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Veröffentlicht am 02.05.2025

Schwierige Beziehungen

Die Summe unserer Teile
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„Die Summe unserer Teile“ erzählt die Geschichte der Frauen über drei Generationen, d.h. von der jüngsten Figur ausgehend, über deren Mutter bis zur Großmutter. Sie haben gemein, dass sie studiert und ...

„Die Summe unserer Teile“ erzählt die Geschichte der Frauen über drei Generationen, d.h. von der jüngsten Figur ausgehend, über deren Mutter bis zur Großmutter. Sie haben gemein, dass sie studiert und eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung haben.
„Manche Dinge lassen sich nicht durch Reden in alle Einzelteile zerlegen, betrachten und schlussendlich lösen.“ Diese Aussage betrifft sowohl die Probleme zwischen den Protagonistinnen als auch die Art, wie manche Details thematisiert und andere ausgelassen werden.
So erleben wir gewisse Situationen im Detail, beispielsweise, wie eine Entscheidung für Kind und Karriere unterschiedlich gehandhabt wird, müssen aber auf die Auflösung zur Ursache der Entfremdung entweder lange warten oder gar über das Ende hinaus spekulieren.
Ein kleiner Wermutstropfen, was dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch tat. Mir hat gut gefallen zu sehen, wie Ort und Zeit der Handlungsebenen eingebunden wurden und wie jede Frau ihren eigenen Weg zu verwirklichen suchte. Auch sprachlich war es eine angenehme Lektüre, leicht verständlich und doch mit ausgefallenen Bildern zur Anregung der Fantasie.

Veröffentlicht am 27.04.2025

Der Untergrund

ENDLICH EIFEL – Band 9
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„Endlich Eifel“ ist der Name einer Buchreihe, vielmehr „Bugazin“ genannt, eine Mischung aus Buch und Magazin. Jeder Band enthält Beiträge zu einem bestimmten Thema, in diesem 9. Band soll es um die „Geheimnisse ...

„Endlich Eifel“ ist der Name einer Buchreihe, vielmehr „Bugazin“ genannt, eine Mischung aus Buch und Magazin. Jeder Band enthält Beiträge zu einem bestimmten Thema, in diesem 9. Band soll es um die „Geheimnisse der Eifel“ gehen.
Auf der Karte im Inhaltsverzeichnis wird sichtbar, wo wir uns auf die Suche danach begeben können, schließlich handelt es sich um ein Gebiet von mehr als 5.000 Quadratkilometern.
Die Artikel wurden von unterschiedlichen Personen verfasst, die auch Einblicke in ihre Erkundungen gewähren, denen manchmal der Zufall zum Gelingen verhalf. „Steffi stieg einfach zu mir in den Wagen, obwohl wir uns gerade erst kennengelernt hatten.“
Nicht in jedem Fall wirkte der Inhalt besonders geheimnisvoll, aber die Vielfalt macht das Bugazin zu einer unterhaltsamen Lektüre. Wir lesen alte Sagen, aussterbende Sprachen und einen Kurzkrimi, erhalten Einblicke in einen Bunker oder über die Landesgrenze hinaus, und können schließlich sogar ein typisches Rezept nachkochen. Den Machern ist es damit gelungen, mir wieder einmal Lust auf einen Abstecher in die Eifel zu machen. Doch wo fange ich bloß an?

Veröffentlicht am 22.04.2025

Mensch und Maschine

Künstliche Empathie
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„Künstliche Intelligenz kann bestimmte Aspekte der Empathie nachahmen, aber sie kann die echte menschliche Empathie, die auf einem tieferen emotionalen Verständnis und zwischenmenschlichen Beziehungen ...

„Künstliche Intelligenz kann bestimmte Aspekte der Empathie nachahmen, aber sie kann die echte menschliche Empathie, die auf einem tieferen emotionalen Verständnis und zwischenmenschlichen Beziehungen basiert, nicht vollständig ersetzen.“
Dieses Buch über die Gefühle der Maschinen deckt verschiedene Bereiche des Lebens ab, von Bildung über Gesundheit bis hin zum Tod. Dabei wird in erster Linie beschrieben, wie dieser Gesichtspunkt derzeit organisiert wird, wie beispielsweise ein Lehrer die Entwicklung eines Schülers beeinflussen kann, indem er auf eine bestimmte Weise auf diesen eingeht.
Anschließend werden Einsatzmöglichkeiten für künstliche Intelligenz aufgeführt, darunter fallen aber auch Mähroboter, die nun nicht gerade für ihre Interaktion mit Menschen oder eine Form von Gefühlen bekannt sind.
Der eigentliche Kernaspekt des Buches, zumindest nach meiner Erwartungshaltung anhand des Titels, kommt schließlich viel zu kurz. Es werden einige Beispiele genannt, wie Pflege in manchen Ländern bereits mit Hilfe von Robotern begleitet wird, wozu ich gerne mehr erfahren hätte.
Es wird klar, dass wir uns von einer Maschine manipulieren lassen, wenn sie uns menschlich erscheint, doch das Thema Empathie wirkte beinahe nur wie eine Randnotiz, während grundsätzliche Aspekte von KI teilweise mehrfach besprochen wurden. Originell waren fiktionalisierte Teile, wie eine Ansprache durch die künstliche Intelligenz oder eine Geschichte von der Zukunft.
Somit ist mein Wissensdurst hiermit noch nicht gestillt, und ich begebe mich weiter auf die Suche nach Lektüre zu diesem Thema. Meinem virtuellen Begleiter fällt dazu bestimmt etwas ein.

Veröffentlicht am 13.04.2025

Widerhall

Ping
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1989, der jugendliche Ich-Erzähler verbringt die Freizeit am liebsten mit seinen Freunden an der Tischtennisplatte. 2024, seine Tochter schreibt ihm Nachrichten.
Ihr Dialog ist eigentlich keiner, schließlich ...

1989, der jugendliche Ich-Erzähler verbringt die Freizeit am liebsten mit seinen Freunden an der Tischtennisplatte. 2024, seine Tochter schreibt ihm Nachrichten.
Ihr Dialog ist eigentlich keiner, schließlich finden die Geschehnisse auf unterschiedlichen Zeitebenen statt, dann aber lässt sich aus dem Hin und Her die Analogie zu einem Tischtennisspiel ziehen. Nicht nur erhalten die Kapitel einen Spielstand als Überschrift, das Thema ist omnipräsent, und dank der Recherche der Tochter werden auch die Fachbegriffe für uns erläutert.
Auch wenn ich nicht den Eindruck hatte, dass es den Figuren ums Gewinnen geht, hat ihr Diskurs doch etwas Spielerisches, etwas Leichtes, wie der Ball im Flug. Im Laufe des Buchs werden verschiedene Themen der Gegenwart und Vergangenheit angesprochen, lose miteinander verbunden, so dass Konfliktpotential erkennbar wird, ohne zu eskalieren. „Wirklich böse kann ich dir nicht sein.“, fasst die Tochter es zusammen. Schlussendlich können nur die beiden ihre Geschichte in vollem Ausmaß ermessen.
Die Machart hat mir unglaublich gut gefallen. Eine chronologischer Rückblick trifft auf Momentaufnahmen, die Figuren leben und reden quasi aneinander vorbei, und doch lässt sich ihr Charakter und ihre Beziehung zueinander erkennen. Das Ganze ist zudem mit farbig hinterlegten Seiten gestaltet, so dass jederzeit klar ist, wer gerade am Zug ist. Es lohnt sich also in jedem Fall, dieses Büchlein zur Hand zu nehmen.

Veröffentlicht am 06.04.2025

Finstere Zeiten

Ginsterburg
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Der Roman erzählt die Geschichte der Bewohner von Ginsterburg in den Jahren des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs.
Unter den Büchern, die diese Zeit beleuchten, sticht es durch seine Machart ...

Der Roman erzählt die Geschichte der Bewohner von Ginsterburg in den Jahren des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs.
Unter den Büchern, die diese Zeit beleuchten, sticht es durch seine Machart heraus. Zum einen erhalten wir keine kontinuierliche Geschichte, sondern springen nur in drei ausgewählte Jahre, nämlich 1935, 1940 und 1945, was Geschehnisse offenlässt oder dazu führt, dass Figuren wegfallen oder hinzukommen. Zum anderen ist der irgendwo in Deutschland gelegene Handlungsort erfunden, was ich als Möglichkeit des Autors, kreativ wirken zu können, verstehe.
Diese Art und Weise hat es mir etwas schwergemacht, der Handlung zu folgen. Unter der Vielzahl an Figuren haben nur einige eine starke Präsenz ausgestrahlt. Durch die Fiktionalisierung des Ortes habe ich mich immer wieder gefragt, ob Ereignisse der Epoche tatsächlich so passiert oder ebenfalls der Fantasie des Autors entsprungen sind.
Grundsätzlich geht es darum, wie Menschen in den besagten Phasen denken und reagieren - auf Propaganda, auf Jugendorganisationen, auf die Entwicklung des Kriegs. „‚Ich habe mir eingeredet, dass sie da nur Leibesübungen machen. Beim Jungvolk. Gesunde Sachen an der frischen Luft.‘“ In erster Linie habe ich dies hier als Gutgläubigkeit oder Realitätsverleugnung wahrgenommen, während Widerstand gegen das System fehlte.
Auch wenn ich von der Handlung nicht vollends überzeugt wurde, habe ich doch Arno Franks Erzählweise genossen, weil er es sich aus der Sicht des auktorialen Erzählers eben leisten kann, die Zustände pointiert aufs Korn zu nehmen. „Streng knattert die Hakenkreuzfahne in der steifen Brise.“