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Veröffentlicht am 11.08.2021

Eine moderne Abenteuergeschichte mit einem Hauch von Mystik

Skeleton Tree
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Darum geht‘s:
Der zwölfjährige Chris aus Vancouver hat vor Kurzem seinen Vater verloren. Sein Onkel Jack lädt ihn auf eine Segeltour entlang der Küste Alaskas ein. Dort trifft er einen unbekannten Jungen: ...

Darum geht‘s:
Der zwölfjährige Chris aus Vancouver hat vor Kurzem seinen Vater verloren. Sein Onkel Jack lädt ihn auf eine Segeltour entlang der Küste Alaskas ein. Dort trifft er einen unbekannten Jungen: den drei Jahre älteren Frank, der aber kein Interesse zu haben scheint, ihn näher kennen zu lernen. Schon bald nach dem Start kentert das Boot und nur die beiden Jungs überleben das Unglück. Sie können sich mit letzter Kraft an einen Strand retten und finden Unterschlupf in einer verlassenen Hütte. Obwohl die beiden sich nicht mögen, lernen sie schnell, dass sie nur miteinander überleben können.

Chris findet etwas Trost und Zuversicht in der Gesellschaft eines neugierigen und aufgeweckten Raben. Er ahnt nicht, dass ihn mit Frank viel mehr verbindet als nur der gemeinsame Überlebenskampf. Die Wahrheit verändert alles und die beiden müssen sich erst recht zusammenraufen, um das Leben in der Wildnis zu überstehen.

So fand ich‘s:
Nachdem mich Iain Lawrence bereits mit seinem Buch „Winterpony überzeugt hatte, konnte er mich auch mit „Skeleton Tree“ begeistern. Obwohl die beiden Protagonisten sich immer wieder in brenzligen Situationen befinden und ich mich oftmals dabei ertappt habe, wie ich vor Spannung beim Lesen die Luft anhielt, wird die Geschichte unaufgeregt und ohne Effekthascherei erzählt.

Besonders gut gefallen hat mir, wie der
Autor die Mythologie des pazifischen Nordwestens hat mit einfließen lassen. Vor allem der Rabe, den Chris in Anlehnung an Robinson Crusoe Thursday nennt, stellt ein starkes Symbol dafür dar, gilt er doch in der indianischen Kultur als wertvoller Weggefährte und Helfer.

Trotz dem Hauch von Mystik, den die symbiotische Verbindung zwischen Chris und dem Raben mit sich bringt, bleibt „Skeleton Tree“ eine moderne Abenteuergeschichte, in der den beiden Jungs, die in einer technischen Welt aufwachsen, einiges abverlangt wird. Sie müssen lernen mit und in der Natur zu überleben und das geht nur mit vereinten Kräften. Für mich war es spannend zu sehen, wie die beiden sich entwickeln und über sich hinauswachsen.

Das Buch endet an und für sich wie erwartet, hat mich aber gleichzeitig in gewisser Weise überrascht. So haben mich Chris, Frank und Thursday auch nach dem Umblättern der letzten Seite nicht sofort losgelassen. Für mich ist „Skeleton Tree“ in erster Linie eine Abenteuergeschichte, aber auch eine Geschichte die nachhallt und den Leser gedankenversunken zurücklässt.

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Spannende Was-wäre-wenn-Theorie

Das Geheimnis der Bienenvilla
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Darum geht's:
Laura steckt sowohl beruflich als auch privat in einer Sackgasse. Da kommt das Jobangebot aus Cornwall wie gerufen. Wynona Guinness de Figureas möchte den geheimen Familienschatz, einen jahrhundertealten ...

Darum geht's:
Laura steckt sowohl beruflich als auch privat in einer Sackgasse. Da kommt das Jobangebot aus Cornwall wie gerufen. Wynona Guinness de Figureas möchte den geheimen Familienschatz, einen jahrhundertealten Kodex, übersetzen lassen. Die beiden Frauen sind sich auf Anhieb sympathisch und Wynona engagiert Laura ohne zu zögern für das ambitionierte Projekt.

Die Schriftensammlung zieht Laura immer mehr in ihren Bann und birgt ein Geheimnis, dessen Tragweite ihre Erwartungen bei weitem übertrifft. Auch im privaten Bereich gerät so einiges ins Rollen als sie James, Wynonas verheirateten Sohn trifft. Es ist weit mehr als nur die Recherchen, welche die beiden verbindet und schon bald steht Laura vor wichtigen Entscheidungen.

So fand ich's:
Anhand des Covers und der Kurzbeschreibung hatte ich mich auf eine Familiengeschichte in der malerischen Kulisse von Cornwall eingestellt und war neugierig auf das große Familiengeheimnis, welches die Übersetzerin Laura durch den uralten Kodex ans Licht bringen sollte. Aber mit dem Thema, das sich tatsächlich in der alten Schriftsammlung verbirgt, hatte ich ganz und gar nicht gerechnet.

Zusammen mit Laura entdeckt man als Leser die tiefgreifende geheime Geschichte, die nicht nur das Leben der Übersetzerin auf den Kopf stellen würde. Und es sind gerade diese „übersetzten“ Abschnitte, die mich hier am meisten gefesselt haben. Der Autorin ist damit eine spannende Version einer Was-wäre-wenn-Theorie gelungen. Für mich ist dadurch die Rahmenhandlung rund um Laura und James in den Hintergrund geraten. Erst im letzten Drittel hat dieser Teil des Buches etwas an Fahrt aufgenommen und damit an Präsenz gewonnen.

Beim Lesen spürt man deutlich die fundierte Recherche-Arbeit in Sachen alter Schriften und Sprachen und dass sich die Autorin intensiv mit der Materie auseinandergesetzt haben muss. Möglicherweise färbte jedoch gerade dieses Interesse auch auf den Erzählstil ab. Ich hatte immer wieder das Gefühl, mehr eine Reportage als einen Roman zu lesen. So konnte ich leider auch keinen richtigen Draht zu den Protagonisten finden und fühlte mich mehr als Beobachterin.

Besonders spannend fand ich die Frage, wie die Problematik mit dem großen Geheimnis ausgehen würde. Ich finde, die Autorin hat das durch eine überraschende Wende clever gelöst.

Aubrey Rhodes zeigt in ihrem Debütroman, dass sie Erzähltalent besitzt. Und auch wenn sie hier noch Luft nach oben hat und ich nicht so in die Geschichte eintauchen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte, habe ich das Buch gerne gelesen und wurde bestens unterhalten. Bei einem nächsten Roman von Aubrey Rhodes würde ich jedenfalls ohne weiteres wieder zugreifen.

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Veröffentlicht am 31.07.2021

Ein rasantes Abenteuer über den Dächern von Paris

Valérie
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Darum geht's:
Hoch oben über den Dächern von Paris, der Stadt der Lichter, lebt Valérie mit ihrem Vater Gustave, einem Meisterdieb. Auch Valérie beherrscht die Kunst des Stehlens und durch ihre Gabe, sich ...

Darum geht's:
Hoch oben über den Dächern von Paris, der Stadt der Lichter, lebt Valérie mit ihrem Vater Gustave, einem Meisterdieb. Auch Valérie beherrscht die Kunst des Stehlens und durch ihre Gabe, sich praktisch unsichtbar in Menschenmengen zu bewegen, ist sie darin so gut wie unschlagbar. Dieses Talent nutzt sie, um Diebe zu bestehlen und das Diebesgut ihren rechtmäßigen Besitzern zurück zu geben.

Als Valérie sich während ihrer Streifzüge durch die Stadt beobachtet fühlt, beschleicht sie eine böse Ahnung. Hat ein alter Feind, vor dem sie sich in Sicherheit wähnte, sie aufgespürt? Und wer ist Matteo, den sie auf der Flucht vor den dunklen Gestalten trifft? Schon bald begreift sie, dass sie sich auf den neuen Freund verlassen muss. Denn nur zusammen können sie ihrem Vater, der in Bedrängnis gerät, helfen.

So fand ich's:
Valérie ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Sie ist ein pfiffiges und unerschrockenes Mädchen mit einem großen Gerechtigkeitssinn. Sie hat es nicht leicht, muss sie sich ja zusammen mit ihrem Vater über den Dächern von Paris verstecken. Trotz allem verliert sie nie ihre Fröhlichkeit und kümmert sich rührend um ihre besten Freunde, die Mäuse Edith und Piaf.

Der Schreibstil ist durchaus altersgerecht, auch wenn für meinen Geschmack ein bisschen zu viel geflucht wird. Ich will der Autorin jedoch zugutehalten, dass die Sprache dem Milieu angepasst ist und durch die französischen Ausdrücke das nicht immer ganz so hart rüberkommt.

Die Geschichte wird sehr spannend und kurzweilig erzählt – mit einem Hauch von Magie. Als Leser kann man wunderbar mitfiebern und fühlt sich mittendrin in einem rasanten Abenteuer. Auch der Schluss hat mir gut gefallen und rundet die Story gut ab. Man bekommt tatsächlich Lust auf ein Wiedersehen mit Valerie, Edith und Piaf. Ich könnte mir durchaus ein weiteres Abenteuer mit ihr vorstellen und wäre gerne wieder dabei.

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Melancholisch und entschleunigend

Das Haus der Libellen
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Darum geht‘s:
Als die Familie von Gutenbach in die alte Nachbarsvilla einzieht, fühlt sich Sophie sofort angezogen von der scheinbaren Bilderbuchfamilie, vor allem aber von den Geschwistern Noah und Emilia ...

Darum geht‘s:
Als die Familie von Gutenbach in die alte Nachbarsvilla einzieht, fühlt sich Sophie sofort angezogen von der scheinbaren Bilderbuchfamilie, vor allem aber von den Geschwistern Noah und Emilia und es entwickelt sich eine sonderbare Freundschaft. Mit siebzehn werden Sophie und Noah sogar ein Paar. Er verlässt sie jedoch von einem Tag auf den anderen und verschwindet ohne ein Wort aus ihrem Leben.

Fünf Jahre später wendet sich Emilia mit einem Brief an Sophie. Die Eltern sind bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen und Noah ist erneut verschwunden. Auf ihre ganz eigene geheimnisvolle Art bittet Emilia Sophie um Hilfe. Als Sophie in die alte Villa zurückkehrt, wird sie jedoch von Emilia ignoriert. Diese scheint sich nur noch für ihre Libellenzucht zu interessieren, die sie im Keller der Villa betreibt. Sophie macht sich also ohne Emilias Unterstützung auf die Suche nach Noah, da sie sich erhofft, endlich mit der Vergangenheit abschließen zu können.

So fand ich‘s:
„Das Haus der Libellen“ ist für mich so ein Buch, das mich zuerst vor allem mit dem wunderschön gestalteten Cover angelockt hat. Und auch der Beginn war verheißungsvoll und das Versprechen des Klappentextes einer „mitreißenden, sinnlichen und schillernden“ Geschichte schien sich zu bewahrheiten. Schnell hatte mich der melancholisch angehauchte Erzählstil gefangen genommen und ich konnte mir die Villa und ihre Bewohner problemlos bildlich vorstellen.

Es ist dann auch diese Wehmut und Sehnsucht, die bis zum Schluss hin für mich die Stärke des Buches ausmacht. Zusammen mit den Kapitelüberschriften, die dem Leser spannende Details über die Libellen näherbringen, gefällt mir der Rahmen, sprich Schreibstil, Aufmachung etc., des Buches außerordentlich gut.

Leider konnte mich das Buch nicht durchweg so begeistern. Der Plot selbst zieht sich für meinen Geschmack zu sehr in die Länge. Auch wenn man durch die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, immer mehr von den Umständen und Begebenheiten erfährt, die zur aktuellen Situation geführt haben, hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte sich nur schwerfällig entwickelt und ich als Leser auf der Stelle trete.

Der Abschluss hat mich dann wieder etwas mit dem Plot versöhnt. Im Großen und Ganzen blieb die Geschichte durchweg konsequent und in sich schlüssig. Es ist vor allem ein Buch für Leser, die es gerne ruhig und unaufgeregt haben. Auch ich konnte mit dieser Lektüre einen Gang herunterschalten und den sinnlichen Schreibstil genießen. Doch ab und an hätte zumindest eine kurzzeitige Beschleunigung der Story bestimmt gutgetan.

„Das Haus der Libellen“ ist ja Emma Behrens erster Roman, der mir vor allem durch den besonderen Erzählstil in Erinnerung bleiben wird.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Entwaffnende Hoffnung, die Mut macht

Ungeborene Hoffnung
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Darum geht's:
Elodie und Egar sind ein modernes Paar, das mitten im Leben steht. Ihr größter Wunsch ist es, eine Familie zu gründen. Sie gehen dafür einen sehr weiten und beschwerlichen Weg. Doch ihre ...

Darum geht's:
Elodie und Egar sind ein modernes Paar, das mitten im Leben steht. Ihr größter Wunsch ist es, eine Familie zu gründen. Sie gehen dafür einen sehr weiten und beschwerlichen Weg. Doch ihre große Sehnsucht wird leider nicht gestillt und sie müssen sich mit dem Thema Unfruchtbarkeit auseinandersetzen. Elodie beginnt auf ihrem Blog „Unbezwingbare Julieta“ über all ihre Bemühungen und ihre Emotionen zu berichten. So entstand auch die Idee zu diesem Buch, mit dem sie auf das oft tabuisierte Thema aufmerksam machen und Mut und Hoffnung schenken möchte.

So fand ich's:
Eigentlich lese ich so gut wie nie Biografien oder Erfahrungsberichte. Doch als Betroffene begleitet mich dieses Thema schon eine ganze Weile und so hat mich Elodies Buch trotzdem angesprochen und neugierig gemacht.

Die Autorin hat mich auch gleich von Anfang an fasziniert. Denn sie nimmt kein Blatt vor den Mund und besticht mit einer entwaffnenden Offenheit. Sie spricht Gefühle aus, die mir meistens sehr bekannt vorkamen und für die ich mich auch ab und an schlecht gefühlt hatte. Sie zeigt jedoch auf, dass wir Betroffenen nicht allein sind und dass eben auch Neid und solche manchmal für Außenstehende hart klingenden Gedanken vollkommen in Ordnung sind.

Der Schreibstil ist für mich so, als ob eine liebe Freundin mir ihre Geschichte erzählt und ich fühlte mich konkret angesprochen. Auch wenn es sich um ein sehr emotionales Thema handelt, wird Elodie López zu keinem Moment rührselig. Im Gegenteil: Mit klaren Worten schafft sie es, die Probleme aufzuzeigen und gleichzeitig auch Mut zu machen, sich konkret mit dem unerfüllten Traum auseinanderzusetzen.

Ich würde mir wünschen, dass nicht nur Betroffene dieses Buch lesen. Es ist zwar Bewegung in die Gesellschaft gekommen und das Thema wird nicht mehr so krass tabuisiert. Dennoch gibt es noch viel zu oft Frauen, die mit ihren schmerzhaften Sehnsüchten allein zurechtkommen müssen. Auch ich habe schon erlebt, dass mein Verhalten zu meinem Selbstschutz negativ aufgenommen wurde. So könnte dieses Buch meiner Meinung nach tatsächlich ein gewisses Verständnis fördern.

Auch wenn ich das Buch in kleinen Häppchen lesen musste, da es auch schmerzhafte Erinnerungen weckte, war es für mich absolut bereichernd mit Elodie zusammen ihren Weg mitzuerleben. Es ist die Geschichte einer starken Frau mit einer starken Botschaft, die mir gut getan hat.

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