Über realen Neid und düstere Glücksvampire
Manchmal lese ich dann doch andere Rezensionen, vor allem wenn es wie bei diesem Jugendbuch recht viele sind. Unfreiwillig erhält man dabei einige Einblicke in die Lebenswelt der heutigen Elterngeneration. ...
Manchmal lese ich dann doch andere Rezensionen, vor allem wenn es wie bei diesem Jugendbuch recht viele sind. Unfreiwillig erhält man dabei einige Einblicke in die Lebenswelt der heutigen Elterngeneration. Einige vermissen an diesem Buch die Magie. Naja, ein wenig Glitzer kommt ja vor, aber eben auf Kosten anderer. Und dann fehlt einigen eine Trigger-Warnung. Gibt es die eigentlich auch inzwischen bei Grimms Märchen? Wieso haben Millionen Menschen die Harry-Potter-Bücher schadlos überlebt?
Wer sich ein Buch kauft, in dessen Titel das Wort Düsterwelt vorkommt, sollte sich hinterher nicht beschweren, dass es in der Düsterwelt düster ist. Im Gegensatz zu gewissen überempfindlichen oder zartbesaiteten Zeitgenossen empfand ich dieses Buch als völlig harmlos. Und mir war seine Heldin von Anfang an sympathisch. Ja, Menschen tun sich mit scheinbaren Außenseitern und starken Charakteren schwer, weil sie bei ihnen auf Eigenschaften und Fähigkeiten treffen, die sie nicht besitzen. Und Neid ist bekanntlich eine Auszeichnung.
Maggie Blue Brown hat es nicht leicht. Ihr Vater hat sich eine andere Frau gesucht, und ihre Mutter leidet unter Depressionen. Maggie lebt deshalb bei ihrer etwas seltsamen Tante und muss in eine neue Schule gehen, wo sie auf die üblichen minderbemittelten Neider trifft. Auf dieser Seite scheint auch Ida zu stehen, die scheinbar auf der Sonnenseite lebt. Doch dieser Schein trügt wie so häufig.
Und dann verschwindet Ida auch noch durch ein seltsames Portal, das nur Maggie sehen kann, in die Düsterwelt. Das ist so eine Art Paralleluniversum. Dort herrscht ein Typ, der aus dem Glück anderer Menschen, die er extra dafür entführen lässt, seinen Rausch zieht. Maggie durchschreitet das Portal, um Ida zurückzuholen. Natürlich wird ihr das gelingen, ansonsten wäre diese Geschichte nicht geschrieben worden.
Die ist jedoch keinesfalls eine dieser üblichen seichten Magiegeschichten, sondern besitzt einen durchaus ernsthaften Hintergrund. Auch im realen Leben gibt es sie nämlich, diese Energievampire, die andere aussaugen. Dazu wurden ganze Bibliotheken von Lebenshilfebüchern geschrieben. Insofern handelt es sich bei diesem Buch zwar um eine Fantasy-Geschichte, die jedoch einen durchaus nachvollziehbaren und ernsthaften Hintergrund besitzt. Und Maggie ist keine von diesen magischen Alleskönnern mit Strahlkraft, sondern ein ungewöhnliches Mädchen mit einem realistischen Charakter.