Queer, Cozy, Noir
Das Buch fängt die nostalgische Atmosphäre der 50er Jahre perfekt ein und schafft einen queeren Krimi im Noir-Feeling, der seinesgleichen sucht. Bei einer Razzia wurde Evander "Andy" Mills in einer eindeutigen ...
Das Buch fängt die nostalgische Atmosphäre der 50er Jahre perfekt ein und schafft einen queeren Krimi im Noir-Feeling, der seinesgleichen sucht. Bei einer Razzia wurde Evander "Andy" Mills in einer eindeutigen Situation auf der Toilette erwischt und daraufhin aus dem Polizeidienst entlassen. Da kommt der Auftrag aus Lavender House, dem Sitz der Familie und des Seifenimperiums Lafontaine gerade recht. Es stellt sich heraus, dass Lavender House ein Zufluchtsort für queere Menschen ist, und nach dem Mord an der Matriarchin wird Andy mit den Ermittlungen betraut. Nach und nach lernt Andy die Familienmitglieder und Bediensteten kennen, aber er entdeckt auch die nie gekannte Freiheit, die in Lavender House herrscht, wo alle offen zeigen und leben können wie und wer sie sind. Doch die Freiheit kommt nicht ohne ihren Preis, denn nach außen hin muss die Familie den Schein waren, und so ist Lavender House zugleich ein goldener Käfig.
Mich hat an der Geschichte vor allem der Krimiteil gereizt, der einem "Locked Room" Rätsel gleicht. Das die Queerness einen derart großen Raum einnimmt war mir anfangs nicht bewusst, aber sie hat die Geschichte ungemein bereichert und einzigartig gemacht. Und obwohl sie fortwährend präsent war, wirkte sie kein bisschen aufgesetzt oder zu gewollt, sondern fügte sich perfekt ins Geschehen ein und vermittelte einen glaubwürdigen Eindruck davon, wie queere Menschen zu der damaligen Zeit von der Gesellschaft behandelt wurden: verurteilt, verfolgt und ausgestoßen. So war Lavender House Fluch und Segen zugleich, bot es doch letztlich nur eine geschützte Blase, außerhalb derer man sich immer noch verstellen und verstecken musste. Und ausgerechnet dieser Schutz kippt, als klar wird dass jemand von den Bewohnern einen Mord begangen hat und man auch hier nicht mehr sicher ist.
Mit Spannung habe ich Andys Ermittlungsarbeit verfolgt, bei der wir die einzelnen Personen, ihre Motivation und Ansichten kennenlernen und so immer tiefer in das Geflecht aus Täuschung und Intrigen eindringen, dass Lavender House umgibt. Wem kann man hier trauen? Die Ermittlungen bringen Andy außerdem dazu, sein eigenes Leben, sein bisheriges Handeln als Polizist - oder besser gesagt seine Unterlassungen - zu überdenken und so wird aus Angst Stärke und Entschlossenheit, die Dinge zu ändern. Mich hat das Buch absolut gefesselt und ich würde mich riesig freuen, wenn es ein baldiges Wiedersehen mit Andy gäbe.