Cover-Bild Pirouetten
29,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Reprodukt
  • Themenbereich: Graphic Novels, Comics, Cartoons - Graphic Novels und Comics: Formate
  • Genre: Weitere Themen / Comics
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 12.09.2018
  • ISBN: 9783956401619
Tillie Walden

Pirouetten

Sven Scheer (Übersetzer)

Jeden Morgen dasselbe. Aufstehen, Schlittschuhe packen und ab zur Eissporthalle, während draußen noch alles Nacht ist. Die Wochenenden werden in glitzernden Kostümen bei Wettkämpfen verbracht. Leistung abrufen, lächeln. Und dann alles wieder von vorn. Seit ihrer Kindheit bestimmt Eiskunstlauf den Rhythmus von Tillie Waldens Leben. Doch auf dem Weg ins Erwachsenenalter gerät der strikte Plan ins Wanken: Zwischen allen Erwartungen, die in der Schule, zu Hause und auf dem Eis an sie gestellt werden, setzt sich eine junge Frau durch, die ihre Homosexualität entdeckt und ihre Freiheit zurückerobert.

In dem autobiografischen Comic “Pirouetten” erzählt Tillie Walden von der Suche nach Selbstbestimmung und davon, was es bedeutet, Gewohntes und Vertrautes hinter sich zu lassen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2018

Ein berührender Comic rund ums Eislaufen

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Das Leben von Tillie besteht seit sie fünf Jahre alt ist aus Eiskunstlaufen. Ihr Tag ist strikt geplant und Wettbewerbe, sowie viel Training sind zum Alltag geworden – genauso wie Mobbing, das Problem ...

Das Leben von Tillie besteht seit sie fünf Jahre alt ist aus Eiskunstlaufen. Ihr Tag ist strikt geplant und Wettbewerbe, sowie viel Training sind zum Alltag geworden – genauso wie Mobbing, das Problem mit der eigentlichen Liebe und der Freundschaft. In dieser Autobiografie zeigt Tillie Walden nicht nur die Sonnenseite als Eiskunstläuferin, sondern auch die Probleme, in der sie sich als Teenager stellen musste.

Dieser Comic ist eine Biografie von der Autorin Tillie Walden. Sie ist Illustratorin, Comiczeichnerin und hat „Pirouetten“ gezeichnet, als auch geschrieben. Schon allein, dass die Hauptprotagonistin Tillie heißt, hat mich anfangs stutzig gemacht.
Der Zeichenstil war sehr schön und flüssig. Die Zeichnungen bestehen größtenteils aus den Farben weiß und lila, was auch im Cover aufgenommen wird. Die Autorin hat es sowohl mit den Zeichnungen, als auch den Worten geschafft zu berühren. Die Figuren waren nicht immer detailliert gemalt, was meiner Meinung nach auch nicht musste, wenn beispielsweise tiefe Gefühle vorhanden waren.

Die Geschichte bezieht sich größtenteils aufs Eiskunstlaufen – aber auch auf unglaublich viel mehr. Anfangs vermutet man, dass sich alles um dieses große Thema dreht. Das stimmt auch, jedoch werden andere Themen angesprochen und das wird mit unglaublich viel Gefühl gemacht. Ich habe mich des Öfteren gewundert, wie man es schafft nur mit Zeichnungen so viele Emotionen an den Leser zu transportieren. Die Autorin hat es hier geschafft und mich definitiv damit gefesselt.

Aufgebaut ist der Comic in Kapiteln, wobei jeder Teil mit einem unterschiedlichen Sprung eingeleitet wird. Darunter wurde dann ihre Erfahrung mit dieser Übung geschrieben.
Wir begleiten Tillie hier von klein auf bis hin zur Jugend und lernen sie so genau kennen. Nach dem Lesen von "Pirouetten" habe ich noch etwas durch den Titel geblättert und mir ist die Widmung aufgefallen - "Für Lindsay". Die Bedeutung dahinter erfährt man, wenn man das Buch durchgelesen hat.

Es hat mich schockiert, was der Autorin alles widerfahren ist. Dieser Comic zeigt die wahren Gedanken eines Mädchens auf, welches keine Heldin ist, wie man sie vielleicht aus unzähligen Romanen kennt. Sie hat Schwächen, als auch Angst und kann Opfer von Mobbing werden. Als Teenager steht man vor Herausforderungen, die man einzeln vielleicht nicht meistern kann und diese typischen Probleme wurden hier ohne jede Beschönigung aufgezeigt. Trotzdem hatte ich hier eine kleine Kritik, denn manche Szenen waren meiner Meinung nach zu langatmig, andere wiederum viel zu kurz. Es war ein auf und ab - manchmal konnte ich die Bedeutung einer Zeichnung nachvollziehen und wurde auch emotional berührt, dann gab es aber auch Momente, in denen es relativ oberflächlich blieb. Das bezieht sich auch auf die genannten Themen, welche neben dem Eislaufen eine große Rolle spielten. Man hätte näher darauf eingehen sollen, denn so vermittelt es vielleicht dem ein oder anderen, dass es doch unwichtig sei - ich spiele hier besonders auf Seite 300 an.

Bevor man diesen Comic liest, sollte man aber wissen, dass die Stimmung meiner Meinung nach leicht depressiv ist. Hier wird das Augenmerk auf die Probleme und negativen Gefühle gelegt, nicht auf das Glücklichsein. Somit sollte man diesen Titel nicht in Phasen lesen, in dem man gerade etwas Aufmunterung gebrauchen kann.

Fazit: Dieser Comic beinhaltet unglaublich viele Emotionen und beschäftigt sich mit Themen wie Mobbing, die Sexualität und den Selbstzweifeln. Das Eislaufen steht jedoch immer noch im Vordergrund und die Autorin schafft es mit ihrem Schreibstil als auch den Worten Gefühle im Leser hervorzurufen. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 23.08.2019

Eine berührende und beeindruckende Coming-of-Age und Coming-Out Geschichte

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Meine Meinung

Tillie Walden erzählt in ihrer autobiographischen Graphic Novel »Pirouetten« von ihrem steinigen Weg des Erwachsenwerdens, der sie durch die harte Schule von Eiskunstlauftraining, Mobbing ...

Meine Meinung

Tillie Walden erzählt in ihrer autobiographischen Graphic Novel »Pirouetten« von ihrem steinigen Weg des Erwachsenwerdens, der sie durch die harte Schule von Eiskunstlauftraining, Mobbing und Coming-Out zu einem selbstbestimmten Leben führte.

Die preisgekrönte Zeichnerin Tillie Walden hat sich für ihr autobiographisches Werk die wohl schwerste Zeit, die des Heranwachsens, herausgepickt und erzählt von den prägendsten Ereignissen in ihrem jungen Leben. Da ihr Leben über Jahre hinweg durch das harte und disziplinierte Eislauftraining, welches das Aufstehen mitten in der Nacht und Turniere am Wochenende mit sich brachte und ihr fast die Luft zum Atmen nahm, bestimmt wurde, nimmt dies dementsprechend den größten Teil des Comics ein. Zu Beginn eines jeden Kapitels stellt Tillie Walden eine bestimmte Eiskunstlauffigur vor und gibt Auskunft darüber, was sie mit dieser verbindet.

Zwischen dem eintönigen und stark durchgetakteten Leben stechen Tillies zwiespältige Emotionen als junges in vielerlei Hinsicht unsicheres Mädchen hervor. Unter der Oberfläche spürt Tillie ganz deutlich, dass sie sich in Wirklichkeit zu Mädchen hingezogen fühlt und das Eiskunstlaufen entwickelt sich mit der Zeit zu einer wahren Hassliebe. Denn Tillie kann überhaupt nichts mit dem frühen Aufstehen, den Kostümen, und dem aufgebrezelten Make-Up anfangen. Passend zu der niedergeschlagenen Stimmung die Tillie durch ihrer Findungsphase begleitet, ist der Graphic Novel in einem schlichten Design und einer dunklen Lilafarbenen Koloration gehalten, die sich auf das wesentliche konzentriert und eine unglaublich dichte Atmosphäre heraufbeschwört und nur kurzzeitig durch gelb dargestellte Lichtblicke unterbrochen wird.

»Piouretten« ist das beeindruckende Werk einer inspirierenden Künstlerin, dass Mut macht den eigenen Weg zu gehen, möge dieser sich auch noch so schwer gestalten. Es werden unterschiedliche Themen angeschnitten, von dem Cliquendasein in einer Mädchenmannschaft insbesondere dem internen Konkurrenzkampf über Mobbing und sexuelle Belästigung bis hin zu dem starken Hadern bezüglich des richtigen Zeitpunktes für das Coming-Out. Dabei spielen immer wieder wichtige Stützpfeiler in Tillies Leben eine Rolle (wie z. B. ihre erste Eiskunstlauflehrerin und ihre Cello-Lehrerin), die ihr Kraft geben, sie unterstützen und auf ihrem Weg begleiten. Etwas zu kurz kommt mir bei der ganzen Geschichte die erste Liebe zu einer Mitschülerin sowie der Umgang mit sexueller Belästigung. Den Grund hierfür würde ich allerdings bei der Tatsache suchen, dass es sich hier um eine biographische Geschichte handelt und die Autorin sehr ehrlich ihren eigenen Gefühlen Ausdruck verleiht. Insbesondere die Schilderung ihrer familiären Verhältnisse hat mich stark getroffen und so ist es umso bewundernswerter mitzuverfolgen, wie sich diese junge Frau ihren Weg bahnte.

Durch die klare Struktur, die sich wie ein roter Faden durch die Kapitel des autobiographischen Comics zieht, die minimalistische und pointierte Farbgestaltung in Lila- und Gelbtönen und die leicht verständliche Panelführung kann ich »Piouretten« auch Comic-Neulingen, die sich für eine gut erzählte Comic of Age Geschichte interessieren, sehr ans Herz legen.

Fazit

Eine berührende und beeindruckende Coming-of-Age und Coming-Out Geschichte verpackt in einer ausdrucksstarken Graphic Novel.

Veröffentlicht am 07.01.2019

Pirouetten - Tillie Walden

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Meine Meinung:

Die Inhaltsangabe hat sich vielversprechend angehört. Ich mag autobiografische Geschichten ja so oder so immer total gerne. Und auch hier konnte mich die Geschichte von sich überzeugen.

Wir ...

Meine Meinung:

Die Inhaltsangabe hat sich vielversprechend angehört. Ich mag autobiografische Geschichten ja so oder so immer total gerne. Und auch hier konnte mich die Geschichte von sich überzeugen.

Wir begleiten Tillie auf ihrem Weg, auf dem wir mit ihr zusammen einiges erfahren. Am meisten natürlich über das Eiskunstlaufen. Kaum zu glauben, dass mir das Thema so gut gefallen hat. Ich habe mich noch nie wirklich mit diesem Sport beschäftigt, aber durch diesen Comic hat man ein paar Einblicke bekommen und ich muss sagen, dass es sehr interessant zu sein scheint. Das findet Tillie natürlich auch, denn sie übt diesen Sport ja schon seit Jahren aus und ist auch eine der Besten in ihrem Team. Nur nach und nach merkt sie dann, dass das Eiskunstlaufen vielleicht doch nicht mehr das ist, was sie erfüllt. Und so ist man als Leser gemeinsam mit Tillie in einer Selbstfindungsphase. Insgesamt hat es mich doch überrascht wie sehr Tillie hinter ihren Entscheidungen stand und ihren Willen auch durchgesetzt hat.

Zudem kommt, dass Tillie ihre erste Liebe findet. Und an dieser Stelle erfährt man dann auch einiges über Homosexualität, Mobbing und sogar sexuelle Belästigung. Der Graphic Novel gibt einen an der ein oder anderen Stelle wirklich zu Denken und trotzdem verliert Tillie sich nicht. Sie meistert die Situationen rund um ihre Liebe und das Eiskunstlaufen.

Am Ende finden wir auch noch ein Interview mit der Autorin, bei dem man noch etwas über die Hintergründe erfährt.

Allerdings konnte mich der Zeichenstil nicht ganz von sich überzeugen, denn ich konnte zum Beispiel Tillies Freunde nicht wirklich auseinander halten, weil sie sich alle sehr ähnlich sahen. Meiner Meinung nach hat ein wenig die Liebe für das Detail gefehlt.



Fazit:

Tillie ist eine tolle, starke Protagonistin, von der man einiges lernen könnte. Die Geschichte mochte ich sehr gerne, den Zeichenstil hingegen eher weniger.

Veröffentlicht am 22.10.2018

Auf dem Eis des Lebens ...

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Schon von klein auf besteht Tillies Leben aus dem Eiskunstlauf. Wettbewerbe, tägliches Training, kaum Freunde, dafür aber Mobbing: Ihr Leben ist nicht nur eitel Sonnenschein. Als Tillie die Schule und ...

Schon von klein auf besteht Tillies Leben aus dem Eiskunstlauf. Wettbewerbe, tägliches Training, kaum Freunde, dafür aber Mobbing: Ihr Leben ist nicht nur eitel Sonnenschein. Als Tillie die Schule und ihr Team wechseln muss, macht ihr auch die neue Atmosphäre zu schaffen. Zwischen dem Leistungsdruck, den sie sich selbst auferlegt, und dem Aufwachsen in Texas ist es nicht leicht, zu sich selbst zu finden – vor allem als lesbische Eiskunstläuferin. Doch Tillie gibt nicht auf und kämpft dafür, ihre Ketten zu sprengen, die sie am Boden halten.

„Pirouetten“ von Tillie Walden ist ein autobiografisches Werk, das ich einfach lesen musste. Angezogen haben mich daran vor allem zwei Punkte: Die LGBT-Thematik und der Leistungssport, die ich beide ziemlich stark verfolge, vor allem, wenn sie auch noch in eine Graphic Novel verpackt werden. Früher habe ich mir unheimlich viele Eiskunstlauf-Videos angesehen, vor allem von Kim Yuna, und da der Sport auch so viele Ähnlichkeiten zum Ballett beinhaltet, habe ich auch davon geträumt, mal so professionell auf dem Eis zu stehen. Tillie Walden hat mich vor allem mit ihrer Geschichte berühren können, weil sie auf die Gefühlsebene ihres jüngeren Ichs eingeht und dabei viele Probleme ihrer Kindheit und Jugend aufarbeitet, die ich sehr gut nachvollziehen konnte.

Überrascht hat mich, dass sie tatsächlich gar nicht so sehr auf konkrete Ereignisse eingeht. In ihrem Nachwort ist zu lesen, dass „Pirouetten“ auch nicht in allen Details genau sein sollte – es ging ihr mehr darum, das Gefühl rüberzubringen, wie man sich in einer langen Phase der Selbstfindung in einem Sport verliert, der das Einzige ist, was einem Anerkennung einbringt. Ihre Sehnsucht nach Liebe und Zuneigung, die sie von ihrer Mutter nie erfuhr, haben sie im Sport durchhalten lassen, immer auf der Suche nach einem Menschen wie ihrer ersten Trainerin, die sie unterstützt und gefördert hat. Man spürt tatsächlich auch durch die Illustrationen Tillies Hunger nach Liebe und die toxischen Muster, die sie in ihren Freundschaften immer wieder aufgreift. Deshalb fand ich es beeindruckend zu sehen, dass sie am Ende auch allein zu der Erkenntnis gelangen kann, dass ihr Verhalten sie zu keiner guten Freundin gemacht hat.

Beeindruckt hat mich auch die Episode, in der sie von ihrer ersten Freundin erzählt. Während Tillie unabsichtlich geoutet wird und ohnehin schon unter dem Mobbing an ihrer Schule leidet, muss sie sich auch noch für ihre Gefühle rechtfertigen und bekommt einiges an Hass und Unverständnis ab. Gerade diese Szenen haben mich sehr nachhaltig getroffen, weil ich mich noch so klar an mein eigenes Coming Out erinnere. Ich verstehe Tillies Suche nach sich selbst, ihre Gefangenheit in den Mustern, die ihr wenigstens etwas Struktur und auch irgendwie Geborgenheit geben, wenn sie schon in anderen Bereichen so viel Angst hat. Gleichzeitig ist da auch dieser Wunsch nach Freiheit, den sie sich im Eiskunstlauf nicht erfüllen kann, weil sie vor dem Publikum immer eine Maske aufsetzen muss.

Auch der Zeichenstil war sehr einprägsam und transportiert die Gefühle in „Pirouetten“ sehr gut zum Leser. Ich möchte die Illustrationen sehr gern, fand auch die Mimiken der Charaktere sehr klar, allerdings hatte ich in Tillies Freundesgruppe manchmal das Problem, einzelne Mädchen auseinanderzuhalten. Auch die Zeitsprünge waren sehr klar und die Trennungen der Abschnitte gut gesetzt und mit verschiedenen Figuren aus dem Eiskunstlauf versehen, um sie deutlich zu machen.

Trotz der vielen guten Punkte muss ich aber zugeben, dass ich „Pirouetten“ als sehr oberflächlich empfand. Wichtige Themen wie Sexualität, Belästigung, Mobbing, Freundschaft und Gefahren des Leistungssports werden zwar angeschnitten, aber nicht wirklich behandelt, obwohl man merkt, dass sie Tillie in ihrer Entwicklung stark beschäftigen. Ich hätte mir hier eine stärkere kritische Auseinandersetzung gewünscht, um noch tiefer eintauchen zu können. So blieben die Probleme zwar greifbar und präsent, aber für mich nicht ausreichend stark behandelt.

Alles in allem war „Pirouetten“ trotzdem eine Graphic Novel, die ich sehr empfehlen kann. Sie ist auch für Einsteiger geeignet, schneidet wichtige Themen an und stellt vor allem Gefühle sehr offen und verständlich dar. Daher gibt es eine klare Leseempfehlung von mir.