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Veröffentlicht am 26.05.2023

Wundervolle Coming of Age Story

Last night at the Telegraph Club
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Lily wächst in Chinatown in San Francisco auf, zwischen den Erwartungen ihrer eingewanderten Eltern und dem gesellschaftlichen Druck der amerikanischen Gesellschaft der 50er Jahre. Als sie bei einem Schulprojekt ...

Lily wächst in Chinatown in San Francisco auf, zwischen den Erwartungen ihrer eingewanderten Eltern und dem gesellschaftlichen Druck der amerikanischen Gesellschaft der 50er Jahre. Als sie bei einem Schulprojekt Kath kennenlernt, wird ihr klar, dass sie anders fühlt, als von ihr erwartet wird. Gemeinsam besuchen sie nachts heimlich den Telegraph Club, eine geheime Bar für Lesben, in der eine Herrenimitatorin auftritt.
Die Geschichte dieses Buches wird sehr ruhig und herrlich unaufgeregt erzählt. In den meisten Szenen folgen wir einfach nur Lilys alltäglichem Leben. Was auf den ersten Blick langweilig wirken könnte, zeigt tatsächlich so viele Aspekte des Lebens in den 50er Jahren als junge, mehrfach marginalisierte Person. Lily und ihre Familie müssen eine Menge Rassismus über sich ergehen lassen. Bei einigen Dingen war ich geschockt, was damals als normal galt, bei anderen Dingen traurig, denn es würde mich nicht wundern, wenn so etwas auch heute noch geschehen würde. Gleichzeitig erlebt Lily aber auch, was von ihr als Frau erwartet wird und wie die Gesellschaft auf Abweichungen davon reagiert.
Gerade die Perspektive der mehrfachen Marginalisierung fand ich im Buch sehr gut ausgearbeitet, da Lily Probleme hat, einen Platz zu finden, zu welchem sie sich vollständig zugehörig fühlen darf. Es gibt in diesem Zusammenhang einige gute Diskussionen über Rassismus und Queerfeindlichkeit, aber diese scheinen immer getrennt voneinander abzulaufen – das Buch zeigt jedoch, dass diese Trennung an der Lebenswirklichkeit von Lily vorbeiläuft.
In diesem Zusammenhang gefiel mir auch das Nachwort der Autorin, in welcher sie ihre Recherchearbeit näher erläutert. Dies gibt dem ganzen Text noch einmal eine stärkere Wirkung. Auch die Übersetzerin hat eine kurze Anmerkung geschrieben, wie sie die historisch korrekte Sprache angepasst hat, um zum einen die deutlich negativer behafteten deutschen Worte zu vermeiden, andererseits aber nicht zu neueren Worten zu greifen, die Charaktere der Zeit nicht verwendet hätten.
Fazit:
Mich konnte die Geschichte rund um Lily und Kath absolut überzeugen. Schon für sich genommen ist es eine schöne Coming of Age Story, doch in Verbindung mit der historischen Komponente und der Tatsache, dass einiges der gezeigten Diskriminierung auch heute noch relevant ist, empfinde ich dieses Buch als sehr wichtig. Ich möchte es daher unbedingt weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Hätte mehr Satire erwartet

Mindset
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Maximilian Krach coacht andere Männer dabei, das zu erreichen, was er erreicht hat: Wohlstand und Ansehen. Während eines seiner Seminare in einem kleinen Seminarraum mitten in Ostwestfalen, stößt Mirko ...

Maximilian Krach coacht andere Männer dabei, das zu erreichen, was er erreicht hat: Wohlstand und Ansehen. Während eines seiner Seminare in einem kleinen Seminarraum mitten in Ostwestfalen, stößt Mirko als neuer Teilnehmer dazu. Der gelernte ITler hadert mit seinem mittelmäßigen Leben und möchte gerne, wie Maximilian es ausdrückt, ein Wolf werden. Doch ist es wirklich so einfach reich und erfolgreich zu werden? Muss man wirklich nur sein Mindset ändern?
Auf „Mindset“ wurde ich aufmerksam, weil ich dem Autor schon länger in den sozialen Medien folge. Dort ist er für seine satirischen Posts bekannt und ich hatte durchaus erwartet, hier ähnlich beißenden Humor zu finden. Doch auch wenn ich generell unterhalten wurde, hat mir dabei doch einiges gefehlt.
Das Buch setzt sich mit Abzock-Coaches und toxischer Maskulinität auseinander. Dabei erzählt es diese Geschichte hauptsächlich aus der Sicht von Maximilian, Mirko und Yasmin. Maximilian, der anderen versucht das Mindset der Wölfe und Schafe näher zu bringen. Mirko, dessen Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben ihn zu einem perfekten Opfer dafür macht und Yasmin, die irgendwie auch da ist. Die Wahl von Mirko als Charakter, aus dessen Sicht wir die Geschichte erleben, fand ich gut gewählt, da gut dargestellt wurde, wie jemand denkt, der sich von solchen Gruppen einfangen lässt. Die anderen beiden Charaktere dagegen waren aus meiner Sicht eher nicht gut gewählt. In Yasmins Fall lag das vor allem daran, dass ihre Anwesenheit nichts zur Geschichte beitrug, außer die Lesenden manchmal zu belehren.
Maximilian dagegen war ein interessanter Fall, denn die Geschichte aus der Sicht von demjenigen, der andere abzockt zu schreiben, war schon eine interessante Wahl. Leider sorgte dies im Endeffekt vor allem dafür, dass viel zu stark betont wurde, wie arm dran solche Menschen selbst sind. Komplett ausgeklammert wurden dabei aber, wie sehr diese Art „Coaches“ ihre Opfer schädigen können.
Insgesamt hatte ich mir erhofft, hier eine beißende Satire zu bekommen, oder eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Gerne auch beides zusammen. Bekommen habe ich ein humorvolles Buch, welches mich gut unterhalten konnte, dabei jedoch einfach wenig Relevantes zu den behandelten Themen beitrug. Vermutlich bin ich, aufgrund meiner Erfahrungen mit dem Autor, einfach von etwas mehr ausgegangen.
Fazit:
„Mindset“ ist ein kurzes, humorvolles Buch, welches durchaus unterhalten kann. Wer jedoch eine gründliche gesellschaftliche Auseinandersetzung sucht, oder beißende Satire, der ist hier leider falsch.

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Die Crew auf Reisen

Nemesis-Spiele
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Das alte Machtgefüge des Sonnensystems ist dabei zusammenzubrechen. Auf der einen Seite gibt es Terroranschläge und ein Krieg droht, auf der anderen Seite stehen tausende Tore in neue Systeme und viele ...

Das alte Machtgefüge des Sonnensystems ist dabei zusammenzubrechen. Auf der einen Seite gibt es Terroranschläge und ein Krieg droht, auf der anderen Seite stehen tausende Tore in neue Systeme und viele Menschen machen sich auf, ihr Glück woanders zu suchen. Zwischen all dem steht die Crew der Rosinante, die an verschiedenen Stellen im Sonnensystem versuchen müssen, sich selbst und das Schicksal der Menschheit zu retten.
In diesem Buch erhalten erstmals alle vier Mitglieder der Crew der Rosinante ihre eigenen Kapitel, welche aus ihrer Sicht erzählt werden. Alle vier sind hier voneinander getrennt und müssen ihre eigene Schlacht schlagen. Während Holden versucht, das Rätsel um mehrere verschwundene Schiffe zu lösen, gerät Alex auf dem Mars in eine Verschwörung. Naomi und Amos müssen sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, doch während Amos dies auf die Erde führt, trifft sich Naomi mit Gürtlerfreunden von früher.
Jede einzelne Geschichte hat mir sehr gefallen und ich war immer neugierig, wie es weitergehen würde. Dennoch muss ich sagen, dass sich meiner Meinung nach Amos‘ Teil der Geschichte gegen Ende etwas zog. Hier hätte definitiv gekürzt werden können. Aber gerade Naomis Kapitel haben mich dafür sehr mitgenommen. In diesem Buch erfahren wir endlich sehr viel über ihre Vergangenheit und es war interessant, sie von einer ganz anderen Seite kennenzulernen.
Was mir in diesem Buch besonders gefallen hat, war, wie deutlich wurde, dass es eben nicht das Protomolekül oder sonstige Alientechnologie ist, die der Feind ist. Es sind Menschen, die anderen Menschen Schreckliches antun, Menschen, die ihresgleichen ausbeuten, die gestoppt werden müssen. Die Alientechnologie ist nur ein plot device, um dies zu zeigen.
Fazit:
Der fünfte Band der Expanse-Reihe konnte mich wieder richtig überzeugen. Vier großartige Geschichten schaffen es, die Spannung hochzuhalten und das Buch zeigt einige wichtige Punkte über das Menschsein auf.

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Ende mit Knall

Welch grausames Ende
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Nach den Ereignissen im ersten Band, sind Roma und Juliette verfeindet. Sie kann es sich nicht leisten, ihre Gefühle zuzulassen, da ihr Cousin sonst die Macht an sich reißen und Roma töten wird. Dieser ...

Nach den Ereignissen im ersten Band, sind Roma und Juliette verfeindet. Sie kann es sich nicht leisten, ihre Gefühle zuzulassen, da ihr Cousin sonst die Macht an sich reißen und Roma töten wird. Dieser dagegen kann ihr nicht für das vergeben, was sie getan hat. Während in Shanghai eine Revolution beginnt und Monster durch die Straßen streifen, sind Roma und Juliette trotz allem gezwungen, zusammenzuarbeiten.
Ebenso wie den ersten Teil, habe ich auch diesen als spannenden Genremix empfunden, den man nicht wirklich in eine Schublade stecken kann. Die Horrorelemente sind hier jedoch so gut wie verschwunden, was mir persönlich eher gefallen hat, da diese im ersten Band für meinen Geschmack zu sehr in eine ekelige Richtung gegangen sind.
Als sehr interessant habe ich auch hier wieder den historischen Hintergrund empfunden. Dieser sorgt dafür, dass sehr viele Themen wie Rassismus, Klassismus und politische Ausrichtungen, wie Kommunismus, im Buch besprochen werden. Leider hatte ich gerade, was den politischen Aspekt angeht nicht das Gefühl, dass diese Chance genutzt wurde. Die gesamte Revolution wirkte auf mich eher wie ein Hintergrund, durch den die Figuren liefen und abgesehen von einigen Szenen am Ende nicht wirklich relevant für die Geschichte.
Insgesamt fühlte sich das Buch für mich sehr unfokussiert an. Es gab einfach so viele Baustellen – die Revolution, die Monster, die Liebesgeschichte zwischen Roma und Juliette, die Situation mit Marshall und Benedikt – und auch wenn man merkte, dass die Autorin versucht hat, diese zu verknüpfen, kam dies bei mir einfach nicht an. Gerade der Handlungsstrang, welcher sich um die Monster drehte, fühlte sich doch schnell wie eine Wiederholung des ersten Buches an.
Trotz dieser Kritikpunkte hatte ich großen Spaß beim Lesen! Das Buch ist gerade in der zweiten Hälfte enorm spannend und es war bis zum Ende nicht klar, ob die Autorin die Protagonisten wirklich sterben lassen würde (immerhin handelt es sich um eine „Romeo und Julia“ Neuerzählung) oder nicht.
Gerade einige der Nebencharaktere hielten die Geschichte für mich ebenfalls am Leben. Die Geschichte zwischen Marshall und Benedikt hat mir etwa sehr gefallen und auch Kathleens kurze Abschnitte mochte ich sehr! Rosalind fiel für mich etwas flach, was für dieses Buch zwar irrelevant war, aber gleichzeitig wenig dafür getan hat, dass ich das Spin-off mit ihr als Protagonistin lesen wollen würde.
Fazit:
„Welch grausames Ende“ beendet diese Dilogie mit einem Knall! Auch wenn das Buch zeitweise etwas unfokussiert wirkte und ich mir eine bessere Einarbeitung des Settings gewünscht hätte, war dies doch ein würdiger Abschluss für eine sehr kreative Neuerzählung.

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Ich hatte andere Erwartungen

Im Namen des Wolfes
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Sir Konrad Vonvalt ist einer der kaiserlichen Richter, die mit Zauberkräften und der Befugnis des Kaisers ausgestattet im Reich für Recht und Ordnung sorgen. Gemeinsam mit der Schreiberin Helena und dem ...

Sir Konrad Vonvalt ist einer der kaiserlichen Richter, die mit Zauberkräften und der Befugnis des Kaisers ausgestattet im Reich für Recht und Ordnung sorgen. Gemeinsam mit der Schreiberin Helena und dem Vollstrecker Bressinger untersucht er den Mord an einer Adeligen, den sich scheinbar niemand erklären kann. Doch dabei kommen sie auch einer Verschwörung auf die Spur, die die Stabilität des gesamten Reiches stark beeinträchtigen könnte.
„Im Namen des Wolfes“ erzählt zwar die Geschichte des Richters Konrad Vonvalt, doch erzählt wird diese aus der Sicht seiner Schreiberin Helena, einer 19-jährigen Waisen, die von Vonvalt aufgenommen wurde. Ich persönlich fand diese Perspektive aus verschiedenen Gründen schlecht gewählt. Zum einen ist Helena selbst nicht besonders gut beschrieben. Auch wenn sie 19 Jahre alt ist, verhält sie sich zu Beginn des Buches eher wie 13. Ich persönlich fand es aber vor allem unverständlich, dass sie die ihr offen stehenden Möglichkeiten mit ihrer Hintergrundgeschichte ablehnen würde. Helena selbst lebte viele Jahre lang auf der Straße, dem Hungertod nahe. Nun hat sie die Möglichkeit, einen Job auszuüben, der ihr immer eine warme Mahlzeit und ein Bett garantiert, aber sie möchte eben nicht mit dem Recht arbeiten. Warum wird nicht wirklich erklärt. Ich fand es eher unglaubwürdig, dass sie scheinbar grundlos eine solche Chance ablehnen würde und hätte mir hier mehr gewünscht.
Der zweite Grund warum ich die Wahl der Erzählerin als nicht besonders gelungen empfinde ist, dass dadurch die eigentliche Hauptperson, Vonvalt selbst, unglaublich langweilig herüberkommt. Dieser ist ein eher schweigsamer, brütender Charakter und ohne seine Gedanken mitzuerleben, ist es nicht besonders spannend, seinen Handlungen zu folgen.
Vonvalt selbst macht über das Buch hinweg eine Entwicklung durch – oder zumindest wird suggeriert, dass er dies tut. Seinen Handlungen nach zu urteilen, bleibt er nämlich eigentlich der Gleiche und da wir seine Gedanken nie erfahren, können wir nur Helenas Wort nehmen, dass er sich verändert hat.
Trotz all dieser Kritik gab es auch Elemente, die ich sehr interessant fand. Das Buch legt einen großen Fokus auf die Rechtsprechung. Mir hat es gut gefallen, einen Fantasyroman aus diesem Blickwinkel zu lesen. Auch die politischen Entwicklungen haben mich neugierig gemacht. Hier blieb zwar vieles noch eher blass, weil gewisse beteiligte Gruppen derzeit einfach nur am Rande auftauchten, aber dieser Aspekt hat dafür gesorgt, dass ich insgesamt doch gerne weitergelesen habe.
Leider muss ich allerdings auch erwähnen, dass im Buch immer wieder unterschwelliger Sexismus vorkommt und es praktisch keine Diversität gibt. Besonders gestört hat mich hier, dass angedeutet wurde, dass die Kleidung einer Frau Einfluss auf eine potenzielle Vergewaltigung hätte. Die Tatsache, dass dieses Buch von einem früheren Anwalt geschrieben wurde, macht dies für mich sogar noch schlimmer.
Fazit:
Leider war „Im Namen des Wolfes“ kein Buch für mich. Auch wenn der Fokus auf die Rechtsprechung in einer Fantasywelt mich sehr interessiert hat, waren die Charaktere nicht gut genug geschrieben, um mich für die Geschichte zu begeistern.

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