Eden
Mit „Eden“ legt Jan Costin Wagner einen Roman vor, der lange nachhallt. Feinfühlig, sprachlich präzise und von großer emotionaler Wucht erzählt er die Geschichte einer Familie, deren Leben durch einen ...
Mit „Eden“ legt Jan Costin Wagner einen Roman vor, der lange nachhallt. Feinfühlig, sprachlich präzise und von großer emotionaler Wucht erzählt er die Geschichte einer Familie, deren Leben durch einen einzigen Moment unwiderruflich aus den Fugen gerät und verbindet dieses persönliche Schicksal meisterhaft mit den Rissen einer auseinanderdriftenden Gesellschaft.
Ausgehend von der warmen, lebensbejahenden Figur Sofie entsteht zunächst das Bild einer liebevollen, stabilen Familie. Umso erschütternder wirkt der Anschlag, der Sofie das Leben kostet und ihre Eltern in eine existenzielle Leere stürzt. Wagner beschreibt diese Trauer ohne Pathos, aber mit großer Eindringlichkeit: die Sprachlosigkeit, das Auseinanderbrechen der Ehe, das Ringen um Halt in einer Welt, die plötzlich keinen Sinn mehr ergibt.
Besonders stark ist der gesellschaftliche Blick des Romans. Das private Unglück wird politisch instrumentalisiert, Fronten verhärten sich, und die Kälte öffentlicher Debatten steht in scharfem Kontrast zur inneren Verzweiflung der Betroffenen. In Markus’ Entscheidung, das Gespräch zu suchen und sogar der Familie des Täters zu begegnen, liegt eine leise, mutige Hoffnung. Kein billiger Trost, sondern ein zutiefst menschlicher Versuch, dem Hass etwas entgegenzusetzen.
„Eden“ ist kein leichter Roman, aber ein wichtiger. Er fordert Empathie, Nachdenken und Aushalten ein und belohnt mit einer Geschichte, die berührt, verstört und zugleich Hoffnung auf Menschlichkeit bewahrt.