tieftraurig beginnt der Roman mit einer Beerdigung. Nach jahrelangem Leiden erlöst, tragen Angela und ihre erwachsene Tochter Nathalie den geliebten Ehemann und Vater zu Grabe. Und weil jedes Ende zugleich auch einen Anfang bedeutet, findet sich inmitten der Kondolenzkarten die Einladung ihrer alten Freundin und Ziehtante Tess ins Veneto. Bestärkt von ihrer Tochter macht sich Angela tatsächlich auf den Weg nach Italien.
Dank der wunderbaren Stimme von Elena Wilms konnte ich tief eintauchen in die Geschichte, die sich nun entspinnt. Während Angela anfangs vor allem sich selbst wiederfinden und ihr Leben ordnen möchte, bringt die zufällige Entdeckung der letzten traditionellen Seidenweberei in Asenza eine ganz ungeahnte Wendung.
Elena Wilms schafft es, Stimmungen und Gefühle schlicht, aber wahnsinnig intensiv zu vermitteln, so dass der wundervolle Roman auch ohne das geschriebene Wort vor Augen Bilder entstehen lassen kann. Gerade die so unterschiedlichen Charaktere der Seidenweberinnen sind durch kleine Stimmnuancen meisterhaft eingefangen.
Neben der mir bis dahin gänzlich unbekannten Welt der Seidenweberei begeisterte mich vor allem die Tatsache, dass wir mit Angela hier eine reife Heldin haben. Angela ist eine reife Frau mit Erfahrung im Leben und in der Geschäftswelt, aber vor allem mit einem riesigen Herzen. Ergänzt von der älteren Tess und der jungen Nathalie erwarten uns drei Generationen starker Frauen. Gerade die unterstützende Freundschaft zwischen den Frauen, besonders auch mit den Seidenweberinnen, fand ich besonders gelungen. Und wie immer bei Tabea Bach, erleben wir Italien mit allen Sinnen, nicht nur wenn es um die Beschaffenheit der Seide geht, auch die Architektur und vor allem die Speisen sind so anschaulich geschildert, dass man die frittierten Zucchiniblüten, den Knoblauch und Thymian förmlich riecht.
Ein wunderbarer Ausflug ins Veneto, der alle Sinne anspricht!