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Veröffentlicht am 08.06.2025

Historischer Pageturner

Berchtesgaden
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Für mich war dieser Roman ein wahrer Pageturner, spannend geschrieben und authentisch sowie historisch fundiert erzählt.

Schauplatz des Romans ist, wie der Titel schon verrät, das beschauliche Berchtesgaden, ...

Für mich war dieser Roman ein wahrer Pageturner, spannend geschrieben und authentisch sowie historisch fundiert erzählt.

Schauplatz des Romans ist, wie der Titel schon verrät, das beschauliche Berchtesgaden, der Rückzugsort Hitlers, wo viele Nazi-Größen ein und aus gingen. Dieser Ort ist für die Alliierten wichtig, sind es die Amerikaner oder die Franzosen, die zuerst dort einmarschieren. Man will nah dran sein und die Wahrheit aufdecken. Im Mittelpunkt der Erzählung steht Sophie eine junge unerschrockene Frau, ihre beiden Brüder haben an der Front gedient, der eine war, sogar bei der SS. Sie will nicht einfach nach vorne schauen und so weitermachen. Nein, sie hinterfragt und will alles genau wissen, sie setzt sich mit dem Geschehenen auseinander und stellt die Frage nach Recht und Gerechtigkeit. Sie fängt an für die amerikanische Militärregierung zu arbeiten und bekommt so einen Einblick in das, was wirklich geschah, aber kaum jemand wahrhaben wollte.

Weitere wichtige Personen sind der Jude und GI Frank Rosenzweig, der damals aus München in die USA floh und nun nach Deutschland zurückgekehrt ist und nun vieler Verhöre leitet, da er sowohl der deutschen als auch englischen Sprache mächtig ist. Zu nennen ist weiterhin Rudolf Kriss der Bürgermeister von Berchtesgaden, der von den Amerikanern eingesetzt worden ist, er wurde von den Nazis zum Tode verurteilt und hat auf wundersame Weise überlebt.

Spannend ist das Verweben von Fakten und Fiktion, genauso hätte es ablaufen können und vielleicht ist es auch genauso passiert. Viele Figuren haben wahre Vorbilder andere sind gänzlich frei erfunden, sie agieren aber stimmig und absolut authentisch.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr einnehmend und gut zu lesen, am Ende wird es immer spannender und man will das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die verschiedenen Blickwinkel lassen es zu, dass wir vielen Personen im Laufe der Erzählung nahekommen, was mich wirklich sehr beeindruckt hat. Der angedeutete Dialekt sorgt zusätzlich für Authentizität, den richtiges Bairisch hätten wohl kaum die wenigsten lesen können.

Ein absolut wichtiges Zeugnis zum 80 Jahrestag des Kriegsendes. Ein meisterliches Debüt mit starken Protagonisten, die facettenreich und nahbar wirken. Eine Geschichte, die niemals vergessen werden darf. Für mich ein wahres Highlight in diesem Lesejahr.

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Veröffentlicht am 01.06.2025

Little Germany in New York

Little Germany - Der Duft der Neuen Welt
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Der neue Roman von Maria Nikolai ist ein wahrer Pageturner. Berührend, authentisch, liebevoll und abenteuerlich: die ganze Klaviatur des Lebens. Voller Höhen und Tiefen, mit einem Cliffhanger am Ende, ...

Der neue Roman von Maria Nikolai ist ein wahrer Pageturner. Berührend, authentisch, liebevoll und abenteuerlich: die ganze Klaviatur des Lebens. Voller Höhen und Tiefen, mit einem Cliffhanger am Ende, sodass man am liebsten direkt weiterlesen möchte.

Eine Story, die nicht nur zu Herzen rührt, sondern auch ein Stück Geschichte erzählt. Wir bekommen einen tiefen Einblick in die unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten in Deutschland. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen das Dienstmädchen Lissy und die junge höhergestellte Tochter Julia. Julia ist unglücklich in ihrer arrangierten Ehe und Lissy wird von der Familie des Vaters ihres ungeborenen Kindes verstoßen. Beide sehen nur eine Möglichkeit: ein Neuanfang in Amerika.

Der Roman gliedert sich in vier Teile und wird bis auf wenige Ausnahmen aus der Perspektive von Lissy bzw. Julia erzählt. Aber auch einige andere Perspektiven bereichern den Roman, weil man so den Figuren näherkommt. Die Spannung in den Roman ist gut konzipiert, man fiebert mir Julia und Lissy mit, ob sie es schaffen sich ein neues Leben in Amerika aufzubauen.

Der Schreibstil von Maria Nikolai ist wie gewohnt sehr einnehmend und man fühlt sich als Leser in die Geschichte hineingezogen. Gerade die Gefühle werden durch ihren Schreibstil transportiert die Autorin wie kaum eine andere Autorin Gefühle.

Sehr interessant sind auch die Informationen über Little Germany bzw. Deutschländle, die geschickt in die Geschichte eingebaut wurden. Ich finde es immer wieder interessant, wie man in Erzählungen historische Informationen vermitteln kann.

Der bereits angesprochenen Cliffhanger macht Lust auf Band 2, wir gut, dass wir nicht mehr allzu lange darauf warten müssen, da dieser bereits am 01.10.2025 erscheint. Ich jedenfalls freue mich sehr darauf.

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Veröffentlicht am 01.06.2025

Fulminantes aber trauriges Finale

Die Henkerstochter und das Vermächtnis des Henkers (Die Henkerstochter-Saga 10)
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Ein fulminantes, aber auch trauriges Finale, dass mich sehr melancholisch, aber auch zufrieden zurückgelassen hat. Im Jahr 1683 tobt ein Krieg in Europa, die Osmanen stehen vor Wien und der Kontinent steht ...

Ein fulminantes, aber auch trauriges Finale, dass mich sehr melancholisch, aber auch zufrieden zurückgelassen hat. Im Jahr 1683 tobt ein Krieg in Europa, die Osmanen stehen vor Wien und der Kontinent steht vor politischen und gesellschaftlichen Veränderungen.

Jakob Kuisl, alt und etwas gebrechlich tritt seine letzte große Reise an, um einen alten Weggefährten wiederzutreffen, der ihn bittet nach Passau zu kommen, um ihn bei der Bergung eines Schatzes zu helfen. In Passau angekommen muss Kuisl entsetzt feststellen, dass sein Freund brutal ermordet wurde. Dort trifft er auf weitere Kameraden seiner früheren “Soldaten-Zeit” und gemeinsam beschließen sie sich auf die Suche nach dem Schatz zu machen. Doch da beginnt der Horror für Kuisl so richtig.

Dieser Roman, der mehrere Handlungsstränge hat, sorgt mit seinen verschiedenen Spannungsmomenten für die richtige Mischung beim Lesen. Da ist die Nebengeschichte von Paul, der in Wien gegen die Osmanen kämpft aber auch Magdalena, die Tochter Kuisls, die zusammen mit ihrem Mann Simon von Kaiser Leopold in “Anspruch genommen wird”, diesem und seiner Ehefrau medizinisch beizustehen. Diese Nebengeschichte sorgen für zusätzliches Fortune, ohne zu sehr von dem schwersten persönlichen Fall Kuisl abzulenken. Die stärksten Figuren neben Kuisl waren für mich Kuisls Enkelin Sophia und Prinz Eugen Franz von Savoyen, ein Adeliger. Sophia ist ihrem Großvater in manchem sehr ähnlich und agiert impulsiv, auch wenn sie in ihren so jungen Jahren noch sehr unausgereift sein müsste. Doch ist ihre Sorge um den geliebten Großvater so groß, dass sie sehr schnell erwachsen werden muss. Prinz Eugen war eine große Überraschung für mich und ich mochte ihn als Figur sehr. Er sorgt mit seiner mutigen, aber auch unkomplizierten Art für interessante, aber auch humorvolle Elemente.

Der Roman wird getragen von den Beschreibungen des Zeitgeistes. Es war auch in dieser Zeit neben den kriegerischen Elementen immer noch eine harte Zeit für die Bevölkerung. Die medizinischen Verhältnisse aber auch die Hygiene-Bedingungen waren nicht gut und somit war es für die Menschen dort nicht leicht ein gesundes und langes Leben zu führen. Der Autor hat es geschafft der gesamten Saga ein sehr gutes voraussichtliches Ende zu geben. Ich war äußerst begeistert, aber auch ein wenig traurig. Aber die gute Nachricht ist, es gibt bisher 10 Henkerstochter-Bände. Warum diese nicht alle nochmal von vorne lesen. Es lohnt sich auf jeden Fall!

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Veröffentlicht am 11.05.2025

Die Schatten des Nationalsozialismus

Die Erbin
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Für mich war das neue Buch von Claire Winter wieder ein absolutes Meisterwerk. Es gehört für mich jetzt schon zu den Highlights in diesem Jahr. In diesem Roman ist so unendlich viel verpackt, dass man ...

Für mich war das neue Buch von Claire Winter wieder ein absolutes Meisterwerk. Es gehört für mich jetzt schon zu den Highlights in diesem Jahr. In diesem Roman ist so unendlich viel verpackt, dass man einen wahren Pageturner in der Hand hält, den man am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Im Mittelpunkt des Romans stehen zwei Frauen, einmal Cosima, die Erbin der reichen Industriellenfamilie in den 50er Jahren der noch jungen Bundesrepublik, zum anderen ist da noch Elisa, die als Dienstmädchen im Berlin der 20er Jahre der Industriellenfamilie dient. Die Familie Liefenstein ist sehr reich und mächtig, sie haben Verbindungen bis ganz nach oben, sowohl in der Zeit des Nationalsozialismus als auch in der Bundesrepublik. Und genau über diese Vergangenheit möchte Cosima mehr erfahren, sie möchte das Schweigen brechen und den Schleier lüften. Sie möchte verstehen, wer ihre Familie wirklich ist.

Der Roman wird fortwährend auf zwei Zeitebenen erzählt und gibt uns so ein umfassendes Bild in die Familie Liefenstein. Dazu kommen die verschiedenen Perspektiven, aus denen der Roman erzählt wird, denn nicht nur Cosima und Elisa ergreifen das Wort, sondern auch noch einige andere Personen, die wichtig für die Handlung sind.

Der Spannungsaufbau ist wahrlich meisterlich, die verschiedenen Wendungen und Cliffhanger, sowie die kriminelle Energie, die einige Figuren an den Tag legen, lassen das Buch wie einen Kriminalroman wirken. Hinzu kommt ein vermeintlicher Mord, Bestechung, Einbrüche, eine Entführung und vieles mehr. Dazu die Verbrechen des Nationalsozialismus, der Antisemitismus, die Rüstungsgeschäfte, die Kriegsgefangenen, die Zwangsarbeiter, die Enteignung und natürlich der 2. Weltkrieg.

Aber der Roman ist auch mit mehr als einer Liebesgeschichte gespickt, so haben wir die verbotene Liebe, in verschiedenen Formen darunter in einer wunderbaren slow burn Variante. Die fiktive Geschichte der Leifensteins ist meisterhaft in das historische Geschehen eingebettet, sodass wir als Leser auch einigen realen historischen Figuren begegnen. Zudem merkt man dem Buch die akribische Recherche an, man hat wirklich das Gefühl, genauso hätte es passiert sein können.

Für mich wieder ein meisterhafter Roman aus der Feder von Claire Winter, dem ich noch sehr viele begeisterte Leser und Leserinnen wünsche. Für mich steht schon fest, dass dieser Roman zu meinen Highlights in diesem Jahr zählen wird.

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Veröffentlicht am 27.04.2025

Ein Leben zwischen New York und Föhr

Das Licht in den Wellen
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Ein Leben zwischen New York und Föhr, ein Leben voller Höhen und Tiefen, mit unvorhergesehenen Wendungen. Inge Martensen blickt kurz vor ihrem 100 Geburtstag auf ihr Leben zurück.

Mit ihrer Urenkelin ...

Ein Leben zwischen New York und Föhr, ein Leben voller Höhen und Tiefen, mit unvorhergesehenen Wendungen. Inge Martensen blickt kurz vor ihrem 100 Geburtstag auf ihr Leben zurück.

Mit ihrer Urenkelin Swantje fährt sie ein letztes Mal per Schiff nach New York, eine Stadt, die sie sehr geprägt hat. In der quirligen Metropole hat sie die große Liebe gefunden. Zuvor ist sie aber ins kalte Wasser gesprungen und ohne ein Wort Englisch zu können nach NY gefahren, um in einem Diner zu arbeiten. Doch die Stadt hat so viel mehr für sie bereitgehalten.

Ein sehr unterhaltsamer Roman, der vor allen Dingen durch die stillen Momente überzeugt. Aber auch das Verweben von historischen Ereignissen mit der fiktiven Lebensgeschichte von Inge ist dem Autor gut gelungen. So begegnet Inge John F. Kennedy, das Woodstock Festival spielt eine Rolle und natürlich das quirlige Leben in New York in den vierziger und fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.

Die Figurenzeichnung ist dem Autor ausgezeichnet gelungen, gerade Inge, Karolina und Giovanni habe ich plastisch vor Augen gehabt und bin mit ihnen durch New York gestreift. Wobei der Gemüsehändler Giovanni meine Lieblingsfigur ist, denn er macht einfach eine unglaubliche Entwicklung durch und ist Inge ein echter Freund bis zum Schluss.

Es ist interessant wie viele Verbindungen es zwischen Föhr und New York gibt und man lernt einiges dazu. So zum Beispiel das Föhrer Nationalgetränk der “Manhattan”, aber auch dass es einen Verein gab, der Menschen aus Föhr half in New York Fuß zu fassen.

Die Sprache des Romans ist sehr authentisch, denn auch in New York wird Fering gesprochen und nicht nur auf Föhr. Aber auch viele amerikanische Ausdrücke finden in den Roman einen Platz und schlagen auch so sprachlich eine Brücke zwischen den Kontinenten.

Der Roman wird größtenteils aus der Sicht von Inge erzählt, später fließen aber Passagen ein in der wir den Blickwinkel von ihrem Sohn einnehmen.

Für mich eine berührende Geschichte, die mir nicht nur sehr gut gefallen hat, sondern die mich mitgenommen hat und die zeigt, dass wir mehr im Leben können, als wir selbst anfangs glauben. Wer gerne etwas mehr über die Verbindung von Föhr und New York erfahren möchte oder gerne Romane über starke Frauen liest, der ist bei diesem Roman genau richtig.

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