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Veröffentlicht am 12.03.2025

Eine faszinierende Reise in eine fremde Welt

Lyneham
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Das Cover von Lyneham hat mich sofort angesprochen und ist ein echter Hingucker. Die düstere Gestaltung passt perfekt zur Geschichte und vermittelt den Eindruck, dass das Schicksal oft in den Händen Fremder ...

Das Cover von Lyneham hat mich sofort angesprochen und ist ein echter Hingucker. Die düstere Gestaltung passt perfekt zur Geschichte und vermittelt den Eindruck, dass das Schicksal oft in den Händen Fremder liegt - ein zentrales Thema des Romans.

Nils Westerboer entwirft mit Lyneham eine eindrucksvolle Zukunftsvision und stellt die drängende Frage, wie sich das Überleben der Menschheit unter extremen Bedingungen gestalten könnte. Die Handlung an sich hat mich vollkommen in ihren Bann gezogen, vor allem durch die tiefgründigen Themen und ethischen Fragestellungen. Aber auch die Auseinandersetzung mit der Problematik, was passiert, wenn die Ressourcen auf der Erde zur Neige gehen und die Menschheit nach einer Alternative suchen muss, haben mich sehr fasziniert.

Besonders gelungen sind Westerboers Beschreibungen des Planeten Perm. Durch seine detaillierten Schilderungen der Tierwelt, der Geografie und des Wetters konnte ich mir das fremde, aber dennoch greifbare Ökosystem hervorragend vorstellen. Die Landkarte Perms auf den Innenseiten der Umschlagkappen war eine tolle Ergänzung und half dabei, sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden.

Als sehr gelungen empfand ich auch die zwei unterschiedlichen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird: die der Wissenschaftlerin Mildred und ihres Sohnes Henry. Henrys kindliche Sichtweise, seine unerschütterliche Hoffnung und seine naive Wahrnehmung der Erwachsenenwelt haben mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Mildred hingegen wird als zielstrebige, analytische Frau dargestellt, die ihre wissenschaftliche Passion dem Familienleben vorzieht. Das Mildred keine übermenschliche „Supermutter“ ist, die mühelos Familie und Karriere vereint, war sehr erfrischend. Zudem macht diese ehrliche Darstellung sie und ihren Charakter besonders glaubwürdig.

Trotz dieser Stärken hätte ich mir insgesamt mehr Tiefe bei den Protagonisten gewünscht. Oft fehlten Hintergrundinformationen zu den Figuren, was dazu führte, dass einige ihrer Handlungen oder Spannungen zwischen bestimmten Personen nicht immer sofort nachvollziehbar waren. Hier hätten mehr Details und emotionale Einblicke geholfen, um die Interaktionen klarer und greifbarer zu machen.

Wie bereits erwähnt, konnte mich Lyneham extrem fesseln und faszinieren, vor allem durch seine tiefgründigen Themen und ethischen Fragestellungen. Doch es gab auch Passagen, die sehr wissenschaftlich und stellenweise etwas trocken formuliert waren, was den Lesefluss gelegentlich ausgebremst hat. Wer sich jedoch für technische und wissenschaftliche Details interessiert, wird diese Stellen vermutlich genießen, für andere könnten sie jedoch eine Hürde darstellen.

Das Ende empfand ich als überhastet. Viele Fragen blieben unbeantwortet, was mich mit gemischten Gefühlen zurückließ. Nach einem so tiefgründigen und gut aufgebauten Roman hätte ich mir ein runderes, etwas ausführlicheres Finale gewünscht.

Trotz dieser Kritikpunkte konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Die fesselnde Thematik, die faszinierende Darstellung einer fremden Welt und die philosophischen Fragen, die Lyneham aufwirft, machen es zu einer lesenswerten und nachdenklich stimmenden Science-Fiction-Geschichte.

Wer sich für realistische Zukunftsvisionen und wissenschaftlich fundierte Erzählungen interessiert, sollte diesem Roman definitiv eine Chance geben!

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Veröffentlicht am 23.02.2025

Von Entführung, Seefahrt und unerwarteten Gefühlen - Poppy und Andrews romantische Reise

Rokesby – Miss Bridgerton und der geheimnisvolle Verführer
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Poppy Bridgerton ist klug, abenteuerlustig und hat hohe Ansprüche an einen potenziellen Ehemann. Da sie in London keinen Mann findet, der ihrem Intellekt und ihren Interessen gewachsen ist, flieht sie ...

Poppy Bridgerton ist klug, abenteuerlustig und hat hohe Ansprüche an einen potenziellen Ehemann. Da sie in London keinen Mann findet, der ihrem Intellekt und ihren Interessen gewachsen ist, flieht sie nach Dorset, um dem Heiratsdruck ihrer Familie zu entkommen. Bei einem Spaziergang entdeckt sie eine versteckte Schmugglerhöhle – und wird prompt von den Schmugglern gefangen genommen und auf ein Schiff verschleppt. Dort trifft sie auf den Kapitän des Schiffes, Andrew James, einen Mann, der nicht nur ungeheuer attraktiv ist, sondern sich auch als überraschend ehrenhaft entpuppt. Poppy ahnt jedoch nicht, dass ihr Entführer ein Rokesby ist und weit mehr verbirgt, als es den Anschein hat.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Poppy und Andrew erzählt, was den Leser tief in die Gedankenwelt beider Figuren eintauchen lässt. Poppy ist eine typische Bridgerton-Heldin: schlagfertig, wissbegierig und stets bereit, sich über gesellschaftliche Konventionen hinwegzusetzen. Ihr scharfer Verstand und ihre neugierige Art bringen sie nicht nur in Schwierigkeiten, sondern sorgen auch für eine erfrischend unterhaltsame Dynamik zwischen ihr und Andrew. Ihre Wortgefechte sind spritzig und charmant, sodass es ein Vergnügen ist, ihren unterhaltsamen Schlagabtausch zu verfolgen.

Andrew James, oder besser gesagt Andrew Rokesby, ist ein faszinierender Protagonist. Als Kapitän ist er entschlossen, seine Mission zu erfüllen, gleichzeitig aber auch ehrenhaft genug, um Poppy mit Respekt zu behandeln. Anfangs sieht er sie als bloße Unruhestifterin, doch mit der Zeit erkennt er ihre Intelligenz, ihren Mut und ihre Willensstärke – Eigenschaften, die ihn zunehmend in ihren Bann ziehen. Obwohl er sich dagegen wehrt, merkt er bald, dass Poppy sich langsam in sein Herz schleicht. Ihre Interaktionen sind herrlich amüsant, und die langsame Entwicklung ihrer Gefühle macht ihre Romanze besonders glaubwürdig.

Obwohl ein Großteil der Handlung auf dem Schiff spielt und Poppy einen Großteil der Zeit in Andrews Kabine verbringt, wird es dank der unterhaltsamen Dialoge und der sich aufbauenden Spannung zwischen den beiden nie langweilig. Julia Quinn beweist einmal mehr ihr Talent, eine charmante, humorvolle Liebesgeschichte zu erzählen, die den Leser in ihren Bann zieht. Besonders schön ist, dass sich die Beziehung zwischen Poppy und Andrew langsam entfaltet – sie lernen sich erst kennen, bevor sie sich ineinander verlieben, was ihre Verbindung umso authentischer macht.

Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass die Handlung über weite Strecken eher ruhig bleibt. Es gibt wenig actionreiche Momente, und die Geschichte konzentriert sich hauptsächlich auf die Gespräche zwischen den beiden Protagonisten. Doch die überraschende Wendung nach ihrer Ankunft in Lissabon bringt noch einmal frischen Schwung in die Geschichte und sorgt für einen gelungenen Abschluss.

Mit Rokesby – Ein Kapitän zum Verlieben hat Julia Quinn eine charmante und romantische Geschichte geschaffen, die sich von den klassischen Regency-Romanen abhebt. Die außergewöhnliche Kulisse, die lebhaften Dialoge und die wunderbar harmonierenden Hauptfiguren machen das Buch zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis. Wer eine leichte, humorvolle Liebesgeschichte mit einem Hauch Abenteuer sucht, wird mit diesem Roman bestens unterhalten!

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Veröffentlicht am 23.02.2025

Gefühlvoll, spannend, unwiderstehlich – Cecilia und Edward auf Umwegen zur Liebe

Rokesby - Tollkühne Lügen, sinnliche Leidenschaft
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Der zweite Band der Rokesby-Reihe knüpft nahtlos an die Ereignisse des ersten Teils an und entführt die LeserInnen erneut in die faszinierende Welt der englischen Adelsfamilie Rokesby. Julia Quinn gelingt ...

Der zweite Band der Rokesby-Reihe knüpft nahtlos an die Ereignisse des ersten Teils an und entführt die LeserInnen erneut in die faszinierende Welt der englischen Adelsfamilie Rokesby. Julia Quinn gelingt es auch diesmal, eine fesselnde, romantische und mitreißende Geschichte zu erzählen, die mit starken Charakteren und einer emotionalen Tiefe überzeugt.

Im Mittelpunkt steht Cecilia Harcourt, die sich in einer verzweifelten Lage befindet. Ihr Bruder wurde im Krieg verwundet, und da niemand bereit ist, ihr zu helfen, fasst sie den mutigen Entschluss, nach Amerika zu reisen, um ihn zu finden. Doch statt ihres Bruders trifft sie dort auf seinen besten Freund, Edward Rokesby, einen verletzten Offizier, der sich an nichts erinnern kann. Um ihn zu schützen – und sich selbst eine bessere Ausgangslage zu verschaffen – gibt sie sich kurzerhand als seine Ehefrau aus. Was als Notlüge beginnt, entwickelt sich schnell zu einer Geschichte voller Herzklopfen, knisternder Spannung und wunderbar unterhaltsamer Momente.

Cecilia hebt sich von den bisherigen Hauptfiguren aus Julia Quinns Universum ab. Während viele Protagonistinnen stets von einer großen Familie umgeben sind, steht Cecilia weitgehend allein da. Sie hat niemanden außer ihren Bruder, nach dem sie verzweifelt sucht. Diese Einsamkeit macht ihr Handeln besonders nachvollziehbar, denn ihre bedingungslose Liebe zu ihrem Bruder wird mit beeindruckender Intensität beschrieben. Ihre Sorgen, Ängste und die damit verbundene Hilflosigkeit sind spürbar und verleihen ihr eine enorme emotionale Tiefe.

Edward ist ein Charakter, der von Loyalität, Pflichtbewusstsein und ehrenhaftem Verhalten geprägt ist. Trotz seiner Erinnerungslücken ist er entschlossen, seiner vermeintlichen Ehefrau beizustehen, was ihn umso sympathischer macht. Besonders bewegend ist sein innerer Konflikt – die Unsicherheit über seine Vergangenheit und die wachsende Zuneigung zu Cecilia, die er nicht einordnen kann. Seine Verzweiflung und sein Hadern mit sich selbst sind so eindringlich dargestellt, dass man sich sofort mit ihm verbunden fühlt.

Die Beziehung zwischen Cecilia und Edward entwickelt sich auf eine ganz besondere Weise. Durch ihre langjährige Brieffreundschaft besteht bereits eine tiefe Verbindung zwischen ihnen, die im Laufe der Geschichte immer greifbarer wird. Edward erkennt seine Gefühle für Cecilia recht früh, während sie sich unter dem Gewicht ihrer Lügen zunächst zurückhält. Die Chemie zwischen den beiden spürbar – voller zärtlicher, leidenschaftlicher und herzergreifender Momente, die die LeserInnen in ihren Bann ziehen.

Julia Quinn beweist einmal mehr ihr Talent, historische Liebesromane mit Tiefe, Witz und Charme zu schreiben. Ihr lebendiger Stil macht das Buch zu einem Pageturner, und ihre Charaktere sind nicht nur charismatisch, sondern auch authentisch gezeichnet. Besonders die Dialoge und emotionalen Szenen zwischen den Hauptfiguren sorgen dafür, dass man völlig in der Geschichte versinkt.

Ein kleiner Wermutstropfen war die Rückkehr Edwards nach Hause, die überraschend knapp und weniger emotional als erwartet ausfiel. Da sein Verschwinden im ersten Band ein großes Thema war, hätte ich mir hier mehr Wärme und Herzlichkeit gewünscht – besonders im Hinblick auf die enge Verbundenheit der Rokesby-Familie, die in den Bridgerton-Romanen so prägend ist. Stattdessen lag der Fokus bereits auf der Vorbereitung des nächsten Bandes, was zwar die Neugier weckt, aber die erhoffte emotionale Wiedervereinigung etwas zu kurz kommen ließ.

Trotz dieses kleinen Kritikpunkts ist "Rokesby – Tollkühne Lügen, sinnliche Leidenschaft" ein herausragender Liebesroman. Mit charismatischen und authentischen Figuren, einer fesselnden Handlung und wunderbar gefühlvollen Momenten hat Julia Quinn erneut bewiesen, warum sie eine Meisterin ihres Genres ist. Ein absolutes Lesehighlight für alle Fans romantischer Regency-Geschichten!

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Veröffentlicht am 23.02.2025

Ein Schlagabtausch voller Gefühl – Billie und George auf Umwegen zur Liebe

Rokesby - Der Earl mit den eisblauen Augen
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Billie Bridgerton weiß genau, wen sie heiraten wird – oder vielmehr, wen sie ganz sicher nicht heiraten wird: George Rokesby.
Während sie mit seinen jüngeren Brüdern Edward und Andrew aufgewachsen und ...

Billie Bridgerton weiß genau, wen sie heiraten wird – oder vielmehr, wen sie ganz sicher nicht heiraten wird: George Rokesby.
Während sie mit seinen jüngeren Brüdern Edward und Andrew aufgewachsen und seit Kindertagen mit ihnen befreundet ist, war ihr Verhältnis zu George stets angespannt. Ihre hitzigen Wortgefechte und seine scheinbar arrogante Art haben sie oft zur Weißglut gebracht. Doch als er sie nach einem Unfall in seinen Armen trägt, beginnt Billie, ihre Sicht auf ihn infrage zu stellen. Könnte sich hinter seiner kühlen Fassade mehr verbergen, als sie bisher dachte?

Billie Bridgerton ist eine erfrischend unkonventionelle Protagonistin, die sich nicht den gesellschaftlichen Erwartungen einer vornehmen Dame unterordnet. Sie liebt ihre Unabhängigkeit, trägt lieber Hosen als Kleider und hat sich schon als Kind draußen beim Spielen wohler gefühlt als in den steifen Regeln der feinen Gesellschaft. Sie ist selbstbewusst und stur – Eigenschaften, die sie regelmäßig mit George aneinandergeraten lassen. Was zunächst bloß harmlose Sticheleien sind, beginnt Billie nach und nach zu hinterfragen: Ist es wirklich nur Gewohnheit oder steckt doch eine tiefere Anziehung dahinter?

George, als ältester Sohn der Familie Rokesby, trägt die Verantwortung, den Titel und das Familienerbe zu übernehmen. Er ist pflichtbewusst, geradlinig und hält wenig von Billies ungestümem Verhalten. Doch nachdem er ihr in einer brenzligen Situation zur Hilfe kommt, beginnt er widerwillig, sie mit anderen Augen zu sehen. Billie entspricht in keiner Weise dem Bild der perfekten Ehefrau, das er sich immer vorgestellt hat – und doch kann er den Gedanken an sie nicht abschütteln.

Die Dynamik zwischen Billie und George sorgt für jede Menge unterhaltsame Wortgefechte, die bis zum Schluss nicht nachlassen. Ihre anfängliche „Feindschaft“ wirkt dabei jedoch nicht ganz überzeugend, da der Leser nur ihre aktuelle Rivalität erlebt, nicht aber die Vorgeschichte, die diese Spannungen begründet haben könnte. Dennoch macht es großen Spaß, ihren schlagfertigen Austausch zu verfolgen und mitzuerleben, wie sich ihre Gefühle langsam verändern – während sie selbst die Letzten sind, die es erkennen.

Julia Quinn bleibt ihrem unverkennbaren Stil treu und erzählt auch diesen Band der Rokesby-Reihe aus der Erzähler-Perspektive. Ihr lebendiger, flüssiger Schreibstil passt perfekt zur historischen Kulisse und macht das Buch zu einem echten Pageturner. Besonders gelungen ist die Art und Weise, wie sie die Emotionen beider Hauptfiguren einfängt und ihre inneren Konflikte authentisch darstellt. Die Geschichte entwickelt sich insgesamt eher gemächlich und konzentriert sich stark auf die langsame Veränderung der Beziehung zwischen Billie und George. Während sie sich ihre Anziehung erst nicht eingestehen, dann verleugnen und schließlich glauben, dass ihre Gefühle nicht erwidert werden, bleibt die Handlung zwar vorhersehbar, aber dennoch charmant. Ich hätte mir jedoch einige unerwartete Wendungen gewünscht, da sich die Geschichte stark auf den gemeinsamen Alltag der Figuren konzentriert. Ein gelegentlicher Szenenwechsel hätte für mehr Abwechslung sorgen können.

Ein weiterer kleiner Wermutstropfen war das etwas gehetzt wirkende Ende. Während die Handlung bis dahin in einem eher ruhigen Tempo voranschritt, wirkte der Schluss etwas überstürzt. Dennoch macht er neugierig auf die Geschichte von Edward, die in der Fortsetzung erzählt wird.

Rokesby – Der Earl mit den eisblauen Augen ist eine humorvolle, herzerwärmende Liebesgeschichte mit charmanten Charakteren und unterhaltsamen Dialogen. Auch wenn die Handlung wenig Überraschungen bietet und das Ende etwas abrupt erscheint, sorgt die spritzige Dynamik zwischen Billie und George für ein vergnügliches Leseerlebnis. Wer leichte historische Liebesromane mit witzigen Wortgefechten und charismatischen Figuren mag, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 23.02.2025

Liebe, Freundschaft und Verlust – Ein Roman voller emotionaler Schwere

Rückkehr nach Budapest
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Rückkehr nach Budapest von Nikoletta Kiss erzählt eine Geschichte, die von Anfang an von einer bedrückenden Atmosphäre durchzogen ist. Das Cover suggeriert eine Leichtigkeit, die sich im Inhalt jedoch ...

Rückkehr nach Budapest von Nikoletta Kiss erzählt eine Geschichte, die von Anfang an von einer bedrückenden Atmosphäre durchzogen ist. Das Cover suggeriert eine Leichtigkeit, die sich im Inhalt jedoch nicht widerspiegelt – vielmehr lastet über dem gesamten Roman eine emotionale Schwere, die sich bis zum Ende nicht auflöst.

Die Handlung dreht sich um Márta, die in einer Beziehung mit András lebt, aber während eines Besuchs bei ihrer Cousine Theresa in Ostberlin den jungen Schriftsteller Konstantin kennenlernt. Während Theresa sich körperlich zu Konstantin hingezogen fühlt, entwickelt Márta eine tiefgehende emotionale Verbindung zu ihm, die in intensiven Gesprächen und Briefen fortgeführt wird. Ihr innerer Konflikt zwischen Vernunft und Begehren, zwischen Loyalität und eigenen Wünschen, ist greifbar und schwer zu ertragen. Ich hoffte als Leserin auf einen Moment der Befreiung, eine emotionale Auflösung, doch dieser blieb aus.

Die Dreiecksbeziehung zwischen Márta, Theresa und Konstantin prägt den gesamten Roman – und genau darin liegt für mich auch eine der größten Schwächen. Die Fixierung der Protagonistinnen auf Konstantin nimmt so viel Raum ein, dass ihre eigene Entwicklung und ihr individuelles Schicksal oft in den Hintergrund rücken. Besonders störend empfand ich die Art, wie Márta und Theresa sich gegenseitig manipulieren und hintergehen, was die Beziehung zwischen den beiden immer weiter vergiftet. Dadurch fiel es mir schwer, wirklich mit ihnen mitzufühlen.

Positiv hervorzuheben sind die historischen Einblicke in das sozialistische Ungarn und die DDR, die interessante Hintergründe bieten, aber leider nicht die Tiefe erhalten, die sie verdient hätten. Ich hätte mir hier mehr Raum für die politischen und gesellschaftlichen Umstände gewünscht, anstatt dass die Handlung sich fast ausschließlich um das Liebesdreieck dreht.

Insgesamt ist Rückkehr nach Budapest ein Roman, der eine dichte, melancholische Atmosphäre schafft und mit emotionalen Konflikten arbeitet, die einen nicht loslassen – allerdings nicht immer auf angenehme Weise. Die permanente Schwere, die über der Geschichte liegt, wird nie wirklich aufgelöst, sodass ein bedrückendes Gefühl bleibt. Wer gerne tiefgründige, von innerer Zerrissenheit geprägte Geschichten liest, könnte hier dennoch fündig werden. Mich persönlich hat der Roman jedoch nicht ganz überzeugt und wird vermutlich nicht lange in Erinnerung bleiben.

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