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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2021

Tolle Illustrationen und lehrreiche Geschichte

Steinalt (und kein bisschen langweilig)
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Heute habe ich wieder mal ein Kinderbuch für euch: Steinalt (und kein bisschen langweilig) von Deb Piulatti übersetzt von Anne Brauner, das heute im cbj-Verlag erscheint.

Der Stein „Steinalt“ wird von ...

Heute habe ich wieder mal ein Kinderbuch für euch: Steinalt (und kein bisschen langweilig) von Deb Piulatti übersetzt von Anne Brauner, das heute im cbj-Verlag erscheint.

Der Stein „Steinalt“ wird von seinen Freunden, der Kiefer, einem Marienkäfer und einem Kolibri gefragt, ob es ihm nicht langweilig wäre, da er immer nur am selben Fleck liegt. Doch der Stein kann die drei davon überzeugen, dass sein Leben gar nicht so langweilig ist. Er hat einen Vulkanausbruch in Urzeiten erlebt, Dinosaurier kennengelernt, eine Eiszeit mitgemacht und liegt jetzt an einem schönen Fleckchen Erde, wo er sich wohlfühlt.

Der sympathische Stein führt seine jungen Leser so mit durch die Zeitalter der Erde, sodass diese spielerisch lernen, wie sich unsere Erde verändert hat. Für meine fast 5-jährige Tochter war der Text noch etwas komplex und lang, aber bei mehrmaligem Vorlesen wird sicher mehr hängen bleiben.

Die Illustrationen finde ich sehr gelungen, die Übersetzung hingegen schwierig. So wird aus Old Rock Steinalt, was im Deutschen nicht so flüssig klingt, ebenso werden den Freunden keine Artikel vorangesetzt, sondern ihre Bezeichnung als Name genutzt, es heißt also „wollte Kolibri wissen“, auch das liest sich in meinen Augen nicht so schön.

Alles in allem ein informatives und schön gezeichnetes Buch, mit kleinen Schwächen im Schreibstil. Als Altersempfehlung würde ich eher 5 als 4 Jahre ansetzen.

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Sprachgewaltiges Buch

Vom Aufstehen
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Für ihre Erzählung „Vom Aufstehen“ hat Helga Schubert den Ingeborg-Bachmann-Preis 2020 gewonnen. Und ich behaupte: zu Recht! Das gleichnamige Buch mit weiteren Erzählungen von ihr erschien im März bei ...

Für ihre Erzählung „Vom Aufstehen“ hat Helga Schubert den Ingeborg-Bachmann-Preis 2020 gewonnen. Und ich behaupte: zu Recht! Das gleichnamige Buch mit weiteren Erzählungen von ihr erschien im März bei dtv.

Die Sprachgewalt des Buchs ist atemberaubend. So still manche Kapitel daherkommen, so wortgewaltig schafft Helga Schubert eine Atmosphäre, der man sich nicht erwehren kann.

In einzelnen, unterschiedlich langen Kapiteln schreibt die Autorin über ihre Kindheit in Kriegsjahren, die ihr den Vater geraubt haben, das Leben als Schriftstellerin in der DDR, die sie geprägt hat, bis hin in die heutige Zeit, in der sie im stolzen Alter von 80 Jahren auf ihr bewegtes Leben zurückblicken kann. Am meisten beeindruckt haben mich allerdings die Schilderungen der Beziehung zu ihrer Mutter, für die exemplarisch folgender Satz der Mutter an die mittlerweile erwachsene Tochter steht: „Wenn du doch damals nach der Flucht gestorben wärst.“ Dennoch schreibt die Autorin frei von Hass.

Alleine aufgrund der teils poetischen, teils fast nüchternen Sprache, die einen durchweg in ihren Bann zieht, ist dieses Buch schon lesenswert. Außerdem ist die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit, insbesondere auch der DDR-Zeit absolut lesenswert. Von mir eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 09.04.2021

Wichtiges Zeitzeugnis

Mein Name ist Selma
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Im btb-Verlag ist Anfang März ein sehr wichtiges Buch zum Holocaust erschienen: „Mein Name ist Selma – Erinnerungen einer Widerstandskämpferin und Holocaust-Überlebenden“ von Selma van de Perre.

Die jüdische ...

Im btb-Verlag ist Anfang März ein sehr wichtiges Buch zum Holocaust erschienen: „Mein Name ist Selma – Erinnerungen einer Widerstandskämpferin und Holocaust-Überlebenden“ von Selma van de Perre.

Die jüdische Niederländerin schreibt in ihrem autobiografischen Roman über ihre Erlebnisse vor Kriegsbeginn bis in die Nachkriegszeit. Da die Niederländer die Gefahr lange unterschätzen, kommt die Besetzung ihres Landes durch die Nazis für viele überraschend. Aufgrund der Repressalien und Trennung von ihrer Familie schließt sich Selma im Alter von 20 Jahren unter einem Decknamen der Widerstandsbewegung an. 1944 wird sie schließlich verhaftet und zunächst in das Durchgangslager Vught und schließlich in das KZ Ravensbrück deportiert. Mit viel Glück überlebt sie und lebt später in England.

Auch wenn man bereits vieles über diese Zeit und all die Schreckenstaten der Nazis gelesen hat, so ist es dennoch immer wieder unglaublich, wie grausam Menschen sein können und was damals wirklich passiert ist. Umso erstaunlicher ist es auch, wie mutig Menschen wie Selma waren und Widerstand geleistet haben.

Mein einziger Kritikpunkt ist der Sprachstil, der recht einfach, zuweilen etwas umständlich formuliert daherkommt. Das kann aber auch von den diversen Übersetzungen vom Englischen ins Niederländische und dann ins Deutsche herrühren.

Das Buch ist ein Zeitzeugnis, das erschüttert - aber auch Mut macht. Absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Leider enttäuschend

Krötensex
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Das Cover und der freche Titel „Krötensex“ haben mich sofort angesprochen. Zudem steht Franka Freis erstes Buch „Periode ist politisch“ aufgrund einiger Empfehlungen schon lange auf meinem Wunschzettel.

In ...

Das Cover und der freche Titel „Krötensex“ haben mich sofort angesprochen. Zudem steht Franka Freis erstes Buch „Periode ist politisch“ aufgrund einiger Empfehlungen schon lange auf meinem Wunschzettel.

In ihrem ersten Roman schreibt Franka Frei über das Leben der 20-jährigen Frieda, die ein Semester im Rahmen ihres privaten Studiums in Amerika verbringt. Amerika – ein Kaff in Sachsen, nicht zu verwechseln mit dem land of the free.

Der erste Teil des Buchs dreht sich um dieses Semester im Osten der Republik, wo Frieda nicht nur auf Nazis, sondern auch linke Aktivisten und nerdige „Ossis“ trifft. Zurück in Berlin entwickelt sich das Buch in Richtung Selbstfindungstrip infolge dessen Frieda bis an den Rand ihrer Grenzen geht.

Die Story an sich lässt einen an manchen Stellen schmunzeln, hat aber viele Längen und auch eher unglaubwürdige Parts. Die Protagonistin ist recht gut ausgearbeitet, die Nebenfiguren sind mir aber alle zu überzeichnet und oft zu stereotyp.

Gerade im ersten Teil ist mir auch die Sprache, vor allem von Kommilitone Miro, zu flapsig, zu gewollt jung und hip. Reden junge Leute heute wirklich so? Bin ich mit Mitte 30 tatsächlich schon so alt?

Letztlich bin ich froh, dass ich dieses Alter schon hinter mir habe und im Leben an einem anderen Punkt stehe. Ich hätte mir gewünscht, das Buch 15 Jahre früher gelesen zu haben, um zu sehen, dass auch andere mit Selbstzweifeln und dem „Dazugehörenzuwollen“ kämpfen. Die feministischen Positionen in Ehren, konnte mich das Buch leider nicht wirklich überzeugen.

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Veröffentlicht am 01.04.2021

Leider enttäuschend

Aus der Mitte des Sees
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Aus der Mitte des Sees von Moritz Heger ist ein Roman über den Mönch Lukas, der mit Ende 30 Entscheidungen fürs Leben treffen muss und mit seinen Gedanken hadert.

Ich selbst wurde sehr katholisch erzogen, ...

Aus der Mitte des Sees von Moritz Heger ist ein Roman über den Mönch Lukas, der mit Ende 30 Entscheidungen fürs Leben treffen muss und mit seinen Gedanken hadert.

Ich selbst wurde sehr katholisch erzogen, sehe mich aber mittlerweile als Atheist. Dennoch fand ich den Klappentext spannend. Ich hatte mir erhofft, Einblick in die Gedankenwelt eines Mönchs zu erhalten und was ihn dazu antreibt, in der heutigen Zeit in ein Kloster einzutreten und den Weg des Glaubens zu gehen.

Leider habe ich nach der Lektüre immer noch keine Antwort darauf. Ich bin über das gesamte Buch nicht mit dem Protagonisten warm geworden. Ich fand viele Gedankengänge einfach nur selbstherrlich, herabschauend, selbstmitleidig. Über die Beziehung zu Gott erfährt man fast nichts. Die Handlung ist eher nebensächlich, vielmehr spielt sich das meiste in Lukas‘ Gedanken ab. Gerade das Ende wirkt dann an einigen Stellen unschlüssig.

Was das Ganze zudem zäh wie altes Kaugummi macht, ist der Sprachstil. Vor allem am Anfang des Buchs kommt er mir zu bemüht, zu hochtrabend vor. Ich lese gerne anspruchsvolle Bücher, hier hatte ich jedoch den Eindruck, dass zu viel gewollt war und damit der Lesefluss und vor allem das Lesevergnügen gestört wurde.

Ich konnte dem Buch leider überhaupt nichts abgewinnen.

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