Cover-Bild Der namenlose Tag
19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Kriminalromane und Mystery
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 301
  • Ersterscheinung: 08.08.2015
  • ISBN: 9783518424872
Friedrich Ani

Der namenlose Tag

Roman

Kommissar Franck: der unkonventionelle Ermittler der neuen Reihe von Friedrich Ani

Kriminalhauptkommissar Jakob Franck ist seit zwei Monaten im Ruhestand und glaubt nun, ein Leben jenseits der Toten beginnen zu können. Vor zwanzig Jahren hatte er sieben Stunden, ohne ein Wort zu sagen, der Mutter einer toten Siebzehnjährigen beigestanden.

Jetzt wird der Kommissar von dieser Konstellation eingeholt: Ludwig Winther tritt mit ihm in Kontakt; er ist der Vater des jungen Mädchens und Ehemann jener Frau, der Franck so viel Aufmerksamkeit widmete.

Zwanzig Jahre sind vergangen, und der Vater glaubt noch immer nicht an den – laut polizeilichem Untersuchungsergebnis eindeutig feststehenden – Selbstmord der Tochter durch Erhängen: Seiner Meinung nach kann es sich nur um Mord handeln.

Ex-Kommissar Jakob Franck macht sich also daran, die näheren Umstände ihres Todes aufzuklären, »einen toten Fall zum Leben zu erwecken«. Jakob Franck folgt dabei seiner ureigenen Methode, der »Gedankenfühligkeit«.Diese ist unnachahmlich und unübertroffen bei der Lösung der kompliziertesten und überraschendsten Fälle.

Mit diesem Roman startet eine Reihe um Ex-Kommissar Jakob Franck. Friedrich Ani und seine Kunst der Konstruktion gewöhnlich-außergewöhnlicher Kriminalistikrätsel; Friedrich Ani und seine Sprache, die vom Tod auf das Leben melancholisch gelöste Perspektiven wirft − Friedrich Ani und seine Kunst erreichen in seinem neuen Roman unvorhersehbare Dimensionen.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2017

Der namenlose Tag

0

Der pensionierte Kommissar Franck erhält Besuch von Ludwig Winther, einem Mann, dessen Tochter sich vor 20 Jahren augenscheinlich erhängt hat. Der Vater des Mädchens wird seit dem Tod seiner Tochter von ...

Der pensionierte Kommissar Franck erhält Besuch von Ludwig Winther, einem Mann, dessen Tochter sich vor 20 Jahren augenscheinlich erhängt hat. Der Vater des Mädchens wird seit dem Tod seiner Tochter von dem Verdacht geplagt, dass sie sich nicht erhängte, sondern dass eventuell jemand nachgeholfen hatte. Der Kommissar, der während seiner Arbeit die unangenehme Aufgabe freiwillig übernahm, die seine Kollegen immer scheuten, nämlich zu den Angehörigen zu gehen und ihnen die Nachricht des Todes zu überbringen und volle 7 Stunden bei der trauernden Mutter blieb, fühlt sich bei seiner Ermittlerehre gepackt und beginnt den Fall neu aufzurollen.
Im Rahmen dieser Ermittlungen gräbt der Kommissar sich mit Beharrlichkeit und sehr viel Empathie durch das Schweigen, Misstrauen und die Vermutungen die diesen Fall umgeben. Es ist erstaunlich wie der Autor es schafft, mit einer an Zeitlupe erinnernden Langsamkeit den Leser in seinen Bann zu ziehen. Der Kommissar besitzt die Gabe, den Menschen die Informationen zu entlocken, ohne den Respekt zu verlieren und lernt dabei durchaus noch so einiges über sich selbst. Die Menschen öffnen sich ihm gegenüber und es finden sehr ruhige und intensive Begegnungen statt. Der Autor offenbart einen sehr detaillierten Blick in die Welt von „ganz normalen Menschen“ und ihren oft vorhandenen Lebenslügen. Und die eine oder andere „Lebensweisheit“, die so zwischen den Zeilen durchsickert, kann durchaus eine Anregung für den Leser sein, manche Dinge in seinem eigenen Leben zu überdenken.
Die Auflösung des „Falls“, die hier natürlich nicht verraten wird, gerät zur Nebensache.

Fazit: Ein Buch, das tiefe Einblicke in die Natur des Menschen vermittelt, geschrieben in einer ruhigen, eindringlichen und sehr berührenden Art und Weise, wenn man sich darauf einlassen kann.

Wer hier Action, Spannung oder irgendwelche perfiden Mordpläne und Verwicklungen erwartet, ist definitiv an der falschen Adresse.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der namenlose Tag

0

Kriminalhauptkommissar Franck ist seit kurzem im Ruhestand. Doch noch kann er von den Toten nicht lassen. Na ja, vielleicht könnte er schon, wenn nicht Ludwig Winther bei ihm aufgetaucht wäre. Der Vater ...

Kriminalhauptkommissar Franck ist seit kurzem im Ruhestand. Doch noch kann er von den Toten nicht lassen. Na ja, vielleicht könnte er schon, wenn nicht Ludwig Winther bei ihm aufgetaucht wäre. Der Vater einer Selbstmörderin glaubt auch noch nach zwanzig Jahren, dass seine Tochter Opfer eines Verbrechens geworden ist. Sein Leben liegt seit den damaligen Geschehnissen in Trümmern, seine Ehe zerbrach an den Ereignissen, seine Frau folgte der Tochter auf den Friedhof, der Hang zum Alkohol setzte Ludwig Winther zu.

Franck hatte der Familie damals die Todesnachricht überbracht und der Mutter sieben Stunden lang beigestanden. So was vergisst man nicht. Schon gar nicht dieser Hauptkommissar, ein großer Zuhörer und Menschenfreund. Einer der sich beharrlich und behutsam in die Vergangenheit seines Gegenübers einfühlt und Seelen öffnet, ohne anbiedernd zu sein. Es sind die leisen Töne, die diesen Roman ausmachen. Wer temporeiche Spannung und außergewöhnlich grausame Psychopathen als Täter sucht ist mit dem Buch nicht gut bedient. Ani ist ein Erzähler des Alltäglichen. Es könnte die Familie deines Nachbarn sein über die er erzählt, fiel mir beim Lesen spontan ein. Meisterlich wie er den kleinbürgerlichen Mief jahrzehntelanger Trauerverarbeitung Schicht um Schicht abträgt und nur Sprachlosigkeit und Stumpfsinn generationsübergreifend übrig bleiben.

Bier, Schnaps und Wein lassen manch Verzweifelten aus dem Leim gehen und spenden den Versagens geplagten Trost. Schweigen ist auch eine Antwort. Mehr als einmal löst König Alkohol für Franck die Zungen. Kein Wunder in diesem deprimierenden Vorstadtkosmos, von Ani treffend gezeichnet. Mich hat der Roman von der ersten Seite an überzeugt. Die grandiose Schlichtheit der Geschichte, die sattelfeste Konstruktion, eine Erzählweise für die Friedrich Ani im Marketingsprech den Titel „Alleinstellungsmerkmal“ beanspruchen dürfte, so eigen und einzigartig ist sein Stil, wobei er drei oder vier Mal sprachlich über das Ziel hinaus geschossen ist. Keine Ahnung, was er mir mit manchen Vergleichen sagen will. Dem gegenüber stehen aber im Dutzend wunderbare kleine Weisheiten, radikale Einsichten und geniale Beobachtungen, geschrieben von einem Großen seiner Zunft. Denn wer sonst könnte ein derart kleinkariertes Milieu, in einen funkelnden Literaturdiamanten verwandeln?

Veröffentlicht am 21.10.2018

Ein ungewöhnlicher Ermittler

0

Schon auf der Rückseite des Buches steht es, dass es sich bei Jakob Franck um einen unkonventionellen Ermittler handelt und so ist es auch. Der ehemalige Kommissar ist seit einigen Monaten im Ruhestand, ...

Schon auf der Rückseite des Buches steht es, dass es sich bei Jakob Franck um einen unkonventionellen Ermittler handelt und so ist es auch. Der ehemalige Kommissar ist seit einigen Monaten im Ruhestand, als sich der Vater eines Mädchens, das als siebzehnjährige Selbstmord begangen hat, bei ihm meldet. Er ist davon überzeugt, dass seine Tochter vor über zwanzig Jahren ermordet wurde und sich nicht selber dazu entschieden hat, sich an diesem Baum aufzuhängen. Und so wendet er sich an den Mann, der damals seiner Frau die Nachricht vom Tod der Tochter überbracht hat.

Jakob Franck erinnert sich noch gut an den Moment, als er der Frau die Nachricht überbracht hat. Sie klammerte sich an ihn und wollte von ihm mehrfach hören, dass es nicht wahr sei. Als sie die Umklammerung löste, hatte er sie stundenlang festgehalten. So etwas ist ihm bisher noch nie passiert und er fragt sich immer wieder, wie es dazu kam, dass diese Grenze überschritten wurde. Seine Aufgabe war es, die schlechten Botschaften zu übermitteln, auch wenn er mit den Ermittlungen nichts zu tun hatte. So war es auch im Fall von Esther, dass seine Kollegen die Ermittlungen führten und zu dem Schluss kamen, dass es Selbstmord war, wenn auch nicht ganz auszuschließen war, dass ein Fremdverschulden vorlag.

Der Ex-Kommissar nimmt die Aufgabe an und spricht noch einmal mit den Menschen, die Esther gekannt haben. Das ist nach der langen Zeit, die inzwischen verstrichen ist, natürlich nicht ganz einfach, weil die Erinnerungen verblassen. Aber trotzdem lässt er sich nicht aufhalten und ermittelt weiter. Am Ende zeigt sich dann ein Bild, wie es gewesen ist und das kommt dann schon überraschend.

Mir hat das Buch gut gefallen. Einige Wiederholungen hat es schon, weil immer wieder auf die stundenlange Umarmung von Esthers Mutter eingegangen wird. Auch die Tatsache, dass Franck immer für das Überbringen der schlechten Botschaften zuständig war, wird öfter im Buch erwähnt. Aber ich empfand das als dazu gehörig und kann nicht sagen, dass ich es als Längen im Buch empfand. Dadurch, dass der Fall schon so lange Zeit zurück lag, war es vielleicht nicht ganz so fesselnd wie ein Krimi mit einem Fall, der aktuell ist, aber trotzdem fand ich das Buch dauerhaft spannend.

Mir gefiel die Art von Jakob Franck bei seinen Ermittlungen sehr gut. Intuitiv hat er erkannt, wann jemand die Unwahrheit sagte oder etwas verschwieg. Trotzdem war er bei den Befragungen der Zeugen immer sehr ruhig und darauf bedacht, dass sie auch bei scheinbar unwichtigen Erinnerungen in ihrem Oberstübchen kramten und diese erzählten. Allgemein kann ich sagen, dass mir das Buch sehr gut gefiel und ich mir weitere Fälle wünschen würde, bei denen der ehemalige Kommissar zu Rate gezogen wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der namenlose Tag

0

Das Cover des Buches wirkt interessant und spannend. Es ist ganz in Schwarz – Weiß gehalten,
Dies war mein erstes Buch von Friedrich Ani. Der Schreibstil ist sehr schön und angenehm zu lesen. ...

Das Cover des Buches wirkt interessant und spannend. Es ist ganz in Schwarz – Weiß gehalten,
Dies war mein erstes Buch von Friedrich Ani. Der Schreibstil ist sehr schön und angenehm zu lesen. Wobei immer wieder sehr lange und verschachtelte Sätze vorkommen.
Die Geschichte erzählt von einem Vater, dessen Tochter sich vor über zwanzig Jahren erhängt hat. Er ist davon überzeugt, dass es sich nicht um einen Selbstmord, sondern um einen Mord gehandelt hat.
So sucht er den damaligen Ermittler, Hauptkommisar Jakob Franck auf, um ihn zu bitten, den Fall wieder aufzunehmen. Franck hatte damals seiner Frau die Todesnachricht überbracht und sie über sieben Stunden in den Armen gehalten.
Bei der Wiederaufrollung des Falls findet Franck viele Ungereimtheiten im Umfeld und der Familie der Toten.
Leider konnte mich das Buch nicht vollkommen überzeugen. Teilweise waren die Handlungen und Sprünge etwas undurchsichtig, so dass man sie auch nicht in Verbindung mit dem restlichen Buch bringen konnte. Auch das „ Festhalten über sieben Stunden“ wurde meines Erachtens etwas zu oft erwähnt und zu stark ausgebaut.
An manchen Stellen fehlte schlichtweg die Spannung, Es ist sehr anstrengend am Buch dran zu bleiben.
Ein verbesserungsfähiges Buch mit Potential und guten Ideen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Verbrechen an der Wahrheit

0

Der Inhalt dieses Kriminalromans ist so melancholisch, freud- und farblos, wie sein Cover. In Anis Büchern herrscht zwar immer eine gewisse Melancholie und Schwere, aber in diesem Exemplar ist ja so gut ...

Der Inhalt dieses Kriminalromans ist so melancholisch, freud- und farblos, wie sein Cover. In Anis Büchern herrscht zwar immer eine gewisse Melancholie und Schwere, aber in diesem Exemplar ist ja so gut wie jede Aussage einfach nur trist und negativ beschwerlich geprägt. Das war auch der Grund, warum mir das Abtauchen in die Geschichte keine wirkliche Freude bereitet hat. Hie und da mal ein sarkastischer Gedanke hätte dem Ganzen sicher nicht geschadet, ganz im Gegenteil: das wäre bestimmt eine Auflockerung gewesen und hätte vielleicht ein wenig mehr Lesevergnügen beschert, aber so ganz ohne Positivität hat sich die Begeisterung bei mir eher in Grenzen gehalten.

~ »Mein Leben war kaputt, und wenn das Leben kaputt ist, geht man selber auch kaputt.« ~
(S. 20)

Was soll ich zu den Charakteren sagen? Der pensionierte Kommissar Jakob Franck ist ein seit 20 Jahren allein lebender, geschiedener, schweigsamer Mann, der, so hatte ich das Gefühl, den ganzen Tag damit beschäftigt ist, seine Gedanken zu ordnen und nachzudenken. Für mich war Franck weder besonders sympathisch, noch unsympathisch. Eher langweilig. Ja, langweilig trifft es ganz gut. Ein ganz und gar farbloser Typ, der scheinbar aber auch nicht davor zurückschreckt, eine Frau, der er eine Todesnachricht überbringen musste, für mehrere Stunden fast reglos zu umarmen. Dieses Verhalten war aber leider auch das einzige, das halbwegs interessant an ihm war.
Gar nicht verstanden habe ich Ludwig Winther. - Warum kommt er erst ganze 20 Jahre später drauf, den Selbstmord seiner Tochter neu aufrollen lassen zu wollen? Eine Erklärung dafür konnte ich bis zum Schluss nicht herauslesen.

In diesem Buch wurde mir allgemein viel zu viel geschwiegen. Es wurde zu viel verschwiegen, was schon vor Jahren hätte gesagt werden sollen und den Protagonisten evtl. Erleichterung verschafft hätte. Aber da sieht man mal wieder, was dieses Nichtreden über schwierige Dinge/Situationen bewirken kann: Depressivität, Passivität, Misstrauen und Griesgrämigkeit. Vor allem aber lässt das Schweigen sehr viel Raum für Fantasie und andere Hirngespinste offen.

~ Manche Menschen wollen nicht erkannt werden; wir sitzen ihnen gegenüber und glauben sie zu kennen, aber wir sehen nur das, was sie anhaben, und hören nur das, was sie sagen, wir haben keine Ahnung, wie sie nackt aussehen oder ob sie weinen, wenn sie allein sind. Wir lassen uns nur allzu gern täuschen; ~
(S. 257/258)

Mir ist es auch so vorgekommen, als würde in den Ermittlungen nichts weitergehen, weil keiner mit Franck offen, ehrlich und vollständig reden wollte oder konnte. - Das fand ich so anstrengend und teilweise richtig nervtötend.
Die Handlung war in meinen Augen also eher lahm - nicht zuletzt, weil diese sich hauptsächlich gedanklich oder in Gesprächen (mit Angehörigen der erhängten Esther) in irgendwelchen Cafés oder Restaurants abgespielt hat.

Der namenlose Tag, mein neuntes Buch von Friedrich Ani, war eine kleine Enttäuschung für mich, da habe ich schon weitaus Rasanteres und vor allem Interessanteres vom Autor gelesen.
Ich frage mich jetzt natürlich auch, weil dieses Buch hier ja den Auftakt einer Reihe darstellen soll, ob Jakob Franck in weiterer Folge nun tatsächlich dauernd von jemandem kontaktiert wird, der möchte, dass er einen Fall für ihn löst bzw. ob der pensionierte Kommissar sich in Zukunft einfach in irgendwelche momentanen Ermittlungen einmischen wird?
Ich möchte der Reihe, obwohl ich meine Kritikpunkte zu diesem Buch schon als sehr groß empfinde, trotzdem eine Chance geben, denn von Ani bin ich normalerweise wirklich Besseres gewohnt.