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Veröffentlicht am 04.01.2021

Eine historische, persönliche Erzählung über Entbehrungen und den neuen Alltag

Hannah und Ludwig
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Der Roman „Hannah und Ludwig – Heimatlos in Tel Aviv“ von Rafael Seligmann erzählt auf ehrliche, emotionale und teilweise bedrückende Art und Weise, wie sich erst der junge Ludwig auf seiner Flucht vor ...

Der Roman „Hannah und Ludwig – Heimatlos in Tel Aviv“ von Rafael Seligmann erzählt auf ehrliche, emotionale und teilweise bedrückende Art und Weise, wie sich erst der junge Ludwig auf seiner Flucht vor den Nazis ein neues Leben in Tel Aviv erschafft und sich dann später mit Hannah gemeinsam einen Alltag aufbaut, wo doch nichts alltäglich erscheint in den Ereignissen des zweiten Weltkriegs.

Dabei schafft es der Autor, dass man auf ganz bewegende Weise seine Eltern Hannah und Ludwig kennenlernt. Man erlebt mit Ludwig, welche Entbehrungen eine Flucht beinhaltet und wie schwer es ist, dort fußzufassen, wo man nicht auf Bekannte oder die Familie zurückgreifen kann. Ludwig kommt mit seinem Bruder Heinrich in Tel Aviv und man erlebt, wie unterschiedlich die beiden Brüder mit der Situation umgehen. Während Ludwig stets einen gesellschaftlichen Aufstieg und eine Karriere mit echten Perspektiven anstrebt, ist Heinrich mit einer festen Anstellung zufrieden und scheint sich mehr zu arrangieren, als wirklich von einem neuen guten Leben zu träumen.
Während Heinrich seine Freundin Paula aus der Heimat holt und heiratet, sucht Ludwig in der Fremde eine Frau für sich. Man durchlebt mit Ludwig damit nicht nur die Entbehrungen der Flucht und den schwierigen Neustart, sondern lernt den jungen Mann auch im Alltag kennen. Alltäglich durchlebt man mit ihm den Job, das Kennenlernen von Frauen und auch Fragen, die ihn umtreiben, zum Beispiel welche Frau zu ihm passt. Hier lernt er schließlich die junge Hannah kennen, die im Krieg und auch auf der Flucht so einiges durchmachen musste und verliebt sich in sie.
Doch auch die Sorge um die Eltern beschäftigt ihn sehr und so ist er es, der mit Hilfe seines Chefs eine neue Existenz für seine Eltern und Geschwister aufbaut und für sie die Flucht aus Deutschlands und vor den Nazis organisiert.
Nach immer weiteren Karriereschritten und auch dem familiären Glück mit seiner Frau Hannah, die gemeinsam mit ihm Sohn Rafael großzieht, gerät Ludwigs Existenz durch seinen Grundsatz, immer ehrlich und redlich zu sein, ins Straucheln. Dadurch verliert er nicht nur geschäftlich den Boden unter den Füßen, sondern auch seine Familie entfernt sich immer weiter von ihm und er muss erkennen, dass er in der Härte dieses neuen Landes nicht bestehen kann.

Der Roman von Rafael Seligmann schafft es auf ganz emotionale und teilweise auch bedrückende Art und Weise, dass man mit den Protagonisten diese schwere Zeit durchlebt und doch auch schöne Momente als Leser präsentiert bekommt, die nicht selten auch zum Schmunzeln anregen. Es ist eben nicht alles in einem bestimmten Lebensabschnitt hart oder alles schön, sondern selbst in der Härte der Flucht und dem Kampf ein neues Leben aufzubauen durchlebt Ludwig schöne Momente und genießt alltägliche Situationen.
Während der Erzählstränge bekommt man immer wieder in Passagen den geschichtlichen Hintergrund erläutert und erfährt, was zu dieser Zeit gerade in Deutschland und im Krieg passiert. Das ermöglicht es auch Lesern, die nicht so Sattelfest in allen geschichtlichen Zusammenhängen und Ereignissen sind, einen Zugang zu dieser Zeit zu finden.

Ich habe dieses Buch als Bereicherung empfunden, unheimlich viel gelernt und dabei mit den Protagonisten miterlebt, wie es sich anfühlen muss, in der Fremde komplett neu anzufangen und das obwohl man mit dem Leben in Deutschland vor den Nazis ganz zufrieden war. Die Geschichte und die historischen Ereignisse bekommen ein Gesicht und einen Namen.
Dieses Buch kann man jedem nur empfehlen, der sich für historische Romane interessiert und gerne en passant noch etwas über die Geschichte lernen möchte.

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Große Liebe mit kleinem Küchendurcheinander

Auch die große Liebe fängt mal klein an
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In dem Buch „auch die große Liebe fängt mal klein an“ von Sylvia Deloy geht es um das Scheitern und wieder Aufstehen, um das Enttäuscht-werden und wieder neuen Mut Fassen einer jungen Kölner Restaurantbetreiberin, ...

In dem Buch „auch die große Liebe fängt mal klein an“ von Sylvia Deloy geht es um das Scheitern und wieder Aufstehen, um das Enttäuscht-werden und wieder neuen Mut Fassen einer jungen Kölner Restaurantbetreiberin, die nicht nur auf der beruflichen Ebene sondern auch in Liebesdingen einiges einstecken muss.

Marie de Goff liebt ihr kleines Restaurant Petite Pauline, doch als sich ihr immer mehr Hürden vor allem finanzieller Natur in den Weg stellen, muss sie erkennen, dass eine Schließung wohl das Beste für alle Beteiligten ist. Sie hat damit nicht nur das Gefühl ihre Familie – ihren dementen Opa Erwan, ihren toten Vater und den Rest der Familie – zu enttäuschen, sondern auch sich selbst und ihre Angestellten, die als eingeschworenes Team fast familienähnlich Zusammenhalten und auf eine Wiedereröffnung hoffen. Marie fasst nach dieser Niederlage all ihren Mut zusammen und sucht sich einen Job in einem Brauhaus, wo die Küche doch nach ganz anderen Regeln zu funktionieren scheint, als sie es aus ihrem Gourmet-Restaurant gewohnt war. Doch nicht nur das sorgt für noch mehr Chaos in Maries Leben, als es sowieso schon da ist, denn als neuen Kollegen bekommt sie ihren Exfreund Anton serviert. Mit ihm läuft die Zusammenarbeit anfänglich alles andere als gut, denn auch er ist wenig erfreut über Marie als neue Kollegin. Da geht es ihm wie Marie.

Marie als Protagonistin in diesem Roman ist so lebendig, authentisch und facettenreich beschrieben, dass sie einem wie eine langjährige Freundin vorkommt, mit der man gerade durch die neusten Probleme geht. Sie bleibt mutig und pragmatisch, erlebt die Höhen und Tiefen so tapfer und ist fest entschlossen, ihr Leben in die Hand zunehmen und das ganze verbliebene Chaos aufzuräumen. Dabei unterstützen sie ihre Mitbewohnerin Swantje mitsamt Tochter Alva und ihr lustiger, skurriler Freund Klaus, der ihr beim Aufräumen mit Rat und Tat zur Seite steht: „Beim Aufräumen muss man nicht zwingend alles wegwerfen. Manches lohnt sich zu reparieren.“ Und auch ihr dementer Opa Erwan mit seiner kauzigen Art ist ihr mit seinem Leben ein Vorbild bei einer der wichtigsten Entscheidungen, die ihr auf der Achterbahnfahrt der Liebe bevorstehen.

Eine so kurzweilige, emotionale Liebes- und Lebensgeschichte mit einem Berg von Problemen darf wirklich niemand verpassen, der Liebesromane mit authentischen Charakteren aus dem echten Leben liebt.

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Liebe im Fitnessstudio für den Sofaabend zum Mitfiebern

Eine Fitnesseinheit Liebe
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Im Mittelpunkt des Liebesromans mit dem Titel eine Fitnesseinheit Liebe von Ulla B. Müller steht die junge Fitnesstrainerin Netty, die ihrem Glück ein bisschen auf die Sprünge helfen will, als ihre beste ...

Im Mittelpunkt des Liebesromans mit dem Titel eine Fitnesseinheit Liebe von Ulla B. Müller steht die junge Fitnesstrainerin Netty, die ihrem Glück ein bisschen auf die Sprünge helfen will, als ihre beste Freundin zugunsten ihres Freundes aus der gemeinsamen WG auszieht. Denn Netty wünscht sich für sich und ihren Freund Ingmar das gleiche.

Da der aber zuerst Räume für seine Praxis finden will, nimmt Netty ihr Schicksal in die Hand, als sie in einem Café zufällig von freien Gewerbeimmobilien erfährt. Dafür besorgt sie sich die Adresse der Immobilie und bietet ihrem Gesprächspartner im Café im Gegenzug eine Adresse für eine Wohnung an. Gut, zugegebenermaßen eine Wohnung, die nach Nettys Wissen mehr als renovierungsbedürftig ist, aber da sie den Fremden wahrscheinlich niemals wiedersieht, heiligt der Zweck die Mittel. Doch das kommt anders und Netty sieht ihre neue Bekanntschaft Mike mal mehr und mal weniger geplant wieder. Und dabei machen ihrem Gewissen die geplanten Treffen zu schaffen, denn Mike ist nett und aufmerksam und… Davon muss Netty sich unbedingt ablenken und übernimmt von ihrer Chefin einen neuartigen Kurs im Waldbaden. Doch was sie da im Wald sieht, lässt sie nicht nur kräftig an ihrer Menschenkenntnis, sondern auch stark an Mike zweifeln. Aus dieser einen Situation entfächert sich eine Kette an Ereignissen, die nicht nur Nettys Leben völlig verändert.

Eine Fitnesseinheit Liebe ist ein wunderbar leichter Roman, der sich viel Mühe dabei gibt, die Personen vorzustellen und dem Leser die Protagonisten näher zu bringen. Man taucht dabei in das Leben von Netty ein und glaubt, die liebenswerte Vivi, die nette Omi und den nicht wirklich liebevollen Freund schon eine Ewigkeit zu kennen. Das Lesen fühlt sich nach dem ersten Kennlernen so fluffig an, als würde einem die beste Freundin am Telefon die latest News erzählen, denn sie überschlagen sich nur so in Nettys Leben, nachdem sie eigentlich nur Praxisräume für ihren Freund suchen wollte. Auch das Happy End kommt in diesem Roman nicht zu kurz, der viele Gefühle und Emotionen bei den Lesern weckt. Mich hat das Lesen ab dem Mittelteil des Buches nicht mehr losgelassen und ich kann den Liebesroman jedem empfehlen, der nach dem Sport noch etwas für das Sofa sucht.

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Veröffentlicht am 12.05.2024

Liebesgeschichte in Gegenwart und Vergangenheit mit Familiengeheimnissen

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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Season Sisters - Frühlingsgeheimnisse ist der Auftaktband einer Romanreihe von Anna Helford um vier Schwestern, mit denen wir verborgene Familiengeheimnisse aufdecken werden. Im ersten Band steht Spring ...

Season Sisters - Frühlingsgeheimnisse ist der Auftaktband einer Romanreihe von Anna Helford um vier Schwestern, mit denen wir verborgene Familiengeheimnisse aufdecken werden. Im ersten Band steht Spring im Mittelpunkt, die sich schon als Teenagerin von der Familie losgesagt hat, um den drogenabhängigen Eltern zu entfliehen. Sie ist selbst auf die Schiefe Bahn geraten, freundet sich jedoch mit der alten Sophia Fowler, bei der sie Sozialstunden ableisten muss, an und ihr Leben bekommt dadurch wieder Struktur. Im Zuge von Sophias Erzählungen von ihrer Familie, stellen die beiden wie zufällig fest, dass Spring in der Gegend aufgewachsen ist, in der Sophia früher einmal mit ihrer Familie ein Schloss bewohnt hat. Spring kann nicht hinnehmen, dass Sophia scheinbar von ihrer Familie verstoßen wurde und begibt sich mit ihr in die alte Heimat zurück. Dort trifft sie ihre alte Jugendliebe Ethan wieder, der zufällig Sophias Enkel ist.

Die Geschichte wird in zwei Zeitschienen erzählt: Einmal die Zeitschiene, in der wir Spring zu den Sozialstunden bei Sophia begleiten und mit ihr in die alte Heimat zurückkehren. Je mehr Zeit Spring mit Sophia in der Nähe des Schlosses verbringt und je mehr Sophia in Kontakt mit ihrem Sohn, ihrer Schwiegertochter und ihrem Enkel kommt, desto mehr erfährt Spring von der Familiengeschichte der Fowlers und alte Geheimnisse kommen ans Licht. Dabei kommen sich auch Spring und Ethan schnell näher, woraus eine Liebesgeschichte entsteht. Die zweite Zeitschiene spielt in den 1870er Jahren zwischen einer adligen Dame, einem Herren der Oberschicht und einer einfachen Krankenschwester beginnend in einem Sanatorium für Schwindsucht auf der Isle of Wight. Auch hier gibt es eine Romanze, die gegen alle gesellschaftlichen Konventionen mit ungewöhnlichen Mitteln kämpft.

Auch wenn ich die Geschichte während des Lesens mochte, passt sie dennoch nicht wirklich zum Klappentext: Dieser lässt eine Geschichte erwarten, bei der Spring und ihre Entwicklung im Mittelpunkt steht. Stattdessen steht eigentlich Sophia mit ihren Familiengeheimnissen im Fokus. Das könnte man auf dem Klappentext besser formulieren. Bei den zwei Zeitschienen, bin ich auch zwiegespalten. Im Gegensatz zu der Vergangenheit konnte mich die Gegenwart nicht wirklich überzeugen. Mir ist Ethan zu naiv und zu schnell verliebt und eigentlich hat mich die Liebesgeschichte in der Gegenwart eher gestört. Hier gab es keine langsame Annäherung oder ein Zögern, sondern die Jugendliebe war auf einmal wieder da. Hier wirkte es nicht authentisch auf mich. Das ging mir mit der historischen Liebe anders: Sie ist zögerlich und geheim und dort kann man das Knistern spüren. In Summe fand ich die historischen Parts auch deutlich spannender, auch wenn ich schon relativ früh geahnt habe, wie die Geschichte weiterverlaufen und wie das Geheimnis aussehen könnte. Was mich aber wirklich gestört hat, war das Ende in beiden Zeitschienen. Denn es wurde am Ende doch etwas zu dramatisch und zu viel Action. Manches davon kam mir total unglaubwürdig vor, was auch daran liegen könnte, dass sehr viel Handlung auf sehr wenig Seiten abgehandelt wurde, sodass nicht viel drumherum beschrieben wurde. Ohne das Ende oder mit einem weniger überzogenen Ende, hätte ich 4 Sterne gegeben, so muss ich leider auf 3 reduzieren.

In Summe ein unterhaltsames Buch, man darf nur nicht zu viel Wert auf realistische Handlungsstränge legen oder ein Faible für etwas klamaukartige Szenen haben.

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Interessanter Perspektivwechsel mit rotem Faden

Leading Mothers: Warum sich gerade Mütter eine Führungsposition zutrauen können
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Die Geschlechter werden in der beruflichen Welt wohl an vielen Stellen noch nicht gleichbehandelt. Das fällt vor allem uns Frauen auf – meistens besonders dann, wenn das Thema Familie auf das berufliche ...

Die Geschlechter werden in der beruflichen Welt wohl an vielen Stellen noch nicht gleichbehandelt. Das fällt vor allem uns Frauen auf – meistens besonders dann, wenn das Thema Familie auf das berufliche Gesprächstablett kommt. Doch dass die Mutterschaft auch als Vorteil und Befähigungsbeschleuniger zur Führungskraft gesehen werden kann und nicht unbedingt negativ ist, damit räumt dieses Buch auf.
An sich finde ich die Frage schon bemerkenswert: Was lehrt einen die Mutterschaft, was man auch als Führungskraft braucht? Dieses Umkehren von vermeintlich negativ assoziierten Eigenschaften in etwas Positives kann man sicher auch in anderen Lebensbereichen anwenden. Es hat mir eine neue Perspektive ermöglicht. Dieser Frage geht das Buch in einem einfachen, gut nachvollziehbaren Schreibstil nach. Allerdings gab es auch einige Wiederholungen, die für mich nicht nötig waren. Dafür hätte es an anderen Stellen gerne mehr Tiefe in der inhaltlichen Ausführung oder in den Beispielen geben können. Die Gliederung ist gut gewählt und widmet jeder erlernten und hilfreichen Fähigkeit ein eigenes Kapitel, was weiter unterteilt ist. Überzeugt haben mich die lebensnahen Beispiele aus dem Elternsein und die Übertragung darauf auf das Berufsleben, allerdings konnte ich mich nicht mit allen Beispielen gleich stark anfreunden, da einiges auch recht konstruiert wirkte. Dass die Autorin andere Leading Mothers befragt und so indirekt einbezogen hat, gefällt mir gut. Untermauert wird das Ganze mit Grafiken und Zahlenmaterial für einen umfassenden Blick. Am Ende von jedem Kapitel findet man dann eine Zusammenfassung der besprochenen Qualifikationen, was gut zur Verinnerlichung ist.
Von mir gibt es definitiv einen Daumen hoch für die Idee, in der Umsetzung gab es aber leider ein paar Schwächen, sodass ich nur 3 Sterne gebe. Dieses Perspektive jedoch sollten viel mehr Menschen einnehmen, um das Elternsein mal als Stärke zu verstehen! Dabei aber bitte sowohl für Frauen als auch für Männer, denn die erworbenen Qualifikationen durch das Erziehen von Kindern gelten ja nicht nur für Frauen, sondern eben auch für die Väter.

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