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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2019

Mit Büchern auf dem Land

Das Glück hat viele Seiten
1

Die Autorin hat einen leicht zu lesenden Roman vorgelegt, in dem sie es hervorragend versteht, die Gegensätze zwischen waschechten Dorfbewohnern und eingefleischten Stadtmenschen darzustellen. Speziell ...

Die Autorin hat einen leicht zu lesenden Roman vorgelegt, in dem sie es hervorragend versteht, die Gegensätze zwischen waschechten Dorfbewohnern und eingefleischten Stadtmenschen darzustellen. Speziell die Gegebenheiten und die Atmosphäre im Dorf und mit den Einheimischen, die sich untereinander alle kennen, hat sie sehr treffend beschrieben. Auch das Unverständnis der Städtler dafür kommt gut rüber. Was ihr hier sehr gut gelungen ist, hat sie bei ihren Protagonisten leider nicht ganz so gut umgesetzt.

Hannah ist eine naive unfertige Person, die nicht die Spur von erwachsenem Verhalten an den Tag legt. Sie macht die gleichen grundlegenden Fehler mehrmals und zeigt keinerlei Einsicht ihr Verhalten zu ändern. Bestärkt wird sie darin leider noch von den Damen des Buchclubs, denen man allein aufgrund ihres Alters doch eine etwas vernünftigere Handlungsweise zugetraut hätte. Mir sind die leider alle ein bisschen auf die Nerven gegangen. Ben hingegen war mir von Anfang an recht sympathisch, obwohl er eigentlich die Rolle des Fieslings übernehmen sollte. Mit Informationen zu ihm war die Autorin sehr geizig und man muss sich einiges so zwischen den Zeilen zusammen reimen.

Versöhnt hat mich schließlich das schöne und passende Cover und die gelungene Idee zum Finale im Buch, das mir wirklich gut gefallen hat.

Fazit: Eine leichte, nette Sommerlektüre, wenn man keine zu hohen Erwartungen hat.

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Veröffentlicht am 10.07.2019

Dolce Vita für betuchte Südstaaten-Magnolien

Das Licht der Toskana
1

Drei Südstaaten-Grazien, zw. Ende Fünfzig und Mitte Sechzig, alle gut betucht:

Camille - hat ihre Kunst für die Familie aufgegeben, Mann gestorben, Sohn will das Haus
Julia – vom schönen Gatten betrogen, ...

Drei Südstaaten-Grazien, zw. Ende Fünfzig und Mitte Sechzig, alle gut betucht:

Camille - hat ihre Kunst für die Familie aufgegeben, Mann gestorben, Sohn will das Haus
Julia – vom schönen Gatten betrogen, auf der Flucht nach vorn, kocht sich durchs Leben
Susan – ebenfalls Witwe, das Maklergeschäft verkauft, irrt ziellos durch die Zeit

Die drei treffen sich beim Besichtigen einer Senioren-Residenz, sind sich spontan sympathisch, freunden sich an und beschließen ein Haus in der Toskana zu mieten. Dort starten sie durch in ihre „sonnige“ Zukunft in der Susan den Garten aufmöbelt, Julia ein Buch über „Kochen und italienisch lernen“ schreibt und Camille wieder zum Pinsel greift. Geldsorgen gibt es keine, auch mit der Sprache hapert es nicht, mit den ortsansässigen sind sie im Nu „best buddies“ und werden egal bei welchem Vorhaben stets tatkräftig unterstützt. Zuerst und vor allem von ihrer Nachbarin Kit Raines, ebenfalls Amerikanerin. Sie ist Schriftstellerin und schreibt eine Biographie über Margaret Merrill, die zu ihrer Lebzeit (teils auch in Italien) Romane und Enthüllungsreportagen geschrieben hat.

Für die Lebensgeschichten von fünf sehr unterschiedlichen Frauen braucht man Zeit und Geduld und eine gehörige Portion Aufmerksamkeit um diese fünf Ladies auseinander zu halten, denn die Erzählperspektive ebenso wie die Zeitebenen wechseln ständig. Die Sprache ist dabei blumig-rosig und reich an Metaphern. Es gibt philosophische Betrachtungen, ausschweifende Beschreibungen und Landschaftsmalerei ebenso wie langatmige Diskussionen über Kunst und Literatur. Passender als den deutschen Titel finde ich den originalen „Women in Sunlight“ – denn genau das sind sie, trotz allen Tiefschlägen, die man im Laufe eines langen Lebens einstecken muss, stehen sie auf der Sonnenseite des Lebens.

Obwohl der Roman einige Aspekte aufweist, die ich normalerweise sehr mag (Sprache, Stil) und obwohl eigentlich relativ viel an Handlung passiert dümpelt dieses Werk ohne nennenswerte Spannungsbögen so langatmig vor sich hin, dass es einfach kein Lesegenuss war. Das liegt evtl. auch am Alter der Autorin, die immerhin fast 80 Jahre alt ist und ich vielleicht für die Zielgruppe dann doch noch nicht reif genug bin.

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Veröffentlicht am 24.06.2019

Eine außergewöhnliche Niederschrift

Im Schatten des Schleiers
1

Das Buch ist anders als man es aufgrund des Titels und des Klappentextes erwartet. Wer auf ein spannendes Fluchtdrama á la „Nicht ohne meine Tochter“ wartet, der wird enttäuscht. Soviel sei vorweg schon ...

Das Buch ist anders als man es aufgrund des Titels und des Klappentextes erwartet. Wer auf ein spannendes Fluchtdrama á la „Nicht ohne meine Tochter“ wartet, der wird enttäuscht. Soviel sei vorweg schon mal gesagt. Und – auch das sollte ehrlich gesagt werden – das Buch hat im Mittelteil seine Längen, da muss man durch. ABER: Es lohnt sich auf jeden Fall !! Allein schon das Vorwort kann niemanden kalt lassen. Gleich zu Beginn wird klargestellt, dass nicht Maryam selbst geschrieben hat, sondern ihren Lebens- und Leidensweg erzählt. Das merkt man am Schreibstil. Es ist nicht der Stil eines Autors oder eines Journalisten. Es ist die einfache Sprache, die Maryam mit ihren noch begrenzten Deutschkenntnissen zur Verfügung steht. Es wird vom Schreiber eins zu eins so wiedergegeben, wie es ihm erzählt wird. Und gerade das macht die Geschichte sehr authentisch und geht unter die Haut.

Maryam ist wohl vor allem eine Suchende. Aufgewachsen mit den Erzählungen der Eltern von einem freien Iran - damals. Zur selben Zeit erlebt sie aber Überwachung, Hausdurchsuchung, Gewalt. In der Schule Gleichschaltung und Bespitzelung. Als junge Frau gefangen in einem Sumpf aus Unterordnung, Aberglauben und Korruption. Dann die Begegnung mit dem Christentum. Realistisch die Beschreibungen wie viele Fragen bei ihr auftauchen, die nur zögerlich beantwortet werden und wie unwissend, aber wissbegierig sie ist. Verständlich, dass sie nichts weiß über eine Religion, über die man nicht mal reden darf. Was ich im Rückblick sehr treffend fand, war der Vergleich mit den ersten Jüngern Jesu, die eigentlich auch nichts von der Religion wussten, aber Jesu gefolgt sind, in dem Gefühl, das Richtige zu tun. Genau das hat Maryam gemacht. Sie ist ihrem Gefühl und ihrer Eingebung gefolgt, ohne genau zu wissen, wie sich alles entwickeln wird. Das ist eine sehr, sehr ursprüngliche Form von Christ sein.
Schließlich in Deutschland glaubt sie, "berufen" zu sein, ihre Geschichte zu erzählen. Deshalb liegt der Fokus auch nicht so sehr auf der Flucht, sondern vielmehr auf ihrer Konvertierung. Die ganzen Gefühle, die sie dabei empfindet wie Neugier, Unverständnis, Naivität, aber auch Freude, Hoffnung, Hingabe und eine ganz eigene Art von Selbstverständnis beschreibt sie sehr ausführlich. Im Nachhinein wurde mir erst klar, warum sie so lange über die verschiedenen Doanevis (eine Art Hexe/Shamanin) berichtet hat. Nämlich um den Unterschied deutlich zu machen, wie im Iran mit Aberglaube umgegangen wird (fast wie eine käufliche Ware) und weshalb sie nach dieser Erfahrung so empfänglich für den christlichen Glauben war.
Für dieses Buch braucht man etwas Geduld und man sollte gut zwischen den Zeilen lesen können. Lässt man sich darauf ein, lernt man eine Menge über den Iran und wie die Menschen dort „ticken“.

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Veröffentlicht am 23.04.2018

Jammernde Ermittlerin in lahmer Story

Blumen des Todes
2

Für Langweiler Archibald Wilson brachte sein millionenschwerer Lottogewinn kein Glück. An einen Grabstein gebunden wird er ermordet auf einem Friedhof in Glasgow gefunden. Ein Kreuz wurde ihm in die Schädeldecke ...

Für Langweiler Archibald Wilson brachte sein millionenschwerer Lottogewinn kein Glück. An einen Grabstein gebunden wird er ermordet auf einem Friedhof in Glasgow gefunden. Ein Kreuz wurde ihm in die Schädeldecke gehämmert, Blutrinnsale in den eingeschnittenen Augenwinkeln, in den Händen hält er einen Straus Judasblüten. Was hat das zu bedeuten? Fühlte sich jemand verraten vom frischgebackenen Lotto-Millionär? Findet sich ein Hinweis auf den Täter in den vielen Zuschriften, die Archie erhalten hat – von hasserfüllten Neidern ebenso wie von Bittstellern, die sich eine Beteiligung am Gewinn erhofften. Die Ermittlerin Aliya Pereira und ihr Kollege Marc Bain gehen mehreren Spuren nach. Hat der Mord etwas mit Archies Plänen zu tun, leerstehende Kirchengebäude aufzukaufen und für wohltätige Zwecke zu nutzen? Ist gar ein religiöser Fanatiker der Täter? Oder liegt das Mordmotiv doch viel weiter zurück, nämlich in einem schrecklichen Unfall in Archies Jugendzeit bei den Pfadfindern? Während die Tatverdächtigen wechseln, geschieht ein zweiter Mord mit ebenso inszeniertem Fundort der Leiche.

Nach „Blutiger Schnitt“ erscheint nun mit „Blumen des Todes“ das zweite Buch des schottischen Autors Douglas Lindsay um das Ermittler-Duo DI Aliya Pereira und DS Marc Bain. Der Autor hat schon einige Buchreihen veröffentlicht, für die er viel Lob erhalten hat. Für mich ist „Blumen des Todes“ das erste Buch des Autors und auch ohne den ersten Band zu kennen, kam ich gut in der Geschichte an. Sein Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen, vom Ton her geht es gelegentlich etwas ruppig zu, was mich aber nicht weiter gestört hat. Leider fällt der vielversprechende Anfang ziemlich schnell sehr stark ab, die Geschichte plätschert relativ spannungsarm dahin und macht keine Lust auf einen weiteren Band dieser Krimireihe.

In „Blumen des Todes“ lernen wir die indisch-stämmige Aliya Pereira kennen, die einerseits eine kompetente Ermittlerin darstellt und erfolgreich in ihrem nervenaufreibenden und teils frustrierenden Beruf ist. Dem gegenüber steht die Privatperson, die mehr ungelöste Probleme mit sich rumschleppt als die Geschichte vertragen kann. Sie hegt Schuldgefühle gegenüber ihrem als perfekt dargestellten Ex-Mann Martin und der gemeinsamen Tochter, die bei ihr lebt und von ihr emotional vernachlässigt wird, weil sie noch immer fast wie hörig an ihrer Ex-Lebensgefährtin Lena hängt, von der sie jedoch verlassen wurde. Der gemeinsame Sohn mit Lena lebt ebenfalls bei Pereira und verschärft den Mutter-Tochter-Konflikt zusätzlich. Mit dem Fortgang der Geschichte nimmt das Privatleben der Protagonistin immer mehr Raum ein und drängt die Persönlichkeiten ihrer Kollegen, allen voran ihren Partner Marc Bain, mehr und mehr in den Hintergrund. Man erfährt quasi nichts vom Rest des Ermittlerteams, was sehr schade ist. Das wehleidige Gejammer von Pereira nervt mehr und mehr und steht zudem im krassen Gegensatz zu ihrer beruflichen Kompetenz. Das passt einfach nicht zusammen.
Unschön fand ich auch die Tatsache, dass fast ausnahmslos alle Befragten auf totalen Konfrontationskurs mit der Polizei gehen. Klar kann man das bei dem ein oder anderen aus Stilgründen so schildern – aber doch nicht bei fast allen. Das hat mich je öfter es vorkam umso mehr gestört.
Bei den Verdächtigen und möglichen Mordmotiven werden diverse Haken geschlagen, was der Geschichte anfangs noch gut tut, zum Ende hin aber einen etwas hektischen und ratlosen Eindruck hinterlässt. Es hätte der Spannung sicherlich gut getan, wenn man subtilere Hinweise auf den Täter erhalten hätte. Im letzten Teil gab es Gedankensprünge und Lücken, die mir teilweise das Folgen der Logik erschwert haben. Zwar ist letztendlich der Täter nachvollziehbar aber trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass sich der Autor selbst nicht so recht entscheiden konnte, wer es nun gewesen sein soll und das Buch einfach irgendwie beenden musste.

Mein Fazit: Insgesamt hatte ich mir ausgehend von der Leseprobe mehr erwartet.
Mehr Substanz - mehr Spannung - mehr Kurzweil - mehr Spaß!

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Veröffentlicht am 24.06.2019

Eine außergewöhnliche Niederschrift

Im Schatten des Schleiers
0

Das Buch ist anders als man es aufgrund des Titels und des Klappentextes erwartet. Wer auf ein spannendes Fluchtdrama á la „Nicht ohne meine Tochter“ wartet, der wird enttäuscht. Soviel sei vorweg schon ...

Das Buch ist anders als man es aufgrund des Titels und des Klappentextes erwartet. Wer auf ein spannendes Fluchtdrama á la „Nicht ohne meine Tochter“ wartet, der wird enttäuscht. Soviel sei vorweg schon mal gesagt. Und – auch das sollte ehrlich gesagt werden – das Buch hat im Mittelteil seine Längen, da muss man durch. ABER: Es lohnt sich auf jeden Fall !! Allein schon das Vorwort kann niemanden kalt lassen. Gleich zu Beginn wird klargestellt, dass nicht Maryam selbst geschrieben hat, sondern ihren Lebens- und Leidensweg erzählt. Das merkt man am Schreibstil. Es ist nicht der Stil eines Autors oder eines Journalisten. Es ist die einfache Sprache, die Maryam mit ihren noch begrenzten Deutschkenntnissen zur Verfügung steht. Es wird vom Schreiber eins zu eins so wiedergegeben, wie es ihm erzählt wird. Und gerade das macht die Geschichte sehr authentisch und geht unter die Haut.

Maryam ist wohl vor allem eine Suchende. Aufgewachsen mit den Erzählungen der Eltern von einem freien Iran - damals. Zur selben Zeit erlebt sie aber Überwachung, Hausdurchsuchung, Gewalt. In der Schule Gleichschaltung und Bespitzelung. Als junge Frau gefangen in einem Sumpf aus Unterordnung, Aberglauben und Korruption. Dann die Begegnung mit dem Christentum. Realistisch die Beschreibungen wie viele Fragen bei ihr auftauchen, die nur zögerlich beantwortet werden und wie unwissend, aber wissbegierig sie ist. Verständlich, dass sie nichts weiß über eine Religion, über die man nicht mal reden darf. Was ich im Rückblick sehr treffend fand, war der Vergleich mit den ersten Jüngern Jesu, die eigentlich auch nichts von der Religion wussten, aber Jesu gefolgt sind, in dem Gefühl, das Richtige zu tun. Genau das hat Maryam gemacht. Sie ist ihrem Gefühl und ihrer Eingebung gefolgt, ohne genau zu wissen, wie sich alles entwickeln wird. Das ist eine sehr, sehr ursprüngliche Form von Christ sein.
Schließlich in Deutschland glaubt sie, "berufen" zu sein, ihre Geschichte zu erzählen. Deshalb liegt der Fokus auch nicht so sehr auf der Flucht, sondern vielmehr auf ihrer Konvertierung. Die ganzen Gefühle, die sie dabei empfindet wie Neugier, Unverständnis, Naivität, aber auch Freude, Hoffnung, Hingabe und eine ganz eigene Art von Selbstverständnis beschreibt sie sehr ausführlich. Im Nachhinein wurde mir erst klar, warum sie so lange über die verschiedenen Doanevis (eine Art Hexe/Shamanin) berichtet hat. Nämlich um den Unterschied deutlich zu machen, wie im Iran mit Aberglaube umgegangen wird (fast wie eine käufliche Ware) und weshalb sie nach dieser Erfahrung so empfänglich für den christlichen Glauben war.
Für dieses Buch braucht man etwas Geduld und man sollte gut zwischen den Zeilen lesen können. Lässt man sich darauf ein, lernt man eine Menge über den Iran und wie die Menschen dort „ticken“.