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Veröffentlicht am 16.04.2025

Der Schöne und das Biest

The Fake Out – Sie will ihr Leben in den Griff bekommen ... aber ist er die Lösung?
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Mae hat eine kranke Mutter, eine spätpubertierende Schwester, eine infantile beste Freundin, einen assholigen Ex und einen Job in einer Kleinstadtbibliothek. Genau dort pennt eines Tages der heißeste Footballspieler ...

Mae hat eine kranke Mutter, eine spätpubertierende Schwester, eine infantile beste Freundin, einen assholigen Ex und einen Job in einer Kleinstadtbibliothek. Genau dort pennt eines Tages der heißeste Footballspieler der Welt, Chris Irgendwas. Sobald er die Augen öffnet und er Schneewittchen ... ich meine Mae entdeckt, fällt er hart und first. Als er mitbekommt, dass Mae solche Probleme hat, an Geld für die Arzneirechnungen ihrer Mutter zu kommen, zumal ihr Ex und gleichzeitiger Bürgermeister der Kleinstadt ihre Bibliothek am liebsten kürzen möchte, macht er ihr einen Vorschlag: Sie spielt für drei Monate seine Verlobte und erhält dafür 100 k Dollar.

Dank vieler Rezensionen hatte ich mich auf spritzige, witzige Wortgefechte gefreut, wobei es dann zwischen zwei intelligenten und green flaggigen Leuten funkt. Und ja, zum Glück war die einzig männliche red flag der Ex der Prota. Allerdings war mir Mae nach einer kurzen Einführung dann auch zutiefst unsympathisch. Sie war eigentlich ständig nur schnippisch und gehässig zu Chris. Anstatt dass sie einfach sagt: Ey, nett von dir, mich auf so liebenswürdige Art anzubaggern, aber hey, ist nicht. Ich hab keinen Bock auf dich ist sie auf unwitzige und uncharmante Weise ständig auf Kontra. Ich konnte also sie schon mal nicht leiden und hab auch nicht erkannt, was Chris in ihr sieht. Ich mochte auch ihre BFF nicht, die einen seltsamen Sinn für Humor oder Rache hatte. Und ich fand das Buch viel zu langgezogen, wobei mich wenigstens noch über detaillierte Beschreibungen aus dem Football interessiert hätten: Fehlanzeige. So konnte das Buch also nicht halten, was ich erwartete. 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 16.04.2025

Rotholzthron

Married into Magic: Deal with the Elf King
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Alle 100 Jahre marschieren die Elfen in Capton ein, suchen das einzige Mädchen dort aus, welches Magie besitzt und ziehen mit ihm wieder ins Elfenreich zurück, um sie zur Menschenkönigin zu machen. Nur ...

Alle 100 Jahre marschieren die Elfen in Capton ein, suchen das einzige Mädchen dort aus, welches Magie besitzt und ziehen mit ihm wieder ins Elfenreich zurück, um sie zur Menschenkönigin zu machen. Nur mit ihrer Magie und gemeinsam mit dem jeweiligen Elfenkönig können sie die ständig im Elfenreich herrschende Klimakrise abwehren; dabei wird die Menschenkönigin vom Thron so ausgelaugt, dass sie irgendwann stirbt. Luella ist die Heilerin von Capton und sicher. Glaubt sie. Denn als die Elfen diesmal kommen, ist der Elfenkönig dabei und er wählt sie aus. Dank ihres besten Freundes, der gleich beim ersten Auftreten eine red flag schwenkte, wurde ihre Magie jahrelang unterdrückt. Jetzt ist sie also Königin und hat keinen Plan, was sie tun soll, also macht sie einen Deal mit dem Elfenkönig: Sie versucht, einen Weg zu finden, die Menschenköniginnen unnötig zu machen und die Klimakrise zu beenden, dafür hören die Elfen auf, weiterhin Mädels mitzunehmen.

So weit, so gut. Hätte eigentlich ein spannendes Abenteuer werden können - vorhersehbar, aber unterhaltsam. Das scheiterte schon am Schreibstil der Autorin. Er ist lahm. Er strotzt vor Wiederholungen. Luella, die mit gerade mal 19 (!) die einzige (!) Heilerin in einer Stadt ist und das schon seit Jahren (!) sollte eventuell auch mal eine Heilerin aufsuchen. Ihre Gedanken kreisten permanent nur um "Ich muss meine Pflicht meiner Stadt gegenüber erfüllen", "die haben so viel für mich geopfert" (was eigentlich? Da hat eine ganze Stadt zusammengelegt, damit sie ausgebildet werden kann und sie endlich mal medizinische Versorgung haben. Was hat es sie gekostet? Jeden einzelnen das Äquivalent eines Cents oder weniger? Krasses Opfer der Stadt!). Das kann jedenfalls nicht gesund sein, immer dasselbe zu denken. Dann der krasse Elfenkönig. Sein Name ist Eldas und ungefähr genauso spannend war der Kerl. Die Vibes zwischen Luella und Eldas waren so prickelnd wie eine Valium auf der Zunge.

Die Lösung des Problems war am Ende genauso inspiriert und mitreißend wie das gesamte Buch. (Mit anderen Worten, man musste sich bemühen, nicht dabei einzuschlafen.) Einige Rezensierende haben Hook, den Schattenwolf, gelobt. Würde ich ja auch machen, da er mit dem jungen Elfenheiler zusammen die einzig halbwegs interessanten Person darstellte, aber Hook hatte so gar keine Funktion, außer zu zeigen, wie besonders Luella ist. Unser kleines special snowflake musste natürlich auch einen special Schattenwolf haben, der sich von ihr sinnlos in der Gegend herumscheuchen ließ. Warum? Ach, egal. Ist cool. Was man für diese Lektüre nicht behaupten kann. Als nebenwirkungsfreies Valium gut zu empfehlen, ansonsten eher nicht.

Veröffentlicht am 08.04.2025

Expats

Das Ministerium der Zeit
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In einer nahen Zukunft wird unsere namenslose Protagonistin angeheuert, um im Ministerium der Zeit sozusagen Verbindungsoffizierin für einen Zeitreisenden - einen sogenannten Expat - zu werden. Dank einer ...

In einer nahen Zukunft wird unsere namenslose Protagonistin angeheuert, um im Ministerium der Zeit sozusagen Verbindungsoffizierin für einen Zeitreisenden - einen sogenannten Expat - zu werden. Dank einer hochmodernen Technik gelingt es, Personen aus ihren Zeiten zu entfernen, die ohnehin gestorben wären (um ein Zeitparadoxon zu verhindern) und in die heutige Zeit zu bringen. Es gibt viel Geheimhaltungsgemauschel, aber schließlich wird ihr der Offizier und Polarreisende Graham Gore aus dem Jahr 1847 zugewiesen, während andere Leute aus verschiedenen Jahrhunderten ebenfalls ankommen. Je mehr Zeit sie mit Graham verbringt, desto näher kommen sie sich. Doch das Ministerium hat diese Leute nicht aus Herzensgüte aus ihrer Zeit geholt und überhaupt sind Zeitreisen ein zweischneidiges Schwert, wie sie alle irgendwann erkennen müssen ...

Eine spannende Idee, das gebe ich zu. Und Commander Gore war mir mit einigen Abstrichen, die wohl seiner zeitlichen Herkunft zuzuordnen ist, hochsympathisch. Das traf nicht für seine Betreuerin zu. Um ehrlich zu sein, ging mir die Ich-Erzählerin nach einiger Zeit ordentlich auf den Keks. Wie sie eine psychologische Begutachtung für einen solchen Job hinter sich bringen konnte, wurde zwar spätestens am Schluss klar, aber okay war sie für mich nicht. Beinahe von Tag 1 an schmachtet sie ihren Schützling an, was einem Viktorianer ganz sicher ebenfalls ordentlich auf den Keks gegangen wäre. Sie schien manchmal die einfachsten Zusammenhänge nicht zu begreifen und war auch so in meinen Augen meistens inkompetent, was sich bis zum Schluss nicht besserte. Meistens gefiel mir der Schreibstil, auch wenn gelegentlich so seltsame oder unpassende Metaphern eingeflochten wurden, dass ich stoppen und den Satz noch mal lesen musste. Was ich auch schade fand, war, dass scheinbar keiner der Expats groß Probleme mit der Anpassung hatte.

Wenn ich sehe, dass die Lady aus dem 17. Jahrhundert von heute auf morgen zum Hippie mutiert oder Graham, der Viktorianer, mal so eben durch sämtliche technischen Details inklusive Pässe und ähnliches durchsteigt, betrachte ich das schon gelegentlich ein bisschen zweifelnd. Was die Vorgesetzte der Protagonistin betrifft, hatte ich schnell eine Ahnung und war fast enttäuscht, als sie zutraf. Insgesamt gesehen finde ich die Idee und das Konzept wirklich spannend, allerdings konnte die Umsetzung dabei nicht mithalten. 3.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 05.04.2025

Gedingst

Die Spurenfinder und das Drachenzepter
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Seit dem Fall um den ermordeten Dorfvorsteher (um den trauere ich ja noch immer ein bisschen, war er doch ein netter Kerl!) ist ein Jahr vergangen. In Friedhofen ist so viel los wie ... nun ja. Auf einem ...

Seit dem Fall um den ermordeten Dorfvorsteher (um den trauere ich ja noch immer ein bisschen, war er doch ein netter Kerl!) ist ein Jahr vergangen. In Friedhofen ist so viel los wie ... nun ja. Auf einem Friedhof. Die Zwillinge Naru und Ada langweilen sich, während Elos van Bergen weiter an seinen Memoiren schreibt. Zum Glück taucht ein Bote des Königs auf: Das berühmte Drachenzepter wurde gestohlen, und er braucht es dringend zur 100-Jahr-Feier wieder. Elos und die Kids machen sich auf den Weg in die Hauptstadt. Das Drachenzepter ist schnell wiedergefunden, doch damit beginnt erst einmal ein Fall um eine gefährliche Intrige, die Elos, seine Freunde und seine Kinder alles kosten könnte.

Der erste Fall um Elos und "seine" Kids war ganz nett, doch hier hat Marc-Uwe Kling noch mal eine Schippe raufgelegt. Wir treffen alte Bekannte wie den König, seine Tochter (vibet da was zwischen ihr und Elos?) und Minna wieder, die mit ihren wunderbar ungefilterten Sprüchen und ihrem Benehmen herrlich die Geschichte auflockert und manchmal sogar an sich reißt. Und Kling unc Co haben einen neuen Cast ins Spiel gebracht, der mit all den schrägen Figuren, egal auf welcher Seite, ordentlich Spannung und Action reinbringt. Dass der Autor selbst auch noch witzig die Geschichte liest, lässt das (Hör)Buch zu einem herrlichen Lesespaß werden. 4.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 30.03.2025

Seraph

Hell Followed with us – Das Monster in uns: Eine düstere postapokalyptische Fantasy – Auf Goodreads gefeiert! Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt
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Sie nennen sich selbst Engel und Todesschwadronen - Mitglieder der Sekte, vor der Benji flüchtet. Durch ein Virus haben sie fast die gesamte Menschheit getötet und sind wild entschlossen, auch alle anderen ...

Sie nennen sich selbst Engel und Todesschwadronen - Mitglieder der Sekte, vor der Benji flüchtet. Durch ein Virus haben sie fast die gesamte Menschheit getötet und sind wild entschlossen, auch alle anderen zu töten, die sich ihnen nicht anschließen. Benji ist ein Transjunge und er muss zusehen, wie sein Vater bei ihrer Flucht getötet wird. Im letzten Moment wird er gerettet: von Nick, einem charismatischen, autistischen Jungen, der zusammen mit anderen Jugendlichen in einem ehemaligen LGBTQ+-Zentrum lebt bzw. mit ihnen um ihr Überleben kämpft. Nick weiß, wer Benji ist: die furchtbarste Bio-Waffe, die die Sekte je hervorgebracht hat. Dennoch geben ihm die Jugendlichen bei sich ein Zuhause, eines, für das Benji kämpfen will ...

Das war wirklich ein wilder Ritt, der aus Zähnen und Klauen, aus Unmengen an Blut und zerschmetterten Gliedmaßen und Eingeweiden und allem dazwischen und mehr besteht. Also nichts für schwache Nerven, das ist eine Dystopie, die den Namen verdient. Auch dass religiöse Fanatiker unter dem Banner ihres Glaubens alle Andersdenkenden ausrotten wollen, ist glaubhaft (punch intented). Das Buch ist nichts für Homophobiker, die in Tränen ausbrechen, wenn gegendert und die richtigen Pronomen verwendet werden. Zwischendrin ist mir manchmal ein bisschen viel wiederholt worden; ab und zu als Stilmittel ist cool, aber hier war es ein Tick zu viel. Und auch, wenn mir klar ist, dass die meisten Charaktere hier einen religiös-fanatischen Hintergrund haben, so gab es für meine Verhältnisse zu viele Gebete. Trotzdem konnte mich das Buch bis zum Schluss fesseln und ich bin gespannt, was der Autor noch zu bieten hat.