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Veröffentlicht am 14.04.2020

Edgar und Roman

Die wir liebten
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"Aus der Rückschau werden sie sichtbar, die Weichen, die Weggabelungen, die über ein Leben entscheiden. Der Blick zurück ist oft präziser als der Blick voraus und lässt sie erkennen, jene Momente, die ...

"Aus der Rückschau werden sie sichtbar, die Weichen, die Weggabelungen, die über ein Leben entscheiden. Der Blick zurück ist oft präziser als der Blick voraus und lässt sie erkennen, jene Momente, die entscheidend waren." (ZITAT)

In dem Buch "Die wir liebten", welches in den 70ern spielt, begleiten wir die Brüder Edgar und Roman auf ihrem Lebensweg. Zu Beginn scheinen die Jungen eine unbeschwerte Kindheit zu haben, zumindest eine, in denen sie wenig Grenzen kennen, denn die Eltern haben wenig Zeit, um sich um die beiden zu kümmern. Sie sind vereinnahmt von all ihren Verpflichtungen im Lotto-Laden und in der Bäckerei. Selbst in ihrer Freizeit und in den Ferien beaufsichtigten sie die beiden kaum und hindern diese nicht daran, das zu tun, was sie lieben, was sie begeistert und herausfordert.

Das Leben der beiden bleibt aber nicht so unbeschwert. Der Vater verlässt die Mutter, woraufhin diese dem Alkohol verfällt. Beide Jungen müssen mitansehen, wie Tante und Großmutter von Krankheit geplagt werden und schließlich der schreckliche Aufenthalt im Heim und der Entzug der Familie.

Die schrecklichen Methoden und Zustände, die Achten hier schildert, haben mich während des Lesens sehr ergriffen. Heutzutage kaum vorstellbar und vielleicht auch gerade deshalb sehr schockierend.

Die Protagonisten sind sehr authentisch geschildert. Ich mochte beide Jungen, die zwar Brüder, aber dennoch sehr unterschiedlich waren, sofort. Während der eine frech, mutig und vorlaut war, war der andere beinahe ein Gegenteil davon und hat seinen Bruder teilweise bewundert für seinen Mut.

"Das Unglück meines Bruders begann in der sechsten Klasse. Sein Unglück war auch mein Unglück. Alles fing an, weil Roman mutiger war als ich. Eine Tugend kann ein Verhängnis sein. Das ahnten wir damals nicht." (ZITAT)

Das Cover ist schön gewählt.

Für mich ein wahnsinnig toller Roman, der mich Seite für Seite mitgerissen hat auch wegen des flüssigen schönen Schreibstils.

Willi Achten wuchs in einem Dorf am Nieder­rhein auf. Er studierte in Bonn und Köln. Seit den frühen 1990er-Jahren ist er als Schriftsteller tätig. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Willi Achten lebt im niederländischen Vaals bei Aachen.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Die Erfindung

Gestohlene Erinnerung
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Meine Meinung und Inhalt

"Zwar hat sie nichts intellektuell so sehr fasziniert wie die mysteriöse Macht des Stuhls, aber Slade will sie ihn nicht anvertrauen. Sie haben Erimnerungen veärndert. Die Realität ...

Meine Meinung und Inhalt

"Zwar hat sie nichts intellektuell so sehr fasziniert wie die mysteriöse Macht des Stuhls, aber Slade will sie ihn nicht anvertrauen. Sie haben Erimnerungen veärndert. Die Realität verschoben." (ZITAT)

Der Autor konnte mich bereits mit seinem Buch „Dark Matter: Der Zeitenläufer" absolut fesseln. Nun ist ihm das auch mit seinem neusten Werk "Gestohlene Erinnerung" gelungen. Die Romanidee finde ich absolut faszinierend und gelungen umgesetzt. In diesem Buch herrscht sehr viel Spannung, viel mehr als bei manchen Krimis. Der Schreibstil von Crouch ist packend, abwechslungsreich und fesselnd.

Der Wechsel zwischen den Zeiten bzw. Protagonisten finde ich hervorragend gelöst und hat das Buch aufgelockert und so zusätzlich Neugier wecken und Spannung aufbauen können.


»Und sie verlieren die Erinnerung an ihr wirkliches Leben?« »Nein, sie haben plötzlich zwei Versionen von Erinnerungen. Die eine ist wahr, die andere nicht." (ZITAT)


Der New Yorker Detective Barry Sutton steht vor einem Rätsel: Ein geheimnisvolles Phänomen quält die Menschen mit falschen Erinnerungen und treibt sie damit in den Tod.

Auch die Hirnforscherin Helena Smith weiß schon lange um die Macht der Erinnerung. Um diese zu bewahren, entwickelte sie eine Technologie, die uns unsere kostbarsten Momente noch einmal erleben lässt. Doch nun bedroht ihre Erfindung das Schicksal der Menschheit.

Das Cover finde ich sehr gut gewählt. Für mich definitv ein Jahreshighlight!


Blake Crouch wurde 1978 in North Carolina geboren und studierte in seiner Heimat Englisch und Kreatives Schreiben.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen der internationale Bestseller „Dark Matter: Der Zeitenläufer“ und die Wayward Pines-Reihe, die von FOX zu einer TV-Serie adaptiert wurde. Auch sein Roman "Good Behaviour" wurde zu einer TV-Serie verarbeitet. Mittlerweile hat er über ein dutzend Romane verfasst, die in über dreißig Sprachen übersetzt wurden. Crouch lebt mit seiner Familie in Colorado.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

32 x Liebe

Die Schönheit der Begegnung
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Meine Meinung und Inhalt

"Wir redeten, ohne uns aufzuwärmen, in die persönlichsten Themen hinein, vielleicht war es leichter, weil keiner von uns mit Vorwissen belastet war. Wir kommentierten diese überraschende ...

Meine Meinung und Inhalt

"Wir redeten, ohne uns aufzuwärmen, in die persönlichsten Themen hinein, vielleicht war es leichter, weil keiner von uns mit Vorwissen belastet war. Wir kommentierten diese überraschende Intimität nicht einmal, sondern taten einfach so, als würden wir einander schon seit einer Ewigkeit kennen und hätten uns absichtlich getroffen." (ZITAT)

Der namenlose Ich-Erzähler und Linh lieben einander. Als Linh ihren Lebensgefährten bittet, den Anfang ihrer Geschichte aufzuschreiben, lässt der sich eine gute Story nicht durch Fakten verderben und beginnt, Variationen zu erfinden.

Aus einem Anfang werden viele. Der Erzähler fühlt sich frei im Verändern der Schauplätze, Situationen und Ereignisse. Manche seiner Geschichten sind sehr humorvoll, andere machen nachdenklich. Und so reist man als Leser von Hamburg nach Köln und New York, sowie nach Paris. Manchmal dauert es eine Weile, bis die beiden zueinander finden, manchmal trifft sie die Liebe wie ein Blitzschlag

Ich mochte den Schreibstil von Berzbach sehr, denn er ist so abwechslungsreich und locker.

"Wir sprachen gar nicht, sondern liebten uns. Die Realität übertraf jede Geschichte, obwohl es sich anhört, als sei es erfunden." (ZITAT)

32 Mal begegnen sich der Erzähler und Linh und verlieben sich ineinander, 32 verschiedene Anfänge sind es, doch der Schluss ist (fast) immer der gleiche.

Ich kann euch die kurzen Geschichten über das Entstehen einer Liebe sehr empfehlen!

FRANK BERZBACH, Jahrgang 1971, unterrichtet Literaturpädagogik und Philosophie an der Technischen Hochschule Köln. Nach einer Ausbildung zum Technischen Zeichner studierte er Erziehungswissenschaft, Philosophie und Literaturwissenschaft. Über Wasser hielt er sich als Bildungsforscher, Wissenschaftsjournalist, Fahrradkurier, Buchhändler und Autor. Er hat eine Vorliebe für Bücher, Schallplatten, Fahrräder, Tee, Klöster und analoge Schreibgeräte. Er lebt in Köln und auf St. Pauli.


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Veröffentlicht am 02.04.2020

70 poetischen Fragmenten

In den Knochen
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Meine Meinung und Inhalt

"Zum Glück schaffst du’s immer

zurück auf null

jedes Mal

zurück auf null.

Wie sonst vernäht man die Risse?

Wie sonst steht der Körper das durch?" (ZITAT)


Yrsa Daley-Wardist ...

Meine Meinung und Inhalt

"Zum Glück schaffst du’s immer

zurück auf null

jedes Mal

zurück auf null.

Wie sonst vernäht man die Risse?

Wie sonst steht der Körper das durch?" (ZITAT)


Yrsa Daley-Wardist Feministin, Model, Autorin und Dichterin. Sie hat westindische und afrikanische Wurzeln. Ihre Mutter ist aus Jamaika, der Vater aus Nigeria, aufgewachsen ist sie aber bei ihren frommen Großeltern in der nordenglischen Kleinstadt Chorley. Ihren ersten Gedichtband veröffentlichte sie als Selfpublisher, er verkaufte sich über 20.000 Mal. Sie lebt in London und Los Angeles. Im Aufbau Verlag erschienen »Alles, was passiert ist« und »In den Knochen. Gedichte«.

Die Autorin bringt in "In den Knochen" sehr viel Abwechslung in ihre unerschiedlich langen Poesiestücke. Von Verführung und Gefahr, Romantik und Vernunft, Hingabe und Selbstbehauptung ist alles dabei. Manche Texte sind bedrückend, andere sehr berührend. Jedes Stück steht für sich gehört aber zum großen Ganzen.

Yrsa Daley Ward konnnte mich mit ihren tiefgründigen, emotionalen und persönlichen Gedichten, in denen sie dennoch die perfekte Menge an Distanz hält, absolut für sich gewinnen.

Das Cover ist außerdem unverwechselbar schön und gefällt mir wahnsinnig gut.


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Veröffentlicht am 31.03.2020

Gefahr oder Trost

Trost
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Meine Meinung und Inhalt

"Sie sind aus Sprache. Das ist auch etwas, was sie gemeinsam haben. Sie sind aus Blut. Sie sind aus Haut. Solange Wörter etwas bedeuten, werden sie alles Mögliche mit Sinn verstehen ...

Meine Meinung und Inhalt

"Sie sind aus Sprache. Das ist auch etwas, was sie gemeinsam haben. Sie sind aus Blut. Sie sind aus Haut. Solange Wörter etwas bedeuten, werden sie alles Mögliche mit Sinn verstehen können; auch einander." (ZITAT)

In dem Buch geht es um eine Person, deren Namen man während der ganzen Zeit nicht erfährt, was aber prinzipiell keine Rolle spielt.

Man könnte am Ende des Buches sogar annehmen, dass es sich deshalb um drei Frauen handeln könnte, was es aber nicht tut.

Die Protagonistin reist alleine nach nach Lissabon, Berlin und Brüssel und in jeder dieser Städte beginnt sie eine Beziehung: einmal mit einem Mann, einmal mit einer Frau und zuletzt mit einem viel jüngeren Mann, wobei das Wort Beziehung vielleicht das falsche Wort ist. Als Leser hat man das Gefühl sie ist wirklich auf der Suche nach Trost, ohne wirklich zu wissen, wer oder was ihr diesen Trost geben kann.

Wir begleiten die Frau auf ihren Reisen und lernen ihre drei Begegnungen näher kennen. Immer wieder lässt sie sich auf Nähe ein, Intimität entsteht, ohne zu wissen, was dieses Verhältnis aktuell bedeutet. Immer wieder wird dem Fremden die Türe geöffnet, um nicht in der Kälte und Einsamkeit der Großstädte zu ersticken. Die Rastlosigkeit ist sehr spürbar und teilweise bedrückend, aber nachvollziehbar.

"Das letzte Mal, dass sie die Hand eines anderen gehalten hat, hat es sich jedenfalls so angefühlt. Das letzte Mal, dass sie sich halten ließ,
tat es weh, loslassen zu müssen. Vielleicht zu weh. Und das ist nicht dasselbe. Es soll nicht wehtun. Es soll eher lindern." (ZITAT)

Der Schreibstil der Autorin hat mir von Beginn an sehr gefallen. Man versinkt in ihren Geschichten und ist am Ende immer wieder überrascht, auch wenn man eigene Vermutungen anstellt, wie sich die Geschichten entwickeln könnte.

Das Cover finde ich sehr passend gewählt und gefällt mir ebenfalls.

Absolute Leseempfehlung!

"Und es gibt zwei Arten von Menschen - diejenigen, die das meinen, was sie sagen, was sie in einem bestimmten Augenblick sagen, und die
die meinen, was sie sagen. Manchmal treffen sich diese beiden, in ein und demselben Augenblick, in ein und demselben Satz. Ehrlichkeit kann nicht mehr Gesichter haben als das." (ZITAT)




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