Cover-Bild Räuber
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blessing
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 544
  • Ersterscheinung: 08.03.2021
  • ISBN: 9783896676788
Eva Ladipo

Räuber

Roman
Wem gehört die Stadt?

Als die Sozialwohnung verkauft wird, in der er mit seiner Mutter lebt, weiß Olli Leber, was das zu bedeuten hat: Menschen wie er haben kein Recht mehr auf ein Leben im Zentrum Berlins. Doch der junge Bauarbeiter will sich nicht stillschweigend entsorgen lassen und bläst zum Gegenangriff.

In Amelie Warlimont findet Olli eine unverhoffte Mitstreiterin, denn die bekannte Journalistin hat alte Rechnungen zu begleichen und ihre eigenen Gründe, sich von der Stadt verraten zu fühlen. Gemeinsam ziehen die beiden in einen Kampf um Gerechtigkeit. Ein Kampf, der immer mehr außer Kontrolle gerät.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2021

Die eigenen 4 Wände müssen bezahlbar bleiben!

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Als ich die letzte Seite gelesen habe und mir innerlich schon ein sehr gutes Urteil über den Roman zurechtfrikelte, da kam auch Verwunderung hoch. Denn, der Roman ist im März erschienen und hat noch keine ...

Als ich die letzte Seite gelesen habe und mir innerlich schon ein sehr gutes Urteil über den Roman zurechtfrikelte, da kam auch Verwunderung hoch. Denn, der Roman ist im März erschienen und hat noch keine Lawine ausgelöst! Warum nicht? Eva Ladipo hat mit „Räuber“ einen so aktuellen und packenden Roman geschrieben, dass sucht momentan in der deutschen Literatur seinesgleichen aus meiner Sicht!
Wer über das russische Steuersystem promovieren kann, ist scheinbar hochqualifiziert ein so komplexes Thema wie das Recht auf Wohnen in einen unterhaltsamen, spannenden, gar lustigen Roman zu packen.
Die Geschichte spielt mitten in Berlin und zeigt die Misere auf, die viele umtreibt: der vernachlässigte Sozialbau und die Gentrifizierung, durch die viele weniger Gutverdienende aus ihren eigenen Stadtvierteln vertrieben werden. In „Räuber“ treffen wir auf Olli Leber von Beruf Bauarbeiter und nun auch noch bald verstoßen aus den eigenen 4 Wänden. Dieser tut sich mit der Journalistin Amelie Warlimont zusammen, die diesen Ausverkauf der Menschlichkeit schon länger als Thema umtreibt und auch als Mutter zweier Kinder hier einen anderen Blickwinkel hat. Außerdem mischt Falk Hagen mit, der alternde Finanzsenator Berlins. Diese drei Wege kreuzen sich wegen des Verkaufs von sozialem Wohnraum an einen europäischen Immobilienkonzern und entwickelt sich zu einem richtigen Krimi! Die Charaktere sind rund ausgestaltet und besonders überzeugt hat mich, dass es keine Schwarz-Weiß-Figuren gibt. Nicht die Immobilienbranche auf der einen und die armen Mittellosen auf der anderen Seite. Die Protagonisten sind gut gewählt und geben dem Stoff eine fiktive, aber sehr lebendige Bühne um das Thema der Wohnungsnot plastisch zu machen.
Wer mit dem etwas dickeren Werk hadert, keine Sorge! Die über 500 Seiten lesen sich schnell weg und als Lesende:r sollte man froh sein, dass Eva Ladipo nicht weniger kluge und unterhaltsame Seiten zu Papier gebracht hat!
Natürlich ist Berlin hier ein zentrales Thema, deshalb spricht das Buch sicher die Berliner und die, die es werden wollen besonders an, aber auch allen anderen Großstädtern sei dieses Buch ans Herz gelegt. Denn Berlin steht hier exemplarisch für alle großen Städte in Deutschland, das Problem ist ein bundesweites.
Eva Ladipo ist eine Autorin, der ich einen riesigen Erfolg mit diesem Werk wünsche und die ich im Auge behalte. Mögen noch viele tolle Bücher aus ihrer Feder folgen.

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Kreativ und wichtig

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Oli ist 25 Jahre alt und wohnt bei seiner Mutter die Hartz 4-Empfängerin ist. Da sein Vater einen schweren Unfall auf dem Bau hatte, hat Oli seine Ausbildung abbrechen und selbst am Bau anheuern müssen, ...

Oli ist 25 Jahre alt und wohnt bei seiner Mutter die Hartz 4-Empfängerin ist. Da sein Vater einen schweren Unfall auf dem Bau hatte, hat Oli seine Ausbildung abbrechen und selbst am Bau anheuern müssen, um die Fixkosten der Familie tragen zu können.

Amelie ist eine gut situierte Journalistin, derzeit mit ihren zwei kleinen Mädchen in Elternzeit, verheiratet und sucht nach neuen Herausforderungen. Als die ehemalige Sozialwohnung von Olis Mutter dann an eine neue Immoblienfirma verkauft wird und sich abzeichnet, dass die derzeitigen Mieter aus dieser vertrieben werden sollen, wollen Oli und Amelie gemeinsam gegen die Ungerechtigkeiten vorgehen.

Die Sprache dieses Buchs ist angenehm sowie einfach und klar gehalten, was aus meiner Sicht perfekt zu einem so aktuellen, modernen Buch passt. Die Charaktere gefallen mir sehr gut und konnte ich mich sehr schnell in alle diese hineinversetzen. Auch deren Handlungen sind für mich authentisch und nachvollziehbar und sind alle Personen trotz der Vielzahl für mich greifbar. Es wird in der dritten Person erzählt und wir begleiten als Leser immer im Wechsel was verschiedene Personen erleben. Dieser Erzählform finde ich gut gewählt und hat sie in diesem doch umfangreichen Buch für mich Sinn gemacht, da man somit das Gefühl hat, alles mitverfolgen zu können.

Die Geschichte selbst hat mich auch vollkommen überzeugt. Ich finde, dass die Thematik nicht unbedingt eine typische Romanhandlung ist und das Thema Gentrifizierung eher im Journalismus zur Sprache kommt. Aber gerade den Umstand, dass es hier in einem Roman verpackt wurde, finde ich toll und wichtig. Auch die Aspekte, die bei diesem Thema doch eher trocken und theoretisch sind, sind gut aufgearbeitet und für den Leser ohne Anstrengung zu erfassen. So wird man als Leser zum Denken angeregt und trotzdem gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Wichtiges Thema!

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Olli Leber wohnt mit seiner arbeitslosen Mutter in einer Sozialwohnung am Rand von Berlin. Die Familie hat eine Reihe von Schicksalsschlägen hinter sich. Sie wurden ein ums andere Mal aus ihren Wohnungen ...

Olli Leber wohnt mit seiner arbeitslosen Mutter in einer Sozialwohnung am Rand von Berlin. Die Familie hat eine Reihe von Schicksalsschlägen hinter sich. Sie wurden ein ums andere Mal aus ihren Wohnungen verdrängt, der Vater hatte einen schweren Arbeitsunfall, an dessen Folgen er gestorben ist und Olli musste seine Ausbildung abbrechen, um für sich und seine Mutter sorgen zu können. Nun soll auch noch ihre Wohnsiedlung an eine Wohnungsbaugesellschaft verkauft werden, doch Olli will nicht wieder vertrieben werden. Als er erfährt, dass es ein Vorkaufsrecht für Mieter gibt, beginnt er, sich zu wehren.

Man könnte der Autorin vorwerfen, dass manche Wendungen und Zufälle in der Handlung und manche Verknüpfungen unter den Charakteren zu konstruiert wirken und sehr zielführend sind. Allerdings hatte ich nie das Gefühl, dass diese Konstruiertheit die Aussagen des Romans in den Hintergrund rückt. Ganz im Gegenteil ist es Ladipo mit diesem Roman gelungen, eines der wichtigsten und drängendsten gesellschaftspolitischen Probleme unserer Zeit in seiner Vielschichtigkeit zu erfassen: die Gentrifizierung. Durch drei Handlungsstränge treten Stimmen und Personen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten in die Handlung ein: Da ist Olli, der Bauarbeiter, der sich und seine Mutter gerade so über Wasser hält und dessen Leben von Chancenlosigkeit geprägt ist. Dann ist da Amelie, eine Journalistin und junge Mutter, die sich Vorwürfe macht, weil sie das Problem der Verdrängung als Journalistin ernster hätte nehmen müssen. Und schließlich Falk Hagen, der Ex-Finanzsenator von Berlin, der systematisch Sozialwohnungen an Fonds und Banken verkauft hat.

Neben der Gentrifizierung kommen auch andere Aspekte zur Sprache, wie z.B. die Ohnmacht derjenigen, die sich nicht zu wehren wissen gegen ein System, hinter dem Anwälte, Politik und Kapital stehen. Oder die soziale Unterdrückung und Hierarchisierung, die durch Sprache hergestellt werden und schließlich die körperlich schwere und gefährliche Arbeit der Bauarbeiter, die Wohnungen bauen und sanieren, die sie sich selbst niemals werden leisten können und die ihre eigene Verdrängung bedeuten.

Mit ihrer Zeitkritik sichert sich Eva Ladipo einen Platz unter einer Gruppe von zeitgenössischen deutschen Autorinnen, zu der z.B. auch Anke Stelling, Silke Scheuermann und Iris Hanika gehören, in deren Werken der Leser mit gesellschaftlichen Missständen konfrontiert wird.

Räuber ist ein lesenswerter Roman, der denjenigen eine literarische Stimme verleiht, für die Wohnen mit Unsicherheit verbunden ist.

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Gentrifizierung und Mut für das Prekariat

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Drei Perspektiven (und vereinzelt kleine Einblicke einiger Nebenfiguren) von drei verschiedenen Personen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Sie kommen aus verschiedenen Ecken Berlins, haben nicht ...

Drei Perspektiven (und vereinzelt kleine Einblicke einiger Nebenfiguren) von drei verschiedenen Personen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Sie kommen aus verschiedenen Ecken Berlins, haben nicht nur einen anderen Hintergrund was Status und Job angeht, sondern auch in Ambitionen und Attitüde sind sie weit auseinander. Und doch treffen sie früher oder später aufeinander.

Olli ist Bauarbeiter ohne akademischen Hintergrund und kurz davor aus der Sozialwohnung getrieben zu werden, die er sich mit seiner Mutter teilt. Amelie ist Mutter und Journalistin, die sich Vorwürfe macht, in ihrem Beruf nicht genug für die Gesellschaft zu getan zu haben. Frank Hagen, Ex-Finanzsenator, lebt auf großem Fuß, indem er mit Immobilien handelt und damit die Schere zwischen Arm und Reich weitet.

Räuber ist ein wirklich gelungener Roman über die Gentrifizierung und die Verzweiflung und Hilflosigkeit des Prekariat. Verachtend angesehen und ohne große Chancen, erschlagen von unverständlicher Bürokratie und die fehlende Ernsthaftigkeit, mit denen die Probleme der Menschen entgegengenommen werden, wird sich hier gesellschaftskritisch auseinandergesetzt. Wie es dazu kommen konnte und wie es weiter aussehen mag, wenn die Immobilienwelt die Mietpreise weiter ansteigen lässt, und welche Auswirkungen die Verdrängung von finanziell ärmeren Menschen aus der Stadt für die Gesellschaft bedeutet, greift die Autorin hervorragend durch klug gewählte Sprache der verschiedenen Charaktere auf. Wir erfahren von Realitäten von denen weggesehen wird, von kapitalistischen Entscheidungen der Politik und damit resultierende weitere Nachteile für das Prekariat. Hierarchien und Ansehen werden weiterhin unterstützt, während die sozial Benachteiligten weiter leiden und sich nicht mehr zu helfen wissen. Systematisch werden Menschen verdrängt, die gerade am nötigsten eine Stütze brauchen.

Die Autorin begeistert mit angemessenem Humor und Biss, einer spitzen Zunge und literarisch eine Empfehlung meinerseits ist. Es werden politische Themen durch ausgearbeitete Charakterentwicklungen näher gebracht und kritisch beleuchtet, ohne dass es langweilig wurde. Authentische Stimmen wird hier eine Bühne gegeben, wo Unsicherheiten und Ängste wahrgenommen werden. Gerne mehr davon für die zeitgenössische Deutsche Literaturwelt!

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Brisantes Thema leidenschaftlich aufbereitet

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In Eva Ladipos "Räuber" kämpfen zwei unterschiedliche Charaktere gemeinsam um ein und dasselbe Ziel: es gilt ein Gebäude mit Sozialwohnungen zu retten, die an eine Wohnungsgesellschaft verkauft wurde und ...

In Eva Ladipos "Räuber" kämpfen zwei unterschiedliche Charaktere gemeinsam um ein und dasselbe Ziel: es gilt ein Gebäude mit Sozialwohnungen zu retten, die an eine Wohnungsgesellschaft verkauft wurde und es abreissen lassen will.
Olli Leber, der Bauarbeiter, der sein und das Zuhause seiner Mutter retten möchte bekommt unerwartet Hilfe von der bessergestellten Journalistin Amelie Warlimont, die gerade mit persönlichen Problemen kämpft und sich in ihrer beruflichen Ehre gepackt fühlt und helfen möchte.

Das Buch spiegelt die Kluft zwischen Arm und Reich und die Knappheit des Immobilienmarktes wieder. Im Zentrum steht dabei Berlin - Wohnraum ist hart umkämpft, Mieten werden erhöht, die angestammte ärmere Bevölkerung wird verdrängt.
Eva Ladipo trifft damit den Nerv der Zeit. Der Roman ist inhaltlich gut aufbereitet und ausreichend recherchiert.

Anfangs habe ich aufgrund des eher etwas unspannenderen Themas etwas gebraucht um mich einzulesen, jedoch hat mich das Buch schnell in den Bann gezogen und weiteren Verlauf wurde durchaus Spannung aufgebaut. Die Autorin schafft dies hauptsächlich durch die beiden Hauptfiguren, deren Leben wir geschildert bekommen.
Beide grundverschieden mit unterschiedlichen Beweggründen und dennoch sehr authentisch und voller Temperament.
Beide Charaktere sind sehr symphatisch und man möchte mehr erfahren.
Im gemeinsamen Kampf werden Wege erschlossen, die man als Leser nicht vorab erahnen kann.

Nicht sonderlich gefallen hat mir das rapide, offene Ende, da vorallem die persönliche Geschichte zwischen Olli und Amelie nicht klärend abgeschlossen wird.

Das war aber auch das Einzige, was mich an dem Buch gestört hat. Ich fühlte mich gut unterhalten und das Buch regt durchaus zum Nachdenken an. Ein aktuelles Thema mit Brisanz.

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