Cover-Bild Sofies Welt
28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 624
  • Ersterscheinung: 05.08.1993
  • ISBN: 9783446173477
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Jostein Gaarder

Sofies Welt

Roman über die Geschichte der Philosophie
Gabriele Haefs (Übersetzer)

Ein Roman über zwei ungleiche Mädchen und einen geheimnisvollen Briefeschreiber, ein Kriminal- und Abenteuerroman des Denkens, ein geistreiches und witziges Buch, ein großes Lesevergnügen und zu allem eine Geschichte der Philosophie von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ausgezeichnet mit dem Jugendliteraturpreis 1994. Bis zum Sommer 1998 wurde Sofies Welt 2 Millionen mal verkauft.
DEUTSCHER JUGENDLITERATURPREIS 1994

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2019

Eine spannende Zeitreise durch die Geschichte der Menschheit

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Oft zitiert, preisgekrönt, verfilmt und diskutiert - "Sofies Welt" ist mittlerweile ein echter Klassiker geworden, dem sich meiner Meinung nach jeder Leser mindestens einmal widmen sollte. Fragen wie "Wer ...

Oft zitiert, preisgekrönt, verfilmt und diskutiert - "Sofies Welt" ist mittlerweile ein echter Klassiker geworden, dem sich meiner Meinung nach jeder Leser mindestens einmal widmen sollte. Fragen wie "Wer bist du?", "Woher kommt die Erde?", "Was ist ein Mensch?", "Was ist wirklich sicher?" oder "Gibt es einen Gott?" wurden durch alle Epochen der Menschheitsgeschichte anders beantwortet und sich heute noch von großer Relevanz - also warum sich nicht auf einen schnellen Crashkurs der Philosophie einlassen und eine erste Annäherung an brillante Denker und schwierige Theorien vornehmen?


"Sie stellte fest, dass man Philosophie im Grunde nicht lernen kann, aber vielleicht, dachte sie, kann man lernen, philosophisch zu denken."


Wer sich auf diesen Roman einlässt, der auf den ersten Blick mit den 600 Seiten und dem ausufernden Sach- und Personenregister am Ende recht sperrig wirkt, wird mit einer spannenden Zeitreise durch die Geschichte der Menschheit mit einem genaueren Blickwinkel auf Denkweisen, Kulturen und Religionen belohnt. Wir lernen nämlich nicht nur das Leben, den Kontext und die Theorien von Denkern wie Parmenides, Heraklit, Demokrit, Sokrates, Aristoteles, Platon, Augustins, Thomas von Aquin, Hobbes, Descartes, Spinoza, Locke, Hume, Berkeley, Kierkegaard, Marx, Darwin oder Freud kennen, sondern reisen auch durch alle Epochen der Menschheitsgeschichte. So kann altes Wissen über die großen Zusammenhänge der Geschichte wieder aufgefrischt und mit neuen Informationen ausgeschmückt werden. Wir befassen uns im Laufe des Romans kurz mit der Antike, dem Mittelalter, der Renaissance, dem Barock mit Reformation und Dreißigjährigem Krieg, der Aufklärung mit Industrialismus, der Romantik und der späte Neuzeit mit neuen technologischen Entwicklungen und Globalisierung.

Der Untertitel "Roman über die Geschichte der Philosophie" und der Klapptext vermitteln den Anspruch, 3000 Jahre Geschichte des Denkens, der Religion und der Wissenschaft verständlich für Jugendliche wie für Erwachsene darzustellen. Ein ganz schön gewagtes Vorhaben - selbst auf 600 Seiten müssen da natürlich Abstriche gemacht, müssen Fokusse gesetzt und komplizierte Schlussfolgerungen an einfachen Beispielen erklärt werden. Wer also durch einen leicht zugänglichen Grundkurs der Philosophie einen groben Eindruck von wichtigen Strömungen von Wissenschaft und Glaube über die Jahrhunderte hinweg erhalten will, wird in diesem Roman viele spannende neue Informationen und Blickweisen erhalten. Durch gut verständliche, eingängige Beispiele werden Zusammenhänge auch Neulingen auf dem Gebiet klargemacht und die sachbuchartigen Info-Abschnitte sind einfach genug um von Kindern und Jugendlichen verstanden werden zu können, aber doch so komplex um Erwachsene zu bereichern.


"Sie selber war einfach nur ein zufälliger Mensch. aber wenn sie ihre historischen Wurzeln kannte, wurde sie etwas weniger zufällig. Sie selber lebte nur wenige Jahre auf diesem Planeten. Aber wenn die Geschichte der Menschheit auch ihre eigene Geschichte war, war sie in gewisser Weise viele tausend Jahre alt."


Wer sich aber gerne tiefgehender mit Theorien befassen möchte oder sich selbst durch die Geschichte philosophieren möchte, sollte sich eher an den ursprünglichen Werken der Denker oder an ausführlicheren Sachbüchern orientieren. Denn wir befassen uns hier leider nur mit einer recht begrenzten Auswahl an Themen und setzen einen klaren Fokus auf die Anfänge der Philosophie und die tragen dabei wie sooft die Brille der europäischen Kultur. Außerdem setzt der Autor großteils einen sehr belehrenden Stil auf, der viele (gerade Erwachsene Leser mit Vorwissen) stören könnte. Das resultiert vor allem daraus, dass die Art und Weise, wie der Autor versucht, die Informationsblöcke aufzulockern nur bedingt funktioniert. An manchen Stellen wirken die Dialoge, zwischen Sofie und ihrem "Lehrer" Alberto Knag, die der Autor nutzt um Informationen zu vermitteln, sehr zäh und trocken, da sich immer wieder dieselbe Phrasen wiederholen und fehlende gedankliche Tiefe aufseiten von Sofie dafür sorgt, dass man den Dialog schnell als Farce entlarven kann. So wiederholen sich ständig bestimmte Phrasen vonseiten Sofies ("Erklären!", "Und das bedeutet?", "Ich verstehe.", "Erzähl.", "Beispiele bitte.", "Mach weiter.", "Ich höre.", "Begriffen."), die wie abgehackte Einwürfe erscheinen, sie aber nicht zu einem wertvollen Gesprächspartner machen. Sie stellt keine wirklichen Fragen, die sich der Leser dann selber für sich beantworten kann sondern fungiert über große Teile des Romans nur als Stichwortgeberin für den Monolog des Lehrers. So erreichen die Theorie-Teile nicht immer die gewünschte gedankliche Tiefe - aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau.


"Im Garten war alles wunderbar klar und still. Die Vögel zwitscherten so energisch, dass Sofie fast lachen musste. Morgentau kullerte von den Grashalmen wie kleine Kristalltropfen. Wieder ging ihr auf, was die Welt für ein unfassbares Wunder ist."


Ein weiterer Kritikpunkt, den man in Bezug auf Sofie anbringen kann ist dass sie über die gesamte Handlung hinweg sehr blass bleibt und der Autor das Identifikationspotential, das er durch seine junge Protagonistin für ebenfalls junge Leser gehabt hätte, verschenkt. An manchen Stellen wirkt sie nicht nur kilometerweit weg sondern auch schlichtweg unsympathisch. Bevor man sich als Leser jedoch über die scheinbar total belanglose Rahmenhandlung ärgern kann, überrascht der Autor mit einer spannenden Wendung, die Sofies Geschichte nicht nur zum Medium sondern auch zum Beispiel für philosophische Probleme und deren Lösung macht. Bald wird klar, dass der Aufbau des Plots mit den zwei ineinander verschachtelten Handlungsebenen voller echter und romantischer Ironie leicht über die banale, oberflächliche Geschichte mit ihren blassen Figuren hinwegtrösten kann. Sieht man großzügig über einige Stellen hinweg, in denen der Autor etwas über das Ziel hinausschießt und konstruiert märchenhaft und übertrieben abstrakt Märchenfiguren auftauchen lässt oder die physikalischen Kräfte außer Kraft setzt, lockert die Rahmenhandlung also den Theorieteil auf und lädt unterhaltsam zum Miträtseln und Mitfiebern bei den großen und kleinen Rätseln unseres Daseins ein.


"Leben und Tod waren zwei Seiten derselben Sache. Man kann nicht erleben, dass man existiert, ohne auch zu erleben, dass man sterben muss, dachte sie. Und es ist genauso unmöglich, darüber nachzudenken, dass man sterben muss, ohne zugleich daran zu denken, wie phantastisch das Leben ist."


Das tatsächliche Ende ist wohl einfach Geschmacksache und auch wenn die Mischung aus Sachbuch und Roman an manchen Stellen etwas unausgegoren wirkt, wird diese Geschichte den Horizont sämtlicher Leser erweitern und zum Sinnieren und Reflektieren anregen.




Fazit:


Eine spannende Zeitreise durch die Geschichte der Menschheit mit einem ganz neuen Blickwinkel auf Denkweisen, Kulturen und Religionen. Eingängige Beispiele, eine unterhaltsame, gut durchdachte Rahmengeschichte und der leichte Erzählton trösten über oberflächliche, blasse Figuren und die doch recht begrenzte Auswahl an Themen hinweg. Zu Recht ein echter Klassiker!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Sofies Welt

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Zu Beginn dieses Buches lernen wir Sofie kennen, die zunächst Briefe mit geheimnisvollen Fragen darin bekommt. Etwa „Wer bist du?“ oder „Woher kommt die Welt?“. Nachdem sich Sofie Gedanken darüber gemacht ...

Zu Beginn dieses Buches lernen wir Sofie kennen, die zunächst Briefe mit geheimnisvollen Fragen darin bekommt. Etwa „Wer bist du?“ oder „Woher kommt die Welt?“. Nachdem sich Sofie Gedanken darüber gemacht hat, bekommt sie beschriebene Bögen, die sie mit auf eine Reise durch die Geschichte der Philosophie nehmen. Auf dieser Reise begegnet sie den verschiedensten Philosophen, die sich zu eben den Fragen in den Briefen Gedanken gemacht haben und darauf ihre persönliche Philosophie begründet hatten.


Dieser erste Teil hat mir sehr gut gefallen. Er ist sowohl spannend als auch lehrreich, denn Sofie ist ein junges Mädchen, dass sich Gedanken zu diesen kontroversen und schwierigen Fragen macht und sich so langsam eine eigene Meinung bildet. Und natürlich nicht nur sie selbst sondern auch der Leser mit ihr zusammen. Schon bald möchte sie herausfinden, wer ihr geheimnisvoller Lehrer ist. Nach und nach kommt es außerdem zu immer mehr seltsamen Zwischenfällen. So bekommt sie zum Beispiel geheimnisvolle Postkarten von einem Major, der seiner Tochter Hilde zum 15. Geburtstag gratuliert. Adressiert sind diese Karten jedoch an Sofie, die zufälligerweise an genau dem gleichen Tag 15 Jahren alt werden soll. Dieser Tag liegt aber noch weit in der Zukunft, wie können sie also am Tage des Geburtstages abgestempelt sein?


Als Sophie dann endlich den geheimnisvollen Philosophielehrer Alberto Knox kennenlernt dreht sich die Geschichte leider. Die Fragen, über die Sofie sich Gedanken machen muss verschwinden ganz und aus den beschriebenen Bögen über die Philosophen werden Dialoge zwischen Sofie und Alberto. Monolog wäre hier aber wohl eher das passendere Wort, denn Alberto referiert einfach seitenlang über den nächsten geschichtlichen Abschnitt, unterbrochen von kurzen Nachfragen wie „Kannst du mir ein Beispiel geben?“ oder „Wirklich?“ von Sofie. Wo ist das schlaue Mädchen, dass sich eigene Gedanken macht hin? Es taucht von hier an leider nur noch sehr selten auf. Albertos ellenlange Vorträge sind somit einfach nur langatmig und dadurch immer weniger interessant. Man könnte genauso einen Wikipedia-Artikel lesen. Ein kritischer Dialog entsteht nur selten.
Sehr schade, denn die unterschiedlichen Denkweisen und Anstöße der Philosophen in der Antike und im Mittelalter finde ich eigentlich sehr faszinierend.


Dazu kommen Lückenfüller wie beispielsweise Dialoge zwischen Sofie und ihrer Mutter, die an Oberflächlichkeit und Banalität nicht zu übertreffen sind. Abschnitte, die man ohne schlechtes Gewissen überspringen kann…schade!


In der zweiten Hälfte des Buches tritt dann auch Hilde auf, was der Geschichte eine interesante Wendung und neue Spannung verleiht. Der Philosophiekurs geht weiter und wir steigen etwas tiefer in die Materie ein. Dieser Teil hat das Buch eindeutig für mich gerettet.


Die Idee dieses Buches, nämlich jungen Menschen Kenntnisse über Philosophie zu vermitteln finde ich großartig. Ich habe mir allerdings mehr Denkanstöße erhofft und vor allem die erste Hälfte zieht sich viel zu sehr. Und einem Buch, bei dem ich erst 300 Seiten lesen muss um zum interessanten Teil zu kommen kann ich leider keine gute Bewertung geben.