Profilbild von AmiLee_82

AmiLee_82

aktives Lesejury-Mitglied
offline

AmiLee_82 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit AmiLee_82 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2021

Ihr bislang schwächstes Buch

Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn
0

Jeder Mensch ist eine Mischung aus den 5 Menschen, mit denen er die meiste Zeit verbringt. Umgibt man sich mit "Loosern" macht einen das automatisch selbst zu einem. Eine Theorie, welche die junge Politesse ...

Jeder Mensch ist eine Mischung aus den 5 Menschen, mit denen er die meiste Zeit verbringt. Umgibt man sich mit "Loosern" macht einen das automatisch selbst zu einem. Eine Theorie, welche die junge Politesse Allegra Bird völlig aus der Fassung bringt. Sie bekommt diese 5 Menschen nicht zusammen und dabei muss sie doch die beste Version ihrer selbst werden, damit sie ihre Pläne, die sie dazu gebracht haben, ihr altes Leben aufzugeben und nach Dublin zu kommen, in die Tat umsetzen kann.

Das Buch fing vielversprechend an. Allegra ist ein schwieriger Charakter, der Verletzungen mit sich herumträgt, sich vor allen Dingen im zwischenmenschlichen Bereich schwertut und auch sonst eher in den Kategorien bissig, stachelig bis unausstehlich einzuordnen ist.
Ich hätte mit Sicherheit Spaß daran gehabt sie kennenzulernen, weil ich Typen wie sie spannend finde, allerdings wurde mir zu viel im Unklaren gelassen und nicht konsequent zu Ende erzählt, sodass ich keinen wirklichen Zugang zu ihr gefunden habe und sie bis zum Schluss in mancherlei Hinsicht ein Fragezeichen für mich geblieben ist. Da das Buch eine charakterfokussierte Erzählung ist, ging daher einiges verloren und auch sonst hatte die Geschichte nicht viel Neues zu bieten, auch wenn sicherlich einige schöne Botschaften enthalten sind, die der ein oder andere für sich mitnehmen kann, wie es bei "Misfit-Tropes" meistens der Fall ist. Das Buch ist recht wirkungslos an mir vorbeigerauscht, das Gelesene hatte ich nach zwei Tagen so gut wie vergessen, was wohl kein gutes Zeichen ist. Einige Nebencharaktere mochte ich, aber die konnten es dann auch nicht mehr herausreißen. Sehr schade, normalerweise lese ich Cecelia Ahern's Bücher sehr gerne, aber dieses hier fand ich vergleichsweise eher schwach.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.10.2021

Kein Buch für Jedermann

Erde 0
0

Micaiah Johnson spielt in "Erde 0" die Idee eines Multiversums durch, indem es mehrere Versionen ihrer Charaktere gibt, deren Leben aufgrund unterschiedlicher Entscheidungen und Taten einen jeweils anderen ...

Micaiah Johnson spielt in "Erde 0" die Idee eines Multiversums durch, indem es mehrere Versionen ihrer Charaktere gibt, deren Leben aufgrund unterschiedlicher Entscheidungen und Taten einen jeweils anderen Verlauf genommen haben.
Wir begleiten Cara, eine junge, farbige "Traverserin", die schwer am Leben zu tragen hat und deren Job es ist, zwischen den verschiedenen Parallelwelten zu reisen um dort bestimmte Daten abzufragen. Dabei trifft sie auf ebendiese unterschiedlichen Versionen und muss sich schon bald fragen, wie gut sie die Menschen aus ihrer Welt eigentlich kennt und welche Abgründe sie selbst in sich trägt.

Micaiah Johnson ist eine großartige Autorin. Nicht nur hat sie mit Cara einen für mich vom ersten Moment an nachvollziehbaren Charakter erschaffen, auch der Weltenaufbau ist so gut ausgearbeitet, dass es sich absolut natürlich angefühlt hat, den Weg mit Cara zu gehen.
Wie bei jeder fiktionalen Geschichte die in einer zukünftigen Welt verortet ist, haben sich auch hier Menschen in Gesellschaftsstrukturen eingeordnet, die zwar anders aber eben nicht völlig fremd sind und es finden sich auch kritische Gedanken zu realen Ereignissen in dem Buch wieder, sodass es mir sehr leicht fiel, mich hineinzudenken und mitreißen zu lassen.
Man merkt, dass hinter dem Buch ein kluger Freigeist steckt, der mit offenen Armen und Augen durch die Welt geht, sich und andere hinterfragt und Verletzungen mit sich herumschleppt. Johnsons Schreibstil lässt sich irgendwo zwischen messerscharf und butterweich einordnen, dringt tief ein und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Das Thema Parallelwelten bietet einige Überraschungen und sorgt dafür, dass das Buch bis zum Ende hin spannend und unvorhersehbar bleibt. Es gab einige Twists mit denen ich so nicht gerechnet habe. Eine beeindruckende Lektüre.

"Erde 0" ist ein Buch was heraussticht und sicherlich nicht jedem gefallen wird, zumal es einen harten Unterton hat und körperliche Gewalt, Bisexualität bzw. Geschlechtsidentität, verschiedene Traumata und Missbrauch thematisiert. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und Lust auf ein besonderes, innovatives und intensives Leseerlebnis hat, der sollte sich das Buch unbedingt näher anschauen. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung kann ich allerdings nicht aussprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.09.2021

Ganz große Liebe!

Keeper of the Lost Cities – Der Aufbruch (Keeper of the Lost Cities 1)
0

Die 12-jährige Sophie ist nicht wie andere Jugendliche in ihrem Alter. Sie gilt als Wunderkind, geht schon zur High School und hat ein fotografisches Gedächtnis. Ihre Mitschüler halten sie für seltsam ...

Die 12-jährige Sophie ist nicht wie andere Jugendliche in ihrem Alter. Sie gilt als Wunderkind, geht schon zur High School und hat ein fotografisches Gedächtnis. Ihre Mitschüler halten sie für seltsam und wollen nichts mit ihr zu tun haben. Da sie seit einem Unfall vor ein paar Jahren die Gedanken ihrer Mitmenschen hören kann, haben sie vielleicht sogar recht. Aber der fremde Junge mit den aquamarinblauen Augen, der sie im Museum anspricht, behauptet, sie gehöre dem Volk der Elfen an, also ist sie in ihrer Seltsamkeit womöglich nicht ganz so alleine wie gedacht.

Ich glaube, ich habe schon lange nicht mehr so schnell mit einem Buchcharakter sympathisiert wie mit Sophie; auch wenn sie schon eine sehr spezielle Schneeflocke ist und sich beispielsweise gefühlt alle 5 Minuten eine ihrer Wimpern ausreißt, was ich Anfangs etwas befremdlich fand. Aber sie ist eine ganz Liebe, hat das Herz am rechten Fleck, ist klug, loyal und eine kleine Löwin.

Man startet ohne große Vorreden in die Geschichte und es hat nicht lang gedauert und ich war mittendrin. Die Autorin hat eine lebendige, farbenfrohe, interessante Welt mit unzähligen elfischen wie tierischen wundervollen Charakteren erschaffen und sich viel vorgenommen indem sie versucht hat, etwas ganz Eigenes zu kreieren. Ab und an schien mir das Buch etwas zu überladen, ähnlich wie ein Besuch auf der Kirmes mit 100.000 verschiedenen Eindrücken, aber dass man die Welt mit Sophie gemeinsam entdeckt, hilft sehr dabei, sich nicht vollkommen erschlagen zu fühlen. Ihren Weg zu begleiten, mit ihr gemeinsam die Geheimnisse ihrer Vergangenheit zu enträtseln und herauszufinden wer Freund und wer Feind ist, hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, zumal die Autorin Fantasy-Elemente eingebaut hat, die ich in der Form noch in keinem anderen Buch gelesen habe.

Ein großes Plus sind aber die Charaktere, ich habe mittlerweile so viele Lieblinge, dass es mir schwerfällt, sie alle aufzuzählen. Von flauschig-knuffig bis bitter-böse ist alles dabei. Der Ton der Zielgruppe wurde ebenfalls zu hundert Prozent getroffen und mit Sophie haben junge Leserinnen und Leser einen Charakter, der sich als Vorbild eignet, was ich bei Büchern dieser Art schon wichtig finde.

"Keeper of the lost cities" ist ohne Frage eine Reihe die ich weiterverfolgen werde, zum Glück erscheinen die Folgebände relativ zeitnah, sodass keine langen Durststrecken entstehen.

An dieser Stelle ein dickes fettes Dankeschön, dass die Reihe endlich den Weg nach Deutschland gefunden hat, es wurde verdammt nochmal Zeit!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.09.2021

Mut ist die Tat im Angesicht der Angst

Die vier Winde
0

"Wir schöpften Kraft aus der Verzweiflung, mit der wir gezwungen waren zu leben. Und wir hielten durch." - Cèsar Estrada Chávez

In "Die vier Winde" erzählt Kristin Hannah vom Beginn der Weltwirtschaftskrise ...

"Wir schöpften Kraft aus der Verzweiflung, mit der wir gezwungen waren zu leben. Und wir hielten durch." - Cèsar Estrada Chávez

In "Die vier Winde" erzählt Kristin Hannah vom Beginn der Weltwirtschaftskrise und einer Familie aus den "Great Plains", die dem Ruf von "Milch und Honig" folgen und sich dem Strom der Klimaflüchtlinge gen Westen anschließen.

Da ich mich in der Vergangenheit kaum mit diesem speziellen Teil der amerikanischen Geschichte befasst habe, war das ein völlig neues Setting, was an sich spannend zu lesen, aufgrund der Schicksale der wegen Dürre und Hunger leidenden Menschen und Tiere, aber nicht leicht zu verarbeiten ist. Es zieht sich eine schwere Hoffnungslosigkeit durch das Buch, der man sich vor Beginn der Lektüre bewusst sein sollte.
Dank der schnörkellosen Erzählweise und den eher sparsam eingesetzten Emotionen, bin ich aber gut zurechtgekommen.
Das Wissen darüber, was Menschen imstande sind zu ertragen, hat für mich sowieso eine ganz besondere Aussagekraft, von der ich lange zehren kann.
Die kleine Familie rund um die weibliche Hauptfigur Elsa Martinelli sind beeindruckende und starke Charaktere, die sich mit unmöglichen, ungerechten und teils menschenunwürdigen Bedingungen auseinandersetzen müssen. Kristin Hannah greift dabei eine Vielzahl unterschiedlicher Themen auf, die erschrecken und nachhallen.
Zum Ende hin verrutscht der Geschichte dann leider etwas der Fokus, was dem Buch ein paar Fehltöne mitgibt und es etwas schwergängig für mich gemacht hat. Ich hätte mir gewünscht, dass Kristin Hannah eine andere Richtung einschlägt um ihren Figuren gerecht zu werden. Trotzdem freue ich mich über jedes ihrer neuen Bücher, weil sie etwas zu sagen hat, gekonnt Fiktion mit historischen Fakten kombiniert, nachvollziehbare Charaktere erschafft, Frauen eine Krone aufsetzt und packende, emotionale Geschichten schreibt, die mich bewegen und Mehrwert haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.09.2021

Schuld, Sühne und dehnbare Moralvorstellungen

Das Glashotel
0

Wie schon bei "Das Licht der letzten Tage" so ist auch "Das Glashotel" eine charakterfokussierte Erzählung. Als zentrales Thema hat sich Mandel diesmal ein an Bernhard Lawrence (Bernie) Madoffs angelehntes ...

Wie schon bei "Das Licht der letzten Tage" so ist auch "Das Glashotel" eine charakterfokussierte Erzählung. Als zentrales Thema hat sich Mandel diesmal ein an Bernhard Lawrence (Bernie) Madoffs angelehntes Schneeballsystem ausgesucht, welches als eine Art Ankerpunkt fungiert, mit dem jeder Charakter auf die ein oder andere Art in Berührung kommt. Von Tätern über Opfer bis hin zu ihren Verwandten, Bekannten Liebhabern und Freunden; eine Geschichte über Schuld, Sühne und dehnbare Moralvorstellungen.
Mandel bleibt ihrem Stil treu indem sie innerhalb eines Zeitraums von mehreren Jahrzehnten zwischen Zeitpunkt, Ort und Charakteren hin- und herspringt. Einen Plot im klassischen Sinne gibt es nicht, was das Buch zu keiner einfachen Lektüre macht. Man muss sich die Geschichte erst erarbeiten und aufmerksam bleiben, um die Zusammenhänge erkennen und begreifen zu können.
Man merkt allerdings, dass sich Mandel bei dem Versuch, die Qualität ihres letzten Buches zu erreichen, schwergetan hat. Es mangelt an gewohnter Tiefe und Aussagekraft, trotzdem hat sie ein außergewöhnliches Talent dafür, Charaktere zu erschaffen, deren Lebenswege Interesse wecken, auch wenn aufgrund des besonderen Erzählstils ab und an keine emotionale Verbindung entsteht. Es scheint so, als ob Mandel die menschliche Natur ein Stück weit besser verstanden hat als viele andere von uns und das ist eines der Dinge, die ich an ihren Büchern besonders spannend finde. Und auch wenn gefühlt unzählige Charaktere auftauchen und ebensoviele Themen angesprochen werden, so entsteht mit der Zeit ein in sich geschlossener Kreis, eine Art Mikrokosmos indem man sich als LeserIn uneingeschränkt vor und zurückbewegen kann, was eine gewisse Leichtigkeit mitsichbringt.
Letzten Endes ergibt sich zwar kein so stimmiges Gesamtbild wie bei Mandels letztem Buch, aber es ist sicherlich schwer bis unmöglich vergangenen Erfolgen nachzueifern und trotzdem etwas zu erschaffen, was sich neu und nicht wie eine Kopie anfühlt.
Inhaltlich nicht ganz überzeugend, aber für mich ist und bleibt die Autorin ein Ausnahmetalent, deren Bücher auch weiterhin einen festen Platz in meinen künftigen Lesevorhaben erhalten werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere