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Veröffentlicht am 02.05.2019

Très aimable - oder wie man sich in die Stadt Paris verliebt

Die Blüten von Pigalle
1

Paris, 1945, nur wenige Wochen nach Kriegsende. Das noble Hotel Lutetia, zu Kriegszeiten von den Nazis besetzt, bietet nun Asyl für die Heimkehrer aus deutschen Lagern. Ausgemergelte ehemalige Inhaftierte ...

Paris, 1945, nur wenige Wochen nach Kriegsende. Das noble Hotel Lutetia, zu Kriegszeiten von den Nazis besetzt, bietet nun Asyl für die Heimkehrer aus deutschen Lagern. Ausgemergelte ehemalige Inhaftierte werden hier von überarbeiteten Büroangestellten registriert, befragt und weitergeleitet. Mittendrin das diskrete bis stoische Personal, das von der Pariser Noblesse über Nazigrößen und Kollaborateuren bis hin zu Résistance-Mitgliedern und Ex-Häftlingen alles erlebt hat. Ein Mikrokosmos der im Kleinen die Verhältnisse von Paris im Großen wiederspiegelt. Eine Stadt im Aufbruch zu neuen Ufern, die alte Sünden aufarbeiten muss und doch die Gräuel des Krieges hinter sich lassen will. Und mittendrin passiert ein Mord an einem der Heimkehrer. Nicht alle sind an der Aufklärung interessiert und tun ihr Möglichstes, um diese zu verhindern. Beste Voraussetzungen für einen historischen Kriminalroman.

Das Ermittlerteam um den jungen Kommissar Jean Ricolet und ihre Arbeit bei Außeneinsätzen, Fahndungen und Verhören, aber auch den Alltag im Büro, finde ich gut beschrieben. Es sind unterschiedliche Charaktere, die sich in ihrer Art abgrenzen, bei der Arbeit aber gut ergänzen. Jean als junger Ermittler aus der Provinz hat sich im Laufe des Buches gut entwickelt vom noch etwas zurückhaltenden Fragesteller zum selbstbewussten Fahnder. Er ist mir sehr sympathisch. Seine Freundin Pauline hingegen stammt aus den besseren Kreisen, teilt sich eine kleine Wohnung mit ihrer Mutter. Diese kann sich nicht damit abfinden, dass sie nach der Pleite nicht mehr zur Oberschicht gehören. Sie trauert den alten Zeiten nach, hegt und pflegt ihre Standesdünkel und möchte Pauline möglichst gut verheiraten. Jean passt gar nicht zu ihren Vorstellungen. Pauline selbst steht dazwischen, einerseits noch die verwöhnte Tochter aus gutem Hause, andererseits schon modern und selbstbestimmt. Weil der Ermordete der Verlobte ihrer Freundin Eloise war, mischt sie sich in die Ermittlungen der Polizei ein. Dabei ist sie mit ihren Verbindungen in die Oberschicht teils hilfreich, durch ihre oft unbedarfte Art kompliziert sie aber stellenweise auch die Ermittlungen und gerät in Gefahr. Ein Streit mit Jean macht die Sache nicht besser.

Wunderbar detailgenau erleben wir die Stadt, die Streifzüge durch die Straßen und Viertel. Z. B. die Gässchen am Montmartre, die Häuserzeilen im Marais oder die Clochards am Fluss. Man meint, selbst den Duft von frischem Baguette in der Nase zu haben, ist geblendet von der Sonne, die sich in den Fenstern spiegelt oder zieht die Jacke enger, weil abends über die Seine der Nebel in die Stadt einzieht. Auch die Beschreibung der Verstrickungen der Kollaborateure empfinde ich als sehr gelungen und hätte für mich noch etwas mehr ins Detail gehen können. Das Pariser Flair ist im gesamten Buch hervorragend beschrieben und gefällt mir sehr gut. Die Aufbruch-Stimmung kommt gut rüber und auch der Wandel von der alten Zeit mit den Standesdünkeln zur jungen Generation ist gelungen. Der leseleichte Schreibstil tut sein Übriges dazu, dass man sich fast ein bisschen verliebt. In die Stadt, die Gerüche, den Sound, eben in Paris. Leider führen aber teils zu überkonstruierte Teile der Handlung und auch völlig überflüssige Nebenhandlungsstränge dazu, dass die Spannung eindeutig zu kurz kommt. Das ist sehr schade.

Insgesamt also ein sehr schönes Buch was das Zeitkollorit und das Pariser Flair betrifft, als Krimi leider nur mäßig spannend.

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Veröffentlicht am 08.04.2019

Eine Geschichte von der Sehnsucht ….. Real, dicht am Leben, brillant umgesetzt

Zeilen ans Meer
0

Nie hätte Lena gedacht, auf ihre vor über fünfzehn Jahren in den australischen Ozean geworfene Flaschenpost jemals eine Reaktion zu erhalten. Und doch passiert es. Mindestens genauso erstaunt ist Sam, ...

Nie hätte Lena gedacht, auf ihre vor über fünfzehn Jahren in den australischen Ozean geworfene Flaschenpost jemals eine Reaktion zu erhalten. Und doch passiert es. Mindestens genauso erstaunt ist Sam, dass er eine Antwort erhält. Aus einer Laune heraus schreibt er Monate später eine Weihnachtskarte nach München zu Lena und so entwickelt sich nach und nach eine Brieffreundschaft zwischen dem anscheinend so lockeren Surfer-Boy aus Sidney und der überarbeiteten Mutter aus München, die ihren Lebensunterhalt mit dem übersetzten langweiliger Bedienungsanleitungen verdient.

In wunderbar geschriebenen Briefen lernen die beiden sich dann langsam näher kennen – ebenso wie wir als Leser den beiden immer näher kommen. Sie beschreiben ihren Alltag, der unterschiedlicher nicht sein könnte, freunden sich nach und nach an und geben sich gegenseitig Halt. Denn beide sind nicht glücklich. Lena ist gefangen in ihrer Verantwortung für ihre Tochter Mathilda und für ihre Eltern, schleppt fast vergessene, unerfüllte Träume mit sich rum. Und warum surft Sam nur heimlich an einem einsamen Strand, welche Schatten lasten auf seiner Seele? Behutsam öffnen sich die beiden immer weiter und aus Freundschaft wird mehr, viel mehr. Ehe sie sich versehen, sind sie einander hoffnungslos verfallen. Doch das birgt enorme Schwierigkeiten, liegen doch nicht nur tausende von Kilometern sondern auch gegensätzliche Tages- und Jahreszeiten und völlig unterschiedliche Lebensweisen zwischen München und Sydney, zwischen Lena und Sam.

Wie die beiden ihre Beziehung mit allen Aufs und Abs meistern, wie sie kämpfen für Ihre Liebe, und auch scheitern, wie sie Probleme angehen, die ganz typisch sind für Fernbeziehungen und wie sie sich dennoch immer wieder zusammenraufen – das alles erleben wir als Leser in einer intensiven, emotionalen Tiefe, die ihresgleichen sucht. Fast hat man manchmal das Gefühl, die beiden bei intimen Gesprächen zu belauschen, wenn man ihre Briefe liest. Absolut nachvollziehbar, wenn über die Distanz Misstrauen aufkeimt, geboren aus Missverständnissen und fehlender Vor-Ort-Präsenz. Erlösendes Aufatmen, wenn sie sich wieder versöhnen. Herzschmerz, Tränen, Wut, Verzweiflung und Versöhnung – der Leser sitzt stets in der ersten Reihe und leidet und hofft mit den beiden.

Die Autorin Sarah Fischer versteht es auf eine hervorragende Art und Weise das komplette Spektrum der Gefühlswelt einer so schwierigen Fernbeziehung in diese Briefe und in die Zeilen dazwischen zu packen. Faszinierend wie sie konsequent bis zum Schluss daran festhält und so tatsächlich einen reinen Briefroman liefert, der doch vor Handlung nur so strotz. Die wechselnden Perspektiven zwischen den beiden Protagonisten plus ihrer Familien und Freunde, die in den Briefen mit aufleben, lassen keine Langeweile aufkommen, sondern machen diesen Roman zu einem echten Page-Turner. Man will das Buch nicht weglegen – nein, im Gegenteil – man will wissen, wie es mit den Beiden weitergeht. Bekommen sie trotz allen Widrigkeiten ihr Happy End, das man ihnen so sehr wünscht?

Jeder Mensch, der jemals eine Fernbeziehung selbst erlebt hat, muss dieses Buch lieben – und alle anderen auch. Fazit: Lesen !! Unbedingt !!

Noch kurz ein Wort zum Cover: Das gefällt mir extrem gut. Endlich mal was anderes als das derzeit Übliche. Es ist eine sehr ausgewogene Mischung aus zarten und kräftigen Farben, der Blick schweift durchs Fenster über die Weite des Ozeans (Bezug zur Flaschenpost und zu Sams Heimat und das weite Meer zwischen Sam und Lena). Die beiden Boote, die sich gegenüberstehen, versinnbildlichen für mich Sam und Lena, die weit auseinander, jeder am anderen Ende der Welt leben und doch per Brief direkt konfrontiert sind. Konnte mich lange nicht so für ein Cover begeistern wie bei diesem Buch.

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Veröffentlicht am 06.12.2018

Tolle Story mit unsympathischen Figuren in ambivalenter Story

Unter dem Messer
1

Der Autor Kelly Parsons ist selbst ausgebildeter Mediziner, der an der Uni von San Diego unterrichtet. Er weiß also, was ein sogenannter Medizin-Thriller braucht und hat diesbezüglich auch hervorragende ...

Der Autor Kelly Parsons ist selbst ausgebildeter Mediziner, der an der Uni von San Diego unterrichtet. Er weiß also, was ein sogenannter Medizin-Thriller braucht und hat diesbezüglich auch hervorragende Arbeit geleistet. Mit seinem leseleichten Schreibstil ist es ihm gelungen die medizinischen Fakten für den Laien gut und verständlich aufzubereiten. Zudem liefert er sehr detaillierte Charakterstudien zu fast all seinen Personen.

Dass die Protagonistin Rita für mich sehr unsympathisch rüberkommt, stört mich nicht. Auch ihr Gegenspieler Finney ist ein richtiger Kotzbrocken, der keinerlei Sympathien wecken kann. Die sympathischen Charaktere kommen dafür leider etwas zu lasch und zu farblos bei mir an, da fehlt dann doch etwas die Aussagekraft. Einzig Finneys Handlanger Sebastian hat mehr Potential und man weiß bis zum Schluss nicht, auf welcher Seite er steht.
Zum echten Page-Turner tragen auch die meist extrem kurzen Kapitel bei, die jeweils mit dem Namen eines Charakters über- und aus dessen Sicht geschrieben sind. Ich empfand das als kurzweilig und es beschleunigt die Handlung.

Die Idee der Handlung ist sehr gut. Dr. Rita Wu bekommt ein Kleinst-Implantat hinterm Ohr verpasst, durch das Finney direkt mit ihr spricht und auch ihr Handeln beeinflussen kann. Damit verfolgt Finney einen ausgeklügelten Racheplan, der sich erst nach und nach offenbart, was zur Spannung beiträgt. So schaukelt sich die perfide Rachegeschichte – mit einigen interessanten Wendungen - langsam aber stetig hoch bis zum finalen Showdown.

Meiner Meinung nach hat leider genau dieses Finale der Story an Qualität geraubt, da hier viel zu viel gewollt wurde und viel zu viel reingepackt wurde. Das schmälert für mich den Gesamteindruck ebenso wie das „typisch amerikanische“, überzuckerte Happy End für manche Charaktere.

Alles in allem ein solider Medizinthriller, der sein Potential leider nicht voll ausschöpft.

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Veröffentlicht am 01.10.2018

Für alle, die mal wieder eine Portion Herzschmerz und die volle Ladung Gefühl brauchen

The Dark One - Versuchung der Finsternis
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The Dark One – Versuchung der Finsternis

Historische Lovestory mit einem Touch Fantasy von Ronda Thompson

"Liebe ist der Fluch, der dich bezwingt, doch auch der Schlüssel, der dich befreit."

"The Dark ...

The Dark One – Versuchung der Finsternis

Historische Lovestory mit einem Touch Fantasy von Ronda Thompson

"Liebe ist der Fluch, der dich bezwingt, doch auch der Schlüssel, der dich befreit."

"The Dark One - Versuchung der Finsternis" bildet den Auftakt zur historischen Liebesroman-Reihe "Wild Wulfs of London" von Ronda Thompson. Die nächsten beiden Bände der Paranormal Regency Romance sind: "The Untamed One - Im Rausch der Finsternis" und "The Cursed One - Lockruf der Finsternis".

Und darum geht es im ersten Band:
Armond Wulf, Marquis von Wulfglen, ist durch den Fluch einer Hexe zur Einsamkeit verdammt. Mit seinen Brüdern hat er den Pakt geschlossen, dass keiner von ihnen je sein Herz an eine Frau verlieren würde - denn nur so können sie verhindern, sich bei Vollmond in Werwölfe zu verwandeln.
Es ist das Jahr 1821 als Lady Rosalind von ihrem Stiefbruder Franklin vom Landsitz ihres verstorbenen Vaters unter einem Vorwand nach London gelockt wird. Sie soll sich um die kranke Stiefmutter kümmern. Rosalind findet sich als Gefangene ihres Stiefbruders wieder, der sie bevormundet und brutal misshandelt, nur um sie an den Meistbietenden als Ehefrau zu verschachern, um so seine Schulden zu begleichen. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wendet sich Rosalind verzweifelt an ihren gut aussehenden Nachbarn mit dem äußerst schlechten Ruf, in der Absicht, sich entehren zu lassen und so der Zwangsheirat zu entgehen.
Seinem üblen Leumund zum Trotz entpuppt sich der attraktive Armond jedoch als wahrer Kavalier und so nimmt eine äußerst romantische, fast schon schnulzige Beziehung ihren Lauf, die schön, locker und flüssig geschrieben ist und stilistisch sehr geschickt ständig die Perspektive zwischen den Protagonisten wechselt. So gewinnen wir jeweils tiefe Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt sowohl von Rosalind als auch von Armond. Denn was Rosalind nicht wissen kann ist, dass sich Armond nicht verlieben darf und alles tut, um genau das zu verhindern. Dennoch rettet er Rosalind vor ihrem Bruder und halst sich damit nicht nur die Rachegelüste von Franklin sondern auch einige andere Probleme auf, die er im nächtlichen und verruchten London zu lösen versucht.
Die historische Lovestory mit einem Touch Fantasy kommt kurzweilig und humorvoll daher und bietet auch neben den Hauptfiguren interessante Charaktere wie z. B. die Herzoginwitwe, eine alte Freundin der Familie Wulf, die als einzige noch zu Armond hält und auch Rosalind unterstütz. Auch Amelia, eine neu gefundene Freundin für Rosalind, ist passend zum historischen Kolorit typisch jung, unerfahren, neugierig und oberflächlich. Wir schwelgen auf Bällen in den schönsten Roben, sind zu Gast bei gestelzten Teerunden und erleben Dinnerparties, bei denen jeder über jeden lästert. Bis zum großen Finale, in dem nach viel Drama letztlich die Liebe siegt.

Mein Fazit: Der Fantasy-Aspekt wird lange Zeit nur angedeutet und kommt erst gegen Ende so richtig zur Geltung, die Romantik entfaltet sich dagegen vor der pompösen historischen Londoner Gesellschaft zu voller Größe. Ein leseleichtes Büchlein für zwischendurch für alle die mal wieder eine Portion Herzschmerz und die volle Ladung Gefühl brauchen.

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Veröffentlicht am 10.08.2018

Weder Romantic noch Thrill - nur schwülstig und lahm

Tief unter die Haut
1

Clay und Francesca sind glücklich verheiratet. Doch als Clay eines Abends nach Hause kommt, findet er das Haus verlassen vor – von Francesca fehlt jede Spur. Zwei Jahre vergehen, in denen Clay sogar verdächtigt ...

Clay und Francesca sind glücklich verheiratet. Doch als Clay eines Abends nach Hause kommt, findet er das Haus verlassen vor – von Francesca fehlt jede Spur. Zwei Jahre vergehen, in denen Clay sogar verdächtigt wird, seine eigene Frau ermordet zu haben. Bis Francesca eines Tages plötzlich wieder vor ihm steht, in ihrem gemeinsamen Haus. Clay, der fest davon überzeugt war, dass sie ihn verlassen hatte, ist hin und her gerissen zwischen Wut und Wiedersehensfreude. Er will Antworten. Das Problem: Francesca kann sich nicht erinnern.

Soweit der Klappentext – und viel mehr gibt es zu diesem Buch leider nicht zu sagen. Darüber, was in den zwei Jahren passiert, wird man überwiegend im Dunkeln gelassen, auch Clays Wut nach Francescas Wiederkehr keimt kaum auf. Das Liebesgeplänkel der beiden schmachtet schwülstig und wortreich vor sich hin und strapaziert die Nerven – und auf den Thrill wartet man bis zur letzten Seite vergeblich. Die Story fängt in den ersten beiden Kapiteln vielversprechend an, den Schreibstil fand ich leseleicht und angenehm, danach zieht es sich aber wie Kaugummi. Jede neu auftauchende Möglichkeit, bei der man denkt „jetzt könnte es doch noch interessant werden“ versinkt im Anschluss leider wieder in einer vorhersehbaren und furchtbar langweiligen Dauerschleife von nichtssagenden Geschehnissen.

Tut mir leid, aber das Buch kann ich leider nicht weiter empfehlen.

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