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Veröffentlicht am 04.12.2022

Bewegende und erschütternde, sehr gut recherchierte Geschichtsstunde über Überlebende des Holocaust

Zorn der Lämmer
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"Zorn der Lämmer" von Daniel Wehnhardt ist ein Roman, der die Geschichte junger, dem Holocaust entkommender Juden unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkrieges erzählt.

Die Hauptprotagonisten Abba Kovner, ...

"Zorn der Lämmer" von Daniel Wehnhardt ist ein Roman, der die Geschichte junger, dem Holocaust entkommender Juden unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkrieges erzählt.

Die Hauptprotagonisten Abba Kovner, Vitka Klempner und Ruzka Korczak mussten miterleben, wie ihre Eltern, Verwandte und Freunde dem brutalen und rücksichtslosen Massenmord der Nazis zum Opfer fielen. Sie entkommen den Nazis aus dem Gettho der heutigen Hauptstadt Litauens nur mit letzter Mühe und entgehen so dem Schicksal ihrer jüdischen Freunde, die wie Lämmer von den deutschen zur Schlachtbank in die Konzentrationslager geführt wurden. Aus diesem Wissen über die schrecklichen Ermordungen ihrer jüdischen Staatsangehörigen entwickelt sich dann der "Zorn der Lämmer" und lässt sie auf Rache an den Deutschen sinnen. Es sollen so viele Deutsche sterben wie Juden in den Konzentrationslagern ermordet wurden. Wird der Plan, der von Abba Kovner gegründeten Gruppe Nakam (Rache), gelingen?

Daniel Wehnhardt schreibt so ausgezeichnet nah an dem historisch belegten Geschehen, dass er die Leser/innen gleich von Beginn an mitzieht. Das Sinnen auf Rache wird uns dabei so nachvollziehbar vor Augen geführt, dass wir als Lesende dabei nahezu jegliches Nationalitätsdenken und juristische Bedenken vernachlässigen und außer Acht lassen. Die Leser/innen nehmen unmittelbar und fast hautnah spürbar an den Rachefeldzügen der Partisanen teil. Sie hoffen und bangen mit ihnen bis zum Schluss, der uns - wie so oft bei diesem historischen traurigen Thema - sehr nachdenklich, beschämend und emotional bewegend zurücklässt.

Für alle, die historisch sehr gut recherchierte, spannende Romane lieben und/ oder wie ich, die Gelegenheit bekommen haben, mit Überlebenden des Holocaust einmal persönlich über ihre Schicksale zu sprechen, ein unbedingtes Muss.

Ein Roman, der durch sehr gute Recherche und detaillierte Betrachtung überzeugt und nicht in eine verallgemeinernde Anklage verfällt. Sehr überzeugende und äußerst spannende Geschichtsstunde!

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Hyänen, die nicht so richtig beissen!

Die Stunde der Hyänen
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Der Thriller "Die Stunde der Hyänen" beginnt enorm vielversprechend.
Der VW-Bulli des Arbeitslosen Radek Malarczyk wird zu später Stunde in Berlin-Kreuzberg in Flammen gesteckt. Radek entkommt der Feuerbrunst ...

Der Thriller "Die Stunde der Hyänen" beginnt enorm vielversprechend.
Der VW-Bulli des Arbeitslosen Radek Malarczyk wird zu später Stunde in Berlin-Kreuzberg in Flammen gesteckt. Radek entkommt der Feuerbrunst mit nur knapper Not und muss, nachdem er dem Brandstifter noch kurz Auge in Auge gestanden hat, mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht werden. Neben der Polizei sind natürlich auch die Medien sofort an dem schrecklichen Ereignis interessiert und machen sich auf den Weg, den Tatort zu untersuchen und Radek zu befragen. Es beginnt die Fahndung nach dem Brandstifter, der den Leser/innen relativ früh bekannt ist, so dass wir der Polizei immer einen Schritt voraus sind.
So weit so gut. Viele Thriller und Krimis sind schon so mit einem spannenden Thema verfahren und konnten die Leser/innen auf einer atemlosen Jagd nach den Verbrecher/innen mitnehmen. Leider nicht so in diesem Fall.

Der Autor, Johannes Groschupf, macht - Achtung, passend in der momentanen Adventszeit! - zu viele Türchen auf. Will heißen, es werden den Leser/innen immer mehr Themen und soziale Brennpunkte präsentiert und die Fahndung gerät immer mehr in den Hintergrund. Neben der oben bereits beschriebenen Alkoholsucht beschäftigt sich der Thriller mit häuslicher Gewalt, Kindesmißbrauch, den Sinti-/Roma-Stigmen, der Selbstjustiz in Form einer Bürgerwehr, der Zwangsprostitution, Religionsminderheiten und dem Drogenhandel.
Für meinen Geschmack zu viele Brennpunkte, die jeder für sich für einen Thriller schon ausreichend wären. Das alles in einem 263 Seiten starken Buch ausreichend zu verpacken, ist schon eine gewaltige Aufgabe, die der Autor leider nicht spannend genug lösen konnte.

Fazit:
Ein absolut spannender Plot verliert sich in den zu vielen sozialen Problemen der Großstadt Berlin und verdient sich zum Ende auch das Prädikat Thriller nicht mehr! Sehr schade, denn hier war so viel mehr drin!

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Der beispiellose Kampf um Engalnds Krone herausragend erzählt!

Der eiserne Herzog
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Der 558 Seiten starke historische Roman "Der eiserne Herzog" von Ulf Schiewe hat es wirklich in sich.

Ulf Schiewe schildert in seinem Roman den Kampf um die Krone Englands zwischen dem normannischen Herzog ...

Der 558 Seiten starke historische Roman "Der eiserne Herzog" von Ulf Schiewe hat es wirklich in sich.

Ulf Schiewe schildert in seinem Roman den Kampf um die Krone Englands zwischen dem normannischen Herzog Guilhem, bekannt geworden unter dem Namen Wilhelm der Eroberer, und seinem Kontrahenten Harold Godwinson. Als der amtierende König Edward nur noch wenige Tage zu leben hat, buhlen beide Männer um die Krone. Guilhem, da er von Edward als Nachfolger ernannt wurde und Harold, da er als Brite und Angehöriger einer der mächtigsten Familien Englands Anspruch auf die Krone erhebt. Die beiden Gegner lernen sich auf dem Anwesen Guilhems in der Normandie näher kennen, schätzen und respektieren.
In der bekannten Schlacht um Hastings 1066 fällt dann die Entscheidung.

Ulf Schiewe gelingt es in seinem Roman sowohl einen sehr spannenden Handlungsstrang - trotz des historischen Bekanntheitsgrades der Geschichte - aufzubauen, ein exzellentes Sittenbild der damaligen Zeit den Leser/innen darzulegen und auch die Protagonisten, nebst Ehefrauen, Familien und Freunde sehr authentisch und empathisch uns vor Augen zu führen. Durch die Verwendung der Gegenwartsform werden wir als Leser/innen regelrecht in die Geschichte mit eingebunden und werden das Gefühl nicht los, sie hautnah mitzuerleben. Auch die für die Zeit um 1066 eher unübliche Macht der Frauen erscheinen hier sehr überzeugend und aufgrund ihrer Intelligenz und Bildung absolut nachvollziehbar.
Ulf Schiewe gelingt hier sehr gekonnt der nicht immer einfache Spagat zwischen Emotion und nüchterner nachgewiesener Historie.
Von Beginn bis zum Finale des Romans spürt man eindeutig, wie gut der Autor wieder einmal recherchiert hat, um die Erzählung derart bildhaft und überzeugend erzählen zu können.

Mein Fazit:
Für mich ist "Der eiserne Herzog" erneut ein Paradebeispiel eines historischen Romans und sollte in jede Schulbibliothek zur besseren Erläuterung und spannenderen Gestaltung des Geschichtsunterrichtes aufgenommen werden.
Für alle Liebhaber historischer Romane ein unbedingtes Muß! Ich warte bereits heute sehr gespannt auf den nächsten Roman dieses herausragenden Autors.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Spannung und blumiger Sprachstil in ausgezeichneter Harmonie!

Das Zeichen des Lichts
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Hanka und Luc, zwei Charaktere wie sie zunächst unterschiedlicher kaum sein könnten, entdecken in "Das Zeichen des Lichts" von John Forsdale durch Zufall eine rätselhafte Spur, die sie gemeinsam zunächst ...

Hanka und Luc, zwei Charaktere wie sie zunächst unterschiedlicher kaum sein könnten, entdecken in "Das Zeichen des Lichts" von John Forsdale durch Zufall eine rätselhafte Spur, die sie gemeinsam zunächst in den Spreewald führt. Dort machen sie sich auf die Suche nach dem Vermächtnis des Urgroßvaters. Was werden die beiden entdecken? Können sie allen, die ihnen auf dieser Suche ihre Hilfe anbieten tatsächlich trauen?

So geheimnisvoll und klangvoll der Titel klingt, so präsentiert sich auch der gesamte Inhalt des Romans von John Forsdale. Von Beginn an baut der Autor einen Spannungsbogen auf, der sich durch das komplette Buch hindurchzieht. Dabei dürfen die Leser/innen einen zuweilen ungewohnten, aber zauberhaften und wunderschönen Schreibstil geniessen, der sie den Spreewald mit seinen geheimnisvollen, bizarren und mit einem ganz speziellen Licht durchfluteten Landschaftsbild des Spreewaldes hautnah miterleben und geradezu fühlen läßt. Die Charaktere sind dabei derart authentisch und überzeugend gezeichnet, dass wir sie schnell liebgewinnen und mit ihnen mitfiebern und mit suchen können. Dass diese Suche nicht ohne unerwartete Zwischenfälle vonstatten geht, liegt auf der Hand. Dennoch schafft der Autor es auch hier, seine Leserschaft immer wieder zu überraschen und in die Irre zu leiten.

Mein Fazit:

"Das Zeichen des Lichts" ist ein Ausnahmewerk in der Vielzahl der Spannungsromane und beweist, dass sich ein blumiger und wortgewandter Sprach- und Schreibstil und absolute Spannung sehr harmonisch ergänzen und zu einem überzeugenden Gesamtkunstwerk vereinen können.

Von mir daher eine unbedingte Leseempfehlung. Ich werde diesen Autor auf jeden Fall auf meine Lieblingsrangliste setzen.

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Luca und seine Freunde auf den Spuren der drei Fragezeichen

Luca und die Kirchenräuber
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In der 358 Seiten starken Fortsetzung des ersten Bandes "Ein Bruder für Luca" erzählt uns Tom J. Schreiber in "Luca und die Kirchenräuber" eine sehr spannende und aufregende Jugendkriminalgeschichte, in ...

In der 358 Seiten starken Fortsetzung des ersten Bandes "Ein Bruder für Luca" erzählt uns Tom J. Schreiber in "Luca und die Kirchenräuber" eine sehr spannende und aufregende Jugendkriminalgeschichte, in der Luca und seine Freunde die Hauptrollen spielen.

Luca und sein Vater ziehen aufs Land. Für Luca bedeutet das eine neue Schule und eine völlig unbekannte neue Umgebung. Doch Dank Johannes, Felix und Matthias, drei seiner neuen Mitschüler in der Klosterschule gewöhnt er sich daran schneller als gedacht. Als dann noch aus der Kapelle der Schule eine Monstranz entwendet wird und die vier Freunde beschliessen der Polizei bei der Ermittlung helfen zu müssen und eine spannende und aufregende, so manches Mal auch sehr riskante Spurensuche beginnen, ist Luca voll in seinem Element und fühlt sich schnell heimisch.

Dieses neue Abenteuer mit Luca verläuft im Stile der drei Fragezeichen oder ähnlichen jugendlichen Detektivgeschichten. Mit dem nicht unerheblichen Unterschied, das sie wesentlich moderner ist und einen wohltuenden und gesunden Humor beinhaltet. Die Leser/innen nehmen regelrecht hautnah am Unterricht und dem Klosterleben teil. Man fühlt sich so oft in seine eigene Jugend- und Schulzeit zurück versetzt. Anstrengender. nerviger Unterricht, gute und schlechte Lehrer, der erste aufregende Flirt und natürlich auch der ein oder andere Streich, mal geahndet, mal unbestraft einfach gelungen.

"Luca und die Kirchenräuber" überzeugt durch einen sehr gelungenen, kurzweiligen Schreibstil, einer sehr spannenden Story mit aufregenden Nebenschauplätzen, einer passenden Prise gesunden Humors und vier absolut sympathischen jungen Detektivhelden, an deren Abenteuer wir Leser/innen sehr gerne teilnehmen.

Absolut lesenswert!

Ich erwarte mit größter Spannung den dritten Teil dieser tollen Reihe!

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