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Veröffentlicht am 18.12.2025

Die Umsetzung von Feminismus auf den Punkt gebracht!

The Daily Feminist
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Auf das Buch "The Daily Feminist" von Evelyn Höllrigl Tschaikner bin ich durch die regelmäßigen Posts der Autorin auf Instagram aufmerksam geworden. Es ist eine wunderbare Idee, den Alltag mit vielen, ...

Auf das Buch "The Daily Feminist" von Evelyn Höllrigl Tschaikner bin ich durch die regelmäßigen Posts der Autorin auf Instagram aufmerksam geworden. Es ist eine wunderbare Idee, den Alltag mit vielen, kleinen feministischen Aussagen oder Aktivitäten zu spicken, um ganz nebenbei für eine Änderung in den Gedanken und Handlungen der Masse zu sorgen. Das Buch verspricht 199 konkrete Handlungstipps, um Gleichberechtigung voranzutreiben. Manche überschneiden sich oder sind sich sehr ähnlich, für mich hätte es die Zahl 199 nicht gebraucht. Das Buch an sich bietet aber einen umfangreichen Überblick zur Thematik.

Zitat: „Mutterschaft ist keine Identitätspflicht. Sie ist eine Entscheidung.“ (Evelyn Höllrigl Tschaikner: The Daily Feminist. Seite 167)

Die Autorin:

Evelyn Höllrigl Tschaikner (geboren 1987) studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Inzwischen arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin. Auf Instagram findet man sie unter @little.paper.plane, wo sie einen feministischen Blick auf Alltag und Elternschaft wirft. Sie ist Co-Autorin der Bücher "Nachwehen" (2021) und "Mythos Mutterinstinkt" (2023) und lebt mit ihrem Mann sowie ihren Kindern in Wien.

Inhalt:

„Leben in einer männergemachten Welt schlaucht: angefangen bei ungleichen Job- und Gehaltsaussichten über fragwürdige Sprach- und Schönheitsnormen bis hin zu gravierenden Ungerechtigkeiten in Medizin oder Sexualität. Doch wie können wir große Veränderungen anstoßen, wenn dank andauernder Mikroaggressionen im Alltag schlicht die Ressourcen fehlen?
Fundiert und unterhaltsam zeigt Evelyn Höllrigl Tschaikner, was kleine Gesten, alltägliche Handlungen und leicht umsetzbare Strategien bewirken. Eine Form der Revolution im Kleinen, die zeigt: so nicht. Eine ermächtigende Anleitung, die hilft, dagegenzuhalten, wenn der Alltag im Patriarchat mal wieder kickt.“
(Produktbeschreibung)

Gedanken zum Sachbuch:

Die leuchtenden Farben des Covers lassen das Buch aus der Masse hervorstechen. Es wurde auf Bilder oder Motive verzichtet, stattdessen stehen klare Botschaften im Vordergrund und zeigen deutlich, worum es sich bei diesem Buch handelt: einer Anleitung zum Feminismus.

Zitat: „Frauen mögen Männer. Eigentlich. Aber mögen Männer Frauen? Oder mögen sie vor allem weibliche Nutzbarkeit?“ (Evelyn Höllrigl Tschaikner: The Daily Feminist. Seite 212)

Zunächst einmal stimmt die Autorin auf das Thema ein. Sie erklärt, was Alltagsfeminismus ist und beschreibt wie Mikrofeminismus eingesetzt werden kann und was er bewirkt. Und dann geht es auch schon mit den Tipps für den Alltag los. Dabei wird schnell deutlich, dass sich die Themen gegenseitig überlagern und beeinflussen, weshalb wir dann auch immer wieder Überschriften wie „1., 2. & 3. Mikrofeminismus ist…“ haben. Mich hat das im Lesefluss ein wenig gestört, weil ich immer wieder nachgeschaut habe, was Nr. 1, Nr. 2 oder Nr. 3 genau ist. Insgesamt empfand ich die ständige Wiederholung der Zahlen und „Mikrofeminismus ist“ auf Dauer etwas unglücklich. Das sind aber auch nur die Rahmenbedingungen des Buches und schmälern nicht den inhaltlichen Wert dieses Werkes.

Zitat: „Das etwas für Frauen dazugehört, sagt mehr über die Gesellschaft aus als über die Frauen.“ (Evelyn Höllrigl Tschaikner: The Daily Feminist. Seite 167)

Die Autorin beschreibt einige kleine Dinge, dir sich leicht umsetzen lassen. Gleichzeitig regen ihre Abhandlungen zu den verschiedenen Themen und ihre Schlüsse aus Interviews und eigenen Beobachtungen zum Nachdenken an. Wo lasse ich mich von außen beeinflussen? Was kann ich an meinem eigenen Verhalten ändern? Welche patriarchalen Gedankengüter schwirren immer noch in meinem Kopf umher?
Die Inhalte dieses Buches sind vielschichtig, es geht um Macht, Raum einnehmen, Worte und Sprache, Privilegien, Aussehen, Medien, Sichtbarkeit, Gesundheit, Emotionale Arbeit, Partnerschaft und Beziehungen, Lust und Sex, Elternschaft, Erziehung, Geld und Konsum, Feminismus im Job, Neue Männlichkeit, Solidarität sowie Female Rage. Die einzelnen Abschnitte beginnen zunächst mit einer grundlegenden Einordnung in die Thematik, gefolgt von einzelnen Tipps (mit den Zahlen 1-199 versehen).

Zitat: „Wer von »Hilfe« spricht, geht davon aus, dass die Zuständigkeit nicht geteilt werden muss. Eine Person trägt die Hauptlast, die andere unterstützt gelegentlich. Wer nur hilft, kann auch jederzeit aufhören. Gleichberechtigung ist kein Selbstläufer, sie braucht bewusste Entscheidungen“ (Evelyn Höllrigl Tschaikner: The Daily Feminist. Seite 157)

Besonders gut gefallen, hat mir, dass sich gegen Ende auch mit dem toxischen Bild der Männlichkeit auseinandergesetzt wird. Denn auch Männer können vom Feminismus profitieren. Es lohnt sich auch für sie, Feminismus zu fördern.
Ich hätte mir allerdings allgemein mehr konkrete Beispiele in Form von Sätzen für die verschiedenen Situationen gewünscht. Ein paar sind hier zwar schon zu finden, aber je mehr man als Feminist:in hier zur Hand hat, desto mehr erreicht man auch. Mit ihrem Buch "50 Sätze die das Leben leichter machen" hat Karin Kuschik das beispielsweise wunderbar vorgezeigt.

Zitat: „Wer früh versteht, dass Selbstbestimmung ein Grundrecht ist, wird es später selbstverständlich einfordern – für sich und andere.“ (Evelyn Höllrigl Tschaikner: The Daily Feminist. Seite 179)

Immer wieder gibt es kleine Dictionary Einträge, die Vokabeln wie Hepeating etc. nochmals kurz erklären. Im Anschluss findet sich ein umfangreiches Quellenverzeichnis, welches mehr Input für eine weitere Lektüre bietet.

Fazit:

"The Daily Feminist" ist ein gutes Einstiegswerk in die Thematik des Feminismus mit einigen Ratschlägen und einzelnen Handlungstipps. Wer sich schon viel mit Feminismus beschäftigt hat, wird nicht unbedingt viel neues erfahren, hat aber die Möglichkeit alles Wissen gebündelt nochmals aufzufrischen.

Zitat: „»Boy math« bedeutet, Frauen vorzuwerfen »Goldgräberinnen« zu sein, obwohl man auf ihre unbezahlte Arbeit angewiesen ist“ (Evelyn Höllrigl Tschaikner: The Daily Feminist. Seite 197)

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Veröffentlicht am 16.12.2025

Frieden könnte so leicht zu erreichen sein!

Frieden
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Joana Osmans Buch "Frieden – Eine reale Utopie" fiel mir auf der vergangenen Frankfurter Buchmesse in die Hände. In Zeiten von Unruhe und so vielen Kriegen weltweit ein wichtiges Werk. Das Buch sollten ...

Joana Osmans Buch "Frieden – Eine reale Utopie" fiel mir auf der vergangenen Frankfurter Buchmesse in die Hände. In Zeiten von Unruhe und so vielen Kriegen weltweit ein wichtiges Werk. Das Buch sollten besonders Machthabende in die Hand nehmen. Aber auch wir auf bürgerlicher Ebene haben Möglichkeiten, für ein liebevolles Miteinander und ein Verständnis untereinander einzustehen. Und all das ohne Waffen, ohne Tote, sondern einfach mit unseren Lebensgeschichten.

Zitat: „Dehumanisierung beginnt mit Worten und endet mit Toten. Es ist Dehumanisierung, die Menschen dazu befähigt, zu töten.“ (Joana Osman: Frieden – Eine reale Utopie. Seite 66)

Die Autorin:

Joana Osman (geboren 1982) wuchs als Tochter eines palästinensischen Vaters und einer deutschen Mutter auf. Sie studierte Amerikanistik, Theaterwissenschaft sowie Kunstgeschichte und war Mitbegründerin der Friedensbewegung »The Peace Factory« (2012). Sie debütierte 2019 mit ihrem Roman "Am Boden des Himmels". Vier Jahre später veröffentlichte sie ihr Werk "Wo die Geister tanzen", in dem sie über ihre palästinensische Familie schreibt und mit welchem sie eine große Medienresonanz erreichte. 2024 erhielt sie den Bayerischen Kunstförderpreis. Joana Osman arbeitet als Autorin, Dozentin sowie Storytelling-Coach. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

Inhalt:

„Weltweit geraten Gesellschaften aus dem Gleichgewicht – innerlich zerrissen durch Debatten über Schuld und Wahrheit. Doch was wäre, wenn wir die Kraft von Erzählungen neuentdecken würden – nicht als Waffen im Meinungskampf, sondern als Brücken zwischen Menschen? Joana Osman,Tochter eines palästinensischen Vaters, weiß um die Kraftvon Narrativen und zeigt, wie Geschichten nicht nur spalten,sondern auch verbinden können – als Grundlage einer neuen,radikal empathischen Welt. Osman reflektiert über ihre friedensaktivistische Arbeit undbringt das entscheidende Defizit auf den Punkt: Erst wenn wirbereit sind, die Perspektiven und Traumata der »anderen Seite«zu sehen, können wir einander wirklich begegnen. Ein interventionistischer Essay, der die Utopie Frieden neu denkt – und uns Hoffnung schenkt.“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Ratgeber:

Das Cover fängt die Idee der Utopie gut ein. Es werden verschiedene Vogelarten abgebildet, von denen einer an einem Stock angebunden ist. Das Wort „Frieden“ leuchtet in gelber Farbe entgegen. Mich hat das Buch sofort angezogen, weil ich wissen wollte, welche Idee dahinter steckt, wie sich Frieden in die Welt bringen ließe.

Joana Osman hat einen leicht verständlichen Schreibstil und trotz der schweren Thematik schafft sie es, positiv an die Sache heranzugehen. Die Kapitel werden jeweils mit tollen Zitaten bekannter und weniger bekannter Persönlichkeiten eingeläutet und geben einen konkreten Ausblick auf die folgenden Seiten. Die Autorin beschreibt, was wir im Kleinen tun können, dass wir uns vernetzen und somit uns kennenlernen können, Mauern einreißen, einen neuen Blickwinkel auf die sogenannten Feinde einnehmen. Storytelling ist dabei das zentrale Mittel. Denn nur, wenn wir einander verstehen, wenn wir unsere Geschichten kennen, können wir zu Freunden werden. Und wenn wir uns dagegen wehren, „die anderen“ als Feinde zu betrachten, verlieren die Machthaber ganz oben an Einfluss. Wir müssen uns von den Fäden der Marionettenspieler befreien, um Frieden zu erreichen.

Zitat: „Die Polykrise ist nicht nur ein diffuses Gefühl; es ist tatsächlich so, dass wir derzeit eine ungewöhnlich gewalttätige und kriegerische Zeit erleben – nicht auf einzelne Länder und Krisenherde beschränkt, sondern global.“ (Joana Osman: Frieden – Eine reale Utopie. Seite 39)

Die Autorin schreibt über die Polykrise: Es kommen so viele verschiedenen Krisen zusammen und jetzt merken das eben auch die reichen Länder. Wenn irgendwo ein Sack Reis umfällt, gibt es eben doch Konsequenzen für uns alle. Sie erzählt vom Patriarchat, dem Drang immer mehr Macht zu haben und damit Kriege zu provozieren. Das Ganze funktioniert durch den Extraktivismus, dem Raubbau an Werten und der Verzerrung der Wahrheiten.

Zitat: „In dem Moment, in dem man die Menschen auf der »anderen Seite« wirklich kennenlernt, löst sich das Feindbild auf.“ (Joana Osman: Frieden – Eine reale Utopie. Seite 68)

Joana Osman erzählt von der Entstehung und der Wirkung der »The Peace Factory«, einer Vereinigung, die für mehr Verständnis untereinander wirbt und dafür all jenen eine Bühne gibt, die unter den Kriegen und Zwistigkeiten leiden. Denn es gibt keine große Gruppe von bösen Menschen, sondern lediglich einzelne Täter die Dinge antreiben, Hass schüren, die Dehumanisierung forcieren.

Zitat: „Beide Seiten haben also recht, wenn sie sagen, dass sie Opfer sind. Und beide Seiten haben recht, wenn sie sagen, dass auf der anderen Seite Täter stehen, die Menschenrechtsverletzungen begehen. Was aber in diesem Narrativ verschwiegen wird: dass auch das eigene Lager Verantwortung trägt – und dass auf der anderen Seite ebenso Menschen leiden.“ (Joana Osman: Frieden – Eine reale Utopie. Seite 70)

Durch einige Einschübe mit Erfahrungsberichten aus ihrer eigenen Vergangenheit aber auch von anderen Betroffenen, wird dieses Buch greifbar und zeigt auf Ebene der bürgerlichen Masse, dass auf beiden Seiten Opfer und Täter sind, je nachdem, wie man auf den Konflikt schaut.

Im Anhang finden sich einige Vorschläge zur weiterführende Literatur nach Themen sortiert und mit einer kurzen Einordnung versehen. Wer sich also weiter mit der Thematik auseinandersetzen will, kann hier aus den Vollen schöpfen.

Fazit:

Joana Osman gelingt es mit ihrem Ratgeber "Frieden – Eine reale Utopie" Mut zu machen. Sie zeigt, wie man mit Storytelling zusammenfinden kann. Wie es möglich sein kann, Frieden herbeizuführen oder schon vorher den machhungrigen Großen ins Handwerk zu pfuschen und es gar nicht erst soweit kommen zu lassen. Die Botschaft ist klar: Lasst uns miteinander sprechen, lasst uns einander verstehen, lasst uns nachvollziehen, wie es dem Anderen in der Situation geht. Denn es ist doch so, dass keiner aus der Bevölkerung einen Krieg haben möchte. Der Krieg ist immer das Produkt der obersten Anführer, der Reichen und Machthabenden, die sich nicht mit dem zufrieden geben können, was sie sowieso schon besitzen.

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Veröffentlicht am 26.11.2025

Ein guter Einstieg in die Thematik!

Emotional Load
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Der Begriff Mental Load ist vermutlich inzwischen den meisten bekannt. Aber wie sieht es mit Emotional Load aus? Das erklärt uns die Autorin Susanne Mierau in ihrem neuen Buch "Emotional Load – Wie Mütter ...

Der Begriff Mental Load ist vermutlich inzwischen den meisten bekannt. Aber wie sieht es mit Emotional Load aus? Das erklärt uns die Autorin Susanne Mierau in ihrem neuen Buch "Emotional Load – Wie Mütter frei von emotionaler Überlastung werden" gut verständlich. Gleichzeitig gibt sie Tipps zur Reflexion und Übungen, um die eigene emotionale Last zu ergründen.

Zitat: „Die gute Nachricht ist, dass wir einen schweren Rucksack aus- oder umpacken können. Wir können ihn auf- und ausräumen. Können unsere Gepäckstücke in die Hand nehmen, sie genau ansehen und entscheiden, dass dieser emotionale Ballast nicht weiter auf unseren Schultern Platz haben soll.“ (Susanne Mierau: Emotional Load – Wie Mütter frei von emotionaler Überlastung werden. Seite 24)

Die Autorin:

„Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin, Familienbegleiterin sowie Bestsellerautorin. Sie arbeitete an der FU Berlin in der Forschung und der Lehre. 2011 machte sie sich im Bereich der bedürfnisorientierten Elternberatung selbstständig. Sie ist außerdem Gründerin von Geborgen Wachsen, gibt Workshops für Eltern sowie Fachpersonal und hält Vorträge über Elternberatung und kindliche Entwicklung. Außerdem sind von ihr folgende Bücher bereits erschienen: Mutter. Sein. (2019), Frei und unverbogen (2021), New Moms for Rebel Girls (2022), Das Schlafbuch für die ganze Familie (2024). Susanne Mierau ist Mutter von drei Kindern und lebt in Eberswalde.

Inhalt:

„Mütter sind heute emotional extrem gefordert. Während eine Krise der nächsten folgt, versuchen sie, die Gefühle ihrer Kinder zu verstehen und zu regulieren – obwohl viele dies in der eigenen Kindheit nicht lernen durften. Sie moderieren Großelternkonflikte, sorgen für Harmonie in der Partnerschaft und das gute Klima bei der Arbeit.
Susanne Mierau, Expertin für bedürfnisorientiertes Familienleben, zeigt Wege, wie Mütter emotionalen Ballast abwerfen, umverteilen und einen gefühlsmäßig gesünderen Familienalltag leben können. Für mehr Leichtigkeit und Freude statt emotionaler Überlastung.“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Ratgeber:

Das Cover mit der primären pinken Farbe sticht einem ins Auge. Der Titel ist in großen Lettern zu sehen, während eine Frau mit Kind an der Hand das Wort „Load“ ins Wanken bringt, weil sie sich daran anlehnt. Für alle, die mit dem Terminus noch nichts anfangen können, hilft der Untertitel weiter.

Susanne Mirau nutzt eine einfache, verständliche Sprache und geht sehr organisiert an die Thematik heran. Zunächst einmal wird sich mit dem Begriff im Allgemeinen auseinandergesetzt, bevor die Kindheit unter die Lupe genommen wird. Da all das, was uns von klein auf prägt, unseren Umgang mit den eigenen Emotionen bestimmt. Danach geht es weiter mit dem Einfluss unserer aktuell weiterhin anhaltenden patriarchalen Gesellschaft. Nach diesen knapp 150 Seiten wird dann genauer hingeschaut, wie sich „Emotional Load“ ausdrückt und wie man sich von erdrückenden Emotionen befreien kann sowie einen gesunden Alltag gestaltet.

Zitat: „Der Dauerstress lässt uns so angespannt sein, dass wir Ruhe kaum noch aushalten.“ (Susanne Mierau: Emotional Load – Wie Mütter frei von emotionaler Überlastung werden. Seite 120)

Für mich, die schon einiges zum Thema Mental Load gelesen hat, war nicht ganz so viel Neues in diesem Buch dabei, da vieles bei emotionaler Last mit den gleichen Grundthemen des Mental Loads zusammenhängt. Und dennoch habe ich nochmals einen anderen Blick darauf werfen können. Denn hier setzt man sich nicht nur damit auseinander, was man alles für den Alltag jonglieren und in Erinnerung behalten muss, sondern wieso wir den Drang haben, dies alles in perfekter Weise zu absolvieren.

Vor allem die erste Hälfte des Buches war recht theoretisch, aber dennoch gespickt mit Übungen, Fallbeispielen und Anleitungen zur Reflexion. Hier werden einem keine Lösungen vorgelegt, vielmehr wird der Fokus auf die eigene Kindheit sowie die Erfahrungen der eigenen Eltern betrachtet. Der Übergang zu aktuellen Dingen wie Double-Bind Botschaften, Overthinking, Arbeitswelt voller Standards sowie Erwartungen, die perfekte Mutter sein, People Pleasing und Belastung des Mental Loads ist fließend gelungen.

Zitat: „Das Nein zum Gegenüber ist ein Ja zu dir und deiner Grenze.“ (Susanne Mierau: Emotional Load – Wie Mütter frei von emotionaler Überlastung werden. Seite 154)

Der Autorin geht mit ihrem Buch weniger um eine effizientere Organisation oder Aufteilung der Arbeiten, sondern vielmehr um Reflexion der eigenen Gefühle und das Ablegen eingerichteter Konventionen. Darum, weniger auf andere zu schauen, sich nicht dafür zu interessieren was andere denken, sondern bei sich zu sein und für sich zu sorgen.

In den letzten Kapiteln kamen dann noch „Kurz und Knapp“-Zusammenfassungen am Ende der Schwerpunkte, diese hätte ich mir schon früher gewünscht, um das Gelesene besser zu verinnerlichen und auch später Dinge schneller nochmal nachschlagen zu können. Außerdem hatte ich mir mehr konkretere Beispiele erhofft, zum Beispiel wie ein Beziehungsvertrag aussehen könnte.

Zitat: „Die Gesellschaft – und wir selbst – fokussieren eher das Negative, statt ressourcenorientiert zu denken.“ (Susanne Mierau: Emotional Load – Wie Mütter frei von emotionaler Überlastung werden. Seite 162)

Fazit:

"Emotional Load" ist ein gutes Einstiegswerk in die Thematik und leitet eine erste, eigene Reflexion an. Das Buch bietet keine Lösungen, sondern Denkanstöße. Es handelt sich hierbei um ein Werk, dass man langsam und Stück für Stück tiefer ergründen muss. Man erhält keine schnelle Hilfe, sondern die Grundlage für einen neuen Blickwinkel und vielleicht einen neuen Weg als Individuum.

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Veröffentlicht am 24.11.2025

Tolle Illustrationen aber mäßig schlüssige Geschichte

Die Geschichte vom Mädchen und dem Fisch
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Manchmal entdeckt man ein Buch und hat große Erwartungen daran. Und manchmal bleibt man nach dem Lesen eines Buches ratlos zurück. So erging es uns mit dem Buch "Die Geschichte vom Mädchen und dem Fisch" ...

Manchmal entdeckt man ein Buch und hat große Erwartungen daran. Und manchmal bleibt man nach dem Lesen eines Buches ratlos zurück. So erging es uns mit dem Buch "Die Geschichte vom Mädchen und dem Fisch" von Carolina Parada. Die Illustrationen sind einfach wahnsinnig gut gelungen, aber die Erzählung an sich konnte uns leider gar nicht erreichen. Sie ist realitätsfern und die Botschaft dahinter wohl eher schwer für Kinder zu greifen, vor allem da es ein Buch mit einer Altersempfehlung ab 3 Jahren ist.

Die Autorin:

Carolina Parada wurde in Kolumbien geboren. Sie promovierte als Entwicklungsbiologin und arbeitet in der Forschung. Gleichzeitig ist sie als Illustratorin und Autorin tätig. Sie lässt sich vor allem von der Natur inspirieren. "Die Geschichte vom Mädchen und dem Fisch" ist ihr erstes Kinderbuch.

Inhalt:

„Das Mädchen verbringt seine Tage damit, bunte Blätter zu sammeln, in den Himmel zu schauen und Ameisen zu zählen, denen es lustige Namen gibt. Doch eines Tages wird ein besonderer Fisch aus einem rasenden Lastwagen herausgeschleudert, und das Mädchen muss einen Weg finden, ihn zu retten. Der Fisch braucht Salzwasser zum Leben, aber weder in der Küche noch in der Bergstadt gibt es genug davon. Die beiden müssen sich also an einen neuen Ort wagen … Ein aufregendes Abenteuer, in dem die Protagonistin viel Grips und Mut beweist, um ihrem neuen Freund zu helfen. Farbenfrohe Illustrationen begleiten diese emotionale Reise, an deren Ende Freudentränen fließen.“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Bilderbuch
Auf dem Cover sehen wir das Mädchen mit dem Fisch, den es zum Freund gewinnt, nachdem es ihn vor dem Vertrocknen gerettet hat. Um die beiden herum schwirren Blüten, von oben regnet es Tropfen. Das Gesicht des Mädchens wirkt freudig und der Fisch entspannt. Die Verbindung der beiden ist toll in Szene gesetzt.

Die detailreichen Illustrationen setzen sich im Innern des Buches fort. So verfolgen wir durch die großflächigen Bilder den Weg des Mädchens und des Fisches. Die beide treffen unverhofft aufeinander und das Mädchen muss allerhand versuchen, um den Fisch zu retten. Am Ende sind es ihre Tränen, die ihm das Leben schenken. Die zwei werden Freunde und verbringen viel Zeit zusammen. Der Fisch hockt dabei in einem kleinen Glas voll Tränenflüssigkeit, zeigt seine Freude durch vereinzelte Sprünge aus dem Glas heraus. Doch was passiert, wenn die Tränen der Traurigkeit versiegen? Das Mädchen macht sich mit dem Fisch auf den Weg, um eine Lösung zu finden. Am Ende findet der Fisch zurück ins Meer und trifft dort auf seine Familie. Es wird angedeutet, dass das Mädchen regelmäßig zum Strand fährt und weiter seinen Freund trifft.

Die Botschaft ist für uns als Erwachsene nach einigem Grübeln ersichtlich. Es geht darum, dass man Hilfe schenkt, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwartet. Es zeigt, dass aus Trauer auch etwas Gutes entspringen kann. Aber es zeigt leider auch, dass ein Fisch in einem Miniglas gehalten wird und dass man mit ihm auf dem Rad gefahrlos durch die Gegend radeln kann. Pädagogisch fragwürdig.

Fazit:

"Die Geschichte vom Mädchen und dem Fisch" konnte uns leider nicht wirklich überzeugen. Zu abgehoben die Erzählung, zu realitätsfern der Umgang mit dem Fisch und zu unfertig die Handlung. Das können die Illustrationen aber ein wenig wett machen.

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Veröffentlicht am 21.11.2025

Nicht nur für neurodivergente Menschen sondern auch für alle anderen!

Herzlichen Glückwunsch, es ist Autismus! Selfcare-Tipps und mehr für neurodivergente Menschen
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Inzwischen bin ich stolze Besitzerin aller acht Bücher die von Daniela Schreiter im Panini Verlag erschienen sind. Ihr neustes Buch "Herzlichen Glückwunsch, es ist Autismus!" Selfcare-Tipps und mehr für ...

Inzwischen bin ich stolze Besitzerin aller acht Bücher die von Daniela Schreiter im Panini Verlag erschienen sind. Ihr neustes Buch "Herzlichen Glückwunsch, es ist Autismus!" Selfcare-Tipps und mehr für neurodivergente Menschen zeigt auf anschauliche Weise, wie sich neurodivergente Menschen das Leben etwas einfacher machen können. Zusätzlich ist es auch ein tolles Buch, um Nicht-Betroffenen die Gefühlswelt Betroffener näher zu bringen und gleichzeitig selbst die Tipps zu nutzen, um das eigene Leben entspannter zu gestalten.

Die Autorin und Illustratorin:

Daniela Schreiter ist in der 80ern in Berlin geboren. Schon früh begann sie zu zeichnen, mit vier malte sie ihren ersten Comic. Sie absolvierte ein Studium als Illustratorin und ist seither als Comic-Zeichnerin tätig. Sie ist Asperger Autistin und beschreibt in ihrer Schattenspringer-Reihe Erfahrungen aus ihrem Leben. Die täglichen Hürden und Herausforderungen, die sie zu meistern hat, illustriert sie mit viel Witz sowohl in Bild als auch in Wort. Auf ihrer Webseite Fuchskind zeigt sie seit 2010 ihre Comics und Cartoons.

Inhalt:

„Mit ihrer Graphic Novel „Schattenspringer“ hat Daniela Schreiter vielen Autist:innen und deren Familien und Freunden geholfen, ihre Sicht auf die Welt verständlich zu machen, indem sie ihre eigene Geschichte erzählt hat. Mit „Herzlichen Glückwunsch, es ist Autismus!“ geht sie nun einen Schritt weiter und gibt Betroffenen einen Ratgeber an die Hand, der dabei helfen kann, den Alltag zu meistern.“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum bebilderten Ratgeber:

Das Cover ist hell, fröhlich und fantasievoll. Die Protagonistin (optisch angelehnt an die Autorin selbst) feiert ihren Geburtstag mit Fuchs und Dino. Das regenbogenfarbene Unendlichkeitszeichen, welches für Neurodiversität steht, prangt auf der Torte. Schön ist es, dass die Diagnose „Autismus“ nicht als etwas Niederschmetterndes anzusehen ist, sondern gefeiert werden soll. Weiß man nun endlich, wieso man so ist, wie man eben ist. Und dass man eben genau richtig ist, wie man ist.

Daniela Schreiter nimmt sich mehrerer Themen für den Alltag neurodivergenter Menschen an. Es geht um Autistic Nesting, Essen und Trinken, Stimming, Maskieren, Löffeltheorie, Autistic Burnout, Autistic Joy und T-Rex-Arme. Diese werden in 11 Kapiteln näher beleuchtet. Ein besonders großes Augenmerk liegt dabei auf dem Stimming, hier sind einige Infos zu finden, die den Alltag neurodivergenter Menschen leichter machen und einen möglichen Meltdown verhindern können. Neurodivergente Menschen haben nämlich oft weniger Energiereserven, als neurotypische Menschen und so heißt es haushalten und auf schwerere Phasen vorbereiten. Aber auch der Autistic Burnout hat zwei Kapitel gewidmet bekommen. Die T-Rex Arme im letzten Kapitel erklären dann, wieso auf dem Cover auch ein Dino zu sehen ist.

Mit ihren liebevollen und durchweg positiven Zeichnungen lässt die Illustratorin eine wohlige Atmosphäre entstehen und selbst unangenehme Situationen werden mit einem gewissen Maß an Humor versehen. Der Textanteil ist im Vergleich zu ihren anderen Büchern etwas höher, aber wer so viele wichtige Informationen vermitteln will, der braucht auch ein paar Worte dafür. Dennoch lässt sich das Buch gut in einem Rutsch lesen.

Fazit:

"Herzlichen Glückwunsch, es ist Autismus!" ist ein ganz wundervoller, bebilderter Ratgeber, den jeder gelesen haben sollte. Er gehört definitiv in jeden Kindergarten und in die Schulbibliotheken. Daniela Schreiter klärt über Verhaltensmuster neurodivergenter Menschen auf; gibt Rat, was in stressigen sowie unangenehmen Situationen zu tun ist und bietet auch neurotypischen Menschen einige Anregungen für einen entspannteren Alltag. Daniela Schreiter hat mir mit diesem Buch die Welt normabweichend funktionierender Menschen erneut ein Stückchen näher gebracht und sie konnte mich wieder einmal vollkommen überzeugen.

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