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Veröffentlicht am 11.08.2018

Dritter Besuch auf Blackberry Island

Meeresrauschen und Inselträume
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Eigentlich wollte Nina selbst einmal Ärztin werden, doch aus falscher Rücksichtnahme auf ihre Familie davon Abstand genommen. Als Arzthelferin arbeitet sie nun in der Praxis ihrer Freundin Andi auf Blackberry ...

Eigentlich wollte Nina selbst einmal Ärztin werden, doch aus falscher Rücksichtnahme auf ihre Familie davon Abstand genommen. Als Arzthelferin arbeitet sie nun in der Praxis ihrer Freundin Andi auf Blackberry Island und hält der Ärztin in allen Belangen den Rücken frei. Sie ist froh, hier untergekommen zu sein, denn den alten Job musste sie kündigen, um nicht ihrem Ex Dylan über den Weg zu laufen, der die Praxis seines Vaters übernehmen wird. Um ihre Mutter Bonnie muss sich Nina ebenfalls kümmern, da passt es überhaupt nicht, dass sich ihre selbstsüchtige Schwester Averil auch ungebeten in dem alten Haus einnistet, um sich von ihrer Ehe zu erholen, denn sie ist keine große Hilfe. Nina hat an allen Ecken und Enden zu tun. Dann ist da auch noch der alte Jugendfreund Kyle, der immer wieder ihren Weg kreuzt. Und auch Dylan steht auf einmal auf der Matte…
Susan Mallery hat mit ihrem Buch „Meeresrauschen und Inselträume“ den dritten Band ihrer Blackberry Island-Serie vorgelegt, der den anderen an Romantik und Verwicklungen in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist locker-leicht, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Er nimmt den Leser sofort mit auf die Insel und deren sympathische Bewohner, wo man sich schnell wieder zuhause und unter Freunden fühlt. An der Seite von Nina erlebt der Leser allerhand Probleme, der sich die junge Frau stellen muss. Es geht um Verantwortung annehmen und abgeben, um Entscheidungen, um Liebe und heimliche Träume, die sich erfüllen sollen. Die Autorin verpackt diese Themen auf unterhaltsame gefühlvolle Art und Weise, dass es den Leser ans Herz geht. Dabei lässt sie den Zauber der Insel in wunderbaren farbenfrohen Bildern vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, so dass man gar nicht anders kann, als sich angesprochen und mit den Protagonisten zu fühlen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Ecken und Kanten versehen. Durch ihre individuellen Eigenschaften wirken sie lebendig und authentisch. Der Leser kann sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen leiden, hoffen und bangen. Nina ist eine sympathische Frau, die immer wieder zurückgesteckt hat, um es anderen recht zu machen. Sie hat sowohl für ihre Mutter als auch für ihre Schwester Verantwortung übernommen und das nie in Frage gestellt. Dabei sind ihre eigenen Wünsche und Träume auf der Strecke geblieben. Nina muss lernen, sich mal ausschließlich nur um sich selbst zu kümmern und allen anderen ohne ihr Eingreifen ihren eigenen Kram erledigen zu lassen. Mutter Bonnie benimmt sich wie eine willenlose Puppe, die alles anderen überlässt und in den Tag hineinlebt. Averil ist eine selbstsüchtige verzogene Frau, die grundsätzlich andere dafür verantwortlich macht, wenn bei ihr etwas schief läuft. Kyle ist ein netter Mann, der schon seit seiner Jugend in Nina verliebt ist und endlich auf eine Chance hofft. Die anderen Protagonisten wissen ebenfalls zu überzeugen und einiges an Spannung in die Handlung miteinfließen zu lassen.
„Meeresrauschen und Inselträume“ ist ein wunderschöner Liebesroman mit unterschwellig ernsten Tönen, der durchgängig zu fesseln weiß und dem Leser kurzweilige Lesestunden beschert. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.08.2018

Der Krieg, der alles auseinander reißt

Was wir zu hoffen wagten
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1912 Berlin. Felice, Ille und Willi zu Nieden wachsen wohlbehütet mit ihrer Mutter und ihrem als Vormund eingesetzten Onkel Benno zu Kaiserzeiten in Berlin auf. Ihrer Familie gehört ein Bankhaus, das Willi ...

1912 Berlin. Felice, Ille und Willi zu Nieden wachsen wohlbehütet mit ihrer Mutter und ihrem als Vormund eingesetzten Onkel Benno zu Kaiserzeiten in Berlin auf. Ihrer Familie gehört ein Bankhaus, das Willi eines Tages leiten soll. Doch dieser träumt von etwas ganz anderem, er will lieber Filme machen und seine Werke auf der Leinwand sehen. Felice ist die älteste und studiert Jura wohlwissend, dass sie nur bis zur Vorbereitungsphase zugelassen ist. Auch wenn sie einen der besten Abschlüsse hat, wird ihr der Eintritt in eine Kanzlei als Frau verweigert. Sie kämpft für ihr Recht, als Frau den Männern ebenbürtig zu sein. Nesthäkchen Ille wird für das Familienwohl mit einem betuchten Mann verheiratet, den Felice verschmäht hat und der das Erbe der Familie, die Bank, retten soll. Nur leider ist Bernd ein grober Klotz, der Ille das Leben zur Hölle macht. Dann bricht der Erste Weltkrieg aus, und stellt alle Lebenspläne und Träume auf einmal in Frage…

Michaela Saalfeld hat mit ihrem Buch „Was wir zu hoffen wagten“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der dem Leser einen realen Einblick in unterschiedliche Lebensläufe und –träume zur damaligen Zeit gibt. Der Schreibstil ist flüssig und pragmatisch, der Leser wird gleich zu Beginn in die Familie zu Nieden geschleust, um sich abwechselnd an der Seite von Willi und Felice zu heften, während Ille in der Handlung eher eine Randerscheinung bleibt. Doch es reicht aus, um alle drei Geschwister nebst ihren Gefühlen und Gedanken gut kennenzulernen. Auf einer Reise über einen Zeitraum von 7 Jahren findet sich der Leser mal in Berlin, mal an der Ostsee oder in Belgien wieder. Die Autorin vermittelt dem Leser schonungslos, wie das Leben im Schützengraben stattgefunden hat, wie die jungen Männer als Kanonenfutter herhalten und welche Gräueltaten sie erleben mussten. Auf der anderen Seite lässt sie einen Blick hinter die Kulissen der Theater- und Filmwelt zu, die damals in ihren Anfängen steckte und die Menschen von jeher fasziniert. Dass die Fotografie und die Filmerei aber auch als Beweis für die Kriegstaten herhalten kann, weil einige mutige Männer für die Dokumentation sogar ihr Leben aufs Spiel setzten, ist ein weiterer Aspekt, der einem Respekt abverlangt. Auch vor dem Thema Gleichberechtigung der Frau macht die Autorin nicht halt, zeigt sie doch auf, wie hart Frauen kämpfen mussten, ein Studium zu ergreifen und welche Steine ihnen in den Weg gelegt wurden.

Die Charaktere sind sehr detailliert und liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie bestechen durch Individualität und lassen sie lebendig und authentisch wirken. Felice ist eine intelligente Frau, wenn sie auch keinen Preis als Sympathieträgerin gewinnen würde. Sie hat eine ganz genaue Vorstellung von ihrem Leben, möchte auf jeden Fall als Juristin arbeiten und kämpft um die Anerkennung, als Frau in einem männerdominierten Beruf arbeiten zu dürfen. Sie wirkt oft kühl, beinahe kalt und emotionslos, ist unwirsch und verletzend ausgerechnet zu denjenigen, die sie lieben. Willi ist ein Träumer, der sich ein Leben als Banker nicht vorstellen kann. Er hat Visionen für Filme im Kopf, die er auf jeden Fall realisieren will. Ille ist eine junge naive Frau, die Zeit ihres Lebens um die Anerkennung ihrer älteren Schwester kämpft. Sie geht sogar so weit, den von Felice verschmähten Mann zu heiraten, damit ihre Schwester sie liebt. Dass sie dabei ihr eigenes Leben riskiert, weil besagter Mann ein brutaler Schläger ist, ist ihr nicht bewusst oder sie verschließt die Augen davor. Quintus Quirin stammt aus einer angesehenen Juristenfamilie, doch er arbeitet nur zum Schein in der Kanzlei, lieber macht er mit Fotos für Zeitungen auf sich aufmerksam. Und an Felice hat er einen Narren gefressen. Er ist humorvoll, hat ständig ein Lied auf den Lippen und stellt die Gleichberechtigung von Frauen nicht in Frage. Auch die weiteren Protagonisten wie z.B. die warmherzige Oma Hertha geben der Geschichte zusätzliche Impulse und lassen die Handlung wohltuend rund und real wirken.

„Was wir zu hoffen wagten“ ist ein wunderbarer historischer Roman über Träume, Schicksale und den Kampf um Gleichberechtigung, doch er lässt auch die damaligen Kriegszeiten lebendig werden. Ein schönes Stück Zeitgeschichte, dass den Leser auch nach der Lektüre nicht loslässt. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.08.2018

Der Traum vom selbstbestimmten Leben

Alligatoren
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20er Jahre Amerika. Gertrude Pardee lebt mit ihrer Familie in einer Baracke in den Sümpfen von South Carolina. Sie und die vier Kinder leiden nicht nur unter dem tyrannischen und ständig betrunkenen Ehemann, ...

20er Jahre Amerika. Gertrude Pardee lebt mit ihrer Familie in einer Baracke in den Sümpfen von South Carolina. Sie und die vier Kinder leiden nicht nur unter dem tyrannischen und ständig betrunkenen Ehemann, sondern sie haben auch kaum etwas zu essen. Gertrude will diesen Zustand nicht länger ertragen und bringt ihre drei ältesten Töchter bei ihrem Bruder im Nachbardorf unter, wo sie ihm als Helferin auf seinen Baumwollfeldern zur Hand gehen sollen. Ihre 6-jährige Tochter Mary ist krank und kommt bei der Farbigen Oretta unter, die in Heilkünsten versiert ist. Gertrude selbst nimmt eine Stelle als Näherin in der Fabrik von Annie Coles an und kommt sogar in einem kleinen Häuschen unter. Um ihre letzten Besitztümer aus der familieneigenen Hütte zu holen, bewaffnet sich Gertrude mit einem Gewehr und macht sich auf den Weg durch die Sümpfe, wo sie unvermittelt auf einen Alligator trifft. Sie will ihn erschießen, doch dann läuft ihr auch noch ihr besoffener Ehemann über den Weg…
Deb Spera hat mit dem Buch „Alligatoren“ ihren Debütroman vorgelegt, der von der ersten Seite an mit seiner bedrückenden Atmosphäre und leisen Tönen zu fesseln weiß und den Leser regelrecht in die vergangene Zeit hineinzieht. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, lässt den Leser bis zum Ende das Buch nicht aus der Hand legen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass der Leser mal an der Seite von Gertrude, mal an Orettas und mal an Annies Seite steht und das Leben der Frauen hautnah miterlebt und deren Gedanken und Gefühle dabei offen liegen, was ein gutes Kennenlernen der Protagonistinnen aus unterschiedlichen Schichten leicht macht. Gleichzeitig ermöglicht die Autorin dem Leser dadurch, Einblick in die verschiedenen Gesellschaftsschichten der damaligen Zeit zu nehmen und die Stimmung aufzusaugen, die von Rassismus, Gewalt und Unterdrückung geprägt ist. Frauen hatten damals kaum Rechte und hatten ihren Männern zu gehorchen. Taten sie das nicht, so waren Gewalt und Züchtigung an der Tagesordnung. Sie waren von den Launen ihrer Männer abhängig, dabei war es nicht wichtig, ob sie arm oder reich sind. Sowohl Gertrude als auch Oretta und Annie wollen sich von diesen Fesseln befreien und träumen von einem selbstbestimmten und freien Leben.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgestaltet und mit individuellen Eigenschaften versehen. Sie wirken realistisch und authentisch, so dass es dem Leser nicht schwer fällt, mit ihnen zu leiden, zu fühlen und zu hoffen. Gertrude ist nicht gerade eine sympathische Frau, jedoch ist sie eine starke Persönlichkeit. Sie weiß um die Ausweglosigkeit ihrer Situation und will ihre Kinder und sich selbst aus dem sprichwörtlichen Sumpf und weg von dem gewalttätigen Ehemann bringen. Dafür tut sie alles. Annie ist mit einem reichen Mann verheiratet und leitet ihre eigene Fabrik. Aber auch sie musste schon so einige Schicksalsschläge verkraften, ihre Familie ist auseinandergedriftet, einen Sohn hat sie durch Selbstmord verloren. Doch Annie lässt sich nicht unterkriegen, wirkt selbstbewusst und kämpft gegen die Dämonen, die sie runterziehen wollen, allen voran ihr eigener Ehemann. Oretta ist eine freie Farbige, die als Haushälterin bei Annie arbeitet und in der Heilkunst bewandert ist. Sie wird noch immer nicht von der Gesellschaft akzeptiert, obwohl die Sklaverei inzwischen abgeschafft ist. Sie hat einen festen Glauben, das Herz am rechten Fleck und ist immer hilfsbereit. Annies Mann Edwin ist ein Mann, der seine Familie unterdrückt und sie immer wieder spüren lässt, wer das Sagen im Haus hat. Auch die weiteren Protagonisten tragen zur Intensität der Handlung bei und geben ihr zusätzliche Impulse.
„Alligatoren“ ist ein atmosphärisch-dichter Roman über drei unterschiedliche Frauen mit dem gleichen Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung. Ein absolutes Meisterwerk, das einen auch nach der Lektüre noch lange beschäftigt. Absolute Leseempfehlung!!

Veröffentlicht am 05.08.2018

Der Tote von Farleigh Place

Lord Westerhams Töchter
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1939 Kent. Farleigh Place ist das Gut von Roderick Sutton, dem Earl of Westerham. Der Zweite Weltkrieg hat dafür gesorgt, dass die Familie zusammenrücken muss, denn in einen Flügel des Hauses zieht das ...

1939 Kent. Farleigh Place ist das Gut von Roderick Sutton, dem Earl of Westerham. Der Zweite Weltkrieg hat dafür gesorgt, dass die Familie zusammenrücken muss, denn in einen Flügel des Hauses zieht das englische Militär ein. Die frühere Idylle mit nachmittäglichen Teestunden und sorglosen Abendgesellschaften ist endgültig vorbei. Pamela, eine der fünf Töchter des Earl arbeitet freiwillig als Sekretärin mit Geheimhaltungsstufe in einer Regierungsabteilung in der Nähe von London, während ihr Freund Jeremy bei der englischen Luftwaffe ist. Ihr guter Freund Benjamin ist beim MI5, doch davon weiß niemand etwas. Als die jüngste Tochter Phoebe auf dem Grundstück von Farleigh einen toten Fallschirmspringer findet, ist die Aufregung groß, denn schon bald stellt sich heraus, dass die Uniform des Toten nicht echt ist. Diese Nachricht erreicht auch den englischen Geheimdienst. Pamela wird auf einmal auf Urlaub nach Hause geschickt und auch Benjamin erhält von höchster Stelle den Befehl, verdeckt für den MI5 zu ermitteln. Zu wem wollte der tote Soldat?
Rhys Bowen hat mit seinem Buch „Lord Westerhams Töchter“ einen sehr unterhaltsamen Roman vor historischer Kulisse vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen, um eine Reise durch die Zeit anzutreten und während der Kriegsjahre auf dem Adelsgut Farleigh Place zu landen und dort die Familie des Earls nebst ihren Nachbarn und Freunden bei ihrem Treiben zu beobachten. Die Geschichte wird so erzählt, dass der Leser sämtliche Familienmitglieder gut kennenlernt und sich ein Bild von ihnen machen kann. Der Mix aus Spionage, Liebesgeschichte und Familienleben ist sehr lebendig und kurzweilig. Sehr deutlich zeigt der Autor auf, wie gut es den Menschen auf dem Land noch immer geht im Vergleich zu den Bewohnern von London. Sie müssen sich zwar räumlich einschränken und auch nicht alle Lebensmittel sind verfügbar, dennoch können sie sich noch selbst verpflegen und haben durch Tauschgeschäfte und die Jagd keine großen Mängel zu erleiden. Dennoch verlieren auch sie Familienangehörige und Freunde durch den Krieg. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr malerisch, so dass der Leser sich das Anwesen und die unmittelbare Nachbarschaft wunderbar vorstellen kann.
Die Charaktere sind liebevoll und charmant ausgestaltet, sie sind alle grundverschieden und individuell angelegt, sodass sie sehr authentisch und lebendig wirken. Der Leser kann sich in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen sowie ihre Reaktionen nachvollziehen. Pamela ist eine sehr sympathische Frau, die sich im Krieg nützlich machen will und für die Regierung in London arbeitet. Sie ist hilfsbereit, mutig und mit der richtigen Portion an Herz ausgestattet. Benjamin ist der Sohn des örtlichen Pfarrers. Schon von Kindesbeinen an ist er mit Pamela und Jeremy befreundet, obwohl beide dem Adel entstammen. Er ist intelligent, warmherzig und heimlich in Pamela verliebt, obwohl er um die Aussichtslosigkeit der Situation weiß. Jeremy ist ein Hansdampf in allen Gassen. Er geht gern Risiken ein, ist immer auf der Suche nach einem Abenteuer und der Auserwählte von Pamela. Margot ist eine von Pamelas Schwestern, die in Paris eine Ausbildung als Modedesignerin macht und sich in einen Franzosen verliebt hat, der der Resistance angehört. Auch die übrigen Protagonisten wie Phoebe und Alfie tragen zur Spannung der Handlung bei und machen sie abwechslungsreich.
„Lord Westerhams Töchter“ ist eine spannende Lektüre, die den Leser von Beginn an in die Handlung hineinsaugt und sich als wahrer Pageturner entpuppt. Gute Unterhaltung ist hier garantiert. Absolute Leseempfehlung für eine kurzweilige Lektüre!

Veröffentlicht am 04.08.2018

Freiheit ist das höchste Gut

Das Mädchen, das von Freiheit träumte
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Tilli ist erst fünf Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in dem kleinen Ort Dörlitz auf einem Bauernhof, als der Zweite Weltkrieg 1939 ausbricht. Ihr Vater ist kein Freund der Nazis und lässt dies auch ...

Tilli ist erst fünf Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in dem kleinen Ort Dörlitz auf einem Bauernhof, als der Zweite Weltkrieg 1939 ausbricht. Ihr Vater ist kein Freund der Nazis und lässt dies auch alle wissen, während die Mutter versucht, sie alle zusammenzuhalten und möglichst nicht aufzufallen. Immer mehr Männer aus dem Dorf werden zum Wehrdienst eingezogen, und der Krieg ist in aller Mund. Tilli versteht das alles noch nicht so richtig. Doch sie merkt, dass das normale Leben, so wie sie es kennt, sich verändert. Tilli hat einen kleinen Bruder, der gehörlos ist und durch das Parteiprogramm der Nazis in das Euthanasieprogramm fällt. Je älter Tilli wird, umso mehr wird ihr bewusst, wie sehr ihr Bruder in Gefahr ist. Sie kämpft für ihn, ihre Familie und sich selbst für ein Leben, in dem Freiheit und Träume möglich sind. Je schlimmer der Krieg und danach die russische Besatzung werden, umso verbissener wird Tillis Kampf…
Tilli Schulze hat mit ihrem Buch „Das Mädchen, das von Freiheit träumte“ einen wunderbaren, spannenden historischen Roman vorgelegt, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig und bildgewaltig, er nimmt den Leser bereits mit dem Prolog hinein in die Geschichte, um sich an der Seite von Tilli wiederzufinden und sie über lange Zeit hinweg durch den Krieg und ihre Erfahrungen zu begleiten. Die Handlung ist in vier Teile unterteilt, die die einzelnen Zeitabschnitte ab 1939 bis 1952 schildern. Da die Autorin für ihre Geschichte die Ich-Erzählform gewählt hat, kommt der Leser Tilli sehr nah und wird von ihren Erlebnissen, Gedanken und Entscheidungen berührt. Durch das Erzählen von tatsächlichen Erlebnissen bewirkt die Autorin, dass der Leser das Gefühl hat, während der Lektüre einer leibhaftigen Erzählung zu lauschen, wobei das gesamte Gefühlsbarometer angesprochen und die schreckliche Zeit des Krieges und der Besatzung durch die Russen umso lebendiger wirkt. Die Gräueltaten des Krieges, die Angst der Menschen sind so eindringlich beschrieben, dass man als Leser regelrecht selbst Angstzustände und Beklemmungen bekommt, so real wirkt alles. Wenn man sich vor Augen führt, was die Menschen damals durchmachen mussten, kann man sie für ihren Mut, ihre Stärke und vor allem ihr Festhalten an der Hoffnung auf eine Zukunft nur umso mehr bewundern.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie besitzen individuelle Eigenschaften, die sie sehr lebendig und authentisch wirken lassen. Der Leser kann sich gut in sie einfühlen und während der Lektüre mit ihnen leiden, hoffen und bangen. Tilli ist ein tolles Mädchen und später eine imponierende Frau. Sie besitzt Herz, Gerechtigkeitssinn, Mut und eine Stärke, die man nur bewundern kann. Trotz aller Not behält Tilli immer einen Optimismus, der beneidenswert ist. Gleichzeitig kämpft sie sich verbissen durch alle Widrigkeiten, oftmals ohne Erfolg, doch sie gibt einfach nicht auf und versucht immer wieder, sich ihren Traum von Freiheit zu realisieren. Dadurch schleicht sie sich immer tiefer ins Leserherz hinein. Tillis Mutter ist eine sympathische Frau, die alles für ihre Familie tut und versucht, diese zu beschützen. Gleichzeitig ist hat sie ein Herz für ihre Mitmenschen und unterstützt sie mit den wenigen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen. Tillys Vater ist ein lauter polternder Mann, der seiner Familie mit seiner Art nicht gerade einen Gefallen tut. Auch die weiteren Protagonisten geben der Handlung zusätzlichen Input und machen die Geschichte rundum gelungen.
„Das Mädchen, das von Freiheit träumte“ ist ein wunderbarer und emotionaler historischer Roman, der eine grausame Zeit abbildet und gleichzeitig den Mut und die Stärke derjenigen würdigt, die immer an ein besseres Leben geglaubt haben. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!