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Veröffentlicht am 15.05.2022

Eindrucksvoller Fantasyroman

Die Wächterinnen von New York
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Das Cover fand ich auch den ersten Blick ein bisschen seltsam, fast schon altmodisch und so gar nicht wie ein typischer Fantasy-Roman und ich hätte es in einer Buchhandlung vermutlich eher nicht beachtet. ...

Das Cover fand ich auch den ersten Blick ein bisschen seltsam, fast schon altmodisch und so gar nicht wie ein typischer Fantasy-Roman und ich hätte es in einer Buchhandlung vermutlich eher nicht beachtet. Nach dem Lesen des Buches finde ich es aber extrem passend für das Buch, weil es nahezu ideal das Verschwimmen der Ebenen in New York darstellen.

Die Geschichte klingt auf den ersten Blick sehr außergewöhnlich: Jede Stadt hat eine Seele und New York bildet dabei keine Ausnahme. In Angesicht einer Bedrohung durch eine weiße Bedrohung bildet die Stadt fünf Avatare pro Stadtviertel aus, die so unterschiedlich wie die Stadt selbst sind: Brooklyn, die ehemalige Rapperin, die nun als Anwältin arbeitet, Manny, der versucht, die Bedrohung mit Geld zu bekämpfen, Aisling, die Staaten Island nur selten verlässt, Bronca, die ihr Leben lang versucht hat, die Kunstschaffenden der Stadt zu unterstützen und Padmini, die mit ihrem scharfen Verstand versucht, etwas zu verändern. Sie alle haben plötzlich neue Kräfte, die ihnen helfen sollen, die Stadt zu retten und die bösen Einflüsse, die in ihrer Stadt herrschen zu besiegen, doch das Böse ist stärker als gedacht.

Ich fand die Idee der Geschichte extrem spannend und war sehr gespannt, wie die Autorin die Geschichte umgesetzt hat. Ihr Schreibstil ist jedenfalls einzigartig und sehr mitreißend. Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, bei dem die Art des Schreibens es schafft, Bilder von der Handlung zu zeichnen, die sich nahezu in das Gedächtnis einbrennen. Ich fand es unglaublich, dass ich während des Lesens immer wieder das Gefühl hatte, mich mitten in New York zu befinden, die Sirenen zu höre und die Wolkenkratzer zu sehen, während ich zusehen muss, wie das Böse langsam die Menschen infiziert.
Auch die Charaktere fand ich sehr spannend gezeichnet, weil sie so unterschiedlich waren und dennoch die Stadt nahezu perfekt repräsentieren. Ich habe sie alle direkt vor mir gesehen und konnte ihre Emotionen und Gefühle extrem gut nachempfinden. Vor allem Aisling hat es mir irgendwie angetan, vielleicht weil ich sie zu Beginn man liebsten geschüttelt hätte und sie angeschrien, wie man nur so denken kann. Dennoch zeigt gerade sie, dass man immer auch ein Teil seiner Umgebung ist und sich ändern kann. Doch auch die anderen sind wirklich wundervoll gezeichnet und sorgen dafür, dass ich mit ihnen mitfiebere.

Ich hatte allerdings vor allem Beginn ein paar Probleme im Kopf zu behalten, was genau jedem Charakter nochmal passiert ist, weil die Kapitel teilweise recht lang sind und man sie teilweise erst nach einigen Seiten wiedertrifft. Das hat mich manchmal echt etwas rausgebracht und es mir erschwert, der Geschichte so richtig zu folgen.

Alles in allem ist besonders die Idee der Geschichte wirklich außergewöhnlich und fesselnd, auch wenn ich manchmal ein paar Probleme hatte, so richtig in die Story zu finden und mich von ihr fesseln zu lassen.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Gelungene Fantasy-Geschichte mit toll gestalteter Welt

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
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Das Cover des Buches ist wirklich schön und zeigt mir persönlich, dass es viel zu wenig PoC auf Covern zu finden sind, weil mir vor allem das besonders auffällt. Ich bin eigentlich kein großer Fan von ...

Das Cover des Buches ist wirklich schön und zeigt mir persönlich, dass es viel zu wenig PoC auf Covern zu finden sind, weil mir vor allem das besonders auffällt. Ich bin eigentlich kein großer Fan von Personen auf Covern, weil es einem oft sehr plakativ vorschreibt, wie die Protagonisten auszusehen haben, hier finde ich es aber doch recht passend und stimmt recht gut mit meiner Vorstellung von Karina überein.

Die Geschichte klang ziemlich spannend: Alle zehn Jahre findet in der riesigen Hauptstadt des Königreiches Sonande das Solstasia-Turnier statt und für Prinzessin Karina ist es in diesem Jahr von besonderer Bedeutung, denn um ihre ermordete Mutter wiederbeleben zu können, benötigt sie das Herz eines Königs uns somit verspricht sie, dem Sieger des Turniers ihre Hand. Einer der Champions ist Malik, der vor dem Krieg in seiner Heimat geflohen ist und nun in der Hauptstadt versucht, neuanzufangen. Doch dann entführt ein Geist seine kleine Schwester Nadia und um sie zurückzubekommen, muss er Karina töten, ob er will oder nicht. Doch das gestaltet sich schwerer als gedacht und beide müssen entscheiden, was ihnen wirklich wichtig ist.

Der Schreibstil ist schon sehr anders uns für mich zumindest zu Beginn recht ungewohnt, fast schon sperrig an manchen Stellen. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich ihn schlecht finde, sondern ich mag die manchmal fast schon leise Poetik der Geschichte, die dafür sorgt, dass das Buch nicht einfach nur irgendeine Geschichte ist. Dennoch hat sie mich vielleicht auch deswegen erst zum Schluss so richtig gepackt und gefesselt.

Die Charaktere haben es mir ebenfalls ein wenig schwer gemacht, weil sie eben auch nicht die typischen Helden einer Fantasy-Reihe sind. Karina ist stur, hält sich nie an Vorgaben und ist manchmal fast schon absichtlich kalt und verletzend, während Malik schüchtern, ängstlich und eher verträumt ist. Bei Malik hatte ich damit wenig Probleme, weil er einfach ein guter Kerl ist, der immer versucht, das Richtige zu tun, sich dabei aber oft selbst im Weg steht oder durch Pech in Situationen gerät, der nicht händeln kann. Karina hingegen war etwas komplexer zu durchschauen, nicht weil ich nicht wusste, warum sie das tut, sondern eher, weil ich oft das Gefühl hatte, nie alle von ihr zu sehen zu bekommen. Sie ist nie so ganz sie selbst, obwohl sie denkt, dass sie sich an nichts hält und sich für niemanden interessiert, stimmt das nicht und sie hält immer einen teil von sich versteckt. Das wird zum Schluss glaubhaft und nachvollziehbar erklärt, aber dennoch fand ich die Abschnitte aus ihrer Sicht manchmal recht anstrengend und habe mich vor allem zu Beginn immer auf die Abschnitte aus Maliks Sicht gefreut. Das wurde allerdings etwa nach einem Drittel des Buches besser und ich habe Karina ebenso ins Herz geschlossen wie ihn.

Die Welt fand ich spannend und anders gestaltet, obwohl ich auch hier gebraucht habe, bis ich ihre Regeln halbwegs durchschauen konnte und hatte selbst zum Ende dieses Buch nicht unbedingt das Gefühl, sie so ganz durchschaut zu haben. Das hat es mir ebenfalls ein wenig schwer gemacht, nicht weil ich sie nicht super interessant gefunden hätte, aber vor allem der Umgang mit Magie war für mich lange etwas undurchsichtig, was aber durchaus zentral für die Handlung ist. Mein größter Kritikpunkt ist aber die an manchen Stellen fehlende Emotionalität. Das ist mir vor allem im Nachhinein aufgefallen und weniger direkt während des Lesens, sorgte aber dafür, dass ich währenddessen immer etwas vermisst habe. Mein Problem ist dabei vor allem, dass ich sowohl den Konflikt von Karina als auch den Malik gut nachvollziehen konnte, aber ich habe nicht so richtig mitgelitten oder war in einem Zwiespalt. Das ist etwas schade, weil es bei so vielen Gelegenheiten richtig emotional hätte werden können, ich aber nicht so richtig abgeholt wurde.

Alles in allem mochte ich das Buch wirklich gerne, vor allem weil die Welt sehr anders und einzigartig gestaltet wurde. Obwohl ich mich anfangs ein wenig Schwierigkeiten mit den Protagonisten hatte, wurde ich doch in die Geschichte gezogen und sie hat mich bis zum Ende gefesselt, sodass ich, obwohl mir an manchen Stellen ein wenig die Emotionen fehlten, vermutlich auch den zweiten Teil lesen will, schon alleine, um zu wissen, wie es jetzt ausgeht.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Ruhige Liebesgeschichte mit kleineren Schwachpunkten

Worlds Collide
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Bei dem Cover bin ich extrem zwiegespalten, einerseits mag ich eigentlich die Schlichtheit und die eher gedeckten Farben, andererseits fand ich, dass es so gut wie gar nicht zum Inhalt passt, vielleicht ...

Bei dem Cover bin ich extrem zwiegespalten, einerseits mag ich eigentlich die Schlichtheit und die eher gedeckten Farben, andererseits fand ich, dass es so gut wie gar nicht zum Inhalt passt, vielleicht macht es aber gerade das aus, schließlich geht es in dem Buch auch um Vorurteile gegenüber anderen und das Cover bricht bewusst damit. So oder so freue ich mich in jedem Fall darauf, es in meinem Regal stehen zu sehen.

Die Story hat mich in jedem Fall neugierig gemacht: Fiona Harris hat es geschafft. Aus dem armen Mädchen aus Croydon ist eine bekannte Beauty-YouTuberin mit eigener Make-up-Linie geworden. Doch am Tag ihres Launches droht all ihre harte Arbeit umsonst gewesen zu sein, denn der bekannte YouTuber Demian O’Neill veröffentlicht ein Video darüber, dass die Spendengelder eines Events, für das Fiona ihren Namen gegeben hat, während es von anderen Influencern organisiert wurde, in die Taschen dieser geflossen sein sollen. Sie steht plötzlich als Diebin da, während sie nur zu gut weiß, wie wichtig die Spendengelder für die betroffenen Menschen sind. Verzweifelt versucht sie Demian davon zu überzeugen, dass sie nichts damit zu tun hat und auch nichts davon wusste, doch dieser scheint ihr gar nicht zuzuhören, bis sie sich plötzlich persönlich gegenüberstehen und er feststellen muss, dass sie etwas in ihm berührt und er widerwillig beginnt, ihr zu glauben.

Ich mochte die erste Reihe von Annabelle Stehl wirklich gerne und habe mich deswegen unglaublich auf dieses Buch gefreut, zumal ich die Thematik über die Welt der Influencer durchaus spannend fand. Vollkommen überzeugen konnte mich das Buch aber leider nicht. Das lag allerdings nicht an dem Schreibstil, der gewohnt leicht, flüssig und an manchen Stellen nahezu mitreißend war, obwohl er das nie mit Dramatik tut, sondern die Geschichte vielmehr eher leise und bedacht erzählt.

Auch die Charaktere mochte ich wirklich gerne, auch wenn ich zunächst meine Zweifel hatte. Ich habe grundsätzlich keine Vorurteile gegenüber Influencern, weil es oft sehr deutlich ist, wie viel Mühe sie in ihren Job stecken, dennoch war ich mir unsicher, wie sehr ich mich mit einer Beauty-Influencerin identifizieren konnte, aber ich hatte damit glücklicherweise so gar kein Problem. Das liegt einfach daran, wie sehr Fiona für das brennt, was sie tut und ich mich dadurch nicht damit auskennen muss, was sie tut, um zu akzeptieren, dass sie es einfach liebt. Ich mochte sie vielleicht schon deswegen einfach sehr gerne, weil sie das Klischee einer Beauty-YouTuberin schon zu Beginn des Buches aufdeckt und sich dem entgegenstellt, obwohl sie da immer wieder mit konfrontiert wird. Ich mochte, dass sie sich für die Sachen einsetzt, die ihr wichtig sind und dabei versucht, sich selbst treu zu bleiben, selbst wenn das der schwierigere Weg ist. Demian hat es ebenso schnell in mein Herz geschafft, weil er eben nicht der herzlose Gossip-Blogger ist, für den man ihn zu Beginn hält. Vielmehr ist dieser YouTube-Kanal nur Mittel zum Zweck, weil er eigentlich für Astronomie brennt und diese seinen Fans eigentlich näherbringen soll. Zudem mochte ich, wie akribisch er die Geschichten, über die er berichtet, recherchiert. Er springt nicht einfach auf eine reißerische Berichterstattung auf, sondern er versucht, aufzuzeigen, inwiefern Influencer ihre Fans betrügen und somit das Image aller beschädigen. Ich habe aber vor allem geliebt, dass er ein Nerd ist. Dabei ist es zwar ein wenig stereotypisch, dass er eine Brille trägt, aber auch das mochte ich richtig gerne, weil er mal ein anderer Typ eines Protagonisten ist. Nicht, dass es nie Nerds gibt, aber Demian ist nie der Arsch, der sich nicht um die Gefühle anderer schert, sondern immer vor allem ein netter Typ, dem seine Wissenschaft unglaublich wichtig ist.

Obwohl ich beide wirklich gerne mochte, konnte mich die Geschichte nicht in ihrer Gänze überzeugen, das liegt vor allem daran, dass ich zwar verstehen konnte, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen, nicht aber wie schnell das ging. Zunächst ist Demian davon genervt, dass Fiona ihn versucht, davon zu überzeugen, dass sie nichts damit zu tun hat und dann glaubt er ihr gefühlt plötzlich, weil er sie mag? Das hätte ich vollkommen okay gefunden, wenn es etwas länger gedauert hätte und sie sich zu Beginn mehr gestritten hätten. So aber treffen sie sich recht schnell auch unabhängig von den Nachforschungen und kommen sich, für meine Begriffe, zu schnell, zu nah. Das hat mich tatsächlich so richtig erst gestört, nachdem ich das Buch durchgelesen hatte und mich gefragt habe, was genau mir eigentlich gefehlt hat. Ich mochte das Buch zwar wirklich gerne und habe die Charaktere auch echt geliebt, aber mir fehlte so ein bisschen der Sog, das Besondere der Beziehung der beiden, das dafür sorgt, dass mir das Buch langfristig im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Gelungene Story mit etwas Luft nach oben

Four Houses of Oxford, Band 1: Brich die Regeln (Epische Romantasy für alle Fans des TikTok-Trends Dark Academia)
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Das Cover ist, in meinen Augen, wirklich außerordentlich gelungen. Ich mag, wie die dargestellte Person der Protagonistin Harper ähnlich sieht, sie meine Vorstellung aber nicht zu sehr prägt. Zudem mag ...

Das Cover ist, in meinen Augen, wirklich außerordentlich gelungen. Ich mag, wie die dargestellte Person der Protagonistin Harper ähnlich sieht, sie meine Vorstellung aber nicht zu sehr prägt. Zudem mag ich die subtile Einarbeitung der vier Symbole der Verbindungen, die einem erst auf den zweiten Blick so richtig auffallen. Zudem liebe ich die Gestaltung des Buchrückens, der bei anderen Büchern ja manchmal ein wenig kurzkommt, hier aber das Cover perfekt ergänzt.

Die Geschichte klang auf den ersten Blick ebenfalls sehr vielversprechend: Harper will nach ihrem Abschluss nur eins: Endlich unabhängig sein, frei von den Pflegefamilien, in denen sie seit ihrer Geburt leben musste und endlich selbst für ihr Leben verantwortlich sein. Deswegen nimmt sie trotz einiger Zweifel auch das verlockende Angebot der berüchtigten Diamonds, einer Studentenverbindung an der Oxford University, an, schließlich versprechen diese ihren Mitgliedern nicht weniger als ihre Herzenswünsche zu erfüllen. Doch Harper hat nicht geahnt, auf was sie sich mit ihrem Beitritt einlässt und dass sie plötzlich Finlay gegenübersteht, der sie damals im Stich gelassen hat, den sie nie wieder sehen wollte und der ihr Herz noch immer zum Stolpern bringt. Doch beim Spiel der Vier Farben stehen Harper und Finn auf verschiedenen Seiten und sie könnte mehr verlieren als nur ihr Herz.

Ich habe mich schon riesig auf dieses Buch gefreut und zum Glück wurde ich auch nicht enttäuscht, obwohl noch ein bisschen Luft nach oben ist. Der Schreibstil von Anna Savas ist aber auch hier gewohnt gelungen. Sie hat eine besondere Leichtigkeit zu schreiben und fesselt einen gerade dadurch, obwohl ich eine ganze Zeit gebraucht habe, um so richtig in die Geschichte zu finden.

Das liegt auch an Harper. Ich mochte sie zwar von Anfang an und fand ihre taffe Art sehr bewundernswert, aber durch ihr Misstrauen allen anderen gegenüber, lässt sie auch die Leser nicht immer an ihren Gefühlen teilhaben. Ich habe ihr Verhalten dadurch zwar in der Theorie nachvollziehen können, aber sie hat mich emotional nicht so richtig mitnehmen können, was ich etwas schade fand, weil ich unbedingt mit ihr mitfiebern wollte. Dennoch fand ich ziemlich cool, dass Harper kein ruhiges Mäuschen ist, sondern vielmehr sich immer zur Wehr setzt und immer für das einsteht, das ihr wichtig ist, selbst wenn sie sich damit das Leben selbst schwermacht. Mein Herz ab der ersten Seite hat allerdings Finlay gewonnen, weil er eine ganz andere Emotionalität an den Tag legt als Harper und dabei immer aufrichtig bleibt. Er handelt dabei vielleicht nicht immer richtig, aber er steht zu seinen Fehlern und kämpft genauso wie Harper für die, die ihm wichtig sind.

Die Geschichte braucht ein wenig, um in Fahrt zu kommen, obwohl ich nicht so richtig beschreiben kann, woran das liegt, weil ich die Idee der Verbindungen, die in einem Spiel gegeneinander antreten und dabei immer wieder Grenzen überschreiten, um ihr Ziel zu erreichen, wirklich spannend fand. Auch die Umsetzung gefiel mir eigentlich richtig gut und ich mochte, wie man langsam in die Welt der Vier Farben gezogen wird und auf diesem Weg Menschen in sein Herz schließt oder sie abgrundtief verabscheut.

Dennoch fehlte mir so ein bisschen der Sog, der mich dazu gebracht hätte, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen, vor allem zu Beginn der Geschichte. Zum Ende hin allerdings gewinnt die Story dann doch an Fahrt und der Cliffhanger am Ende ist so fies, dass er alleine mich wahrscheinlich schon dazu gebracht hätte, auch den zweiten Teil lesen zu wollen.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Fantastische Geschichte mit kleineren Schwächen

Herz aus Schatten
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Das neue Cover des Buches gefällt mir tatsächlich ein ganzes Stück besser als das alte. Ich mag die Schlichtheit, die aber durch die Gestaltung aus Schwarz und Gold sehr ausdrucksstark und perfekt passend ...

Das neue Cover des Buches gefällt mir tatsächlich ein ganzes Stück besser als das alte. Ich mag die Schlichtheit, die aber durch die Gestaltung aus Schwarz und Gold sehr ausdrucksstark und perfekt passend zum Inhalt ist. Das gleiche gilt auch für den Titel, den ausgesprochen passend für die Geschichte finde.
Die auf den ersten Blick ebenfalls vielversprechend klingt: Kayla weiß genau, dass sie keine andere Wahl hat, als das dunkle Ritual der Bändiger durchzuführen und eines der Monster an sich zu binden, egal wie viel Angst sie davor hat, schließlich ist ihr Vater der Direktor der Akademie, die die Bändiger ausbildet. Sie sind für das Überleben der Stadt Praha unersetzlich, schützen sie die Bürger doch mit ihren Monstern vor Angriffen von den Kreaturen außerhalb der Mauern, doch Kayla hat seit dem Tod ihres älteren Bruders panische Angst davor, die Kontrolle über ihr Monster zu verlieren. Dennoch schafft sie es, einen der seltenen Schattenwölfe an sich zu binden und das fühlt sich weniger beängstigend an, sie es erwartet hat. Vielmehr entwickelt sich eine enge, unerklärliche Bindung zwischen den beiden, bis Kayla eines Morgens aufwacht und sich ihr Schattenwolf in einen Mann verwandelt hat, der sich nicht an sein altes Leben erinnern kann und den die Dunkelheit immer wieder zu überwältigen droht.
Ich mag die Art wie Laura Kneidl zu schreiben vermag und hatte ich deswegen schon sehr auf dieses Buch gefreut. Zum Glück hat es mich auch nicht enttäuscht, sondern vielmehr nach einer kurzen Eingewöhnungszeit vollkommen in den Bann gezogen und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Das liegt auch daran, wie wunderbar flüssig und gleichzeitig mitreißend die Geschichte geschrieben ist.
Auch die Charaktere haben mich für sich eingenommen, obwohl ich auch hier ein wenige Zeit brauchte, um mit ihnen warmzuwerden. Ich mochte Kayla recht gerne, auch weil ich es erfrischend fand, dass sie ihre Fähigkeiten lieber nicht hätte, obwohl die in ihrer Familie durchaus große Anerkennung genießen, ja sogar erwartet werden. Dennoch habe ich mich am Anfang ein wenig schwergetan, ihre Situation verstehen zu können, auch weil man nicht wusste, was mit ihrem Bruder genau passiert ist und warum sie solche Schwierigkeiten damit hat, ein Monster an sich zu binden. Deswegen war ich auch ein wenig skeptisch, ob sie mir näher kommen würde, wenn sie erstmal richtig zu den Bändigern gehört, doch zum Glück hat mich gerade die Zerrissenheit, die sie durch die enge Bindung an ihren Schattenwolf Lilek erhält, weil sie die Monster plötzlich nicht mehr hassen kann, hat mich dann doch für sie gewonnen. Sie weigert sich, so wie die anderen Bändiger, ihn nur als Waffe wahrzunehmen, sondern nimmt ihn durchaus als Wesen mit einer Persönlichkeit wahr, auch wenn sie sich zu Beginn noch weigert. Lilek habe ich zu Beginn ebenfalls direkt in mein Herz geschlossen, man hat schon in seiner Gestalt als Monster gemerkt, dass er ein loyaler und freundlicher Typ ist, trotz der Dunkelheit, die ihn immer wieder einholt. Ich war mir etwas unsicher, wie ich es finden würde, dass er sich von einem Monster in einen Menschen verwandeln würde, aber es hat mich erstaunlich wenig gestört, vielleicht auch weil die Begründung letztlich recht nachvollziehbar war.
Mein größtes Problem mit der Geschichte war vermutlich, dass ich ein bisschen fand, dass es zu viel Inhalt für ein Buch war. Es gab so viele Handlungsstränge, die ich auch alle super spannend fand, die aber teilweise deutlich zu kurz kamen und deren Auflösung dann fast schon ein bisschen zu offensichtlich waren. Das fand ich echt etwas enttäuschend und hätte es vermutlich besser gefunden, wenn die grundlegende Story mehr Zeit und Raum gehabt hätte, sich zu entfalten. Dabei müssten für mich Lilek und Kayla an sich gar nicht zwangsläufig im Mittelpunkt stehen, ich würde auch die Story von Alexander oder … echt interessant finden. Von daher ging mir das Ende vielleicht auch ein bisschen schnell und ich hatte da das Gefühl, Seiten übersprungen zu haben, weil die Geschichte, die vorher eher langsam und stetig aufgebaut wurde, sich plötzlich nahezu überschlagen hat.
Alles in allem mochte ich das Buch vor allem wegen des Schreibstils und der Charaktere wirklich gerne. Ich habe auch die Story wirklich genossen, weil ich die Tiefer und die Idee der Welt wirklich genossen habe, auch wenn mir die Entwicklung zum Ende hin etwas zu schnell ging.

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