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Veröffentlicht am 07.12.2019

Weiberwirtschaft

Rieslingsommer
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Service Chefin Luisa Schwanthaler bleibt nichts anderes übrig, als ihren Job in einem namhaften Restaurant in Wiesbaden zu kündigen und mit Tochter Amelie ins heimatliche Rheingau auf das familieneigene ...

Service Chefin Luisa Schwanthaler bleibt nichts anderes übrig, als ihren Job in einem namhaften Restaurant in Wiesbaden zu kündigen und mit Tochter Amelie ins heimatliche Rheingau auf das familieneigene Weingut zurückzukehren, denn nach der Scheidung kann sie nicht im gemeinsamen Haus bleiben. Schon bei der Ankunft schlägt ihr nicht nur Wiedersehensfreude entgegen, sondern auch Groll, besonders von ihrer Schwester Bianca. Zu allem Überfluss ist das Weingut über die Jahre ziemlich heruntergekommen und wirkt alles andere als auf sicheren Füssen. Luisa ist geschockt und will sich damit nicht abfinden, sondern krempelt die Ärmel hoch, um das Familienunternehmen wieder auf solide Füße zu stellen. Als ihnen bei Reparaturarbeiten ein altes Dokument in die Hände fällt, sorgt dies für einigen Wirbel innerhalb der Familie…
Heike Wanner hat mit „Rieslingsommer“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der in dieser kalten Jahreszeit die Seele mit ein paar sommerlichen Strahlen versorgt. Schon der flüssig-leichte und entspannte Erzählstil vermittelt einen Wohlfühleffekt und lässt den Leser schnell in die Geschichte eintauchen, wo er sich als unsichtbarer Gast vier Generationen von Frauen einer Familie gegenüber sieht, deren Verhältnis untereinander als recht wechselhaft und schwierig bezeichnet werden kann. Die Autorin zeichnet die familiären Animositäten geschickt und glaubwürdig, ebenso die Schwierigkeiten des Weingutes und die harte Arbeit, um es wieder auf Vordermann zu bringen. Besonders aber sind die schönen Landschaftsbeschreibungen des Rheingau, die farbenprächtig und bildgewaltig sind, dass der Leser schon bei der Lektüre die Weinhänge vor sich sieht und von einem gekühlten Glas Riesling träumt.
Die Charaktere sind einfach, aber liebevoll gestaltet, versprühen Lebendigkeit und Authentizität. Der Leser fühlt sich mit ihnen wohl und kann mit ihnen fühlen und fiebern. Luisa ist eine patente Frau, die sich mit harter Arbeit den kleinen Ort hinter sich gelassen hat, um die Welt zu sehen. Luisa ist eine Macherin, die sich nicht unterkriegen lässt und immer eine Lösung sucht. Schwester Bianca dagegen ist eine Nesthockerin, die alles besser weiß, ständig rumnörgelt und den Konkurrenzkampf zu Luisa regelrecht pflegt. Uroma Lisbeth ist eine weise alte Dame, die viel Wärme versprüht und auch eine gute Portion Witz in sich trägt. Aber auch Amelie, Marlies sowie einige Herren sorgen für Abwechslung in dieser recht ruhigen Geschichte, die ohne Spannungsbogen daher kommt.
„Rieslingsommer“ ist ein Unterhaltungsroman für gemütliche Stunden auf dem Sofa, bei dem man vom nächsten Kurzurlaub und vor allem vom Sommer träumen kann. Schöne Lektüre mit Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.12.2019

Ereignisreiche Zeiten für die Gerbans

Das Weingut. Tage des Schicksals
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1877 Pfalz. Das Weingut ist seit einigen Jahren die Heimat von Franz Gerban und seiner Frau Irene, dem ehemaligen Dienstmädchen, die dort mit ihren Kindern bisher glücklich zusammenleben. Aber Franz‘ politische ...

1877 Pfalz. Das Weingut ist seit einigen Jahren die Heimat von Franz Gerban und seiner Frau Irene, dem ehemaligen Dienstmädchen, die dort mit ihren Kindern bisher glücklich zusammenleben. Aber Franz‘ politische Ambitionen sowie das Weingeschäft lassen ihn immer weniger Zeit für die Familie finden, was nicht nur dazu führt, dass Irene sich alleingelassen fühlt, sondern sie regelrecht auf die Idee bringt, sich selbst für die Rechte der Arbeiterfrauen zu engagieren. Dass sie dabei ihren ehemaligen Liebhaber Josef wiedertrifft, verschweigt Irene Franz wohlweißlich. Allerdings kommt es bald ans Tageslicht und lässt die Ehe zwischen Franz und Irene zu einem Pulverfass werden, das jede Minute explodieren kann. Dann kommt auch noch ein Geheimnis ans Licht, dass nicht nur für Franz eine große Überraschung ist…
Marie Lacrosse hat mit „Das Weingut-Tage des Schicksals“ den finalen Band ihrer Weingut-Trilogie vorgelegt, der den krönenden Abschluss der Geschichte um Franz und Irene bildet. Der Schreibstil ist flüssig, bildreich und gefühlvoll, der Leser ist von der ersten Zeile an gefesselt und lässt sich zum letzten Mal auf dem herrlichen Weingut nieder, um die Familie Gerban, ihre Freunden und Widersacher ein letztes Mal zu begleiten und schicksalhafte Tage mit ihnen zu verbringen. Mit ihrer akribischen Recherche gelingt es der Autorin, auch in diesem Teil der Trilogie den Leser wieder mit fundiertem historischen Hintergrund zu versorgen, den sie erneut famos mit ihrer Geschichte verwebt hat. Nicht nur die unterschiedlichsten gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse untermauern die Handlung, vor allem lässt sie den Leser an der Frauenrechtsbewegung und den unerträglichen Arbeitsbedingungen der arbeitenden Bevölkerung nahezu bildlich teilhaben. Aber allem voran sind es die zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten untereinander, die immer wieder für spannende Momente sorgen. Zusätzlich erhält der Leser ausführliche Informationen über die Widrigkeiten im Weinbau, allen voran die schädliche Reblaus. Lacrosse lässt auch in diesem Teil wieder allerlei gutdurchdachte Wendungen einfließen, so dass der Leser immer wieder aufs Neue spekulieren und miträtseln kann, wie wohl alles am Ende ausgeht. Die Landschaftsbeschreibungen sind farbenfroh und lassen den Leser von einem Streifzug durch die Weinberge träumen. Der Spannungslevel ist wieder hoch angelegt und hält den Leser durchgängig in Atem.
Die bereits liebgewonnenen Charaktere erfahren auch in diesem Teil eine Weiterentwicklung und bestechen durch Wahrhaftigkeit und Authentizität. Der Leser fühlt sich als Teil der Familie, ist in vieles eingeweiht und kann so mitleiden, mitfiebern und hoffen. Irene ist an ihrer Position als Gutsherrin gewachsen, hat aber ihre Herkunft nie vergessen. Sie ist eine tatkräftige und unangepasste Frau, die ihrem Herzen folgt, auch wenn es dabei oftmals nicht ohne Blessuren abgeht. Franz ist ein feiner Kerl und zudem ambitioniert. Sein Tag müsste eigentlich mehr als 24 Stunden haben, so kann er einigen Dingen nicht Rechnung tragen, und seine Familie kommt dabei definitiv zu kurz. Sowohl Mathilde als auch Tante Ottilie sind zwei streitlustige und intrigante Damen, die mit ihrer Boshaftigkeit immer wieder für spannende Entwicklungen sorgen. Aber auch Sophia, Klara, Thea, Marie oder Pauline haben wichtige Rollen innerhalb der Handlung und sorgen für einigen Wirbel.
Mit „Das Weingut-Tage des Schicksals“ ist Marie Lacrosse ein fulminanter Abschluss der Weingut-Trilogie gelungen. Neben einem wunderbar recherchierten Hintergrund und einem herrlichen Erzählstil sind es vor allem die lebendigen Charaktere, die das Herz des Lesers im Sturm erobern. Der Abschied fällt schwer, da man als Leser bereits Teil der Weinbauerfamilie geworden ist. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight dieses Jahres! Chapeau – besser geht es nicht!!!

Veröffentlicht am 01.12.2019

Schwierige Zeiten für die Breitenbachs

Der Ahorn im Sturm
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Die Geschwister Rosa und Georg Breitenbach sind im kleinen Örtchen Rico in Colorado sesshaft geworden und haben dort eine Niederlassung der familieneigenen Schuhfabrik gegründet. Gleichzeitig leitet Theodor ...

Die Geschwister Rosa und Georg Breitenbach sind im kleinen Örtchen Rico in Colorado sesshaft geworden und haben dort eine Niederlassung der familieneigenen Schuhfabrik gegründet. Gleichzeitig leitet Theodor Breitenbach die Stammfabrik in Berlin, da Vater Hermann inzwischen schwerkrank ist. Ein plötzlicher Schicksalsschlag zwingt Georg dazu, nach Deutschland zurückzukehren und Theo in der Fabrik unter die Arme zu greifen, während Rosa in Colorado zurückbleibt und mit ihrem Mann Wendelin unter harten Bedingungen die Farm bewirtschaftet, wobei ihnen nicht nur das Wetter, sondern auch die ständigen Auseinandersetzungen zwischen den Indianern und den Siedlern zu schaffen machen. Als die Wirtschaftskrise Deutschland erreicht und das Gesamtunternehmen der Breitenbachs ebenfalls erschüttert, bringt dies auch die Beziehung der Familienangehörigen untereinander zum Wanken…
Mina Bates hat mit „Der Ahorn im Sturm“ den zweiten Teil ihrer Breitenbach-Saga vorgelegt, der dem ersten Band in Spannung in Nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und gefühlvoll, er lässt den Leser zwischen Colorado und Berlin hin und her reisen, um mal zu Gast bei Theo und seiner Familie in Deutschland zu sein und die Lage dort zu beobachten, und dann wieder in Rico/Colorado bei Rosa und ihren Lieben nach dem Rechten zu sehen und dort die Situation nicht aus dem Auge zu verlieren. Die Autorin spannt einen schönen Bogen über zwei Kontinente, so dass man die verschiedenen Entwicklungen immer im Blick hat. Zudem lässt sie dem Leser einige Informationen über den in Colorado angesiedelten Indianerstamm und deren Gepflogenheiten zukommen. Auch die Streitigkeiten zwischen den Siedlern und den amerikanischen Ureinwohnern sind nachvollziehbar und machen deutlich, wie sehr die Einwanderer der von ihnen neu bezogenen Gegend ihren Stempel aufdrücken wollen ohne Rücksicht auf Verluste. Überhaupt hat die Autorin wieder einmal ein geschicktes Händchen bewiesen bei der Verknüpfung historischer Fakten mit ihrer Geschichte. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr farbenfroh und lassen schöne Bilder vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Der Spannungsbogen ist steigert sich während der Handlung immer weiter in die Höhe und hält den Leser in Atem.
Die Charaktere sind vielfältig angelegt und lassen in diesem Band schon eine deutliche Entwicklung zum Vorgänger erkennen. Durchweg lebendig und mit glaubhaften Ecken und Kanten wirken sie sehr realistisch dargestellt, was es dem Leser leicht macht, ihnen zu folgen und mit ihnen zu fühlen. Theo lebt mit Ehefrau Vanda und seinen Kindern in Berlin und trägt die Hauptverantwortung für das Familienunternehmen, wobei er sich zusätzlich noch um den schwerkranken Vater kümmert. Theo ist verantwortungsbewusst, spürt aber immer wieder die Last auf seinen Schultern, sich auch um seine beiden Geschwister fern der Heimat zu sorgen. Georg ist ein erfolgreicher Unternehmer geworden, der in Colorado seine Unabhängigkeit und Freiheit gefunden hat und sich nicht mehr etwas von seinem älteren Bruder sagen lassen möchte. Rosa ist glücklich mit ihrem Ehemann Wendelin und Tochter Julia, sie scheut sich nicht vor harter Arbeit. Aber auch die weiteren Protagonisten wie z.B. der Indianer Akule oder sein Sohn Chesmu spielen tragende Rollen in dieser Geschichte und treiben die Spannung nach oben.
„Der Ahorn im Sturm“ ist eine wunderbare Fortsetzung mit viel Spannung, Familienkonflikten, historischen Begebenheiten und viel Informationen über das damalige Zusammenleben von Indianern und Siedlern. Farbenprächtig und einfühlsam erzählt, so dass man den dritten Teil dieser Saga kaum erwarten kann. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.12.2019

Roadtrip zum Ich

Die Stille der Savanne
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Als ihr Freund Paul die lange geplante einjährige Weltreise kurzerhand mit einer anderen Frau antritt, trifft es Alex aus heiterem Himmel und lässt sie verzweifeln, denn sie versteht nicht, wie es dazu ...

Als ihr Freund Paul die lange geplante einjährige Weltreise kurzerhand mit einer anderen Frau antritt, trifft es Alex aus heiterem Himmel und lässt sie verzweifeln, denn sie versteht nicht, wie es dazu kommen konnte. Während sie Trübsal bläst, kümmert sich ihre ältere Nachbarin Magda rührend um sie und rückt schon bald mit einer Idee heraus, bei der sie Alex Hilfe dringend benötigt. Magdas Tochter Eva hat vor Jahren den Kontakt zur Familie abgebrochen, und Alex soll diese nun ausfindig machen, damit es eine Versöhnung geben kann. Um sich von den eigenen Sorgen abzulenken, begibt sich Alex auf Spurensuche und landet schon bald in einen Luxusresort in Kenia, zu dem es eine Verbindung zu Eva gibt. Während sie weitere Nachforschungen anstellt, trifft Alex auf sympathische Gäste und hat in der wunderschönen Natur endlich Zeit, ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren. Wird sie Eva finden und vor allem, wird Alex ihr Leben wieder in klare Bahnen lenken können?
Heike Franke hat mit „Die Stille der Savanne“ einen unterhaltsamen und farbenfrohen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur auf eine aufregende Reise nach Kenia schickt, sondern ihm gleichzeitig eine Protagonistin an die Seite stellt, deren Gedanken- und Gefühlswelt gut nachvollziehbar und glaubwürdig ist. Der Erzählstil ist flüssig und gefühlvoll, schnell findet der Leser sich an der Seite von Alex wieder und folgt ihren Spuren auf der Suche nach Eva und vor allem nach sich selbst. Die Autorin vermittelt dem Leser Alex‘ Gefühlschaos sehr empathisch, was eine besondere Nähe zu ihr schafft und gleichzeitig ihre fortlaufende Entwicklung während der Handlung umso realistischer wirken lässt. Die imposanten und farbenprächtigen Landschaftsbeschreibungen sowie die der Fußpirsch lassen beim Leser ein wunderbares Kopfkino anspringen und davon träumen, dies noch einmal in Natura zu erleben. Die Autorin zeichnet gleichzeitig ein Bild der Gegensätze, hält dem Leser den Spiegel vor, was sich u.a. am Verhalten der Touristen zeigt, oder an den kleinen Dingen, für die die Menschen dort so dankbar sind. Allein das Ende der Geschichte kam mit riesigen Schritten und recht überstürzt, wobei einige Fragen offen blieben und so manche Situation nicht nötig gewesen wäre.
Die Charaktere sind individuell gestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie bestechen mit Lebendigkeit und Ecken und Kanten, die sehr authentisch wirken. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und ihnen bei ihren Handlungen folgen. Alex ist eine freundliche und offene junge Frau, die sich momentan in einer Achterbahn der Gefühle befindet, welche sie sehr verunsichern. Sie zweifelt an sich und ihren Empfindungen, sucht einen Weg aus dieser Endlosspirale. Im Verlauf der Geschichte lichtet sich der Nebel in ihrem Kopf und ihrem Herzen und sie sieht ihren Weg klarer vor sich, wirkt selbstbewusster und sicherer. Magda ist eine alte Dame, die über ihre eigene Geschichte selbst verschlossen wie eine Auster ist, sich aber in das Leben anderer drängt und so für einiges an Unruhe sorgt. Eva ist eine sympathische Frau, die sich mit viel Kraft, Mut und eisernem Willen ein neues Leben aufgebaut hat. Gabriel ist ein gutaussehender Arzt, der sein Leben gerade von Grund auf ändert. Aber auch Isaac, Waltraud, Irmgard oder Bernd sind interessante Personen, mit deren Hilfe so manche Wendung in der Geschichte eingeleitet wird.
„Die Stille der Savanne“ ist ein Roman voller wunderschöner Bilder, eine Art Roadtrip auf dem Weg zum persönlichen Ich. Exotische und farbenfrohe Einblicke in eine andere Kultur sowie eine interessante Spurensuche machen die Geschichte aus. Schöne Lektüre für dunkle Tage!

Veröffentlicht am 30.11.2019

Ein Liebesbrief, der verbindet

Der Liebesbrief
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Die Endzwanzigerin Chloe Daschle ist Schauspielerin und auf den Tod spezialisiert, denn sie stirbt in jedem ihrer Filme. Als ihr das Manuskript des Drehbuchautors Jesse Gates in die Hände fällt, in dem ...

Die Endzwanzigerin Chloe Daschle ist Schauspielerin und auf den Tod spezialisiert, denn sie stirbt in jedem ihrer Filme. Als ihr das Manuskript des Drehbuchautors Jesse Gates in die Hände fällt, in dem es um die wahrhaftige Liebesgeschichte der Familie des Autors geht, möchte sie unbedingt die Hauptrolle der Esther ergattern, um ihrer Karriere den nötigen Schubs zum Hollywoodstar zu geben. Allerdings hat sie die Rechnung ohne Jesse Gates gemacht, der momentan so gar keinen Kopf für Liebesgeschichten hat. Als er auf Chloe trifft, ändert er seine Meinung, denn zwischen ihnen ist etwas Besonderes…
18. Jh. Hamilton Lightfoot und Esther Longfellow fühlen sich stark zueinander hingezogen, doch kommen sie nicht nur aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, sondern ihre Familien stehen auch auf jeweils verschiedenen Seiten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Esthers Vater verbietet ihr die Beziehung zu Hamilton und zwingt Esther so zu einer Entscheidung. Aber Esther will sich ihr Leben nicht diktieren lassen und hofft auf ein Leben mit Hamilton. Doch dann muss Hamilton in den Krieg ziehen…
Rachel Hauck hat mit „Der Liebesbrief“ einen wunderschönen Roman vorgelegt, der sich über zwei Zeitebenen erstreckt, die durch einen Brief auf wunderbare Weise miteinander verbunden sind. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und bildhaft. Durch die wechselnden Zeitstränge findet sich der Leser mal in der Gegenwart an der Seite von Chloe und Jesse wieder, mal taucht er in die Vergangenheit ab, um Esther und Hamilton bei ihrer komplizierten Liebesgeschichte zu begleiten. Sehr geschickt verknüpft die Autorin die beiden Zeitebenen miteinander, lässt den historischen Hintergrund des damaligen Unabhängigkeitskrieges und die gespaltenen Ansichten der damaligen Streithähne miteinfließen und begeistert ebenso mit ihren Schilderungen vom Filmset Hollywoods der heutigen Zeit. Auch die Frauenrolle von damals und heute wird thematisiert. Zu Esthers Zeit mussten Frauen oftmals standesgemäß heiraten oder die Ehe wurde arrangiert, während in der Gegenwart die Wahl des geeigneten Kandidaten der Frau allein obliegt. Auch der christliche Aspekt wird in dieser Geschichte sehr schön zum Ausdruck gebracht. Es geht um das Vertrauen in Gott, Vergebung und den Glauben daran, dass mit Gott alles gut wird.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie alle bestechen durch realistische Ecken und Kanten, wirken dadurch glaubwürdig und authentisch, was sie dem Leser nahe bringt. Chloe ist eine sympathische Frau, die mit der Liebe bisher kein Glück hatte. Trotzdem glaubt sie weiterhin daran und vertraut darauf, dass sie diese eines Tages erleben wird. Jesse ist ein vom Schicksal gebeutelter Mann, der seine Vergangenheit nicht vergessen kann und dadurch für neue Dinge blockiert ist. Esther ist eine sehr offene und moderne Frau für ihre Zeit. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und trägt das Herz auf der Zunge. Sie besitzt Mut und Kampfgeist. Hamilton ist ein freundlicher und bodenständiger Mann, der ein liebevolles Verhältnis zu seinem Onkel und seiner Tante hat, die ihn großgezogen haben. Er hat seine Prinzipien, wobei er sich aber auch selbst im Weg steht.
„Der Liebesbrief“ ist ein zauberhafter Roman, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Zwei Zeitebenen, elegant miteinander verknüpft, lassen den Leser eine Achterbahn der Gefühle erleben und mit den Protagonisten leiden, hoffen und bangen. Wunderbares Kopfkino mit Botschaft, das eine absolute Leseempfehlung verdient!