Viel verschenktes Potenzial
Die Garnett GirlsDie Isle of Wight im Süden Englands als Schauplatz, ein Familiendrama und drei Schwestern mittendrin: Mir war sofort klar, dass ich „Die Garnett Girls“ von Georgina Moore unbedingt lesen muss! Das wunderschöne ...
Die Isle of Wight im Süden Englands als Schauplatz, ein Familiendrama und drei Schwestern mittendrin: Mir war sofort klar, dass ich „Die Garnett Girls“ von Georgina Moore unbedingt lesen muss! Das wunderschöne Cover tat sein Übriges dazu und ich konnte es nicht erwarten, in diesem Roman abzutauchen. Am 10. April 2025 erschien „Die Garnett Girls“ bei Kiepenheuer & Witsch.
Als großer Südengland-Fan hatte ich mir natürlich imposante Darstellungen der Isle of Wight erhofft – doch leider: Fehlanzeige. Die Geschichte hätte auch ebenso gut an der Ostsee spielen können, ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte. Das war sehr enttäuschend für mich, denn damit hat Georgina Moore unglaublich viel Potenzial verschenkt.
Das plakativ angekündigte Familiendrama sowie das Rätsel um die jüngste Schwester Sacha, die laut Klappentext „ein Geheimnis mit sich herumträgt, das die Familie in ihren Grundfesten erschüttern wird“, entpuppt sich als die Trennung der Eltern vor langer Zeit, die das Schwestern-Trio Rachel, Imi und Sacha verständlicherweise nachhaltig geprägt hat, sowie eine zugegebenermaßen schockierende Tatsache, die ich allerdings nicht spoilern möchte.
Margo, die Mutter der Schwestern, ist einerseits eine schillernde Figur, andererseits aber eine fürchterliche Person, die ein echtes Problem mit dem Altern hat und für die die Privatsphäre ihrer Kinder schlicht nicht existiert. Die drei Schwestern bleiben neben ihrer Mutter eher blass.
Abgesehen davon unterhält einen „Die Garnett Girls“ mit vergleichsweise alltäglichen Problemen: In der Ehe zwischen Sacha und ihrem Mann kriselt es, zu ihrer Mutter hat sie ein angespanntes Verhältnis, während Imi sich als lesbisch outet.
Ach Georgina Moore, da wäre so viel mehr drin gewesen! Bedauerlicherweise hat die in einem Hausboot auf der Themse lebende Autorin so vieles in ihrem Debütroman ungenutzt gelassen: Die Story wirkt oberflächlich, der Handlungsort beliebig und die ganze Geschichte plätschert ein wenig lieblos vor sich hin.
Das Buch „Die Garnett Girls“ hat es leider nicht vermocht, mich in seinen Bann zu ziehen und ließ mich trotz eines vollmundigen Klappentextes und der Tatsache, dass das Buch in Großbritannien ein „Sunday Times“-Bestseller wurde, enttäuscht zurück.