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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2025

Chaos anstatt Sommerflair – Wenn gute Ideen an der Umsetzung scheitern

Merci Agneta
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Merci Agneta – Sommer auf Französisch klang für mich nach einer leichten, gefühlvollen Sommerlektüre mit französischem Flair. Leider konnte der Roman meine Erwartungen nicht erfüllen.

Das zentrale Problem ...

Merci Agneta – Sommer auf Französisch klang für mich nach einer leichten, gefühlvollen Sommerlektüre mit französischem Flair. Leider konnte der Roman meine Erwartungen nicht erfüllen.

Das zentrale Problem liegt in der starken Fokussierung auf die innere Gedankenwelt der Hauptfigur Agneta. Ihre Selbstgespräche und wirren Gedankenschleifen nehmen so viel Raum ein, dass die eigentliche Handlung kaum noch stattfindet. Die Geschichte, die man als roten Faden bezeichnen könnte, kommt nur schleppend voran.

Man könnte annehmen, dass die ausführlichen inneren Monologe zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Figur führen. Doch das war leider nicht der Fall. Denn obwohl Agnetas Identitätskrise deutlich im Mittelpunkt steht, sind eine erkennbare Entwicklung oder ein innerer Wandel der Protagonistin kaum spürbar. Anstatt eines echten Erkenntnismoments verliert sich die Erzählung in Wiederholungen. Ich hoffte immer wieder auf eine Wendung, auf einen Fortschritt, doch vergeblich, der blieb aus.

Mit der Zeit wurde das Lesen zunehmend anstrengend. Die vielen Seiten voll verwirrter Gedanken wirkten ermüdend. Oft verleiteten sie mich dazu, Abschnitte zu überfliegen, um zur eigentlichen Handlung zurückzufinden. Die Erzählung zog sich hin und meine anfängliche Neugier wich zunehmender Frustration.

Erschwerend kam für mich die sprachliche Gestaltung hinzu: In den Konversationen zwischen den Figuren wechselte der Text ständig zwischen Deutsch, Französisch und Englisch. Teilweise sogar innerhalb eines einzigen Satzes. Zwar ist klar, dass diese Mehrsprachigkeit Agnetas Kommunikationsprobleme spiegeln soll, doch die Umsetzung war schlicht überladen und störte den Lesefluss erheblich. Besonders problematisch empfand ich, dass viele dieser Passagen nicht ins Deutsche übertragen beziehungsweise nicht im Anschluss sinngemäß erklärt wurden. Dadurch blieben Teile des Dialogs unverständlich.
Zusätzlich irritierend waren die Szenen, in denen mithilfe von Google-Übersetzungen Gespräche eingefügt wurden. Diese teils nicht nachvollziehbaren Dialoge waren ebenfalls sehr holprig zu lesen und boten häufig keinen echten Mehrwert.

Dabei hätte die Geschichte durchaus Potenzial gehabt. Agnetas Lebensgeschichte ist in ihren Grundzügen bewegend und hätte in einem anderen Rahmen vermutlich sehr berühren können. Doch in diesem Buch verlieren sich die wichtigen Themen leider in einem sprachlichen und erzählerischen Chaos, das wenig Raum für echte Emotionen lässt.

Unterm Strich bleibt für mich ein enttäuschender Leseeindruck: Die Grundidee ist interessant, scheitert aber an der Umsetzung. Stil, Struktur und Gewichtung der Inhalte machen den Roman unnötig anstrengend. Schade, das hätte mehr sein können.

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Veröffentlicht am 03.05.2025

Zwischen Gipfeln und Grenzen – Eine Reise durch die wilden Berge des Balkan

Wilde Berge des Balkan
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Wilde Berge des Balkan war mein erstes Buch aus dem Genre Wandertagebuch. Entsprechend unvoreingenommen und neugierig bin ich an die Lektüre herangegangen. Was ich entdeckt habe, war eine wunderbar gelungene ...

Wilde Berge des Balkan war mein erstes Buch aus dem Genre Wandertagebuch. Entsprechend unvoreingenommen und neugierig bin ich an die Lektüre herangegangen. Was ich entdeckt habe, war eine wunderbar gelungene Mischung aus persönlichem Reisebericht und sachlichem Wanderführer.

Die drei Autorinnen nehmen uns mit auf ihre mehrwöchige Fernwanderung entlang des High Scardus Trails und schaffen es durch ihren angenehmen und zugänglichen Schreibstil, Nähe aufzubauen. Besonders gut gelingt ihnen die Balance zwischen persönlichen Eindrücken, Emotionen und Reflexionen. Die unterschiedlichen Erfahrungslevel und Sichtweisen der drei Frauen machen das Gelesene greifbar und authentisch. Man fiebert mit - vor allem in den Momenten, in denen etwas schief läuft, sei es durch schlechtes Wetter, persönliche Herausforderungen oder Zweifel an der eigenen Belastbarkeit. Spannend bleibt immer die Frage, ob es die drei tatsächlich bis zum Ende schaffen.

Neben den persönlichen Erlebnissen punktet das Buch mit einer Fülle von Hintergrundinformationen. Die LeserInnen erfahren viel über Geschichte, Politik, den wachsenden Tourismus und den Naturschutz in den genannten Balkanregionen. Diese Informationen verleihen der Reise eine wertvolle Tiefe. Allerdings hätte ich mir bei den ganzen spannenden Fakten vereinzelte Quellenangaben oder Literaturhinweise gewünscht, um die Sachlichkeit des Buches noch mehr zu untermauern.

Ein besonderes Highlight war für mich das Kapitel „Alles, was du für deinen Trip in die Wildnis wissen musst“. Hier wird sehr eindrucksvoll gezeigt, wie viel Vorbereitung, Organisation und körperliches Training hinter so einer Unternehmung steckt. Gerade für Wanderneulinge ist dieser Abschnitt äußerst wertvoll, denn er räumt mit der Vorstellung auf, eine solche Tour sei ein spontaner Ausflug. Stattdessen wird hier deutlich, wie wichtig Erfahrung, physische als auch psychische Belastbarkeit und der Respekt vor der Natur sind. Dass die Autorinnen hier nicht romantisieren, sondern realistisch über Gefahren und Grenzen sprechen, empfand ich als sehr authentisch und verantwortungsbewusst.

Ein kleiner Kritikpunkt ist die Platzierung der Fotos. Am Ende des Buches finden sich eindrucksvolle Fotos zu den einzelnen Etappen. Diese hätten jedoch ihre volle Wirkung entfalten können, wenn sie direkt in die entsprechenden Kapitel eingefügt worden wären. In Kombination mit dem jeweiligen Text hätten sie z.B. die Stimmungen, Emotionen und Landschaften noch stärker unterstreichen können. So gehen die starken Bilder auf den letzten Seiten etwas unter.

Umso mehr haben mich jedoch die integrierten Interviews mit den Menschen begeistert, denen die Autorinnen auf ihrem Weg begegnet sind. Diese Stimmen aus der Region geben dem Buch eine zusätzliche Perspektive. Sie machen spürbar, wie die Menschen vor Ort mit dem Tourismus, der politischen Situation und den Veränderungen in ihrer Heimat umgehen. Damit gelingt es dem Buch nicht nur eine Reise von außen zu beschreiben, sondern auch einen tiefen und berührenden Einblick in den sozialen und kulturellen Kontext zu geben.

Insgesamt ist Wilde Berge des Balkan ein spannender und informativer Reisebericht, der auch zum Nachdenken anregt. Es geht nicht nur um das Unterwegssein in der Natur, sondern auch um persönliche Grenzen, Teamgeist, Verantwortung und den respektvollen Umgang mit sich selbst und der Welt.
Auch wenn der sachliche Anspruch aufgrund fehlender Quellen nicht ganz erfüllt wird, bleibt es ein sehr empfehlenswertes Buch – nicht nur für Wanderbegeisterte, sondern für alle, die davon träumen, ihre Komfortzone zu verlassen und neue Wege zu gehen.

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Veröffentlicht am 27.04.2025

Verborgene Verbindungen und wachsende Freundschaften – Ein mitreißender Start in eine neue Mystery-Reihe

Mystery Eye
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Das blaue Auge auf dem Cover von Mystery Eye – Telepathie ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern spiegelt auch perfekt den Kern der Geschichte wider. Es symbolisiert das geheimnisvolle Flammenauge, ...

Das blaue Auge auf dem Cover von Mystery Eye – Telepathie ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern spiegelt auch perfekt den Kern der Geschichte wider. Es symbolisiert das geheimnisvolle Flammenauge, das die Protagonistinnen und Protagonisten miteinander verbindet – ein zentrales Motiv, das sich durch den gesamten Roman zieht.

Die Handlung entwickelt sich von Beginn an dynamisch und die Spannung bleibt durchgehend hoch. Susann Blum gelingt es, die LeserInnen sofort in die Geschichte hineinzuziehen, indem sie geschickt immer wieder kleine Hinweise auf die Vergangenheit der Figuren einstreut. So werden die Hintergrundgeschichten der Charaktere Stück für Stück enthüllt, was ihre Motive und Handlungen nachvollziehbar macht. Gerade dieser behutsame Aufbau spiegelt die anfängliche Skepsis und das langsam wachsende Vertrauen zwischen den Figuren glaubhaft wider und verleiht ihnen eine angenehme Authentizität.

Blums Schreibstil ist lebendig und lässt sich angenehm flüssig lesen. Ihre Erzählweise macht es leicht, in die Handlung einzutauchen und stetig neugierig auf die nächsten Entwicklungen zu bleiben. Besonders gelungen ist, dass sich die Geschichte nicht allein auf die Thematik der Telepathie konzentriert, sondern auch wichtige Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt und Akzeptanz aufgreift. Dadurch erhält der Roman zusätzliche Tiefe, ohne seine Leichtigkeit zu verlieren.

Für den vollen Lesegenuss ist es jedoch empfehlenswert, offen für das Mystery-Element zu sein. Denn die Idee der telepathischen Verbindung prägt die Geschichte maßgeblich und verleiht ihr einen fantasievollen Touch. Wer sich dennoch darauf einlässt, wird schnell von der besonderen Atmosphäre des Buches gefesselt.

Das Ende wartet mit einem überraschenden Cliffhanger auf, der große Lust auf die Fortsetzung macht, auch wenn ich persönlich noch etwas unsicher bin, ob ich direkt weiterlesen werde. Neugierig auf die weitere Entwicklung der Figuren und der Geschichte bin ich aber definitiv.

Insgesamt ist Mystery Eye – Telepathie ein gelungener Auftakt zu einer spannenden Reihe, die sowohl Jugendliche als auch Erwachsene begeistert. Eine mitreißende Mischung aus Mystery, Freundschaft und innerem Wachstum, die Lust auf mehr macht!

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Veröffentlicht am 21.04.2025

Italienische Kulisse, starke Frauen und der Mut zur Veränderung

Lieber solo als allein
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Lieber Solo als Allein von Tessa Henning ist ein unterhaltsamer, leicht zu lesender Roman, der sich wunderbar als Urlaubslektüre eignet – nicht zuletzt, weil er selbst so viel Urlaubsstimmung vermittelt. ...

Lieber Solo als Allein von Tessa Henning ist ein unterhaltsamer, leicht zu lesender Roman, der sich wunderbar als Urlaubslektüre eignet – nicht zuletzt, weil er selbst so viel Urlaubsstimmung vermittelt. Bereits das Cover gibt einen stimmungsvollen Hinweis auf den Inhalt: Es zeigt die drei Generationen von Frauen, um die sich die Geschichte dreht, und spiegelt damit die zentrale Konstellation des Romans treffend wider. Auch der weiche Einband macht das Buch zu einem angenehmen Begleiter – im wahrsten Sinne des Wortes liegt es leicht und griffig in der Hand.

Die Handlung führt die Leserinnen und Leser ins malerische Umbrien, und genau hier liegt eine der großen Stärken des Romans: Die Beschreibungen der Region sind so lebendig und detailliert, dass man sofort Lust bekommt, selbst durch die engen Gassen zu schlendern, das mediterrane Flair zu genießen und die warme italienische Sonne auf der Haut zu spüren. Tessa Henning gelingt es hervorragend, die Atmosphäre Umbriens einzufangen und sie zum fühlbaren Schauplatz ihrer Geschichte zu machen.

Im Mittelpunkt stehen drei Frauen aus unterschiedlichen Generationen: Gabriele, die sich nach Jahren der Routine endlich traut, auszubrechen und Neues zu wagen; ihre Tochter Katrin, die sich wieder auf die wahren Werte ihres Lebens besinnt; und Enkelin Leonie, die vor großen Entscheidungen steht, die ihre Zukunft maßgeblich beeinflussen werden.
Jede von ihnen macht im Laufe der Geschichte eine spürbare Entwicklung durch, was den Roman auf inhaltlicher Ebene bereichert.

Was mir jedoch gefehlt hat, war die emotionale Tiefe. Trotz der interessanten Figuren und ihrer persönlichen Wendepunkte konnte ich keine wirkliche Verbundenheit zu ihnen aufbauen. Die Geschichte ließ mich über weite Strecken hinweg emotional unberührt, was schade ist – denn das Potenzial für große Gefühle war durchaus da.

Möglicherweise liegt das an der sehr kompakten Erzählweise. Die Handlung spielt sich gefühlt innerhalb weniger Tage ab, in denen zahlreiche Themen und Herausforderungen auftauchen und abgearbeitet werden. Dadurch wirkt vieles überstürzt und etwas unauthentisch, fast so, als wolle die Geschichte zu viel in zu kurzer Zeit erzählen.

Auch der Titel hat mich im Nachhinein eher irritiert. Zwar wird im Buch der Satz „Lieber Solo als Allein“ aufgegriffen und in einen passenden Kontext gesetzt, doch der Titel weckt andere Erwartungen. Denn letztlich ist keine der Protagonistinnen am Ende „solo“ – vielmehr geht es um Neuanfänge, das Reflektieren von Beziehungen und das Wiederentdecken der eigenen Bedürfnisse.

Trotz dieser kleinen Schwächen ist Lieber Solo als Allein ein gelungenes Buch für entspannte Lesestunden. Wer Lust auf eine generationsübergreifende Geschichte mit italienischem Flair, persönlichen Wendepunkten und leichtem Erzählstil hat, wird mit diesem Roman gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 13.04.2025

Ein vielschichtiger Kriminalroman über Geheimnisse, Macht und das Streben nach Gleichberechtigung

Der Tote in der Crown Row
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Sally Smiths "Der Tote in der Crown Row" ist ein atmosphärischer Kriminalroman, der durch sein gelungenes Setting, seine spannungsgeladene Handlung und seine gesellschaftskritischen Untertöne überzeugt.

Schon ...

Sally Smiths "Der Tote in der Crown Row" ist ein atmosphärischer Kriminalroman, der durch sein gelungenes Setting, seine spannungsgeladene Handlung und seine gesellschaftskritischen Untertöne überzeugt.

Schon das Cover ist ein echter Hingucker. Es ist stimmungsvoll und passt perfekt zu dem Ort, an dem die Geschichte spielt. Die Crown Row wird als Schauplatz so lebendig beschrieben, dass man als LeserIn sofort ein Gefühl für diesen geheimnisvollen und zugleich geschichtsträchtigen Ort bekommt. Besonders gelungen ist der anhaltende Spannungsbogen. Bis zur letzten Seite bleibt unklar, wer der Täter ist. Die Autorin versteht es hervorragend, immer wieder neue Hinweise einzustreuen und LeserInnen auf falsche Fährten zu locken. Die Auflösung am Ende ist schlüssig, überraschend und berührend zugleich.
Als einen weiteren Pluspunkt empfinde ich, die Entwicklung der Figuren. Im Verlauf der Handlung werden nach und nach die Geheimnisse der verschiedenen ProtagonistInnen enthüllt. Diese Offenbarungen verleihen den Charakteren Tiefe und machen sie vielschichtiger, als es zunächst den Anschein hatte.
Bemerkenswert ist auch die gesellschaftliche Ebene, die in die Krimihandlung eingeflochten ist: Die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen, die fehlenden Rechte und der unterdrückte Wunsch nach Freiheit und Gleichberechtigung werden feinfühlig, aber deutlich thematisiert. Der Roman schafft es, die Lebensrealität vieler Frauen in einer von Männern dominierten Gesellschaft spürbar zu machen.

Etwas weniger gelungen fand ich den Einstieg in den Roman. Es fiel mir zunächst schwer, richtig in die Geschichte hineinzufinden. Erst im letzten Drittel kam für mich der Lesefluss in Gang und die Handlung konnte mich vollends fesseln.
Zudem wirkten die Gedankengänge des Hauptprotagonisten stellenweise etwas sprunghaft. Die Erklärungen für seine Überlegungen wurden oft erst im nächsten Kapitel nachgereicht, was teilweise verwirrend war.

Trotz dieser kleineren Kritikpunkte ist "Der Tote in der Crown Row" ein durchweg lesenswerter historischer Krimi, der mit einer gelungenen Mischung aus Spannung, Atmosphäre und gesellschaftlich relevanten Themen punktet.

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