Cover-Bild Der Club
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: headroom
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 03.03.2017
  • ISBN: 9783942175906
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Takis Würger

Der Club

Hans Stichler stammt aus einfachen Verhältnissen. Als ihm seine einzige Verwandte ein Stipendium für die Universität in Cambridge vermittelt und er als Gegenleistung dort ein Verbrechen aufklären soll, weiß er nicht, worauf er sich einlässt. Er schafft es, Mitglied im elitären Pitt Club zu werden, und verliebt sich in die reiche Charlotte. Schon bald muss er feststellen: Vor der Kulisse alter Chesterfield- Sessel, kristallener Kronleuchter und Tiertrophäen ereignen sich Dinge, über die keiner spricht. Auch Charlotte scheint etwas zu verbergen. Hinter den Türen des legendären Pitt Clubs wird
Hans vor die Wahl gestellt, ob er das Falsche tun soll, um das Richtige zu erreichen

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2017

Ein charakterstarkes Debut

0

Im Mittelpunkt des Romans steht Hans. Seine Kindheit wirkt fast märchenhaft. Er wächst behütet mit seinen Eltern in einem Haus im Wald auf. Als seine Eltern sterben hofft er, dass seine Tante Alex ihn ...

Im Mittelpunkt des Romans steht Hans. Seine Kindheit wirkt fast märchenhaft. Er wächst behütet mit seinen Eltern in einem Haus im Wald auf. Als seine Eltern sterben hofft er, dass seine Tante Alex ihn aufnimmt. Sie selbst sieht sich aber als unfähige Mutter. Sie übernimmt zwar die Verantwortung für ihn, aber steckt in ein kirchliches Internat. Sein Boxtraining gibt ihm den nötigen Respekt in der Gemeinschaft. Am Ende der Schulzeit nimmt seine Tante wieder Kontakt mit ihm auf, denn sie hat eine Aufgabe für ihn. Hans soll einen elitären Club in Cambridge unterlaufen und seiner Tante Informationen darüber besorgen. Denn sie glaubt im Club geschehen Verbrechen, die verdeckt werden. Was genau sagt sie ihm aber nicht. Dank seines Könnens im Boxring gelingt ihm der Einstieg in den Club. Er lernt neue Menschen kennen. Die ihn einerseits faszinieren und abstoßen. Wie entscheidet er sich für oder gegen den Club?
Takis Würger hat einen sehr interessanten Roman geschrieben. Der Plot wirkt wie ein Krimi, was sicher auch vom Verlag gewünscht ist. Aber er ist viel mehr. Er schreibt den Roman in unterschiedlichen Perspektiven, so erhielt ich sehr guten Einblick nicht nur in den Charakter Hans, sondern auch seiner Tante, den Clubmitgliedern und eines seiner Opfer. Es sind keine einfachen Charaktere, zum Teil wirken sie verstörend auf mich. Die Schilderungen dieser Charaktere aber auch der Umgebung, des Studentenlebens wirken sehr authentisch. Man merkt, dass Takis Würger selbst dort studiert hat. Hans bleibt der vielschichtigste Charakter, in den ich mich auch sehr gut hineinversetzen konnte.
Dazu kommt ein Schreibstil, der einerseits sehr poetisch ist, aber auch hart und brutal sein kann, vor allem wenn es um das Boxen geht.
Insgesamt ein empfehlenswerter Roman, der für mich ruhig hätte länger sein können. Oder den Anfang straffen, da der Einstieg ins Buch für mich etwas langatmig wirkte. Gerne hätte ich mehr über die Mitglieder im Club erfahren, besonders Josh fand ich faszinierend. Ein Roman, der dann doch anders war als erwartet, also kein wirklicher Krimi, aber mich fasziniert hat.
Zum Hörbuch möchte ich sagen, dass es großartig produziert ist. Die verschiedenen Charaktere werden mit unterschiedlichen Sprecher*innen gesprochen. Das macht es für mich einerseits einfacher zwischen den Handlungssträngen zu unterscheiden und anderseits unterstreichen sie die einzelnen Charaktere. Die Stimmen passten zum Teil perfekt, da gefiel mir auch der selbstbezogene Josh mir am besten.

Veröffentlicht am 31.03.2017

ein abgrundtiefer Blick

0

Hans ist ein einsames Kind. Als seine Eltern früh versterben kümmert sich seine britische Tante Alex mehr schlecht als recht um ihn. Sie recherchiert in einem Verbrechen an der Uni Cambridge und erst als ...

Hans ist ein einsames Kind. Als seine Eltern früh versterben kümmert sich seine britische Tante Alex mehr schlecht als recht um ihn. Sie recherchiert in einem Verbrechen an der Uni Cambridge und erst als sie in ihren Ermittlungen feststeckt, findet Hans ihre volle Aufmerksamkeit.

Hans wird also unter falschem Namen an der Uni eingeschleust und soll sich Zugang zu dem elitären Pit-Club verschaffen und erhält Unterstützung von der jungen reichen Charlotte, die selbst vor Geheimnissen nur so strotzt.

Während Hans dank seiner Boxkünste immer mehr in die Welt der Schönen und Reichen eintaucht wird ihm klar, dass er niemals zu dieser elitären Schicht dazugehören wird….

Ein abgrundtiefer Blick in die elitären Sphären der Eliteuniversitäten und dem Versuch, sich selbst zu finden und seinen eigenen Ich treu zu bleiben.

Das Hörbuch entpuppt sich dank der unterschiedlichen Erzähler als sehr spannend!

Veröffentlicht am 22.03.2017

Hörbuch Tipp

0

Eigentlich bin ich ein ziemlicher Hörbuchmuffel. Oft bin ich genervt vom leiernden Vorlesen, von schrillen Frauenstimmen und brummenden männlichen Sprechern.
Das Hörbuch zum Roman „Der Club“ von Takis ...

Eigentlich bin ich ein ziemlicher Hörbuchmuffel. Oft bin ich genervt vom leiernden Vorlesen, von schrillen Frauenstimmen und brummenden männlichen Sprechern.
Das Hörbuch zum Roman „Der Club“ von Takis Würger hat mich aber richtig begeistert. Es war so hörenswert, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte, der Geschichte zu lauschen. Die Sprecher machen ihre Sache super (aber ausgerechnet der Autor konnte mich mit seiner Stimme nicht vom Hocker reißen). Man merkt, dass es sich um geschulte Stimmen handelt. Unter anderem liest die Schauspielerin Anna – Maria Mühe vor; es gibt zwei tolle weibliche Erzählstimmen, was ich klasse finde, denn oft sind es gerade Frauenstimmen, die ich als anstrengend empfinde.
Es gibt verschiedene Erzählperspektiven. Jeder Perspektive ist eine andere Stimme zugeordnet worden. Dies macht das Ganze aber nicht konfus, sondern angenehm für’s Ohr, denn es wird eine Spannung erzeugt, die in einer Sogwirkung mündet.
Der Duktus und die Intonation der Vortragenden lassen keine Wünsche offen. Für die sehr gelungene Hörbuchfassung vom „Club“ vergebe ich volle 5 Sterne, für die eigentliche Geschichte jedoch nur 4 – 4, 5 Sterne.


Wie kommt’s ?


Takis Würger ist mit seinem Debut meines Erachtens auf Nummer Sicher gegangen. Der Roman ist zweifellos gut geraten, aber er ist eben nicht perfekt. Vielleser werden bekannte Topoi entdecken. Coming of Age mit einem Schuß Krimi plus britischem Upper-Class-Universitätssetting : Das ist der Roman „DER CLUB“ in groben Zügen. Mit dem Erzähl-Element „Elite-Universität“ kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Die amerikanische Autorin Donna Tartt landete mit ihrer „Geheimen Geschichte“, in welcher der nicht besonders wohlhabende Student Richard in einen elitären Altphilologenzirkel (man könnte auch von einem Club sprechen) an einer Ivy League Uni eingeführt wird, um dann Zeuge eines Verbrechens zu werden, schon vor Jahren einen Bestseller. Das unschuldige Waisenkind, welches zu Höherem berufen ist, kennt man schon seit Charles Dickens und dieses Element findet man zum Beispiel auch in den Werken John Irvings. Würger kann sich also auf bewährte Konzepte aus der Literaturgeschichte stützen.
Wirklich originell ist meines Erachtens, dass er seine Geschichte mit dem Boxsport „unterfüttert“ und der story so eine eigene Facette hinzufügt.
„Der Club“ ist im Wesentlichen eine Entwicklungsgeschichte. Hans Stichler ist ein absolutes Wunschkind seiner Eltern. Nachdem es der Mutter gelang, dem Tod von der Schippe zu springen, stirbt sie auf tragische Weise, ebenso wie Hans‘ Vater. Das Kind, welches von seinem Umfeld schikaniert und von seinen Eltern behütet worden war, kommt trotz des Vorhandenseins einer Tante ins Internat. Das Boxen hilft dem Jungen, sich zu behaupten. Doch Hans bleibt ein stiller, feinsinniger, ungeliebter Außenseiter.
Nach seinem Abitur beschafft ihm seine Tante Alex, die in Cambridge Dozentin für Kunstgeschichte ist, einen Studienplatz ebenda. Hans, der aus einfachen Verhältnissen stammt, soll für sie ein Verbrechen in einer Studentenverbindung aufklären, natürlich inkognito. In Cambridge findet Hans endlich Anschluß und eine feste Beziehung. Das Boxen ist seine Eintrittskarte in eine neue Welt und es eröffnet ihm den Zugang zu einem besonders elitären Zirkel. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt…


Die Geschichte hat einige Stärken, aber auch kleine Schwächen. Der Stil ist sehr flüssig und er passt zur story. Ich bin allerdings keine Freundin des inflationären Gebrauchs des Begriffs „behindert“ als Synonym für „unpassend, dumm, bescheuert“. Mir ist schon klar, dass der Autor damit am Puls der Zeit sein will und eine Figur durch diesen Sprachgebrauch charakterisiert, aber ich mag es trotzdem nicht. Auch gibt es im Text so manche Binsenweisheit wie „Ich lernte, dass der Mensch ein Raubtier ist.“ Stellenweise wird auch etwas dick aufgetragen, gerade am Ende. Den Abschluß der Geschichte fand ich nicht ganz zufriedenstellend.
Die erste Hälfte der story ist meines Erachtens besser ausgearbeitet als die zweite Hälfte. Würger hätte eigentlich viel mehr aus seinem „Stoff“ machen können. Manche Figuren bleiben leider blaß und oberflächlich, oder sie haben illustrierenden Charakter, wie etwa die Figur Billy. Auch wenn es solche Menschen insbesondere an Universitäten gibt, ist eine Figur fast eine Karikatur eines asiatischen (in diesem Falle: chinesischen) Studenten. Die Funktion dieser Figur ist eine deskriptiv-illustrierenden, für den Handlungsverlauf ist die Figur eigentlich nicht von Bedeutung.
Hans ist mir als Protagonist zu perfekt, und Manches an seiner Figurenzeichnung fand ich nicht ganz stimmig. Am besten ausgearbeitet und am Interessantesten ist ausgerechnet eine Figur namens Josh.
Hans‘ Freundin ist sein soulmate: Wunderschön und traumatisiert.
Der Kriminalfall an sich ist recht vorhersehbar, aber Würger gelingt es ausgezeichnet, zu zeigen, wie perfide das Verbrechen ist und wie es die Leben der Opfer zerstört. Diesen Teil der Geschichte erzählt er besonders einfühlsam.
Fazit:
Mit dem „Club“ erfindet Würger das Rad nicht neu. Trotzdem ist der Roman viel besser als Vieles, was ich in letzter Zeit gelesen habe.
Das Hörbuch ist einfach spitze – ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt und mich immer wieder auf’s Hören gefreut. Ich vergebe für die Audiofassung fünf von insgesamt fünf möglichen Sternen und spreche eine absolute Empfehlung aus!

Veröffentlicht am 03.04.2017

Was ist Wahrheit?

0

Für den Waisen Hans Stichler bedeutet das Boxen eine Flucht aus dem Alltag. Im Jesuiteninternat in Bayern lernt er von Pater Gerald das Kämpfen. Seine Tante Alex bietet ihm ein Stipendium für die Universität ...

Für den Waisen Hans Stichler bedeutet das Boxen eine Flucht aus dem Alltag. Im Jesuiteninternat in Bayern lernt er von Pater Gerald das Kämpfen. Seine Tante Alex bietet ihm ein Stipendium für die Universität Cambridge an, stellt aber eine Bedingung. Hans soll als Mitglied im elitären Pitt Club aufgenommen werden, um dort im Verborgenen ein Verbrechen aufzuklären. Die reiche und unnahbare Charlotte stellt die notwendigen Verbindungen her. Eine Welt voller Traditionen, Geheimnisse, Geld und Verbindungen öffnet sich Hans und stellt ihn vor die Wahl.

Märchenhaft beginnt Takis Würger sein Debüt, welches eine Mischung aus Entwicklungsroman und Krimi bildet. Ein Haus mitten im einsamen niedersächsischen Wald und ein Kind, das fast nicht geboren wurde, sich lieber versteckt und auf dem Baum ausharrt, als mit anderen Kindern zu spielen. Der stille und schüchterne Hans Stichler, der aus der Ich-Perspektive erzählt, hat mich sofort für sich eingenommen. Er leidet spürbar unter dem Tod seiner Eltern, für den er sich zu Unrecht die Schuld zuschreibt. Statt bei seiner letzten Verwandten, der Kunsthistorikerin Ellen, aufgenommen zu werden, kommt er an ein Jesuiteninternat. Auch hier bleibt Hans allein, findet keinen Anschluss und boxt sich im wahrsten Sinne des Wortes durchs Leben.

Episodenhaft wechseln die acht Erzähler. Durch die flüssige, ruhige und schnörkellose Schilderung erhält der Hörer einen detaillierten, ungefilterten Blick auf das Geschehen. Gleichzeitig wird dadurch eine Spannung aufgebaut, der man sich kaum entziehen kann. Immer wenn man bei einem Erzähler bleiben möchte, wechselt die Perspektive. Ungewöhnlich feinfühlig, vielschichtig und einfühlsam werden Gefühle eingefangen, die man zum Beispiel in einem Boxring nicht erwarten würde.

Dem Autor gelingt es besonders gut, die Atmosphäre dieser traditionsbehafteten Universität einzufangen. Man spürt die Macht, die von diesem Ort ausgeht und riecht das alte Geld, das an den edlen Polstern und Möbeln zu haften scheint. Unzählige elitäre Clubs, geheime Verbindungen und nur wer dazugehört, der hat es geschafft. Viele lassen sich auf ein Spiel ein, aus dem sie nicht unversehrt herausgehen können. Das Verwischen von angenommenen Wahrheiten und der tatsächlichen Realität zeigt sich besonders bei dem narzisstisch versnobten Josh.

"'Es gibt nur zwei Typen von Menschen in Cambridge. Die einen sind reich, die anderen versuchen, reicher zu wirken, als sie sind', sagte er."

Coole Typen in gut geschnittenen Anzügen, Alkohohl in Ströhmen und schöne Frauen. Die Partys und Ausschweifungen im Pitt Club lassen erahnen, um was für ein Verbrechen es sich handeln muss. Doch das eigentliche Verbrechen liegt im Vertuschen, Gutheißen, Wegsehen. Jeder spielt perfekt seine Rolle, versteckt sich hinter einer Maske. Hans steht am Ende allein vor der Entscheidung Freundschaft oder Verrat zu wählen. Die Auflösung ist vielleicht eine Spur zu heroisch dramatisch ausgefallen, glaubhaft aber durchaus.

Dieser Roman mit seinen verschiedenen Erzählperspektiven ist wie gemacht für ein Hörbuch. Fesselnde Sprecher wie Anna Maria Mühe oder Hartmut Stanke machen den Roman zu einem besonders erlebbaren und empfehlenswerten Hörgenuss.