Cover-Bild Die nicht sterben
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Penguin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 10.08.2022
  • ISBN: 9783328108535
Dana Grigorcea

Die nicht sterben

Roman. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021 – Jetzt als Taschenbuch
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021, ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis 2022!
»Ihre Prosa ist wie mit dicken Pinselstrichen gemalt, draufgängerisch, genüsslich, üppig und humorvoll.« Anne-Catherine Simon, Die Presse


B. ist eine kleine Stadt in den Bergen, an der Grenze zu Transsilvanien. Eine junge, in Paris ausgebildete Künstlerin verbringt hier ihre Sommerferien in der Villa ihrer Großtante. Sie liebt die Natur, die bukolische Landschaft und das einfache Leben der Einheimischen. Was sie lange Zeit nicht wahrhaben will, sind die sozialen Abgründe, die Perspektivlosigkeit und die Verzweiflung ihrer Freunde. Das Unheil aber kommt mit dem Fund einer Leiche – übel zugerichtet vom Fürsten der Finsternis.

Schaurig, tiefgründig, archaisch: Ein atemberaubend atmosphärischer Roman über Rache und Extremismus und die Sehnsucht nach der starken Hand, nach einem gestrengen, grausamen Richter – wie Dracula.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2023

Atmosphärisch

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Nach einem Kunststudium in Paris kehrt die Protagonistin des Romans in den kleinen Ort B. in Rumänien zurück. Stets hat sie dort in der Villa ihrer Großtante die Sommerfrische verbracht. Doch B. ist in ...

Nach einem Kunststudium in Paris kehrt die Protagonistin des Romans in den kleinen Ort B. in Rumänien zurück. Stets hat sie dort in der Villa ihrer Großtante die Sommerfrische verbracht. Doch B. ist in ihrer Wahrnehmung nicht mehr so, wie es einst war. Das Gras vor den Villen ist hochgewachsen, der Asphalt aufgesprungen, die Straßenlaternen haben aufgehört zu leuchten und Internetempfang gibt es nur auf einem Hügel. Die Menschen ziehen weg, der Verfall ist allgegenwärtig.

Dann überschlagen sich die Ereignisse. Eine der Gäste der Großtante rutscht bei einer Wanderung aus und stürzt in den Tod. In der Familienkrypta, wo für sie Platz geschafft werden soll, wird ein übel zugerichteter Toter gefunden. Doch dessen nicht genug. Eines der Gräber entpuppt sich als das Grab Vlad des Pfählers, besser bekannt als Graf Dracula. Und die Protagonistin somit als seine Nachfahrin.

Grigorcea versteht es auf sehr gekonnte Weise, Vergangenes und Gegenwärtiges sowie Metaphorik und Kritik miteinander zu verbinden. Sie verwebt ihre politischen Aussagen mit einer schaurigen, archaischen und spannungsgeladenen Atmosphäre, die auf Symbolen, Andeutungen, Ahnungen und rhetorischen Fragen beruht. Ständiges Unheil scheint in der Luft zu liegen, Tod und Verwesung sind nie fern.

Doch das eigentliche Grauen ist letztlich nicht Vlad der Pfähler, ist kein wieder zum Leben erwachter Vampir. Das Grauen ist greifbar, real und lässt sich in der Gegenwart verorten. Denn die blutsaugenden Vampire, das sind im Roman die Politiker und die Machthungrigen. Es sind die, die es zulassen und unterstützen, dass das Land ausgebeutet wird, dass Gesetze missachtet werden, dass Korruption und Wahlbetrug allgegenwärtig sind, dass Gelder veruntreut werden und ausländische Investoren sich breit machen.

Die nicht sterben ist ein Roman voll atmosphärischer Dichte, der seinen ganz eigenen Stil findet. Ein lesenswerter Roman also, den es nicht zu verpassen gilt!

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Veröffentlicht am 06.11.2021

Ein in vielerlei Hinsicht phantastisches Leseerlebnis

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„Nun will ich Ihnen aber die blutrünstige Geschichte erzählen, die sich in B. zugetragen hat; ich rufe ihn als Zeugen auf, meinen Vorfahren Vlad den Pfähler, dessen Blut in meinen Adern fließt.“ (33)

Es ...

„Nun will ich Ihnen aber die blutrünstige Geschichte erzählen, die sich in B. zugetragen hat; ich rufe ihn als Zeugen auf, meinen Vorfahren Vlad den Pfähler, dessen Blut in meinen Adern fließt.“ (33)

Es hat sich viel, sehr viel verändert, seit die namenlose Ich-Erzählerin das letzte Mal in B. gewesen ist, jenem kleinen Ferienort bei Transsylvanien, in der sie als Kind ihre Sommerferien verbrachte. Was ihr einst malerisch und idyllisch erschien, ist nun heruntergekommen, vernachlässigt, irgendwie geschrumpft. Die meisten jungen Menschen haben das Städtchen verlassen, suchen ihr Glück in verheißungsvolleren Ländern Europas.
Doch plötzlich rückt B. in den Fokus internationaler Aufmerksamkeit: In der Familiengruft der Erzählerin wird das Grab Vlads des Pfählers entdeckt, jenes sagenumwobenen Fürsten – und ihres Vorfahren, darauf ein grausam zugerichteter Leichnam. Der ebenso findige wie windige Bürgermeister wittert die Chance, damit B. zu seinem alten Glanz zu verhelfen: Ein „Dracula-Park“ soll neuen Aufschwung in die Gemeinde bringen. Während er nach Investoren sucht und in fiebrige Geschäftigkeit verfällt, geht in der Erzählerin eine merkwürdige Veränderung vor sich, die mit einem bizarren nächtlichen Besuch ihren Anfang nimmt. Sollte die Vampirlegende ihres Ahnen doch mehr sein als nur eine gespenstische Fantasie?

Dana Grigorceas „Die nicht sterben“ bietet ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Meisterhaft verwebt die Autorin die Legenden einer längst vergangenen Zeit mit der jüngeren Geschichte Rumäniens und deren Folgen für die Gegenwart. Durch die poetische Sprache, den suggestive Erzählstil und die Vermischung unterschiedlicher Zeit- und Wahrnehmungsebenen scheint die Erzählung der Realität enthoben zu sein. Sie entzieht sich jeder Zeit- und Genrezuschreibung, ist teils Phantasmagorie und erinnert damit im besten Sinne an klassische Schauergeschichten, in denen unvermutet das Unerklärliche die Wahrnehmung der Wirklichkeit verzerrt; gleichzeitig bildet sie das nur allzu realistische gesellschaftliche Porträt eines postkommunistischen Staates mit seiner ganz eigenen Form des „Vampirismus“ ab.

Ganz große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Sehr sonderbar!

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Wow was war das denn? Es fällt mir tatsächlich sehr schwer, hier die Handlung zu umreißen, aber Transsilvanien und Dracula sind wohl ein ganz passender Anfang. Denn man könnte wohl sagen, der Dracula-Mythos ...

Wow was war das denn? Es fällt mir tatsächlich sehr schwer, hier die Handlung zu umreißen, aber Transsilvanien und Dracula sind wohl ein ganz passender Anfang. Denn man könnte wohl sagen, der Dracula-Mythos spielt in diesem Roman die Hauptrolle.

Eine durchweg namenlose Ich-Erzählerin kehrt an den Ort ihrer Kindheit zurück, der ebenfalls keinen Namen trägt und lediglich mit dem Buchstaben "B" umschrieben wird. In dieser Kleinstadt, irgendwo in der Walachai am Rande zu Transsilvanien, treffen sich Verwandte und Freunde nach langer Zeit wieder, genießen das Leben in großbürgerlicher Sitte/Manier. Als sich beim Wandern ein Unfall mit Todesfolge ereignet, kommt es zum Knackpunkt, ab welchem das Buch an Fahrt aufnimmt und die Handlung richtig durchdreht: Beim Öffnen der Familiengruft wird ein Toter gefunden, der Erinnerungen an die Foltermethoden von Vlad den Pfähler weckt - jenem spätmittelalterlichen Fürsten, der in der heutigen Popkultur wohl fest mit dem Namen Dracula verankert ist.
Als sich dann auch noch herausstellt, dass Vlad der Pfähler himself in eben dieser Gruft liegt und der Ahnenkette der Erzählerin angehört - naja, ihr könnt es euch vorstellen, was das für eine Kleinstadt bedeutet: da geht natürlich ganz schön die Post ab.

Grigorcea schreibt mit "Die nicht sterben" keinen blutrünstigen Vampirroman oder etwa einen modernen Dracula nach Vorbild Bram Strokers. Sondern sie baut Merkmale des Schauerromans in eine rumänische Orts- und Familiengeschichte ein, schreibt über das postkommunistische Land und dessen Gesellschaft, über Klassenunterschiede, das "in der alten Zeit festhängen" und die Perpektivlosigkeit des Gegenwärtigen. Natürlich mokiert man sich auch hier über den Dracula-Hype des Westens, doch wenn die Chance besteht mit dem alten Mythos selbst Geld scheffeln zu können, sagt man halt auch nicht nein. Nur die Touristen will man hier auch nicht unbedingt haben - außer vielleicht im zügig entstehenden Dracula-Themenpark.

Ich fands leider streckenweise verwirrend und relativ schwierig durchzublicken, zwischendurch wurde auch gerne mit lateinischen Phrasen rumgeworfen, die man auch gerne irgendwo für Leute ohne Latinum hätte übersetzen können. Es hat mich aber doch ziemlich gefesselt, war sehr träumerisch, phantastisch angehaucht und hat mich sehr gut unterhalten. "Die nicht sterben" ist nicht nur ein Buch, welches die Dracula-Legende quasi wieder auferleben lässt, sondern ist ein doch ziemlich anspruchsvoller, aber auch skurriler Roman über eine altrumänische Historie, der auch auf der Longslist zum letztjährigen Buchpreis stand. Geschichte mal anders!
 

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Veröffentlicht am 24.06.2023

Vampirgeschichte ohne Biss

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Inhalt:
Die namenlose Protagonistin, eine junge Künstlerin, kehrt über die Sommermonate nach B. zurück und begegnet in der Villa ihrer Grosstante ihrer Familiengeschichte und der Geschichte ihrer Heimat ...

Inhalt:
Die namenlose Protagonistin, eine junge Künstlerin, kehrt über die Sommermonate nach B. zurück und begegnet in der Villa ihrer Grosstante ihrer Familiengeschichte und der Geschichte ihrer Heimat ganz neu. Kritisch setzt sie sich damit auseinander und kommt dabei immer wieder in Versuchung, einem heimlichen, ungezähmten Verlangen nachzugeben. Dieser Roman steckt voller Metaphern, Gesellschaftskritik und Geschichte. Wenn man sich darauf einlässt und mit detaillierten Schilderungen von Pfählungen umgehen kann, wird man mit einem beeindruckenden Hin und Her zwischen Traum und Wirklichkeit belohnt.

Meine Meinung:
Auf diese Geschichte muss man sich ein wenig einlassen, aber eine gute Freundin von mir kommt aus Rumänien, weshalb ich schnell auf "vertrautes" Terrain gestossen bin. Ihre Geschichten über ihre Heimat decken sich nämlich sehr mit Grigorceas Schilderungen. Korruption, resp. Erfindungsreichtum, wenn es um die Dehnbarkeit von Gesetzen geht, Armut, Ungleichbehandlungen sowie ein tief verankerter Konservativismus und Aberglaube beherrschen und beschäftigen die Menschen des Dorfes B. Als für eine Beerdigung ein Familiengrab geöffnet wird, dabei eine unschön zugerichtete Leiche zum Vorschein kommt und dieser Fund überregionales Aufsehen erregt, zeigt sich, wie tief Vorurteile und Machtmissbrauch in der Gesellschaft verankert wird. Die Protagonistin ist es letztendlich, welche am schonungslosesten mit dieser bitteren Realität konfrontiert wird und die der bis in die Neuzeit reichenden Ausstrahlung von Vlad (Dracula) dem Pfähler am nächsten kommt.
Genau dieser Dracula und die vermutete (und angekündigte) Vampirgeschichte ist leider nicht so spannend und gruselig, wie erwartet. So sehr die gesellschaftlichen Abgründe und Schilderungen der Pfählungen aufwühlen, so wenig hat mich der Fürst der Finsternis beeindrucken können, was leider sehr schade ist.

Meine Empfehlung:
Bildgewaltig, manchmal brutal und immer wieder sehr unterhaltsam? Auf jeden Fall. So richtig gruselig wird es aber nie und die zwar gekonnt zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmende Vampirthematik hat mir leider insgesamt zu wenig Hand und Fuss (respektive Biss ). Dennoch empfinde ich das Buch als sehr lesenswert und empfehle es gerne weiter.

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