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Veröffentlicht am 17.02.2025

Alpha & Omega

The Fake Mate – Die Liebe ist eine Bestie für sich
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Mackenzie ist Ende 20 und Assistenzärztin an einem großen Krankenhaus. Außerdem ist sie eine Werwölfin und Omega. Um den Datevorschlägen ihrer Oma zu entkommen, behauptet sie, sich mit jemanden zu treffen. ...

Mackenzie ist Ende 20 und Assistenzärztin an einem großen Krankenhaus. Außerdem ist sie eine Werwölfin und Omega. Um den Datevorschlägen ihrer Oma zu entkommen, behauptet sie, sich mit jemanden zu treffen. Zum Glück ist der mürrische Kardiologe und Alphawerwolf Noah in einer ähnlichen Situation. Er muss dem Krankenhausvorstand eine Gefährtin präsentieren, also faken die beiden eine Beziehung. Was ihnen nicht bewusst ist: Zwischen Alphas und Omegas herrschen besondere Bedingungen und so wird ihre Beziehung sehr schnell nicht nur nicht fake, sondern auch sehr körperlich und emotional.

Okay. Ich gestehe, die Bücher von Ali Hazelwood sind mein guilty pleasure und hier haben wir eine Geschichte vorliegen, die sich relativ offensichtlich sowohl an Lovehypothesis als auch an Bride bedient. Das hätte mir gar nicht so viel ausgemacht, wenn die Handlung gut entwickelt worden wäre oder wir einen schönen Schreibstil hätten. Doch schon da hapert es an allen Ecken und Enden. Unsere Charaktere werden als mega intelligent beschrieben, sind aber scheinbar außerstande, die einfachsten Zusammenhänge zu begreifen. Noah, der ach so geniale Kardiologe, kommt manchmal so absolut begriffsstutzig daher; ansonsten war er awkward und mürrisch. Während Mackenzie etwas mehr Fleisch auf den literarischen Rippen hatte, aber außer Fröhlichkeit und eine Vorliebe für Suppen blieb mir von ihr nichts in Erinnerung.

Der Schreibstil ist zwar meistens recht gefällig zu lesen, aber es wurde so viel gegrinst, gelacht oder gelächelt, dass für nichts anderes mehr Platz blieb. Vor allem stört es mich gewaltig, wenn Sätze gelacht werden. Und das auf jeder Seite. Und auch wenn ich Sex(szenen) so sehr mag wie jeder andere, so brauche ich nicht gefühlt die Hälfte von 600 Seiten mit Sex. Anstelle der Annahme, dass Sex sells, hätte man sich lieber bei der Prämisse und vor allem der Logik der Geschichte mehr Zeit nehmen sollen.

Mackenzie zum Beispiel ist beinahe 30, lässt sich von ihrer Oma aber vorschreiben, ob sie endlich mal einen Mann findet? Die Oma ist sicherlich nett, aber so übergriffig, dass es einen gruseln konnte. Das galt übrigens auch für sämtliche "FreundInnen" und Bekannte, die in dem Buch vorkamen. Sollte wahrscheinlich als besonders lustig oder freundschaftlich rüberkommen, aber was sich die Leute da in Beziehungen einmischten, war creepy. So richtig lächerlich war übrigens der Schluss. Der fiese Antagonist: wurde übrigens nur als fies von sowohl Mackenzie als auch Noah beschrieben, denn eigentlich - ohne dass ständig mitgeteilt wurde, er sei fies - war er nur freundlich und hat nicht mal halb so viel gelächelt oder gegrinst wie der ach so mürrische Noah. Bei Noah ist es allerdings hach-hach-hach, bei ihm war es immer "schleimig". Wie auch immer. Der megageniale Noah lässt sich allen Ernstes von jemandem erpressen, der einfach was behauptet. Wo am Ende Aussage gegen Aussage stehen würde und es sowieso noch einen Diskriminerungsparagraphen gibt, da zieht der mächtige Alpha winselnd seinen knotigen Kolben ein, um "Mackenzie nicht zu schaden". Selten so einen Stuss gelesen, sorry.

Das einzig Positive, was mir zu dieser Story einfällt, ist, dass Noah keine Red Flag war und sich Mackenzie oft als relativ tough erwies. Ansonsten kommt mir das Ganze eher wie eine Fanfiction zu verschiedenen Ali-Hazelwood-Stories vor, allerdings ohne auch nur annähernd diese Qualität zu erreichen.

Veröffentlicht am 15.02.2025

Hüter des Kelches

Campion. Tödliches Erbe
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Albert Campion ist wohl das, was man am besten als Universaldilettant bezeichnet. Wohlhabend genug, um nicht arbeiten zu müssen, setzt er sein außergewöhnliches Gehirn ein, um außergewöhnliche Fälle zu ...

Albert Campion ist wohl das, was man am besten als Universaldilettant bezeichnet. Wohlhabend genug, um nicht arbeiten zu müssen, setzt er sein außergewöhnliches Gehirn ein, um außergewöhnliche Fälle zu lösen. Manchmal sogar, bevor ein Verbrechen geschieht, wie es im Falle der Familie Gyrth scheint. Seit vielen hundert Jahren ist diese Familie Hüter eines besonderen Kelches und auf den hat es eine ungewöhnliche Verbrecherbande abgesehen. Campion tut sich mit dem Sohn und der Tochter des Hauses zusammen, um dieses Verbrechen zu verhindern. Dabei helfen ihm nicht nur seine grauen Zellen, sondern auch Verbündete in allen Teilen des Landes und aus allen Schichten.

Das ist kein Krimi, wie man ihn heutzutage noch zu lesen bekommt, dennoch fand ich ihn sehr unterhaltsam und kurzweilig. Erstaunlich modern sind hier alle, obwohl das Buch in den 30igern des 20. Jahrhunderts geschrieben wurde. (Für Leute, die damit kognitive Probleme haben: Das ist etwa 90 Jahre her.) Gut gefallen hat mir, dass Frauen hier keine Nebenrolle spielten und nicht nur ihren eigenen Kopf hatten, sondern auch ihr eigenes Ding machten. Eher ungewöhnlich sind die Ermittlungsmethoden unseres Helden, aber andererseits ist so ein Netzwerk aus Leuten das, was wir heute übers Internet regeln und ich fand es einfach nur mega. Ein bisschen zu schnell ging mir die Auflösung, aber alles in allem ist das eine Wiederentdeckung, bei der ich gegen weitere Fälle überhaupt nichts einzuwenden hätte.

Veröffentlicht am 12.02.2025

Kleopatras Vermächtnis

Geheimnisse des Nil, Band 1 - What the River Knows
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Inez ist die Tochter reicher Argentinier, die in Ägypten Ausgrabungen finanzieren und deshalb immer ein halbes Jahr lang dort verbringen. Zu gern hätte Inez sie begleitet, doch ihre Eltern haben immer ...

Inez ist die Tochter reicher Argentinier, die in Ägypten Ausgrabungen finanzieren und deshalb immer ein halbes Jahr lang dort verbringen. Zu gern hätte Inez sie begleitet, doch ihre Eltern haben immer abgelehnt. Und jetzt erreicht sie ein Brief mit der Mitteilung über den Tod ihrer Eltern. Inez ist wild entschlossen herauszufinden, was mit ihnen passiert ist und schafft es tatsächlich, nach Ägypten zu gelangen, obwohl das Ende des 19. Jahrhunderts nicht einfach ist. Doch weder ihr eigener Onkel noch dessen Mitarbeiter Whit wollen sie in Ägypten haben und sie verbergen viele Geheimnisse vor ihr. Als Inez mit einem magischen Ring in Berührung kommt, sieht sie Visionen von Kleopatra und plötzlich ist sie für mehrere Parteien interessant - und gefährdet.

Ich wollte diese Geschichte so sehr mögen, dachte ich doch, es würden Peabody-Vibes kommen. Und ja, manchmal bekam man das auch, aber das wurde überschattet durch die furchtbare Beziehung, die zwischen diesem Whit und Inez konstruiert wurde. Whit ist widerlich. Er behandelt die junge Frau von oben herab, stinkt permanent nach Alkohol und tut eigentlich nie was anderes, als "lässig irgendwo gegenzulehnen". Woher Inez ihre Faszination für ihn entwickelte, war mir schleierhaft. Andererseits war auch Inez nicht die hellste Kerze auf der Torte und sie wechselte ihre Meinungen schneller als ihre Unterwäsche. Witzig auch, dass ihr Onkel und sie immer die Gier der Briten und deren Ausgrabungsverhalten und den Diebstahl ägyptischer Kultur verurteilten, allerdings: Was machten sie denn mit dem Zeug? Als ob irgendwelche Nichtägypter sich bei Ausgrabungen anders verhalten hätten. Im Übrigen musste Inez immer nach Luft schnappen oder theatralisch reagieren. Und obwohl sie die Ich-Erzählerin ist, weiß sie immer genau, dass sie rot oder blass wird. Wahrscheinlich hat sie ständig den Spiegel vor der Nase gehalten. Richtig magisch wurde die Geschichte auch nicht, dafür kam mir dieser Teil etwas zu kurz. Und ein Tuch, das um den Hals getragen wird und aus dem magisch kochendes Wasser tropft, mit dem man seinen Kaffee aufbrüht, finde ich tatsächlich eher eklig, besonders wenn man bedenkt, wie sehr man schwitzt und dreckig wird.

Mir sind auch einige Fehler in dem Buch aufgefallen und das Korrektorat scheint auch Probleme mit dem Imperativ zu haben, denn es heißt zum Beispiel "Tritt zurück" und nicht "Trete zurück". Solche Sachen kamen immer mal wieder vor. Statt in einen Farbschnitt sollten Verlage lieber in ordentliche Korrektorate investieren. Ach so: Was der Fluss weiß? Keine Ahnung. Der spielte keine wirkliche Rolle und weiß wohl selbst nicht, was er hier im Titel zu suchen hatte.

Veröffentlicht am 08.02.2025

Verschüttete Milch

VIEWS
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Eigentlich wollte die BKA-Ermittlerin Yasira Saad bei einem Date nur einen schönen Abend genießen, doch der wird ihr gründlich verhagelt. Ein Video geht auf Social Media viral, das Video einer verschwundenen ...

Eigentlich wollte die BKA-Ermittlerin Yasira Saad bei einem Date nur einen schönen Abend genießen, doch der wird ihr gründlich verhagelt. Ein Video geht auf Social Media viral, das Video einer verschwundenen 16jährigen namens Lena Palmer, die von dunkelhäutigen Männern vergewaltigt wird. Yasira wird der Fall übertragen: Sie soll sowohl Lena als auch die Täter finden. Doch obwohl der Polizeiapparat auf Hochtouren läuft, laufen alle Spuren ins Leere. Hatte der drogensüchtige Freund des Mädchens die Hand im Spiel? Ist sie getrampt und entführt worden? Während Yasira und ihr Team ermitteln, taucht ein neues Video auf. Ein Mann, der sich selbst Bär nennt, erschießt vor laufender Kamera einen der Täter. Und er ruft "das deutsche Volk" auf, Jagd auf die dunkelhäutigen Männer zu machen. Hass, Hetze und Rassismus sind scheinbar nicht mehr aufzuhalten ....

Ich gestehe, dass ich das Ende richtig blöd fand und eigentlich einen Punkt abziehen wollte. Aber nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe und meine Gedanken immer wieder zu dem (Hör)Buch zurückgekehrt sind, erkenne ich wieder einmal die Genialität von Marc-Uwe Kling. Er lässt uns hängen - und stellt uns gleichzeitig die wichtigsten Fragen unserer Zeit: Wollen wir uns wirklich von Nazis diktieren lassen, was wir tun? Wie üblich ist der Mann ein Visionär, denn alles, was er beschreibt, ist bereits möglich. No glitches, bitches? Ja, ich bin sicher, dass das schon hinhaut. Allgemein, was mit KI schon möglich ist, ist schockierend. Nicht nur, dass wir bald unseren Augen nicht mehr trauen dürfen, es wird auch genügend Leute geben, die sich für erwacht und informiert halten und alles fressen, was rechte Gruppen ihnen in den Schlund füttern. Marc-Uwe hat uns wieder einmal einen Zerrspiegel vorgehalten und dieses Mal kann uns kein Känguru retten. Entweder wir tun es selbst oder spätestens am 23. Februar kreuzen wir unseren eigenen Untergang an.

Veröffentlicht am 08.02.2025

107 Stunden

Der letzte Mord am Ende der Welt
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107 Stunden. So lange bleibt den letzten Überlebenden einer weltweiten Katastrophe, um einen Mörder zu finden. Sie sind nicht mehr viele, gerade noch 122. Und jetzt ist eine der drei Ältesten tot - ermordet. ...

107 Stunden. So lange bleibt den letzten Überlebenden einer weltweiten Katastrophe, um einen Mörder zu finden. Sie sind nicht mehr viele, gerade noch 122. Und jetzt ist eine der drei Ältesten tot - ermordet. Doch wer würde auf dieser idyllischen Insel im griechischen Mittelmeer ihrer aller Existenz bedrohen? Denn mit den Vitalwerten der Ältesten war die Abwehr des tödlichen Nebels gekoppelt und Abi, die künstliche Intelligenz, die ihrer aller Leben kontrolliert und leitet, wird die Abwehr erst wieder hochfahren, wenn der Mörder gestellt ist. Emory, die bisher nur wenig für die Gemeinschaft beitragen konnte, muss sich als Ermittlerin beweisen - und sie hat nicht mehr viel Zeit.

Ich gebe zu, es hat wirklich eine Weile gedauert, bis ich in der Geschichte durchgestiegen bin. Turton macht es seinen Lesern nicht unbedingt einfach und er hat eine absolut geniale KI eingeführt, die als Einzige alles im Blick hat und trotz allem ihre eigene Agenda verfolgt. Auch wie sich die letzten Überlebenden zusammensetzen, ist eine Sache, die sich erst nach einiger Zeit herauskristallisiert. Das Ganze entpuppt sich am Ende als Zukunftsvision, die so erschreckend und möglich ist, dass man geradezu einen Kloß im Hals hat. Und es werden wichtige Fragen aufgeworfen: Was macht uns zu Menschen? Und sind wir wirklich die Krone der Schöpfung? Man mag es mit Blick auf die aktuelle Situation zu Recht bezweifeln.