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Veröffentlicht am 22.04.2025

Mensch und Maschine

Künstliche Empathie
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„Künstliche Intelligenz kann bestimmte Aspekte der Empathie nachahmen, aber sie kann die echte menschliche Empathie, die auf einem tieferen emotionalen Verständnis und zwischenmenschlichen Beziehungen ...

„Künstliche Intelligenz kann bestimmte Aspekte der Empathie nachahmen, aber sie kann die echte menschliche Empathie, die auf einem tieferen emotionalen Verständnis und zwischenmenschlichen Beziehungen basiert, nicht vollständig ersetzen.“
Dieses Buch über die Gefühle der Maschinen deckt verschiedene Bereiche des Lebens ab, von Bildung über Gesundheit bis hin zum Tod. Dabei wird in erster Linie beschrieben, wie dieser Gesichtspunkt derzeit organisiert wird, wie beispielsweise ein Lehrer die Entwicklung eines Schülers beeinflussen kann, indem er auf eine bestimmte Weise auf diesen eingeht.
Anschließend werden Einsatzmöglichkeiten für künstliche Intelligenz aufgeführt, darunter fallen aber auch Mähroboter, die nun nicht gerade für ihre Interaktion mit Menschen oder eine Form von Gefühlen bekannt sind.
Der eigentliche Kernaspekt des Buches, zumindest nach meiner Erwartungshaltung anhand des Titels, kommt schließlich viel zu kurz. Es werden einige Beispiele genannt, wie Pflege in manchen Ländern bereits mit Hilfe von Robotern begleitet wird, wozu ich gerne mehr erfahren hätte.
Es wird klar, dass wir uns von einer Maschine manipulieren lassen, wenn sie uns menschlich erscheint, doch das Thema Empathie wirkte beinahe nur wie eine Randnotiz, während grundsätzliche Aspekte von KI teilweise mehrfach besprochen wurden. Originell waren fiktionalisierte Teile, wie eine Ansprache durch die künstliche Intelligenz oder eine Geschichte von der Zukunft.
Somit ist mein Wissensdurst hiermit noch nicht gestillt, und ich begebe mich weiter auf die Suche nach Lektüre zu diesem Thema. Meinem virtuellen Begleiter fällt dazu bestimmt etwas ein.

Veröffentlicht am 13.04.2025

Widerhall

Ping
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1989, der jugendliche Ich-Erzähler verbringt die Freizeit am liebsten mit seinen Freunden an der Tischtennisplatte. 2024, seine Tochter schreibt ihm Nachrichten.
Ihr Dialog ist eigentlich keiner, schließlich ...

1989, der jugendliche Ich-Erzähler verbringt die Freizeit am liebsten mit seinen Freunden an der Tischtennisplatte. 2024, seine Tochter schreibt ihm Nachrichten.
Ihr Dialog ist eigentlich keiner, schließlich finden die Geschehnisse auf unterschiedlichen Zeitebenen statt, dann aber lässt sich aus dem Hin und Her die Analogie zu einem Tischtennisspiel ziehen. Nicht nur erhalten die Kapitel einen Spielstand als Überschrift, das Thema ist omnipräsent, und dank der Recherche der Tochter werden auch die Fachbegriffe für uns erläutert.
Auch wenn ich nicht den Eindruck hatte, dass es den Figuren ums Gewinnen geht, hat ihr Diskurs doch etwas Spielerisches, etwas Leichtes, wie der Ball im Flug. Im Laufe des Buchs werden verschiedene Themen der Gegenwart und Vergangenheit angesprochen, lose miteinander verbunden, so dass Konfliktpotential erkennbar wird, ohne zu eskalieren. „Wirklich böse kann ich dir nicht sein.“, fasst die Tochter es zusammen. Schlussendlich können nur die beiden ihre Geschichte in vollem Ausmaß ermessen.
Die Machart hat mir unglaublich gut gefallen. Eine chronologischer Rückblick trifft auf Momentaufnahmen, die Figuren leben und reden quasi aneinander vorbei, und doch lässt sich ihr Charakter und ihre Beziehung zueinander erkennen. Das Ganze ist zudem mit farbig hinterlegten Seiten gestaltet, so dass jederzeit klar ist, wer gerade am Zug ist. Es lohnt sich also in jedem Fall, dieses Büchlein zur Hand zu nehmen.

Veröffentlicht am 06.04.2025

Finstere Zeiten

Ginsterburg
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Der Roman erzählt die Geschichte der Bewohner von Ginsterburg in den Jahren des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs.
Unter den Büchern, die diese Zeit beleuchten, sticht es durch seine Machart ...

Der Roman erzählt die Geschichte der Bewohner von Ginsterburg in den Jahren des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs.
Unter den Büchern, die diese Zeit beleuchten, sticht es durch seine Machart heraus. Zum einen erhalten wir keine kontinuierliche Geschichte, sondern springen nur in drei ausgewählte Jahre, nämlich 1935, 1940 und 1945, was Geschehnisse offenlässt oder dazu führt, dass Figuren wegfallen oder hinzukommen. Zum anderen ist der irgendwo in Deutschland gelegene Handlungsort erfunden, was ich als Möglichkeit des Autors, kreativ wirken zu können, verstehe.
Diese Art und Weise hat es mir etwas schwergemacht, der Handlung zu folgen. Unter der Vielzahl an Figuren haben nur einige eine starke Präsenz ausgestrahlt. Durch die Fiktionalisierung des Ortes habe ich mich immer wieder gefragt, ob Ereignisse der Epoche tatsächlich so passiert oder ebenfalls der Fantasie des Autors entsprungen sind.
Grundsätzlich geht es darum, wie Menschen in den besagten Phasen denken und reagieren - auf Propaganda, auf Jugendorganisationen, auf die Entwicklung des Kriegs. „‚Ich habe mir eingeredet, dass sie da nur Leibesübungen machen. Beim Jungvolk. Gesunde Sachen an der frischen Luft.‘“ In erster Linie habe ich dies hier als Gutgläubigkeit oder Realitätsverleugnung wahrgenommen, während Widerstand gegen das System fehlte.
Auch wenn ich von der Handlung nicht vollends überzeugt wurde, habe ich doch Arno Franks Erzählweise genossen, weil er es sich aus der Sicht des auktorialen Erzählers eben leisten kann, die Zustände pointiert aufs Korn zu nehmen. „Streng knattert die Hakenkreuzfahne in der steifen Brise.“

Veröffentlicht am 29.03.2025

Verständnis

An der Seite der Sucht
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Das Buch richtet sich an diejenigen, die sich um eine suchterkrankte Person sorgen, sie verstehen und ihr zur Seite stehen wollen.
Der Psychotherapeut Till Roderigo beleuchtet das Thema von der Identifizierung ...

Das Buch richtet sich an diejenigen, die sich um eine suchterkrankte Person sorgen, sie verstehen und ihr zur Seite stehen wollen.
Der Psychotherapeut Till Roderigo beleuchtet das Thema von der Identifizierung einer Sucht nach wissenschaftlichen Parametern bis zu Behandlungsmöglichkeiten. Dabei werden immer wieder die Rollen klargestellt, um Erkrankte und Helfer abzugrenzen. „Die süchtige Person muss die Veränderung wollen, nicht Sie!“
In zwei Punkten entsteht, zu Lasten der Glaubwürdigkeit, ein verzerrtes Bild. Erstens wird pauschal von „illegalen Drogen“ gesprochen, die beispielsweise die Dauer einer Therapie beeinflussen, während die Illegalität nichts darüber aussagt, wie eine Sucht behandelt werden muss. Zweitens wird die Cannabissucht auf eine Stufe mit einer Alkoholabhängigkeit gestellt, obwohl in ersterem Fall ein viel geringeres Suchtpotenzial besteht; Tabak wäre, um nicht mit „illegalen Drogen“ anzufangen, ein passenderes Beispiel.
Auch wenn eine genaue Differenzierung in Hinblick auf die Unterschiede möglicher Suchtmittel fehlt, was ich zur Einordnung des Problems für wichtig halte, werden doch praktische Hilfestellungen für die Kommunikation und den Umgang mit Personen mit einer Abhängigkeit gegeben.

Veröffentlicht am 21.03.2025

Körper und Geist

ME YOGA
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Nicole Bongartz, Yogalehrerin mit Studio in Köln und bei der Online-Plattform YogaEasy, legt mit „ME YOGA“ ein etwas anderes Yoga-Buch vor. Anders, weil es nicht etwa primär um Yogaphilosophie oder praktische ...

Nicole Bongartz, Yogalehrerin mit Studio in Köln und bei der Online-Plattform YogaEasy, legt mit „ME YOGA“ ein etwas anderes Yoga-Buch vor. Anders, weil es nicht etwa primär um Yogaphilosophie oder praktische Übungen geht und der Yoga-Weg vielmehr der Manifestation der eigenen Bedürfnisse dient. „Denn im Yoga geht es nicht darum, sich besser zu fühlen, sondern darum, sich selbst besser fühlen zu können.“
Offenherzig berichtet die Autorin, wie sie mit den Hürden in ihrem Leben umgegangen ist. Und diese Authentizität vermittelt das Vertrauen in die von ihr vorgestellte Methode. Diese besteht aus einer Mischung aus Journaling, Meditation und Asanas. Das Buch ist so konzipiert, dass mit jedem Kapitel mehr Bewusstsein freigelegt wird, so dass das eigene Lebenskonzept klarer wird oder gar um fehlende Elemente ergänzt werden kann.
Ich habe „ME YOGA“ als sehr inspirierend empfunden, weil es eine Brücke schlägt zwischen körperlichen und mentalen Aspekten. Es regt mich an, mich mit Papier und Stift auszustatten, eingelebte Dinge in meinem Leben zu hinterfragen. In jedem Fall ist es mit dem Lesen allein nicht getan. Ich habe es selbst in der Hand, und wer weiß, was dabei an die Oberfläche tritt.