Profilbild von Archer

Archer

Lesejury Star
offline

Archer ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Archer über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2017

Roadtrip ins Spiegel-Dämmerland

Alice - Follow the White
0

Alice und ihre Freundinnen Chloe und Betty sind Mutare - Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die deshalb auch in Internaten weggesperrt werden. Eines Tages stirbt Betty und während der Beerdigung schießt ...

Alice und ihre Freundinnen Chloe und Betty sind Mutare - Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die deshalb auch in Internaten weggesperrt werden. Eines Tages stirbt Betty und während der Beerdigung schießt eine Schülerin des Internats auf ihren Sarg. Dummerweise steigt Betty wieder aus dem Grab auf, untot und hungrig und die drei Freundinnen beschließen zu fliehen. Betty ist nicht die erste Untote, die zurückkommt, aber so ziemlich die Erste, die ihren Verstand behalten hat. Auf der Flucht bekommen sie Hilfe von einem weißen Kaninchen und gelangen ins Spiegel-Dämmerland, wo sie sich auf einen Roadtrip begeben. Sie müssen erkennen, dass die Untotenseuche nicht nur in ihrer Welt überhand genommen hat.

Der Anfang war cool, zumindest bis dahin, wo die drei Freundinnen ihre Flucht antreten. Dann wurde es wirklich langweilig. Ist ja schön, dass sie erst noch rumwandern müssen, um in den Palast von Kaninchens Chefin zu gelangen, aber der Stress mit den Untoten hätte gern auch spannend sein können. Allgemein fand ich das Buch viel zu langatmig, die Dialoge oftmals unnötig und in die Länge gezogen, und meine anfängliche Begeisterung für die Geschichte wandelte sich herzhaften Gähnen und dem schnellen Einschlafen während des Lesens. Wirklich interessant waren nur der Anfang und die Idee, der Rest war entweder an den falschen Stellen zu zäh und ausgiebig oder an den richtigen Stellen zu kurz und husch-husch. Man hätte aus der Sache was machen können, aber so blieb es leider beim Versuch.

Veröffentlicht am 21.11.2017

Tödiche Kreuzfahrt

Woman in Cabin 10
0

Laura Blacklock, Lo genannt, ist eine ziemlich untergeordnete Journalistin eines Reisemagazins. So kommt es recht überraschend für sie, dass sie einen Bericht über die Jungfernfahrt eines Luxusschiffes ...

Laura Blacklock, Lo genannt, ist eine ziemlich untergeordnete Journalistin eines Reisemagazins. So kommt es recht überraschend für sie, dass sie einen Bericht über die Jungfernfahrt eines Luxusschiffes schreiben soll. Doch ein paar Tage vor ihrem Aufbruch gibt es einen Einbruch in ihrer Wohnung - nicht die beste Voraussetzung, um an Bord zu gehen und sich sicher zu fühlen. Schlaflos oder zumindest fast ohne Schlaf zu finden, hört sie eines Nachts nebenan einen Platscher, und keinen kleinen. Laura weiß, dass in der Kabine neben ihrer eine Frau wohnt, doch niemand scheint von ihr zu wissen, hat sie gesehen oder gehört. Niemand glaubt ihr und plötzlich befindet sie sich in größter Gefahr.

Den Anfang mit dem Einbruch mochte ich sehr. Es gab Spannung bis zur Gänsehaut, wirklich gut gemacht. Anstatt diese Spannung weiter zu halten, ergeht sich Ware in einer Menge Blabla. Über 100 Seiten lang geht das so, bevor ein Hauch von Spannung zurückkehrt. Das Hauptproblem des Buches ist Laura selbst. Unsympathisch bis zum Abwinken, zickig, grundlos in Selbstmitleid versinkend (schon bevor alles passierte) und sie säuft, als käme sie jeden Moment in Gefahr, in einer Wüste ausgesetzt zu werden. Ihre Gedanken abends an Bord: Oh, ich muss aufpassen, scharf nachdenken, cool bleiben ... Oh, ein Drink. schlürf Oh, da drüben ist ein wichtiger Investor ... Ein DRINK! schlürf Wenn sie mit anderen interagiert, ist sie bestenfalls tollpatschig, schlimmstenfalls dümmer als erlaubt. Ich konnte sie nicht ausstehen und fand das Buch die meiste Zeit langweilig. Vor allem das Ende war so unlogisch - muss ein Ding der Autorin sein, das Problem hatte sie in ihrem dunklen Wald auch. Hoffentlich kommt sie da mal raus, aus dem dunklen Wald, sie sieht schon vor lauter Bäumen keine spannende Story mehr.

Veröffentlicht am 02.08.2017

Kleiner Raumfahrer

Spaceman of Bohemia
0

Als sich eine Wolke unbekannten Staubs im heimischen Sonnensystem einnistet, ist sich keine Raumfahrernation ganz einig, wer sich darum kümmern soll. Die große Stunde des kleinen Tschechien schlägt, denn ...

Als sich eine Wolke unbekannten Staubs im heimischen Sonnensystem einnistet, ist sich keine Raumfahrernation ganz einig, wer sich darum kümmern soll. Die große Stunde des kleinen Tschechien schlägt, denn sie schicken Jakub Prochazka in den Weltraum, alles für Ruhm und Ehre und Aufmerksamkeit in der Welt. Doch das All ist langweilig, die Tage in der Raumkapsel eintönig, und die Welt für Jakub weit weg. Was macht so ein Mann also den ganzen Tag? Jakub dreht am Rad, als seine Frau die Schnauze von ihm voll hat, unterhält sich mit einem Außerirdischen, der vielleicht da ist oder auch nicht und erzählt seine Lebensgeschichte, die als Sohn eines linientreuen Parteigenossen, der nach der Wende nicht mehr als linientreu, sondern als Kollaborateur bezeichnet wurde, begann.

Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, was mir das Buch sagen wollte, worauf es hinauswollte. Ab einem gewissen Punkt war es mir aber auch fast egal, weil ich sowieso niemanden leiden konnte, und ob da einer lebt oder tot umfällt, kam mir unwichtiger vor als wenn in Prag ein Fahrrad umfällt. Ganz bestimmt sollte es eine Art Satire darstellen, das kleine Tschechien, das sich mit den Großen messen wollte? Oder Aufarbeitung der tschechischen Geschichte zur Zeit, als Bespitzelung in war? Meine persönliche Meinung ist ja, dass Kalfar mit irgendwem gewettet hat, im Drogenrausch ein Buch zu schreiben, und das kam dabei raus. Hauptsache provokant, Alter!, hat er zu seinem Wettpartner gesagt. Ich werde ganz oft irgendwelchen blöden Hasen die Kehle aufschlitzen, dass das Blut spritzt, oder auch mal einem Schwein, und auf alle Fälle werde ich alle paar Seiten was übers Fressen, Saufen, Scheißen und Ficken erzählen. Das ist modern, das wird gelesen, das wird geliebt, das wird ein Bestseller, Alter! Nun denn. Es sei ihm vergönnt. Aber nicht aufgrund meiner Rezension.

Veröffentlicht am 27.06.2017

Der Rechtsprecher und andere Psychopathen

Du sollst nicht leben (Ein Marina-Esposito-Thriller 6)
0

Ein Mann erwacht, gefesselt und gefangen. Ihm gegenüber sitzen seine Frau und sein neugeborenes Kind. Ein maskierter Mann stellt ihn vor die Wahl: dein Leben oder das deiner Familie als Gerechtigkeit für ...

Ein Mann erwacht, gefesselt und gefangen. Ihm gegenüber sitzen seine Frau und sein neugeborenes Kind. Ein maskierter Mann stellt ihn vor die Wahl: dein Leben oder das deiner Familie als Gerechtigkeit für das Töten einer anderen Frau und Kind durch Fahren unter Drogeneinfluss. Der Mann entscheidet sich für sein Leben, Frau und Kind sterben. Durch diesen Fall kommt Inspector Phil Brennan mit einem Psychopathen in Kontakt, der sich der "Rechtsprecher" nennt. Er behauptet, nur Gerechtigkeit ausüben zu wollen und mordet weiter. Zur gleichen Zeit ist die Psychologin Marina in der Psychatrie, um eine Patientin zu begutachten, die möglicherweise noch gefährlicher ist als der Rechtsprecher.

Den Anfang fand ich zwar nicht sehr originell, aber gut gemacht, wirft er doch auch Fragen nach mehr als reiner Moral auf. Doch dann ging das Buch den Bach runter. Man bekam immer mehr das Gefühl, dass Carver keine Ahnung hatte, was eigentlich passieren sollte, viel zu sehr zusammengestückelt erschienen die Handlungsstränge, viel zu sehr konstruiert alles, um es irgendwie zusammenführen zu können. Da ist dieser Rechtsprecher, der mal eben einen ganzen Polizeiapparat austrickst, nebenbei hat er von einem Hacker gelernt, sich auf Bankkonten eines mächtigen Bankers zu hacken. Völlig sinnlos die Szenen mit den Straßengangs und der ehemaligen Gangsterbraut, nur Lückenfüller für gar nichts. Die Psychopathin schafft es, einen Mann anzugreifen, während sie hinten im Fond sitzt. mit auf dem Rücken gefesselten Händen und sich wie ein Vampir in dessen Halsschlagader zu verbeißen. Dieser Mann macht nicht das, was jeder vernünftige Mensch in so einer Situation tun würde, nämlich einfach mal seinen Ellenbogen rückwärts zu dreschen und der Angreiferin das Gesicht zu zerschmettern, nein, er erwägt, ob er erst mal an den Straßenrand fahren soll. Ich kenne die Vorgänger dieses Buches nicht, aber Spaß am Schreiben, finde ich, sieht anders aus. Ich hatte das Gefühl, dass der Verleger gesagt hat: Los, schreib doch noch ein Buch, das läuft so gut. Und Carver meinte: Ach, nee, echt nicht. Und der Verleger wedelte mit Geldscheinen. Und Carver stampfte trotzig mit den Füßen auf und sagte: Ok, aber nur weil du mich zwingst - mit Geld. Dafür bringe ich mal ein paar Leute um, die vielleicht gemocht werden, so! Verleger: shrug
Und ehrlich, mehr bleibt mir auch nicht, außer mit den Schultern zu zucken.

Veröffentlicht am 22.06.2017

Jekylls Hyde schlägt zurück

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 09
0

In einer heruntergekommenen Spelunke irgendwo in Frankreich läuft ein Mann Amok, der wie ein Monster aussieht. Nur wenig später kommt es in der Pariser Botschaft von Österreich-Ungarn zu einem grauenhaften ...

In einer heruntergekommenen Spelunke irgendwo in Frankreich läuft ein Mann Amok, der wie ein Monster aussieht. Nur wenig später kommt es in der Pariser Botschaft von Österreich-Ungarn zu einem grauenhaften Zwischenfall - der britische Kulturattaché verwandelt sich vor den Augen vieler hochrangiger Zeugen in eine Bestie, die Tod und Zerstörung hinterlässt. Ein Fall für Wilde & Holmes, denn die Franzosen stehen kurz davor, dem Empire den Krieg zu erklären. Es stellt sich heraus, dass es jemand geschafft hat, sich des Serums eines gewissen Dr. Jekylls zu bemächtigen und dessen Wirkung zu verstärken. Dieses Mal ist Oscar Wilde mit Violet unterwegs, um zuerst in den Armenvierteln Paris' und dann auf dem Eifelturm für das Überleben der Menschheit zu kämpfen.

Ach, diese Ideen. Sie sind eigentlich echt toll. Doch wie schon seit den letzten Folgen schafft es der Autor hier nicht, wieder an die tolle Geschichtserzählung der ersten zwei Folgen anzuknüpfen. Stattdessen verliert er sich in Geplänkel, das wohl lustig sein soll, aber eigentlich nur albern und vor allem unlogisch ist. (Ein Bordellbesitzer kuscht vor einer Frau, die behauptet, von der Polizei zu sein und mächtige Freunde zu haben? Ja, nee, glaub ich sofort.) Von Anfang an kommt keine Logik in diesen Teil, das fängt schon damit an, dass der Antagonist einen Beweis fordert und bekommt - warum wurde er an dieser Stelle nicht schon zerfetzt und ermordet, wie es zu erwarten wäre? Klar, weil die Geschichte dann zu Ende wäre, aber trotzdem. Der Showdown war so lahm, dass es sich wie ein Slow down anfühlte. Mittlerweile fragt man sich, warum der Zirkel sich immer solche Mühe gibt, wenn man mit ein paar gezielten Terroranschlägen viel bessere Ergebnisse bekäme? Wie üblich hoffe ich, dass es in der nächsten Folge einen Anstieg der Qualität gibt, denn das haben die tollen Sprecher nicht verdient. Na ja. Die Hoffnung stirbt zuletzt ... aber sie stirbt.