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Veröffentlicht am 18.06.2018

Ein weiterer Nordseeroman – entspannte Urlaubslektüre, bietet aber kaum Neues

Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg
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Der Roman ist die richtige Urlaubslektüre für Nordseereisende. Schauplatz der Handlung ist – weitestgehend – die ostfriesische Insel Spiekeroog. Auf diese Insel verschlägt es die Journalistin Frieke durch ...

Der Roman ist die richtige Urlaubslektüre für Nordseereisende. Schauplatz der Handlung ist – weitestgehend – die ostfriesische Insel Spiekeroog. Auf diese Insel verschlägt es die Journalistin Frieke durch einen Auftrag der Zeitschrift, für die sie arbeitet. Sie kommt in einer Ferienwohnung unter, die im gleichen Haus ist wie die titelgebende Buchhandlung. Aber leider nimmt die Buchhandlung bei weitem nicht so viel Raum im Buch ein wie der Titel vermuten lässt. Ich, die hier eine etwas andere Geschichte erwartet hatte, war dadurch ein wenig enttäuscht. Der Titel spricht von „Meine Buchhandlung“, daher hätte ich gedacht, dass es darum geht wie Frieke in die Arbeit in der Buchhandlung hineinrutscht. Dies ist aber im Buch nur eine kleine Nebenhandlung, denn die Buchhandlung wird – bis kurz vor Ende der Geschichte – von einem älteren Ehepaar betrieben. Dem Laden kommt damit leider nicht die Bedeutung zu, die im Titel suggeriert wird.

Ab und zu habe ich in dem Buch auch Logikfehler gefunden, z. B. als Friekes Vater zu ihr sagt „Und darum bist du hier. Wegen dem Buchhändler.“ Dabei ist offensichtlich, dass um den Ornithologen geht. Es müsste also heißen „Wegen dem Vogelkundler“ bzw. eigentlich sogar „wegen des...“ (kommt nicht nach „wegen“ der 2. Fall?). Oder der Satz „...den beißend kalten Wind, der den Regen fast senkrecht vor sich hertrieb.“ Dann kann der Wind so dolle nicht sein, denn sonst würde er den Regen fast waagerecht vor sich hertreiben... Solche Dinge sind mir öfters aufgefallen und ich bin der Meinung, sowas sollte mit einem guten Lektorat nicht passieren. Wurde hier vielleicht husch, husch noch schnell ein Buch vorm Beginn der Sommersaison fertig gestellt? Ich bin an dieser Stelle vielleicht zu kritisch, aber mir ist es halt aufgefallen, und ich habe beim Lesen gestockt, die Sätze jeweils mehrfach gelesen, und das hat dann den Lesefluss schon gestört – eben weil es nicht nur einmal vorkam.

Die Geschichte an sich ist für mich recht vorhersehbar gewesen und wurde leider kaum durch frische Ideen aufgepeppt. Es ist aus meiner Sicht ein nettes Buch für den Urlaub oder zum Entspannen, wenn man sich ein wenig „berieseln“ lassen möchte, und es werden sicherlich viele Leute ihre Freude daran haben, wenn sie es mit diesem Hintergrund lesen. Da ich aber schon sehr viele ähnliche Geschichten gelesen habe und sich das Buch nicht davon abheben kann, kann ich nicht mehr als 3 Sterne dafür vergeben.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Wenn’s um die Wurst geht, versteht der Fickel keinen Spaß!

Grillwetter
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Ehrlich gesagt – wenn die berühmte Thüringer Rostbratwurst in Gefahr ist, würde ich auch unter Aufbietung aller Kräfte versuchen, das wohlschmeckende Kulturgut vor der Ausrottung zu retten Deshalb kann ...

Ehrlich gesagt – wenn die berühmte Thüringer Rostbratwurst in Gefahr ist, würde ich auch unter Aufbietung aller Kräfte versuchen, das wohlschmeckende Kulturgut vor der Ausrottung zu retten Deshalb kann ich es schon irgendwie verstehen, dass der träge Anwalt Fickel in seinem 4. Fall zur Hochform aufläuft und sogar seine neue Flamme ein ums andere Mal versetzt.

Hans-Henner Hess hat mal wieder einen humorvollen und zuweilen auch kuriosen Kriminalroman geschrieben, der – wie immer – von seinen drolligen Figuren und der zuweilen eingestreuten Ostalgie lebt, die man als Thüringer nun mal mitbringt. Ich als Sächsin kann den Nationalstolz schon verstehen, denn wo der Thüringer seine Wurscht verteidigt, würde ich für den Dresdner Christstollen oder meine heißgeliebte Eierschecke kämpfen Vielleicht kann der Herr Hess den Herrn Fickel demnächst ja mal ins Nachbarbundesland schicken? hüstel

Okay, zurück zum Buch: der Fickel rutscht mal wieder mehr oder weniger bewusst in eine Kriminalgeschichte hinein und es ist eine Wonne, ihn bei seinen Ermittlungen zu begleiten. Er wirkt ständig leicht überfordert, aber trotzdem irgendwie sympathisch. Eine große Rolle nimmt diesmal auch seine Exfrau, die (mittlerweile) Leitende Oberstaatsanwältin Gundelwein, ein. Ihre Midlife Crisis ist fast genauso amüsant wie das Herumgestochere vom Fickel im undurchsichtigen Insolvenzrecht.

Also, kurz gesagt: einfach lesen!

Veröffentlicht am 14.06.2018

„Das Leben ist eine dringliche Angelegenheit“

Frauen, die Blumen kaufen
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Es gibt Bücher, bei denen ich es unheimlich schade finde, dass sie so wenig bekannt sind und mir wünschen würde, dass sie viel mehr Aufmerksamkeit erhalten würden. Dieses hier ist eins davon. „Frauen, ...

Es gibt Bücher, bei denen ich es unheimlich schade finde, dass sie so wenig bekannt sind und mir wünschen würde, dass sie viel mehr Aufmerksamkeit erhalten würden. Dieses hier ist eins davon. „Frauen, die Blumen kaufen“ ist ein unheimlich kluges, feinfühliges und doch modernes Buch, das von einer wunderbar poetischen Sprache lebt. So viele Sätze sind mir aufgefallen – um sie sich alle zu merken, hätte ich jede dritte Seite des Romans abfotografieren müssen.

Ich bin wirklich begeistert von dieser Geschichte, die so ganz anders war als ich es erwartet hatte und doch voll und ganz alle Lese-Erwartungen erfüllt hat. Da geht es zunächst um Marina, die neu im Viertel ist und auf einen wunderschönen Garten samt Blumenladen stößt. Die Besitzerin stellt Marina kurzerhand als Aushilfe ein und öffnet ihr damit einen neuen Lebensweg. Denn Marina hatte sich nach dem Tod ihres Mannes fast aufgegeben. Die Stammkundinnen, die bald zu Freundinnen werden, haben alle ihre ganz eigenen Gründe Blumen zu kaufen – aber nach drei Monaten sind aus allen andere Menschen geworden. Eigentlich klingt diese Story wie ein x-beliebiger Frauenroman, den man mal an einem Wochenende durchliest. Dass aus dieser Geschichte eine solche Perle entstehen kann, hat mich schwer beeindruckt. Denn Vanessa Montfort beschreibt die Entwicklung ihrer „Frauen, die Blumen kaufen“ manchmal einfühlsam, manchmal sehr direkt. Aber irgendwie immer auf dem Punkt.

Einen kleines i-Tüpfelchen birgt das Buch in einer Szene, als die Schriftstellerin selbst im Roman den Blumenladen betritt und ihre Figuren kennenlernt. Das habe ich in dieser Form noch in keinem Buch gelesen und fand es sehr reizvoll.

Ich kann diesen Roman einfach nur jedem ans Herz legen und inständig hoffen, dass er eine große Leserschaft findet. Es wäre sonst unheimlich schade, denn ich finde wirklich, dass er eine kleine Kostbarkeit ist.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Drei Generationen unter einem Dach

Die Frauen von Long Island
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Zoe Fishmans Roman greift auf unterhaltsame Weise die Vor- und Nachteile von „Mehrgenerationenhaushalten“ auf. Hauptfigur des Romans ist Maggie, die von ihrer ehemals guten Freundin Liza ein Strandhaus ...

Zoe Fishmans Roman greift auf unterhaltsame Weise die Vor- und Nachteile von „Mehrgenerationenhaushalten“ auf. Hauptfigur des Romans ist Maggie, die von ihrer ehemals guten Freundin Liza ein Strandhaus in einem sehr exklusiven Ort in den Hamptons vererbt bekommt – allerdings mit Inhalt, und der besteht aus Edith, der 82jährigen Mutter von Liza. Maggie zieht mit ihrer kleinen Tochter Lucy dennoch ein und erlebt die Freuden, aber auch das Leid, das so eine Wohngemeinschaft mit sich bringt.

Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen, allerdings habe ich mich an einigen Stellen gefragt, ob es im „wirklichen Leben“ auch so laufen würde. Z. B. hat die zweijährige Lucy einen beeindruckenden Wortschatz und bildet z. T. Sätze, die aus meiner Sicht eher einem 4jährigen Kind zuzuordnen wären. Auf der anderen Seite fügt sich Maggie, die vorher in New York als Putzfrau gearbeitet hat, absolut unproblematisch in den elitären Ort Sag Harbour ein. An dieser Stelle habe ich gehofft, dass die – aus meiner Sicht nicht immer gesunde – Kluft zwischen dem sehr reichen und sehr armen Amerika mehr in den Vordergrund gerückt wird und auch mal ein paar kritische Blicke auf die Hamptons als „Wohlstandspürzel“ von New York geworfen werden. Davon war leider gar nichts zu spüren.

Meine Lieblingsfigur im Buch war Esther, eine Freundin von Edith, die so erfrischend geradeheraus war und mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg gehalten hat. Auch die Thematik von Ediths Alzheimer-Erkrankung passte gut ins Buch und die Handlung hinein. Sie war immer präsent, hat das Buch aber nicht „erschlagen“.

Insgesamt hatte ich mit dem Buch schöne Lesestunden und würde es auch weiterempfehlen. Aufgrund meiner Kritikpunkte ordne ich es „im guten Mittelfeld“ ein und vergebe daher 3 Sterne.

Veröffentlicht am 26.05.2018

Delfine, Motown und Hemingway - ein Buch zum Träumen!

Die Inselgärtnerin
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Wenn Sie sich „Die Inselgärtnerin“ kaufen und auch zufällig gerade überlegen, wohin der nächste Urlaub gehen soll, dann kann ich Ihnen jetzt schon prophezeien, wo Sie landen werden: Florida. Wer bei diesem ...

Wenn Sie sich „Die Inselgärtnerin“ kaufen und auch zufällig gerade überlegen, wohin der nächste Urlaub gehen soll, dann kann ich Ihnen jetzt schon prophezeien, wo Sie landen werden: Florida. Wer bei diesem Roman kein Fernweh bekommt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Mich hat die Geschichte um Gartenarchitektin Sonja („Sunny“) absolut gepackt und besonders das wunderschöne Setting im Sunshine State haben diesen Roman zu etwas Besonderem werden lassen. Florida ist als Kulisse für solche Bücher erfrischend unverbraucht (im Gegensatz z. B. zu Cornwall oder der Provence), und so war es ein Genuss, sich mit Hilfe des Buches dorthin zu träumen.

Auch in dieser Geschichte steht – wie so oft – eine Erbschaft und ein Neuanfang auf unbekanntem Terrain im Mittelpunkt. Und obwohl ich solche Bücher schon oft gelesen habe, war ich von diesem hier doch wieder fasziniert, da es – dem Setting sei Dank – neue Themen aufbrachte, wie z. B. den Umweltschutz bzw. die zum Teil fragwürdige Haltung von Delfinen für touristische Zwecke. Schön, wie so etwas ganz nebenbei in einer Geschichte untergebracht werden kann. Ohne Zeigefinger, aber mit Wirkung. Das hat mir gut gefallen. Auch der Hemingway-Lookalike-Contest war eine interessante Nebenhandlung – und den gibt es tatsächlich!

Dieses war mein erster Roman von Sylvia Lott, aber es wird mit Sicherheit nicht mein letzter sein. Ich habe hier eine Autorin kennengelernt, die mich unterhält und mich zum Träumen einlädt. Zum Glück hat sie schon fünf Romane geschrieben und ich kann auch nach der „Inselgärtnerin“ noch fast aus dem Vollen schöpfen. Ich hoffe, auch die anderen Geschichten sind so wunderbar erzählt wie diese.