Cover-Bild Dream Count
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER E-Books
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 04.03.2025
  • ISBN: 9783104921167
Chimamanda Ngozi Adichie

Dream Count

Roman | Deutschsprachige Ausgabe
Jan Schönherr (Übersetzer), Asal Dardan (Übersetzer)

Vier Frauen, vier Leben und die Sehnsucht nach Sichtbarkeit, Liebe und Selbstbestimmung. Der lang erwartete neue Roman von Chimamanda Ngozi Adichie. Spiegel-Bestsellerautorin, literarischer Superstar und feministische Ikone.
Chiamaka ist Reiseschriftstellerin, navigiert zwischen ihrer nigerianischen Heimat und ihrem amerikanischen Zuhause und versucht, sich im Rückblick auf die Männer ihres Lebens zu erklären, wann genau ihr ihre Träume abhandengekommen sind. 
Zikora ist Anwältin und lebt in Washington D. C. Sie hat Erfolg und sich schon vor langer Zeit von ihrer Mutter distanziert; bis sie - plötzlich selbst Mutter und alleinerziehend - merkt, wie nahe sie ihr in ihrer vermeintlichen Schwäche ist. 
Omelogor lebt in Nigeria. Als Bankerin hilft sie, Korruption zu verschleiern, aus Idealismus versucht sie, Frauen und ihre Unternehmen zu fördern. Doch eines Tages kündigt sie ihren Job, um in den USA zu studieren. 
Kadiatou ist Chiamakas Haushälterin. Außerdem arbeitet sie in einem Hotel, wo ein mächtiger Gast sie schwer belästigt. Ein entwürdigender Prozess von Beweisaufnahme und Verfahren beginnt, in dem alles im Zentrum steht, nur nicht Kadiatous Schicksal. 
Mitreißend, dringlich und klug spannt Chimamanda Ngozi Adichie über Kontinente hinweg die Geschichten von vier Frauen, die einander immer wieder die Hand reichen, und erzählt wie keine andere von existentieller weiblicher Erfahrung, die oft in den ganz kleinen Augenblicken zutage tritt: im Schwangerschaftstest auf dem Badewannenrand, in Tagträumen nach einem Augenkontakt im Flugzeug, im Warten auf einen Anruf oder im Moment plötzlich zusammengenommenen Mutes. Ein wegweisender, gegenwärtiger Roman über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Frauen in einer Welt, die es immer noch schwer macht, sich zusammenzutun. Zehn Jahre nach dem Weltbestseller »Americanah« der neue große  Roman von Chimamanda Ngozi Adichie.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2025

Vier Frauen, vier Leben, ein großer Roman

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Was ist es, was Gemeinsamkeit im Leben schafft? Was trennt, verbindet und begleitet über Jahre und Jahrzehnte hinweg? Und was Kontinente nur einen Herzschlag entfernt erscheinen lässt? Der uns nah sein ...

Was ist es, was Gemeinsamkeit im Leben schafft? Was trennt, verbindet und begleitet über Jahre und Jahrzehnte hinweg? Und was Kontinente nur einen Herzschlag entfernt erscheinen lässt? Der uns nah sein lässt. Wie mit seinem Lieblingsmenschen gleich von nebenan und Hand in Hand.
„Dream Count“ ist aufregend und so sehr faszinierend. Denn der Roman gibt uns Einblicke, ein Einfühlen und Verstehen in ein Beziehungsgeflecht von vier Frauen. Von vier sehr eigenen Persönlichkeiten. Vier Leben, die ineinander verwoben sind. Und dabei ist das Band, was sie verbindet, mal dick und beständig. Und dann wieder flüchtig und porös. Und reißt doch nie ab.
Vor allem übersteht es ein Streben, Ziehen und Zerren in ganz unterschiedliche Richtungen, immer den eigenen Hoffnungen und Träumen, den eigenen Sehnsüchten und dem Suchen hinterher. Und dass auf Kontinenten und in Ländern Männer das Ziel des eigenen Verlangens zu sein scheinen, mag nicht erstaunlich sein. Doch ist es ebenso die berufliche Erfüllung, die lockt. Oder die wissenschaftliche Bildung und Forschung im akademischen Kreise. Wir können uns gesehen fühlen, liebe Frauen!
Und doch ist es ein Schicksal, das besonders das Herz rührt. Das heraussticht und zugleich im Zentrum des gemeinsamen Geflechts steht. Und letztendlich im Lockdown der Pandemie alle zusammen in die Videokonferenzen , in ein gemeinsames Sprechen, Hoffen und Bangen bringt. Und schließlich den Glauben an Gerechtigkeit für einen Moment verlieren und ein Scheitern im Angesicht männlicher Machtpositionen eingestehen lässt. Im Nachwort allerdings zu erfahren, dass es sich bei aller Fiktion hierbei um ein reales Schicksal, tatsächlich erfahrenes Leid handelt, gibt der Geschichte eine zusätzliche Dimension. Eine Bedeutung, die sich in den Köpfen festsetzt.
Voller Aufregung und grenzenloser Vorfreude das neue Werk einer der ganz großen Autorinnen in den Händen zu halten, kann einen Roman unter Druck und Zugzwang setzen. So nicht „Dream Count“, der all meine Erwartungen lässig erfüllt. Und Nähe und Gemeinsamkeit über hunderte von Buchseiten entstehen lässt.

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Veröffentlicht am 12.05.2025

Frauenfreundschaft und -solidarität

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Mit ihrem Buch "Dream Count" hat sich die US-nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie nach längerer Pause mit einem Roman zurückgemeldet. Sie hat lange an dem Roman gearbeitet, und mit ...

Mit ihrem Buch "Dream Count" hat sich die US-nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie nach längerer Pause mit einem Roman zurückgemeldet. Sie hat lange an dem Roman gearbeitet, und mit dem Schreibprozess fielen die Corona-Pandemie sowie der Tod ihres Vaters (den sie in ihrem Buch "Trauer ist das Glück, geliebt zu haben" verarbeitete) und nur ein Jahr später der Tod ihrer Mutter, der sie den neuen Roman widmete.

Tatsächlich ist "Dream Count" vor allem ein Buch über die Lebensgeschichten, -träume und Freundschaften von Frauen. Wobei die Mutter-Tochter-Verhältnisse, die darin beschrieben werden, teils innig, teils durchaus ambivalent sind. Es ist auch ein Spagat zwischen den Welten in Nigeria beziehungsweise Westafrika und den USA, Adichies Wahlheimat.

Drei der Protagonistinnen entsprechen so gar nicht dem Klischee, das viele Menschen in Europa und Nordamerika von Afrikanerinnen haben: Die Reiseschriftstellerin Chiamaka, die Anwältin Zikora und die Bankerin Omelegor sind Hochschulabsolventinnen, stammen aus reichen Familien und sind ausgesprochen privilegiert aufgewachsen. Kadiatou aus Guinea, die bei der in den USA lebenden Chiamaka als Haushaltshilfe arbeitet, verkörpert das andere Afrika: Aufgewachsen auf dem Dorf, Opfer traditioneller Genitalverstümmelung, ohne Bildungschancen, im Gegensatz zu ihrer älteren, früh verstorbenen Schwester auch ohne den Mut, Chancen und Perspektiven für sich einzufordern. Doch für ihre Tochter will die alleinerziehende Mutter ein besseres Leben. Sie schafft es, als Asylbewerberin anerkannt zu werden und arbeitet neben dem Job für Chiamaka als Zimmermädchen in einem Hotel in Washington.

Ich-Erzählerin Chiamaka ist es denn auch, die die Erzählstränge und Verbindungen zwischen den Frauen zusammenfügt: Zikora ist ihre beste Freundin, Omelegor ihre Cousine. "Dream Count" beschreibt die unterschiedlichen Lebensentwürfe und -ziele der vier Frauen, die stark auch von deren ökonomischen Hintergründen abhängen - Chiamaka ist als Reiseautorin nur mäßig erfolgreich, aber aufgrund ihres reichen Elternhauses kann sie es sich leisten, nach Belieben zu reisen, ob ihre Texte eine Veröffentlichung finden oder nicht.

Omelegor, die anders als die anderen drei Frauen weiter in Abuja lebt, hat als Bankerin Politikern und Geschäftsleuten geholfen, Reichtümer in ihre privaten Kassen umzuwidmen. Sie ist darüber reich geworden, aber auch zunehmend angeekelt von der Korruption des Landes und der Rolle, die sie dabei gespielt hat. Mit ihrer Firma "Robyn Hood" unterstützt sie Frauen, die sonst keine Chance auf die Gründung eines Kleinbetriebs bekämen. Und sie bloggt über das Thema Pornographie und wie es Männer in ihrem Frauenbild beeinflusst. Kadiatou dagegen träumt vor allem von einem besseren Leben für ihre Tochter und sieht bereits in ihrem bescheidenen Leben in den USA einen sozialen Aufstieg, von dem sie nie zu träumen gewagt hätte.

Als Kadiatou Opfer eines sexuellen Übergriffs durch einen Hotelgast wird und den Vorfall meldet, gerät sie ungewollt in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit, muss aber auch ein Spießrutenlaufen durch Medien und eine skeptische Staatsanwaltschaft erdulden. Die Gewalt, die Kadiatou erlebt hat, rüttelt auch die anderen drei Frauen auf.

Auch wenn ein großer Teil der Romanhandlung in den USA spielt, flicht Adichie viel über Nigeria ein, sei es die ethnische und religiöse Vielfalt des Landes, die damit verbundenen Spannungen und Stereotypen, die Igbo-Kultur, aber auch innernigerianische und innerafrikanische Stereotypen und Vorurteile gegen andere Volksgruppen. Adichie schafft es, in wenigen Sätzen Farben und Gerüche heraufzubeschwören und die sozialen Unterschiede im bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Ein lebendig geschriebenes Buch über Frauen, ihre Stärke und ihre Solidarität.

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Veröffentlicht am 31.03.2025

Feminismus & Identitätsfindung

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ca. 10 Jahre nach ihrem letzten Roman startet die Autorin mit einem neuen Bestseller in der Frauenliteratur.
Es geht um die miteinander verwobenen Leben von vier Frauen zwischen dem Wunsch nach Sichtbarkeit, ...

ca. 10 Jahre nach ihrem letzten Roman startet die Autorin mit einem neuen Bestseller in der Frauenliteratur.
Es geht um die miteinander verwobenen Leben von vier Frauen zwischen dem Wunsch nach Sichtbarkeit, Feminismus und Liebe.

Chiamaka ist eine wohlhabende Reiseschriftstellerin, die hin- und hergerissen ist zwischen Nigeria und den USA. Sie arbeitet die Vergangenheit mit ihren Ex-Freunden auf, die es ziemlich in sich hat. Für die meisten hat sie ihre Träume und Identität aufgegeben, es hat mich so mitgenommen, wie C. nicht für sich selbst eingestanden ist & hoffe, das Buch rüttelt diejenigen Frauen auf, die Peoplepleasing vor ihr eigenes Glück stellen. Die Message: Selbstliebe statt sich auf der Suche nach externer Liebe für einen Mann zu verbiegen.

Das Schicksal ihrer Haushälterin Kadiatou hat mich besonders tief berührt, weil es auf einem wahren Gerichtsfall beruht. Dabei ging es um 🍇 durch einen reichen weißen Mann. Der Prozess wurde für ihn entschieden, weil es keine Beweise/Zeugen gab, wie es einfach viiiel zu oft passiert. Es ist grausam. Der Frau wurden die Worte im Mund verdreht, man hat ihr aufgrund ihrer Herkunft nicht geglaubt & irgendwann war ihre Scham, den Fall wieder und wieder beschreiben zu müssen, so groß, dass sie lieber geschwiegen hat. Das Buch ist ein Appell, hinzusehen, zu unterstützen, nicht zu schweigen.

Obwohl der Roman teilweise seine Längen hatte und es eher literarisch-philosophisch gehalten wird anstelle eines temporeichen Plots, überzeugt er durch eine emotionale, tiefsinnige Aufarbeitung des Frauseins zu einer Zeit, in der nach wie vor keine Gleichberechtigung herrscht. Kein Roman schreit so sehr Feminismus wie dieser.

Wer ein eher ruhiges Buch über den Support unter Frauen und der Suche nach Identität, Abgrenzung und Selbstliebe sucht, ist hier goldrichtig. Sprachlich anspruchsvoller Erzählstil auf literarisch-gehobene Weise. Beeindruckend!
4.5 ⭐

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Veröffentlicht am 19.05.2025

Hin und her

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Chimamanda Ngozi Adichie ist eine unglaublich talentierte Beobachterin und erzählt die Geschichten ihrer Figuren eindringlich und intensiv. In "Dream Count" verfolgen wir Teile der Lebensgeschichten von ...

Chimamanda Ngozi Adichie ist eine unglaublich talentierte Beobachterin und erzählt die Geschichten ihrer Figuren eindringlich und intensiv. In "Dream Count" verfolgen wir Teile der Lebensgeschichten von Chiamaka, Zikora, Omelogor und Kadiatou, die entweder durch Verwandtschaft und durch das Schicksal miteinander verbandelt sind. Die einleitende Geschichte, die in der Ich-Form erzählt wird, ist über Chiamaka, genauso wie das abschließende Kapitel. Die anderen Frauen lernen wir etwas distanzierter in den anderen Kapiteln genauer kennen.

Die vier sind alle Afrikanerinnen, die auf die ein oder andere Art in den USA gelandet sind, wobei Chiamaka, Zikora und Omelogor aus einem sehr wohlhabenden Haus in Nigeria stammen, Kadiatou hingegen hat eine Flucht aus Guinea in die USA hinter sich. Ihrer aller Schicksal ist stark geprägt von ihren Erfahrungen mit Männern und den hochtrabenden Erwartungen ihrer Verwandtschaft, das oberste Ziel scheint eine Heirat und das Kinderkriegen zu sein. Doch bei alle den Frauen laufen die Leben entgegen der in sie gesetzten Erwartungen, ihr Umgang damit ist unterschiedlich: Von einer Wurschtigkeit, über Naivität bis hin zum Selbstunterdrucksetzen ist alles dabei. Manchmal tut es weh, wie einzelne Charaktere - vor allem Chiamaka - ihr Glück von Männern abhängig machen. Sie ist ohnehin die schwer auszuhaltendste Figur, für mich zumindest. Sie definiert sich förmlich über ihre Partner, macht oft das, was eben diese wollen. Sie fantasiert der Reiseschriftstellerei nach, fliegt in unzählige Länder, um anschließend erfolglos ihr Geschriebenes an die Presse zu bringen. Das ist aber kein Problem, denn finanziert wird das alle ohnehin von ihrer Familie, die nur selten den Unmut entgegen der verschwenderischen Ekstase äußern.

Die dargebotenen Beobachtungen der Autorin über ihren Figuren sind detailliert und sehr intensiv. Alle Handlungen sind nachvollziehbar, der Lesefluss gerät aber aufgrund der Dichte des Textes oft ins Stocken. Ich habe das Buch wirklich sehr gern gelesen, allerdings hinterlässt es mich etwas ratlos. Meistens erwarte ich mir beim Lesen ja irgendeine Moral der Geschichte, diese konnte ich hier aber leider nicht wirklich erkennen. Die Sprache der Autorin hat mich in den Bann gezogen, zweifelsohne, sie schafft grandiose Sätze wie "Doch in stillen Momenten, wenn ich alleine war, hatte ich Angst, dass das, was sich wie Zufriedenheit anfühlte, eigentlich Resignation war." (S. 108), hat mich mitgerissen - vor allem die Geschichte um Kadiatou ist unfassbar bewegend. Aber da ist auch immer wieder das Gefühl der Langeweile und der Ratlosigkeit, weil ich einfach keine Antwort auf das "Warum" (wurde dieser Roman so erzählt, wie er erzählt wurde) finde. Auch nicht nach dem Ende, nach dem Nachwort, in dem die Autorin ihre Beweggründe und Hintergründe darlegt. Ich persönlich habe nicht erkannt, dass es in "Dream Count" vorwiegend um Mutter-Tochter-Beziehungen gehen soll, wie es uns die Autorin wissen lässt. Ehrlich: mir hätte es genügt, wenn Kadiatous Geschichte, vielleicht sogar noch etwas detaillierter, erzählt worden wäre. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch, bei allen Längen und Unverständlichkeiten sehr gerne gelesen, weil es trotz eines schlüssigen Plots doch schöne Erzählkunst ist. Und ich habe viel neue Einblicke in verschiedene afrikanische Kulturen bekommen, die der mir gewohnten doch gar nicht so unähnlich sind, nein, die Parallelen sind erstaunlich. Dass ich für "Dream Count" eine Leseempfehlung ausspreche, ist für mich genauso einleuchtend wie mysteriös. Ein Hin und Her, das im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 25.08.2025

Vielschichtige Frauen

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Von einem Roman, der 10 Jahre in der Mache ist und mit einer solchen Prämisse aufwartet, erwartet man einiges. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, noch mehr. Zuerst muss ich sagen, dass dieser etwas ...

Von einem Roman, der 10 Jahre in der Mache ist und mit einer solchen Prämisse aufwartet, erwartet man einiges. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, noch mehr. Zuerst muss ich sagen, dass dieser etwas falsche Erwartungen an das Buch anlegt und ihm damit keinen Gefallen tut. Wer große Solidariät unter Frauen sucht, wird hier nicht unbedingt bedient. Wer allerdings sehen will, wie vielschichtig Frauen und ihre Träume sind und wer tief über gelesenes nachdenken will, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

Die Sprache, die Adichie in ihrem Buch wählt ist wunderschön, ihre Metaphern und Beschreibungen über wichtige Themen für Frauen treffen den Nagel auf den Kopf. Auch komplexe Themen beschreibt sie so zielsicher, da fühlt man sich direkt gesehen. Auch den vier verschiedenen Frauen haucht sie ganz individuelle Sprachen ein und wir lernen sie schon allein durch den Schreibstil besser kennen. Das ist ein wahnsinniges Talent, vor dem ich den Hut ziehe.

Womit ich allerdings meine Probleme hatte ist mit der Erzählstruktur. Die Geschichte wird sehr anekdotisch erzählt, dadurch hat man manchmal das Gefühl, etwas überlesen oder verpasst zu haben und ich konnte dadurch nicht voll in der Geschichte versinken. Außerdem wird sie nicht chronologisch erzählt und es gibt selten Hinweise darauf, wo wir uns zeitlich befinden. Das macht es sehr schwer, die Charaktere und ihre mögliche Entwicklung voll zu verstehen - schade, ich finde das verschenkt sehr viel Potential. Auch die Verbindung zwischen den einzelnen Perspektiven war mir zu schwach - aufgrund des Klappentextes hatte ich da viel mehr erwartet. Es fühlt sich eher an als würde man 4 Kurzgeschichten lesen, die lose miteinander interagieren anstatt ein in sich verstricktes Konstrukt aus vier Frauen. Schlussendlich war das ein Punkt, der mich fast sauer gemacht hat und mir vorkam, als wäre das Buch im Lektorat nicht genug angefasst worden. Man arbeitet als Leser:in so viel, um durch diese Struktur zu blicken und hofft, dass es am Ende einen Sinn dafür gab. Den gab es nicht und ich denke das Buch nimmt sich einiges an Schlagkraft weil man nicht seine volle Aufmerksamkeit auf die Botschaften legen kann und stattdessen durch die Chronolgie arbeiten muss.

Die Messages zum Thema Feminismus in diesem Buch sind sehr subtil in die Handlung eingeflochten und zeigen sich nicht auf den ersten Blick. Sehr raffiniert lernen wir durch die Augen der Figuren, was das Patriachat und ihre Herkunft / Erziehung mit ihrem Charakter macht anstatt die Kritik auf die Nase gebunden zu bekommen. Dadurch entstehen so facettenreiche Charaktere, die eben nicht immer verträglich und manchmal widersprüchlich sind, sondern über die wir uns auch aufregen können. Aber das ist ja menschlich. Das fand ich extrem schlau gemacht, finde aber auch dass man das Buch deshalb mit anderen lesen solle. ich habe die Leserunde zu diesem Thema als extrem bereichernd empfunden und denke, man sieht den vollen Effekt des Buches erst, wenn man es durch verschiedene Augen betrachtet.

Zusammenfassend wollte ich dieses Buch lieben, habe es aber nicht. Ich hatte unglaublich gute Diskussionen zu dem Buch, kann mir aber gerade nicht vorstellen, dass es mich lange begleiten wird weil die meisten Messages auch nichts neues waren.

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