Cover-Bild Die Tasche
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Der Audio Verlag
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Ersterscheinung: 12.09.2024
  • ISBN: 9783742433008
  • Empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Kornelia Wald, Houssein Kahin

Die Tasche

Ungekürzte szenische Lesung mit Luise von Finckh, Max Hegewald, Mo Issa und Via Jikeli (1 mp3-CD)
Mo Issa (Sprecher), Max Hegewald (Sprecher), Via Jikeli (Sprecher), Luise von Finckh (Sprecher), Carla Nagel (Illustrator)

Wenn es eine Sache gibt, die Mohammed nicht machen möchte, dann ist es als Vorzeigeschüler den Integrationspreis stellvertretend für seine Schule entgegenzunehmen. Der Preis ist für ihn eine Lachnummer. Aus diesem Grund haben er und seine Freunde andere Pläne für diesen Tag. Weil Mohammed aber eine Sporttasche in der Aula liegen gelassen hat, taucht er während der Verleihung in der Schule auf. Und der Tag, der für die Schule ein Festtag werden sollte, wird zur Katastrophe. Die fulminante Entdeckung: der Vielfalter-Gewinner in der Kategorie »Unveröffentlichtes Manuskript« – jetzt als ungekürzte szenische Lesung!

Ungekürzte szenische Lesung mit Musik mit Mo Issa, Max Hegewald, Via Jikeli, Luise von Finckh
1 mp3-CD | ca. 4 h 21 min

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2025

Hochaktuell und unbedingt lesenswert - für Jugendliche und Erwachsene!

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"Wie merkwürdig. Man verbringt jahrelang täglich so viel Zeit im Klassenraum miteinander, dass man fast intuitiv spürt, wenn etwas nicht stimmt - und doch weiß keiner genau, was in den Köpfen und Herzen ...

"Wie merkwürdig. Man verbringt jahrelang täglich so viel Zeit im Klassenraum miteinander, dass man fast intuitiv spürt, wenn etwas nicht stimmt - und doch weiß keiner genau, was in den Köpfen und Herzen der anderen vorgeht."

Auf das Buch „Die Tasche“ von Kornelia Wald und Houssein Kahin bin ich durch eine Empfehlung aufmerksam geworden und bin hierfür sehr dankbar! Auch wenn das Buch offiziell als Jugendbuch eingestuft ist, würde ich es auch Erwachsenen unbedingt ans Herz legen. Es ist ein kluges Buch mit einer wichtigen Botschaft.

Zum Inhalt:
Ein ganz normaler Schultag gerät unerwartet völlig aus den Fugen. Eigentlich soll der 17jährige Mohammed als Vorzeigeschüler im Namen seiner Schule einen Integrationspreis entgegennehmen. Doch aufgrund eines kürzlichen Erlebnisses möchte er diese Ehrung nicht annehmen, da er sie für unehrlich hält. Also plant er gemeinsam mit seinen Freunden, der Preisverleihung fernzubleiben. Dummerweise hat er seine Sporttasche in der Aula vergessen. Also kehrt er zurück, um die Tasche zu holen. Er kann nicht wissen, dass ausgerechnet Emilia, in die er heimlich verknallt ist, einen bösen Plan hat. Und der Tag, der eigentlich ein Grund zum Feiern für die ganze Schule sein sollte, endet in einer Katastrophe.

In diesem Buch werden Themen wie gesellschaftliche Konflikte, Rassismus, Vorurteile, Integration, persönliche Krisen, Freundschaften, Familie geschickt miteinander verbunden, ohne überladen zu wirken.
Sehr gut gefallen hat mir die Erzählweise: Dadurch, dass alles im Rückblick geschildert wird, fügt sich erst nach und nach das ganze Bild zusammen.
Und durch die unterschiedlichen Perspektiven von Jugendlichen, einer Mutter, dem Rektor etc. wird die Spannung aufrechterhalten. Besonders gegen Ende entsteht eine regelrechte Sogwirkung, so dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Das Ende lässt dann einige Fragen offen, was ich zum teil unbefriedigend fand, andererseits regt es so auch stärker zum Nachdenken an und bietet Raum, eigene Antworten auf diese Fragen zu finden.
Obwohl man natürlich als Leserin schon gerne wüsste, was aus den wahren Schuldigen geworden ist. Auch über das jüngste der Opfer hätte ich gerne noch ein paar Worte mehr gelesen.

Dennoch ein wirklich ganz großes Lob an die Autor
innen Kornelia Wald und Houssein Kahin für dieses anspruchsvolle, kluge und hochaktuelle Buch!
Ganz klare Leseempfehlung von mir für Jugendliche ab 12 Jahren und auch für Erwachsene!
Meiner Meinung nach wäre das Buch auch sehr gut als Schullektüre geeignet.

"Dieser Stolz auf die eigene Herkunft. Als hätte man dafür irgendwelche Prüfungen machen müssen. Man kann doch nur stolz auf etwas sein, was man aus eigener Kraft geschafft hat. Man kann es sich nicht selbst aussuchen, wo und von wem man geboren wird. Ein Schicksal, das man erst mal akzeptieren muss. Und dann kann man sich überlegen, was man daraus macht. Ob man bleibt, wo man gelandet ist oder sein Leben selbst in die Hand nimmt."

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Veröffentlicht am 16.03.2025

Der Preis

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Die Schule hat einen Preis für Integration bekommen und an diesem Nachmittag soll er bei einer feierlichen Veranstaltung in der Schulaula verliehen werden. Mohammed als Vorzeigeschüler soll den Preis entgegennehmen. ...

Die Schule hat einen Preis für Integration bekommen und an diesem Nachmittag soll er bei einer feierlichen Veranstaltung in der Schulaula verliehen werden. Mohammed als Vorzeigeschüler soll den Preis entgegennehmen. Davon ist der Oberstufenschüler allerdings nicht begeistert, weil er auch nicht findet, dass die Integration an der Schule besonders gelungen ist. Deshalb will er den Nachmittag schwänzen, was garnicht seine Art ist. Dummerweise hat er seine Sporttasche in der Schule liegen lassen. Und eine weitere Tasche ganz ähnlicher Art geistert durch die Schule. Gespannt sind eher die Lehrer auf die Verleihung des Preises, dar eine große Ehre für die Schule darstellen soll.

Was geht ab an der Schule? Vor allem, welche Strömungen gibt es, von denen die Lehrer nichts wissen. Da war die Sache mit den Schuhen, bei denen Mohammed und seine Freunde bezichtigt wurden, sie geklaut zu haben. Keiner hat ihnen geglaubt, dass sie nichts getan haben. Nichtmal die Vertrauenslehrerin Frau Schäfer hat sie richtig verteidigt. Die mit ihrer Fernbeziehung. Kein Wunder, dass Mohammed nicht mit ihr auf die Bühne will, oder? Und wieso hat Emilia die gleiche Tasche wie Mohammed. Emilia kann ganz schön im Verborgenen wirken, ihre Mutter merkt wirklich überhaupt nichts.

Nominiert für den Deutschen Hörbuchpreis 2025 ist diese szenische Lesung des gleichnamigen Jugendromans, der ab zwölf Jahren empfohlen wird. Berichtet wird von einem Standpunkt aus nach den Ereignissen. Aufzeichnungen von Mohammed, Instagramfeeds, Gespräche, Interviews und so weiter. Das macht die Geschichte sehr spannend. Schnell spürt man, dass sich da etwas zusammenbraut. Man fühlt die sich aufbauende Beklemmung. Manchmal wundert man sich, dass die Lehrer nichts merken. Wenn sie nichts merken wollen, wundert man sich eher nicht. Mit Vorverurteilungen sind sie schnell bei der Hand an der Schule. Warum bekommen sie also einen Preis? Und wieso bemerkt keiner die ungute Einstellung von Emilia und ihren Kumpanen. Irgendwann beginnt man sich auf die Lippen zu beißen, weil man es vor Spannung, aber auch vor Sorge kaum noch aushält. Die wachsende Anspannung wird sehr eindrucksvoll dargestellt von Mo Issa, Max Hegewald, Via Ikeli und Luise von Finckh.

Eine echte Lese- beziehungsweise Hörempfehlung, die sehr zum Nachdenken anregt. Jeder sollte nachdenken. Ein tolles Buch/Hörbuch für Diskussionsrunden und Schulklassen.

Veröffentlicht am 24.02.2025

Ein packendes Buch, das Schule machen sollte

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In "Die Tasche" gerät ein scheinbar harmloser Schultag völlig aus den Fugen, als Mohammed während einer Preisverleihung unerwartet in der Aula auftaucht. Was als feierlicher Moment geplant war, entwickelt ...

In "Die Tasche" gerät ein scheinbar harmloser Schultag völlig aus den Fugen, als Mohammed während einer Preisverleihung unerwartet in der Aula auftaucht. Was als feierlicher Moment geplant war, entwickelt sich zu einer Katastrophe, die alle Beteiligten nachhaltig prägt.

Die Autor:innen Kornelia Wald und Houssein Kahin arbeiteten trotz geografischer Distanz an diesem gemeinsamen Projekt: Sie als ehemalige Lehrerin, er als ihr ehemaliger Schüler. Beide bringen ihre eigenen Erfahrungen mit Bildung, Sprache und gesellschaftlichen Herausforderungen ein und verleihen dem Buch dadurch eine außergewöhnliche Authentizität.

Worum geht’s genau?

Mohammed soll im Namen seiner Schule einen Integrationspreis entgegennehmen – doch für ihn ist diese Ehrung nichts als ein schlechter Witz. Gemeinsam mit seinen Freunden plant er, dem Event fernzubleiben. Doch dann passiert etwas Unerwartetes: Er kehrt zurück, weil er seine Sporttasche in der Aula vergessen hat.

Dieser scheinbar nebensächliche Moment setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die niemand vorhersehen konnte. Während die Preisverleihung läuft, spitzen sich die Spannungen innerhalb der Schule zu. Lehrkräfte, Eltern, Schulleitung und Schüler:innen – alle erleben diesen Tag aus ihrer eigenen Perspektive. Und bald wird klar: Hier geht es nicht nur um eine Schulveranstaltung, sondern um tief verwurzelte gesellschaftliche Konflikte wie Rassismus, Vorurteile, Integration und persönliche Krisen.

Meine Meinung

Auf "Die Tasch"e bin ich durch eine Empfehlung gestoßen – und ich muss sagen, sie hätte nicht besser sein können! Das Buch wird als Jugendbuch vermarktet, doch ich würde es uneingeschränkt auch Erwachsenen ans Herz legen.

Besonders hervorheben möchte ich die Hörspielfassung, die mich vollkommen in ihren Bann gezogen hat. Anfangs konnte ich mir nicht vorstellen, dass das Buch in dieser Form so gut funktionieren würde, doch die Inszenierung mit den hervorragenden Sprecher:innen macht die Geschichte soooo intensiver. Durch die unterschiedlichen Stimmen, Musik und Geräusche entsteht eine unglaublich dichte Atmosphäre, die mich emotional sehr getroffen hat. Ich bin sehr froh, dass ich mich für das Hörspiel entschieden habe – der Effekt war ziemlich sicher noch mitreißender, als wenn ich den Text nur gelesen hätte, auch wenn ich zugegebenermaßen skeptisch war.

Inhaltlich behandelt das Buch eine Vielzahl relevanter Themen: Rassismus, Vorurteile, Überforderung und Überarbeitung, Rechtsradikalisierung, Freundschaft, Integration, Schule, Familie – die Liste ist lang. Doch trotz der Fülle an Themen wirkt die Geschichte nie überladen. Stattdessen werden die einzelnen Aspekte geschickt miteinander verwoben, sodass sie sich organisch in die Handlung einfügen.

Ein großes Plus ist die Erzählweise: Die Geschichte wird aus vielen unterschiedlichen Perspektiven erzählt, unter anderem aus Sicht von Jugendlichen, Lehrkräften, dem Rektor, einer Mutter oder auch Nutzer:innen eines Online-Forums. Dabei geschieht die Erzählung in Rückblenden, sodass sich nach und nach das ganze Bild zusammensetzt. Durch die abwechslungsreiche Darstellung – unter anderem in Form von WhatsApp-Nachrichten, Zeitungsartikeln und Dialogen – bleibt die Handlung stets dynamisch und spannend.

Obwohl die Geschichte kein Krimi ist, entwickelt sie dennoch einen enormen Sog. Man möchte unbedingt wissen, was genau passiert ist und wie sich der eine Tag, an dem die Handlung sich abspielt, zuspitzt. Die unterschwellige Spannung bleibt bis zum traurigen Ende erhalten – und ja, ich musste mir fast ein paar Tränen verdrücken.

Mit einer Länge von nur 4,5 Stunden ist das Hörspiel zudem gut an einem oder zwei Tagen durchzuhören. Deshalb kann ich nur sagen: Keine Ausreden – hört es, lest es, verschenkt es! Es ist definitiv eines meiner Jahreshighlights 2025. Dieses Buch sollte ein Muss für Schulen sein. Es bietet so viele Diskussionsthemen, dass man damit problemlos ein Schuljahr füllen könnte. Also an alle Lehrkräfte da draußen: Dieses Buch gehört definitiv auf den Lehrplan!

Fazit

"Die Tasche" ist ein Buch, das tief bewegt, lange nachhallt und gesellschaftlich hochrelevante Themen behandelt. Die Erzählweise ist außergewöhnlich, die Charaktere vielschichtig und die Spannung durchgehend hoch. Besonders die Hörspielfassung verstärkt die emotionale Wirkung enorm. Ein absoluter Lesetipp für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen – 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 26.01.2025

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Am Stadtrand, in einem echten Problemviertel steht eine Gesamtschule, deren Besuch, einem bis vor 10 Jahren, Türen zu Studienplätzen und Praktika verschlossen hat. Es gibt fast nur Schüler mit Migrationshintergrund, ...

Am Stadtrand, in einem echten Problemviertel steht eine Gesamtschule, deren Besuch, einem bis vor 10 Jahren, Türen zu Studienplätzen und Praktika verschlossen hat. Es gibt fast nur Schüler mit Migrationshintergrund, aber Schulleiter Klaus Kobe ist engagiert und glaubt an Vielfalt, so dass er auch einige wenige privilegierte Innenstadtkids aufnimmt, die dort von der Schule geflogen sind, oder wegen des speziellen Kursangebots, wie im Falle von Emilia, der Tochter der Bildugnsenatorin. Neben dem motivierten Schulleiter gibt es noch Vertrauenslehrerin Svenja Schäfer die sich stets für ihnre Schüler einsetzt, oder fast immer und die daher die Rede bei der Verleihung des Integrationspreises halten soll. Damit es überzeugender rüberkommt, soll Mohammed aus der 12., ein ebenso cooler, wie guter Schüler mit libanesischen Wurzteln mit ihr auf der Bühne stehen. Mohammed findet das Ganze heuschlerisch, insbesondere, da man ihm und seinen Freunden unterstellt hatte, dem widerlichen Henry die Turnschuhe geklaut zu haben. Von so einem Dreckskerl würde er die Sachen noch nicht mal anfassen. Dennoch hat der Chemielehrer Lennard Frank, der ihn eh für einen Bombenbauer hält und ihm deswegen völlig unberechtigt schlechte Noten reindürckt, den Verdacht auf ihn gelenkt. Doch in der Zwischenzeit, laufen an der Schule im Verborgenen ganz andere Vorbereitungen, denn dieser Preis und diese Vielfalt isind einer rechten Gruppierung ein Dorn im Auge.

Ganz locker beginnt Mohammed mit seiner Geschichte .Schon lange führt er auf seinem Handy ein Sprachtagebuch, was sein konservativer, libanesischer Vater nicht verstehen kann, ebenso wenig, dass es nicht Mohammeds Plan ist Arzt zu werden, sondern seiner... Locker flockig erzählt er von seinem Tag und was geht, von seinen Freunden, seinem Schwarm Emilia, vom Schulstress und dem Boxtraining zum Ausgleich... aber eben auch von dem verklemmten, vorurteilsbehafteten Lehrer Frank und Henry, mit dem er schon wieder aneinandergerät... er lässt nichts aus und fordert seine Freunde auf, mit ihm die Geschichte zu ergänzen, aus ihrer Perspektive: Mussa, Jakob ihre Mutter Halima, Maya, Illyana, ihr kleiner Bruder Zachy, der wegen seines Saxophons gemobbt wird, Vertrauenslehrerin Svenja Schäfer, damit die Welt die Wahrheit erfährt, was damals an diesem Tag, der eine Feier werden sollte schief ging.

Egal wer seine Sicht der Dinge erzählt, egal wie locker und im Jugendslang, ob Schüler oder Lehrer, man spürt, das nahende Unheil, die Katastrophe, auch wenn man bis zum Schluss nicht weiß, was passiert ist.

Ganz großes Kompliment an das Sprecherensemble Mo Issa, Via Jikeli, Max Hegewald und Louise von Finckh. Gemeinsam mit der Instrumentaluntermalung schaffen sie ganz großes Hörkino, das echt authentisch und unmittelbar klingt! Witzig gemacht, finde ich auch immer wieder die Beiträge aus dem Online-Forum, in dem Mutter Halima Hilfe sucht.... und Hysterie ernet.
Das Autorenduo war übrigens mal Schüler und Lehrerin, allerdings ist Houssein Kahin nun Anwalt und nicht Arzt geworden. Wieviel von ihren eigenen Erfahrungen wohl in diesem ernsten Thema steckt?

Ein bisschen schade finde ich, dass etwas abrupte Ende. Was ist aus den wahren Schuldigen geworden? Und aus den Mitläufern? Bei einigen erfahren wir, auf eine recht offene Weise, was aus ihnen wird, aber da die Situation, für jemanden, dem grundlos das Schlimmste zugetraut wird, echt komplex wird, nimmt er sich die Zeit, die er braucht, um sich über sich und die Welt nachzudenken..... Auch bei einigen anderen erfährt man es, wobei das unschuldigste Opfer mir leider etwas kurz abgehandelt wird. Aber die Geschichte wird halt als Sprachtagebuch von einigen der Beteiligten, bzw. der zu Unrecht unter Generalverdacht Stehenden erzählt. Wahrscheinlich wissen sie zwar, was wirklich passiert ist, insbesondere, was sie alles nicht getan haben, aber nicht unbedingt, was aus den wahren Tätern und den Zündlern geworden ist. Zündler sind für mich diejenigen, die so vorurteilsbehaftet sind, dass sie Angst und Misstrauen säen, ohne dass es dafür einen berechtigten Grund, oder Anlass gibt und somit Hysterie in andere Köpfe pflanzen.

Trotz des etwas schnellen Endes absolut hörenswert und unbedingt zum Diskutieren geeignet! Ab 12 Jahren.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

ein echtes Hörerlebnis

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Integration ist ein Schlüsselthema der Immigrations- und Flüchtlingspolitik und nonstop brandaktuell. Ich kann mich eigentlich an kein einziges Jahr meiner eigenen Schul- und Studienzeit erinnern, wo das ...

Integration ist ein Schlüsselthema der Immigrations- und Flüchtlingspolitik und nonstop brandaktuell. Ich kann mich eigentlich an kein einziges Jahr meiner eigenen Schul- und Studienzeit erinnern, wo das nicht Thema war und in Form von Projekten, Vorträgen und Veranstaltungen aufgegriffen wurde. Und wenn man sich die Stimmung im Land und in der Politik so anschaut, ist es auch wahnsinnig wichtig, dass weiter darüber gesprochen, aufgeklärt und daran gearbeitet wird. Ich finde diese Buch erfüllt dadurch auch einen wichtigen Bildungsauftrag und hoffe, dass es vielfach aufgegriffen wird.

Zum Inhalt: Mohammed soll stellvertretend den Integrationspreis seiner Schule entgegennehmen. Doch dieser Preis ist in seinen Augen eine Farce, denn erst kürzlich wurde er an seiner Schule wieder eines Diebstahls bezichtigt, den er nicht begangen hat. Er beschließt daher, nicht hinzugehen und andere Pläne zu machen. Doch als er seine Tasche in der Aule liegen lässt, nimmt der Tag eine dramatische Wendung.

Das Buch ist mehr Hörspiel als Hörbuch und ist teilweise als eine Art Audiotagebuch angelegt, es werden aber auch Chats und Nachrichten vertont, sowie Zeitungsartikel und Interviews. Dieser multimediale Ansatz hat mir gut gefallen, ich hab mich im Nachgang gefragt, ob mir die gedruckte Version dessen vielleicht besser gefallen hätte, weil ich zum Beispiel das schnelle Ping Pong aus Whats App Nachrichten eher unangenehm zu verfolgen fand. Andererseits hatte man bei der szenischen Lesung teilweise das Gefühl sehr nah dran zu sein an der Handlung. Es gibt diverse Hintergrundgeräusche und -Musik. Inhaltlich überwiegen Dialoge und Innenansichten von Figuren und es wird mit Sprachen und Dialekten gespielt. Es gibt eher wenig allgemeine Beschreibungen, so als wäre die Handlung auf das absolut nötigste reduziert- wie bei einem Theaterstück, wo die Auf- und Abtritte der Figuren nahtlos als Szenenwechsel ineinander übergehen.
Erstmal eine eher ungewöhnliche Erzählart, mit der ich so nicht gerechnet habe, die ich aber total spannend fand, weil es mal was völlig anderes ist. Ich fand es außerdem hilfreich, dass die einzelnen Personen auch unterschiedliche Sprecher haben, um sie besser auseinanderzuhalten und zudem werden Perspektivwechsel durch einen musikalischen Übergang eingeleitet. Das habe ich so noch nie irgendwo anders gehört, fand ich aber ganz cool umgesetzt.

Die Idee an einer integrativen Schule, die dafür sogar einen preis verleiht mit Themen wie Rassismus und Vorurteilen zu spielen, fand ich sehr gelungen und authentisch. Denn diese integrativen Schulimages sind hinter den Fassaden auch oft mehr Schein als Sein. Schüler, Lehrer und Eltern kommen hier zu Wort und es ist erschreckend, wie schnell sich der vorurteilsbelastete Gedanke festsetzt, es könne sich hier um einen geplanten Anschlag handeln. Absolut psychologisch spannend, wie unser Gehirn da funktioniert, denn beim Titel war meine erste Assoziation und ohne weiteres Wissen zum Inhalt des Buches, sofort dieselbe. Wir sind quasi darauf konditioniert bei augenscheinlich ungewöhnlichen Gepäckstücken an einen Anschlag zu denken. Ein interessantes Gedankenspiel war für mich, wie sich dieser Verdacht recht früh festsetzt, aber niemand es wagt Mohammed direkt damit zu konfrontieren. Man spricht über ihn, statt mit ihm. Zu Mohammed selbst kann ich nur sagen, dass ich ihn zu keinem Moment als verdächtig empfunden habe, im Gegenteil, er ist an vielen Stellen das vermeintliche Opfer seines Umfeldes.

Das Ende kam wenig überraschend, büßt dadurch aber nichts an seiner Grausigkeit ein. Das Durcheinander in der Aula, die Panik und Angst wurden auch erzählerisch gut umgesetzt. Besonders hier empfand ich das Hörspiel als sehr authentisch und eindringlich. Die aufgeladene, chaotische Stimmung, die hier durch die Vertonung geschaffen wurde, war absolut fesselnd. Dieses Hörspiel war absolut großartig, hier wurde echt tolle Arbeit geleistet. Packend und eindrücklich von Beginn an und bis zur letzten Sekunde unglaublich mitreißend.

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