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Veröffentlicht am 17.09.2023

Die weibliche Hauptfigur war gar nicht mein Fall

Read into me
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Olivia Watson hat ihren ersten Arbeitstag in einem bekannten Verlag als Lektorin. Genau da wollte sie immer hin und hat doch viel zu lange für die Bedürfnisse ihres Ex-Partners zurückgesteckt. Sie hat ...

Olivia Watson hat ihren ersten Arbeitstag in einem bekannten Verlag als Lektorin. Genau da wollte sie immer hin und hat doch viel zu lange für die Bedürfnisse ihres Ex-Partners zurückgesteckt. Sie hat sich geschworen, dass sie ihre Ziele im Leben nie wieder für einen Mann aufgibt. Als Autor wird ihr J.J. Cohen zugewiesen. Sein erster Roman war ein überragender Erfolg. Nachdem sein zweites Buch nur mittelmäßig war, leidet er nun unter einer Schreibblockade. Aber Olivia hat sich vorgenommen, ihn da wieder herauszuholen. Doch da hat sie die Rechnung ohne den mürrischen, arroganten und sturen Autor gemacht.
Ich habe mir von dem Hörbuch „Read into me“ ein paar angenehm entspannende Hörstunden erhofft. Doch dann lernte ich Olivia, die weibliche Hauptfigur, kennen. Gewisse Parallelen zu Bridget Jones sind wohl nicht ganz zufällig. Zumindest hat mich ihre tollpatschige, linkische Art immer wieder an diese erinnert. Ein wenig erinnerte sie mich auch an Pippi Langstrumpf, nämlich an deren Ausspruch: „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt“. Olivia Watson kommt an ihrem ersten Arbeitstag viel zu spät im Verlag an, verbringt dann lieber ihre Zeit mit ihren neuen Kollegen und dem Computer, statt die Aufgabe zu erledigen, die ihr die Verlagsleiterin nach ihrer Ankunft übertragen hat. Und so geht es weiter und weiter. Das führte dazu, dass ich mich bereits nach ein paar Minuten, die ich die Geschichte gehört hat, in einem Zustand des Fremdschämens für Olivia befand. Im Laufe der Geschichte hat sie auch ein paar helle Momente. Aber bis ganz zum Schluss bin ich immer wieder ziemlich fassungslos über die unüberlegten Aktionen, die sie bringt.
Dagegen konnte J.J. Cohen bei mir nur noch gewinnen. Er ist vom Leben verwöhnt und es zudem gewohnt, dass andere seine Probleme lösen. Doch nun scheint er unter dem Druck, einen weiteren Bestseller schreiben zu müssen, fast zu zerbrechen. Statt sich nach Möglichkeiten umzusehen, wie er seine Schreibblockade überwinden kann, stößt er alle, die ihm helfen wollen, vor den Kopf und von sich. Aber er hat Potential und die Szenen mit ihm haben mich meistens gut unterhalten.
Meine Lieblingsfigur war Grace, seine Ex-Verlobte und beste Freundin. Sie ist liebenswert, lebendig und versucht immer das Beste aus jeder Situation zu machen. Sehr gerne würde ich eine Geschichte über sie lesen.
Gesprochen wurde das Hörbuch von Dagmar Bittner. Sie ist eine bekannte und sehr souveräne Sprecherin. Für mich war es ein Glück, dass sie das Hörbuch vertont hat, denn so konnte ich mich auf ihre Stimme konzentrieren, wenn meine Gefühle gegenüber der weiblichen Hauptfigur mal wieder ins Negative kippten.

Veröffentlicht am 16.09.2023

Ich bin begeistert

Vom Himmel die Sterne
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Die Vereinigten Staaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts: In einer Kleinstadt in Virginia gibt es nur einen mächtigen Mann – den Duke. Er ist der Vater von Sallie Kincaid. Als ihre Mutter stirbt und der ...

Die Vereinigten Staaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts: In einer Kleinstadt in Virginia gibt es nur einen mächtigen Mann – den Duke. Er ist der Vater von Sallie Kincaid. Als ihre Mutter stirbt und der Vater erneut heiratet, muss sie zu einer Tante ziehen. Erst als ihre Stiefmutter ebenfalls stirbt, darf sie wieder auf das Anwesen ihres Vaters zurück. Sie schwört sich, dass sie in Zukunft selbst über ihr Leben bestimmt und nie wieder einen Mann entscheiden lassen wird, wo ihr Platz ist.

Sallies Leben wird bestimmt von vielen Schicksalsschlägen. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Sie ist stark, mutig und selbstständig. Jeder Rückschlag stachelt sie nur noch mehr an, sich und der Welt zu beweisen, dass sie alles erreichen kann, was man sonst nur von einem Mann erwartet.

Sallie ist in dem Buch „Vom Himmel die Sterne“ von Jeannette Walls die zentrale Figur. Und ich finde, sie ist eine tolle Figur. Sie ist gerade heraus und hat für ihre Zeit sehr moderne Ansichten. Ihr großes Vorbild ist ihr Vater, der Duke. Dieser führt den Ort, in dem die Familie Kincaid lebt, mit eiserner, aber auch gütiger Hand. Er sorgt für Disziplin, achtet jedoch auch darauf, dass alle Einwohner über die Runden kommen. Für Sallie ist ganz klar, dass dies die einzig richtige Art und Weise ist, eine Gemeinde zu führen. Und dafür kämpft sie auf vielerlei Arten, als sie die Rolle ihres Vaters übernommen hat.

Der Autorin ist es wunderbar gelungen, die Männer- und Frauenbilder der damaligen Zeit zu präsentieren. Das war für mich besonders im Abgleich mit unserer Zeit spannend und aufschlussreich. Zeigte es doch, wie sehr sich die Zeiten geändert haben.

Ein unterhaltsamer Roman, teilweise schon ein wenig Wildwestgeschichte. Es war eine harte Zeit. Da die Hauptfigur jedoch nie den Mut verliert, aber auch eine Welt voller Hoffnung, Energie und Tatkraft.

Ich habe die Geschichte teilweise gelesen und zum Teil habe ich sie mir als Hörbuch vorlesen lassen. Gesprochen wird „Vom Himmel die Sterne“ von Irina Scholz. Sie hat eine angenehme volle und tiefe Stimme. Zudem liest sie eher ruhig und langsam, aber trotzdem lebendig und mit genau der richtigen Betonung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.09.2023

Konnte mich nicht erreichen

Sekunden der Gnade
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Boston im Jahre 1974: Ein Gericht hat beschlossen, dass die Rassentrennung an den Schulen mit dem Beginn des nächsten Jahres aufgehoben wird. Per Losverfahren werden schwarze Schüler mit dem Bus an eine ...

Boston im Jahre 1974: Ein Gericht hat beschlossen, dass die Rassentrennung an den Schulen mit dem Beginn des nächsten Jahres aufgehoben wird. Per Losverfahren werden schwarze Schüler mit dem Bus an eine bisher rein weiße Schule gebracht und umgekehrt. In dieser angespannten Lage wird ein schwarzer Jugendlicher im Stadtteil Southie, dem Gebiet der Iren, tot neben den Bahngleisen aufgefunden. War es ein Unfall, Selbstmord oder Mord? Seit dieser Nacht ist zudem die 17-jährige Jules, die in Southie aufgewachsen ist, verschwunden. Ihre Mutter Mary Pat macht sich auf die Suche nach ihrer Tochter und trifft auf eine Mauer des Schweigens.

Ich habe mir sehr viel von dem Buch „Sekunden der Gnade“ des Schriftstellers Dennis Lehane versprochen. Vor vielen Jahren gehörte die Kenzie-Gennaro-Reihe des Autors zu meinen absoluten Lieblingsreihen. Sein Schreibstil ist brutal. Seine Figuren sind vom Leben gezeichnete Menschen, die für Gerechtigkeit kämpfen. Er legt den Finger immer genau in die Wunde.

All das findet sich auch in seinem neuen Buch. Aber trotzdem war es mir einfach zu wenig. Zum einen beschäftigt sich das Buch mit den mafiösen Strukturen innerhalb des irischen Stadtteils Southie. Alle Bewohner dieses Viertels wachsen als Teil einer Gemeinschaft auf. Sie kennen die unausgesprochenen Regeln und Gesetze, innerhalb derer die Gemeinschaft funktioniert. Zum anderen legt der Autor die Strukturen offen, nach denen Rassismus entsteht und bereits im Babyalter erlernt wird – und das auf beiden Seiten. Denn sowohl die weiße als auch die schwarze Bevölkerung Bostons hat ihre Meinungen und Vorurteile, wie die Welt der jeweils anderen funktioniert. Beides ist interessant, wirkt auf mich jedoch in Teilen zu oberflächlich. Dem Buch hätte es gut getan, wenn der Autor sich auf einen der beiden Aspekte konzentriert hätte. Besonders der Rassismus rückte meiner Meinung nach immer wieder zu sehr in den Hintergrund.

Die Story habe ich außerdem oft als eher vor sich hindümpelnd empfunden. Mir fehlte definitiv Tempo, um mich zu fesseln. Wir begleiten Mary Pat auf der Suche nach ihrer Tochter, erfahren viel über ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Und genau das hat mir immer wieder das Gefühl gegeben, dass der Schriftsteller mit angezogener Handbremse unterwegs ist.

Dazu kommt, dass ich die Geschichte nicht als neu empfunden habe. Sowohl über die Ungerechtigkeiten, die aus Rassismus entstehen, habe ich bereits viele Bücher gelesen als auch darüber, wie die Mafia ganze Stadtteile in ihrer Hand hat und führt. Bei beiden Themen hat der Autor mir nichts Neues präsentiert.

Veröffentlicht am 04.09.2023

Eine fast perfekte Liebesgeschichte

The Story of a Love Song
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10 Jahre lang waren Luca und Griffin Brieffreunde. Luca lebte in New York und Griffin in England. Doch mit 17 wirft Luca ein Ereignis aus der Bahn und sie versagt sich alles, was sie bis dahin glücklich ...

10 Jahre lang waren Luca und Griffin Brieffreunde. Luca lebte in New York und Griffin in England. Doch mit 17 wirft Luca ein Ereignis aus der Bahn und sie versagt sich alles, was sie bis dahin glücklich gemacht hat. Als sie Jahre später die Wohnung ihres verstorbenen Vaters ausräumt, fällt ihr ein Brief von Griffin in die Hände, den dieser ihr vor ein paar Monaten geschrieben hat. Sie antwortet ihm und sofort ist ihre alte Verbindung wieder da. Griffin lebt mittlerweile in Los Angeles und ist der Leadsänger der zurzeit angesagtesten Band der Welt. Doch dies teilt er Luca nicht mit, weil er es genießt, für sie einfach nur Griffin zu sein.

Sehr lange war ich mir sicher, dass das Buch „The Story of a Love Song“ der Autorinnen Vi Keeland und Penelope Ward für mich ein Highlight wird. Ich liebe Bücher, in denen sich die Protagonisten nicht persönlich kennen und per E-Mail oder Brief miteinander verkehren und sich nach und nach näherkommen.

Zudem hat mir die Kombination hier sehr gefallen. Da ist Griffin, einer der bekanntesten Männer der Welt. Sein Leben findet zum Großteil öffentlich statt. Jeder meint ihn zu kennen und wo er auftaucht, bildet sich sofort eine Gruppe aus Fans oder Reportern, die ihn belagern. Luca dagegen hat eine Angststörung. Sie verlässt ihr Haus nur, wenn sie Mitten in der Nacht Lebensmittel einkauft oder wenn sie sich mit ihrem Psychiater, der für sie ein Vaterersatz ist, zu langen Spaziergängen oder zur Konfrontationstherapie trifft. Wird sie aus ihrer Komfortzone geholt, reagiert sie mit starken Panikattacken. Wesentlich gegensätzlicher als bei Luca und Griffin können Lebensumstände nicht sein.

Doch Luca ist trotz aller Ängste eine starke Frau, die immer wieder versucht, sich ihren Problemen zu stellen. Schwierig wird es erst, wenn sie den eigenen negativen Gedankenschleifen erliegt. Das war dann auch genau der Zeitpunkt, zudem ich Luca nur noch nervig fand. Sie steigert sich in negative Zukunftsprognosen. Dadurch fängt sie an, Entscheidungen für andere, erwachsene Menschen zu treffen.

Griffin ist sehr empathisch und aufmerksam. Er macht sich sehr viele Gedanken, wie ein gemeinsames Leben möglich sein könnte. Dabei weiß er genau, was er will und ist sowohl bestimmt als auch selbstbewusst.

Das Buch bietet mehrere Sexszenen. Die ersten beiden habe ich sehr erotisch und somit gelungen gefunden. Später ist mir Griffin zu sehr auf seine Bedürfnisse konzentriert und mir fehlt in diesem Bereich ein behutsames und einfühlsames Vorgehen von seiner Seite. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Luca wirklich so unkompliziert mit seiner Sexualität klar käme, wie es in diesem Buch geschildert wird.

Insgesamt jedoch ein schöner Liebesroman, den ich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 04.09.2023

Dran bleiben, es lohnt sich

Die Schwarze Königin
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15. Jahrhundert: Als Maria, die erste Frau von Sigismund von Luxemburg, der auch König von Ungarn ist, bei einem vermeintlichen Jagdunfall stirbt, nimmt dieser Barbara von Cilli zur Frau. Als diese Vlad, ...

15. Jahrhundert: Als Maria, die erste Frau von Sigismund von Luxemburg, der auch König von Ungarn ist, bei einem vermeintlichen Jagdunfall stirbt, nimmt dieser Barbara von Cilli zur Frau. Als diese Vlad, den Ziehsohn ihres Mannes und königliche Geisel, kennenlernt, erfährt sie, dass unter der Erde dunkle Kreaturen, Strigoi, uns besser bekannt als Vampire, leben und die Herrschaft über die Menschen anstreben. Fortan machen Barbara, später bekannt als die „Schwarze Königin“, und Vlad es sich zur Lebensaufgabe, die Strigoi auszurotten.

In der Gegenwart nimmt Len an einer Busreise teil, die ihn auch nach Prag führt. Als er hier überfallen und ausgeraubt wird, kann er die Stadt nicht wieder verlassen, bis die Botschaft ihm neue Ausweise zur Verfügung stellen kann. Schnell stellt sich heraus, dass der Überfall kein Zufall war. Die dunklen Kreaturen jagen Len, der als letzter Nachfahre Vlads gilt und als Vorbote für die Rückkehr der Schwarzen Königin gilt.

Markus Heitz erzählt uns die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Da sich diese vom Erzählstil sehr unterscheiden, hat es sehr lange gedauert, bis ich mich in die Erzählung eingelesen hatte. Für meinen Geschmack hätte der Autor besser zwei Bücher aus der Geschichte gemacht.

Ein Buch hätte sich auf die Geschichte von Barbara von Cilli und Vlad konzentrieren sollen. Denn hier waren mir die Sprünge innerhalb des 15. Jahrhunderts zu groß und das Ende wirkte stark gekürzt. Fühlte ich mich zu Beginn Vlad, seinem besten Freund und Barbara noch verbunden, ist dieses Gefühl immer weiter verloren gegangen. Wenn der Autor sich jedoch nur auf das 15. Jahrhundert konzentriert hätte, hätte er die Ereignisse ausführlicher erzählen können, was mir sehr gefallen hätte.

Bei den Erlebnissen von Len hat es sehr lange gedauert, bis ich überhaupt einen roten Faden gefunden habe. Die Richtung der Geschehnisse änderte sich immer wieder, was ich in Verbindung mit dem Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart in dem Buch, anstrengend fand. Wobei ich die Ereignisse sehr spannend gefunden habe. Zudem hat es mir gefallen, dass der Autor mein vermeintliches Wissen immer wieder erschüttert hat.

Sowohl die Szenen in der Vergangenheit als auch die in der Gegenwart sind oft brutal und blutig. Ich fand die Gewalt jedoch sowohl zur Atmosphäre des Buches als auch zum Genre passend.

Nachdem ich mich in das Buch eingelesen hatte, fand ich die Geschichte spannend, ereignis- und wendungsreich. Markus Heitz hat mich gut unterhalten und ich freue mich auf den nächsten Teil.