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Veröffentlicht am 12.11.2025

Die Wiese

Maulwurfstadt
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Kuhlmann ist ein außergewöhnlicher Illustrator, den ich über seine Mäusegeschichten kennengelernt habe. Das schicke ich vorneweg, denn im Gegensatz zu sonst fange ich nicht mit einer Zusammenfassung der ...

Kuhlmann ist ein außergewöhnlicher Illustrator, den ich über seine Mäusegeschichten kennengelernt habe. Das schicke ich vorneweg, denn im Gegensatz zu sonst fange ich nicht mit einer Zusammenfassung der Geschichte an. Ich erzähle euch, was man sieht: Bilder. Einzigartige Illustrationen, die schaffen, was eine KI nie könnte, nämlich eine Geschichte (fast) ohne Worte zu erzählen. Wie üblich gibt es schon im Innenbereich des Covers Bilder der Maulwürfe zu sehen, aus der Geschichte von Moletown. Man sieht dickbäuchige Honoratioren, das berühmte Bild der Arbeiter auf einem Balken in der Höhe eines Skyscrapers in New York, nur eben mit Maulwurfarbeitern, Lok, Auto, Fernsehen, Polizei.

Und alles beginnt mit einer wunderschönen grünen Wiese, auf der sich ein Maulwurf ansiedelt. Diese Wiese ist so wunderschön, dass bald andere folgen. Sie alle arbeiten untertage und sie bohren und buddeln und bauen in einem dunklen Meer aus Grau. Auch die Technik ist dunkel und grau das Gefühl ist dunkel und grau. Von Seite zu Seite sieht man die Entwicklung von Moletown und dann - auf der letzten Seite - erkennt man, dass von der wunderschönen Wiese nichts mehr übrig geblieben ist bis auf ein winzig kleines Stück, das abgesperrt ("geschützt") wurde.

Eine Analogie, die so wortlos vonstatten geht, wie man sich beim Zuklappen des Buches fühlt.

Veröffentlicht am 28.10.2025

Neun Musen

Palace of Ink & Illusions, Band 1 - Der Kuss der Muse
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Liv hat in letzter Zeit viel Pech gehabt. Ihr Internetwebtoon läuft nicht richtig und dann wird sie auch noch von der Uni geworfen. Da kommt ihr die gewonnene Freikarte für einen Autorenwettbewerb ganz ...

Liv hat in letzter Zeit viel Pech gehabt. Ihr Internetwebtoon läuft nicht richtig und dann wird sie auch noch von der Uni geworfen. Da kommt ihr die gewonnene Freikarte für einen Autorenwettbewerb ganz richtig. Es geht ihr gar nicht darum zu gewinnen, aber sie erhofft sich ordentlich Werbung für ihren Webtoon. Schon auf dem Hinflug nach Korfu trifft sie auf Flame, den geheimnisvollen jungen Mann, der unter Radar bleiben möchte. Als der Wettbewerb losgeht, stellen die Teilnehmenden schnell fest, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht - und dass sie direkt in einen gefährlichen, magischen Wettbewerb gelandet sind, den nur einer von ihnen gewinnen kann.

Ich habe an dieser Geschichte tatsächlich um einiges mehr Spaß gehabt als an dem 1. Band der Romeo-and-Juliet-Society. Das liegt daran, dass Liv einfach viel schlagfertiger und durch die Situationskomik witziger ist. Und ich mag auch fast alle Charaktere, die ich mögen soll, das ist schon mal viel wert. Die Geschichte selbst ist originell und kurzweilig und wartet mit einer interessanten Grundidee auf. Was mich tatsächlich gestört hat, sind die spicy Szenen und diese quasi Instalove. Ich bin mir nicht sicher, ob man mit achtzehn schon echt so scharf auf jemanden ist, dass man alles um sich herum vergisst, selbst Todesgefahr. Alles in allem habe ich jedenfalls Spaß gehabt und möchte wissen, wie es weitergeht.

Veröffentlicht am 23.10.2025

Einfach Hazel

Das Dreizehnte Kind
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Natürlich ist die Hauptperson Hazel alles andere als einfach. Sie ist das dreizehnte Kind törichter Eltern (O-Ton: ein Gott). Als solches wird sie von den Göttern gefordert. Zuerst von der Ersten Göttin, ...

Natürlich ist die Hauptperson Hazel alles andere als einfach. Sie ist das dreizehnte Kind törichter Eltern (O-Ton: ein Gott). Als solches wird sie von den Göttern gefordert. Zuerst von der Ersten Göttin, doch Hazels Vater lehnt ab. Dann von den Vielen, doch wieder lehnt Hazels Vater ab. Als dann jedoch Merrick, der Gott des Todes, auftaucht, stimmt er zu. Dennoch sind die ersten zwölf Jahre für Hazel nicht schön, denn ihre Eltern kümmern sich nicht um sie. Als dann endlich Merrick auftaucht und sie zu sich nimmt, ist sie wieder lange allein, aber sie lernt die Kunst des Heilens. Ihre unglaublichen Fähigkeiten sprechen sich herum und schließlich wird sie an den Hof des Königs beordert. Dort lernt Hazel, dass nicht nur Götter Intrigen schmieden, aber auch die Liebe kennen.

Ich habe das Buch wirklich genossen. Es nimmt sich viel Zeit für Hazels Kinder-/Jugendjahre, aber auch die Beschaffenheit der Welt mit ihren ach-so-menschlichen Göttern. Möglicherweise wird es zwischendurch mal ein bisschen langatmig und ich bin mir nicht ganz sicher, warum Merrick bzw. die Erste Hazel zu dem zwingen wollten, was sie tun sollte. Jemand, der heilt, sollte heilen, nicht töten, oder? Auch wenn man das Mündel des Totengottes ist. Es geht viel um Ethik: Ist es vertretbar, ein Leben zu nehmen, um mehrere oder viele zu retten? Und mir gefällt gut, dass das männliche LI sich im Laufe der Handlung zu einer absoluten Green Flag entwickelt. Mir hat das Buch jedenfalls gefallen, aber es ist eine Lektüre für Ausdauersportler, nicht für Sprinter.

Veröffentlicht am 19.10.2025

Sirenengesang

Das Lied der Tiefe
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Imogen ist das Mündel des grausamen Königs Nemea. Der jagt Sirenen und tötet sie und dennoch behält er Imogen bei sich, obwohl er weiß, dass auch sie eine Sirene ist. Als er versucht, sie mit seinem Kommandanten ...

Imogen ist das Mündel des grausamen Königs Nemea. Der jagt Sirenen und tötet sie und dennoch behält er Imogen bei sich, obwohl er weiß, dass auch sie eine Sirene ist. Als er versucht, sie mit seinem Kommandanten zu verheiraten, passiert ein Unglück. Imogen muss fliehen, wenn sie leben will, und sie kann nur den König des Nachbarreichs, Theodor, bitten, ihr zu helfen. Theodor stimmt zu, unter Bedingungen natürlich. Eine davon ist ein Blutband, das ihn mit Imogen verbindet und ihn für immer vor ihren Sirenenkräften schützt. Genau die will er nutzen, um sein Reich zu schützen. Doch natürlich lässt sich Nemea nicht seine Sirene einfach so wegnehmen, und dann sind da noch Theos Hochzeitspläne mit der Prinzessin eines anderen Reichs und schreckliche Meeresungeheuer.

Vorneweg: Die Idee mit den Sirenen und diversen Konflikten, die daraus resultierten, war echt cool und auch der Grund, warum ich dieses Buch lesen wollte. Das Problem, das ich mit diesem Buch hatte, war, dass nichts vernünftig ausgearbeitet wurde. Das Worldbuilding, die Hintergründe, allgemein die Gründe, warum sich Leute verhalten, wie sie sich verhalten. Es wurde meistens rasant erzählt, aber auch wenn in der Tiefe ein Lied existiert haben sollte - weder die Welt noch die Charaktere hatten welche. Die Anziehung zwischen Imogen und Theodor war gleich null, da gab es kein Knistern. Er war geil, sie wusste nicht, wie man Nein sagt ... Mir persönlich reicht das nicht. Warum das Buch mit Spice-Faktor 3/5 angepriesen wird, kann ich nicht sagen, es gab eine, eher cringy Szene, das hat aber auch gereicht. Am Ende waren mir sowohl die Charaktere als auch deren Schicksal so dermaßen egal, dass ich auch kein Interesse mehr an der Fortsetzung der Dilogie (Trilogie?) habe.

Veröffentlicht am 17.10.2025

Rassel und Schuh

Gänsehaut in Hovenäset 1. Flammenrad
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Heidi wird gerade von Pech verfolgt, als sie aus dem Urlaub mit Papa und Jennifer, Papas Freundin, nach Hause kommt. Obwohl ihr Zimmer renoviert werden sollte, ist es noch lange nicht fertig. Als wäre ...

Heidi wird gerade von Pech verfolgt, als sie aus dem Urlaub mit Papa und Jennifer, Papas Freundin, nach Hause kommt. Obwohl ihr Zimmer renoviert werden sollte, ist es noch lange nicht fertig. Als wäre das nicht genug, bekommt sie mit, dass Papa und Jennifer Geldsorgen haben. Zum Glück trifft gerade Bill ein. Bill hat ein Riesenrad, das er am Campingplatz aufstellt, dort aber keinen Platz mehr bekommen hat und jetzt zur Untermiete bei ihnen wohnt. Doch je länger Bill bei ihnen ist, desto seltsamere Sachen passieren. Und Heidis Oma wird auch immer seltsamer: Sie verlangt von Heidi, dass das Riesenrad weg muss, denn sonst passiert was Schlimmes. Schnell überschlagen sich jetzt die Ereignisse in Hovenäset ...

Das Buch ist ein Kindergrusel und deshalb habe ich es zusammen mit meinem Vorlesekind gelesen. Es hat wirklich unheimliche Elemente, die sogar Erwachsenen einen Schauder über den Rücken jagen und mit Heidi eine wirklich sympathische Protagonistin. Es liest sich schnell und ist kindgerecht - solange das Kind nicht zu sensibel ist. Was uns gestört hat, war, dass es keine oder nur wenige Wohlfühlmomente für Heidi gegeben hat. Zwar hat sie zwei Freunde, aber diese Freundschaft wird nicht gut ausgearbeitet und dadurch, dass Heidis Vater und Jennifer sich kaum um sie kümmern und ihre Oma dement ist, gibt es eigentlich keinen Moment zum Durchatmen für sie und damit für die LeserInnen. Mein Vorlesekind fand das sehr belastend. Dazu kommt, dass es kein befriedigendes Ende gibt - möglicherweise klärt sich das in den nächsten Bänden, aber für ein Kinderbuch fände ich ein richtig klassisches fröhliches Ende sehr viel angemessener. Ich hatte noch ein paar Dinge, die ich nicht ganz logisch fand, aber das hat mein Vorlesekind nicht gestört, deshalb runde ich meine 3.5 auf 4 Punkte auf, denn bei diesem Buch ist sie die Chefin. Ihr hat es größtenteils gefallen und sie wäre auch an den Nachfolgern interessiert.