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Veröffentlicht am 30.04.2023

Krimi mit sensibler Kulisse

Die Kinderklinik
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Die Stockholmer Kinderklinik wird Schauplatz des Terrors. Vermummte Menschen haben die Klinik hermetisch abgeriegelt und drohen damit, stündlich Kinder zu töten, sofern ihren Forderungen nicht entsprochen ...

Die Stockholmer Kinderklinik wird Schauplatz des Terrors. Vermummte Menschen haben die Klinik hermetisch abgeriegelt und drohen damit, stündlich Kinder zu töten, sofern ihren Forderungen nicht entsprochen werden sollte. Hannah Kaufmann wird mit der Leitung vor Ort beauftragt, um in Absprache zwischen den Kollegen auf der Wache sowie der Spezialeinheit den Einsatz zu koordinieren.

Dies ist der erste Band einer neuen Krimireihe um die Kommissarin Hannah Kaufmann. Ich erhalte einen vagen Einblick in ihr Privatleben. Der Plot ist im Grunde hervorragend dazu geeignet, sich zu einem spannenden Pageturner zu entwickeln. Leider wird für mich diese Chance nicht genutzt. Die Handlung plätschert mehr oder minder interessant vor sich hin, Klischees häufen sich, Vieles ist vorhersehbar.

Ich erhalte Informationen z. B. zu Hannah, deren Belang sich mir nicht erschließt. Auch ganz ohne eine Erkrankung kann eine Kommissarin müde und / oder erschöpft sein bzw. während / nach so einem Einsatz, wäre jeder „normale Mensch“ doch „fertig“!?! Oder was macht ihr Mann heulend am Tatort? Andere Details werden nicht weiter aufgegriffen, obwohl sie m. E. schon hilfreich hätten sein können. Den Ausgang der Geschichte halte ich für unrealistisch, selbst in einem erfundenen Kontext, wie eben hier in einem fiktiven Buch.

Was mich jedoch richtig gestört hat, sind die vielen Fehler in dem eBuch. Sollte diese mir vorliegende Fassung die Endfassung sein, ist es handwerklich schlichtweg schlecht.


Karl Eidem, Jale Poljaverius, Die Kinderklinik, Kriminalroman, eBook, Verlag: SAGA/Egmond, 166 Seiten in der Print-Ausgabe, 1,10 MB, Erscheinungstermin 19.03.2021

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Eintauchen in eine fremde Welt

Esepata
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Was spricht dagegen, wegen des „schönsten Mannes der Welt“ seine heimischen Zelte abzubrechen? Nichts oder doch Alles?!?

Stephanie Fuchs lässt mich an ihrer ungewöhnlichen Lebensreise teilhaben. Eigentlich ...

Was spricht dagegen, wegen des „schönsten Mannes der Welt“ seine heimischen Zelte abzubrechen? Nichts oder doch Alles?!?

Stephanie Fuchs lässt mich an ihrer ungewöhnlichen Lebensreise teilhaben. Eigentlich hat Stephanie sich „nur“ als Freiwillige für ein Umweltschutzprojekt in Simbabwe angemeldet. Afrika hat ihr Herz im Sturm erobert. Für ein zweites Projekt in Tansania erhält sie eine Absage, so dass sie sich auf eigene Kosten ehrenamtlich in diesem Projekt engagiert. Sie verlängert sogar ihren Aufenthalt, in dessen zweiter Phase sie Sokoine, ihren späteren Ehemann, kennenlernt.

Dieses Buch ist eine Biografie, welche jedoch sehr angenehm formuliert den Lebenslauf aufrollt, so dass ich unbedingt wissen möchte, wie es Stephanie und ihrer Familie weiter ergehen wird. Ihre Geschichte packt mich, ich trage sie im Alltag mit mir, bis ich wieder weiterlesen kann.
Ungeschminkt werden nicht nur die schönen Seiten, sondern auch die zum Teil sehr schweren, bedrohlichen Phasen thematisiert. „Natürlich“ gab es kritisches Hinterfragen und Zweifel, ich lerne Frau Fuchs als starke, konsequente und zuverlässige Person kennen. Sie stellt sich allen Herausforderungen und wächst als fester Bestandteil in die Familie und Dorfgemeinschaft hinein. Sie lernt alles, was sie als Ehefrau eines Massai im Alltag beherrschen muss und trägt darüber hinaus sowohl traditionell als auch innovativ zum Lebensunterhalt der gesamten Familie bei.

Die Auswirkungen des Klimawandels bedrohen die indigenen Völker weltweit, deren Lebensräume durch Zersiedelung seit Jahren immer kleiner werden. Als traditionelle Selbstversorger durch Viehzucht und Ackerbau droht mit ausbleibenden Regenzeiten der Tod ganzer Stämme. Umweltschutz war von Beginn an auch Stephanies Thema, so dass sie hier aktiv wird, um den Massai evtl. neue, gangbare Wege nahezubringen und nutzt ihre Möglichkeiten, weltweit auf die Problematik sowie wirkliche Lösungsansätze aufmerksam zu machen.

„Esepata“ ist ein sehr schönes, lesenswertes Buch, welches mir eine für mich bis dato völlig fremde Kultur unterhaltsam nahebringt, mich aber auch nachdenklich stimmt. Biografie, Sachbuch und Aufklärungsarbeit gelungen miteinander verbunden.


Stephanie Fuchs, Esepata, Biografie, eBook, Knaur eBook, 17,99 €, 320 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 01.03.2023

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Veröffentlicht am 26.01.2023

Regen als Applaus des Lebens

Als Großmutter im Regen tanzte
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Nach dem Tode ihrer Mutter Lilla kehrt Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück. Beim Aufräumen und Sichten der Hinterlassenschaften findet sie ein bislang unbekanntes Foto, welches ihre Großmutter ...

Nach dem Tode ihrer Mutter Lilla kehrt Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück. Beim Aufräumen und Sichten der Hinterlassenschaften findet sie ein bislang unbekanntes Foto, welches ihre Großmutter Tekla mit einem deutschen Soldaten zeigt. Dieser Fund weckt in Juni den Wunsch, die Geschichte hinter diesem Bild herauszufinden.

„Als Großmutter im Regen tanzte“ erzählt parallel die Geschichten von Juni und Tekla. Letztlich ist es die Geschichte beider bzw. aller drei Frauen, wenn man Lilla, Teklas Tochter sowie Junis Mutter, mit einbezieht. Es heißt ja, dass es wichtig sei, die eigenen Wurzeln zu kennen, was Juni in diesem Buch beflügelt.

Insbesondere der Lebensweg von Tekla ist aufgrund der Umstände zur Zeit des zweiten Weltkriegs keine leichte Kost. Die Lage in Deutschland und insbesondere in der ostdeutschen Stadt Demmin damals und heute erscheint mir sehr gut recherchiert und eröffnet auch mir neue Erkenntnisse über das Leben damals im russischen Sektor.
Trude Teige erzählt die Geschehnisse mit dem gebotenen Ernst, scheut auch vor Brutalität nicht zurück. Und trotzdem schafft sie für mich als Leser Rückzugsorte, welche mit einer scheinbaren Leichtigkeit die Schwere eines Lebens während der Nachkriegszeit reduziert.

Dieses Buch ist Fiktion. Bei ihren umfangreichen Recherchen traf Frau Teige auf eine Zeitzeugin, deren Berichte mit in diesen Roman eingeflossen sind. Für mich ist dieses Buch eine Aufarbeitung bis dato unbekannter deutsch-norwegischer Geschichte, ein Zeitzeugnis und ein schönes, gefühlvolles Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe.


Trude Teige, Als Großmutter im Regen tanzte, Roman, eBook, Fischer Verlag, 16,99 €, 384 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 22.02.2023

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Veröffentlicht am 26.01.2023

"Where the wild roses grow" Nick Cave

Flüstermoor (Thriller)
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Die Anwältin Annabelle Hart wird unerwartet in einen Vermisstenfall hineingezogen. Privatdetektiv Felix Hertzlich, welcher mit der Kanzlei fallbezogen zusammenarbeitet, begibt sich auf Spurensuche. Als ...

Die Anwältin Annabelle Hart wird unerwartet in einen Vermisstenfall hineingezogen. Privatdetektiv Felix Hertzlich, welcher mit der Kanzlei fallbezogen zusammenarbeitet, begibt sich auf Spurensuche. Als auch noch die Assistentin der Kanzlei verschwindet, befindet sich auch Frau Hart mitten in der Ermittlungsarbeit.

„Flüstermoor“ ist ein guter, unterhaltsamer, kriminalistischer Roman. Der Plot ist gut erdacht, die Handlung schlüssig ausformuliert. Insgesamt bedient sich die Autorin einer einfachen Sprache, was ein zügiges Lesen und gutes Erfassen der Zusammenhänge ermöglicht. Parallel entfalten sich zwei Handlungsstränge. Einerseits die Ermittlungstätigkeit rund um die Anwältin, andererseits die Gedankenwelt des Täters sowie seine Taten. Es gibt wenige Nebenschauplätze, das Buch bleibt nah am Wesentlichen. Es gibt eine gewisse Brutalität, welche nicht überzogen ist und sich in den gesteckten Rahmen passend einfügt.

Das Buch lockt als „Thriller“. Dafür ist die Geschichte mir jedoch nicht ausgefeilt, raffiniert genug. Spannung habe ich kaum verspürt. Das Finale ist schlüssig und zufriedenstellend, allerdings für mich vorhersehbar.

Eine gute Unterhaltung für Krimi-Fans, bei denen Privatermittler agieren.


Melisa Schwermer, Flüstermoor, Thriller, eBook, FeuerWerke Verlag, 13,90 € als Paperback, 260 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 07.02.2023

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Was niemand wissen will

Verschwiegen
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Die Polizistin Elma ist gerade aus Reykjavik in ihre Heimatstadt Akranes zurückgekehrt. Kaum hat sie ihren Dienst in der isländischen Stadt aufgenommen, wird die Leiche einer unbekannten Frau am alten ...

Die Polizistin Elma ist gerade aus Reykjavik in ihre Heimatstadt Akranes zurückgekehrt. Kaum hat sie ihren Dienst in der isländischen Stadt aufgenommen, wird die Leiche einer unbekannten Frau am alten Leuchtturm gefunden. Die Leichenschau ergibt, dass die Tote zwar Opfer eines Autounfalls wurde, der Tod selbst erfolgte jedoch durch Ersticken.

Im Zuge der eingeleiteten Ermittlungen kann die Verstorbene bald identifiziert werden. Elísabet hat ihre Kindheit in Akranes verlebt. Das Team begibt sich auf Spurensuche in die Vergangenheit, um mit Hilfe alter Freunde und Weggefährten Licht in das Dunkel um die Person Elísabet zu bringen, was evtl. dazu beitragen könnte, die Umstände ihres Todes aufzuklären. Nach und nach tritt die ganze Dramatik, welche die Kindheit von Elísabet überschattet hat, zutage. Dies bietet jedoch auch mehreren potenziellen Mördern ein Motiv…

„Verschwiegen“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe aus der Feder der Autorin. Der Plot ist gut gewählt und geschickt ausformuliert, die Protagonisten sind gelungen gezeichnet, die lokalen Bedingungen und Gewohnheiten erscheinen stimmig. Ӕgisdóttir vermag es, mich in die Irre zu führen und auch dort zu belassen, während die Handlung weiter fortschreitet. An einer Stelle bin ich ihr zwar beizeiten auf die Schliche gekommen, das Finale birgt jedoch mindestens eine Überraschung für mich.

„Ein hochspannender, psychologischer Krimi mit einer enorm überzeugenden Ermittlerin und großartiger Kulisse“ heißt es in der Buchbeschreibung.
Dieser „Lobhudelei“ kann ich so nicht folgen. Für mich ist das Buch ein guter Kriminalroman mit solider Ermittlungstätigkeit vor schöner Kulisse. Die Abgründe z. B. in der Kindheit des Opfers berühren. Die Ermittlerin ist mir sympathisch, absolut authentisch als Person finde ich sie nicht.

Insgesamt ein „rundes“, zufriedenstellendes Lese-Erlebnis mit unerwartetem Ausgang für Krimifans.


Eva Björg Ægisdóttir, Verschwiegen, Kriminalroman, eBook, Kiepenheuer & Witsch Verlag, 4,99 €, 368 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 12.01.2023

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