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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2020

Wohl am ehesten für Themeneinsteiger empfehlenswert

Das Café am Rande der Welt
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Ich muss sagen, dass sich das Lesen dieses Buchs für mich nicht so angefühlt hat, wie erwartet. Ich hatte schon verflucht viel Gutes über das Werk von John Strelecky gehört und habe mit einer mindesten ...

Ich muss sagen, dass sich das Lesen dieses Buchs für mich nicht so angefühlt hat, wie erwartet. Ich hatte schon verflucht viel Gutes über das Werk von John Strelecky gehört und habe mit einer mindesten kleinen Erleuchtung für mich und mein Leben gerechnet. Gerade weil es das erste Mal war, das ich ein Buch dieser Art gelesen habe, hätte ich niemals damit gerechnet, dass mir kaum ein Gedanke des Buches neu sein würde - doch genau so war es schlussendlich. "Das Café am Rande der Welt" hatte für mich schlichtweg keinen Mehrwert, zumindest auf den ersten Blick. Die Erfahrungen, die der Protagonist durch seinen Besuch in dem Café der Fragen macht, waren mir allesamt vertraut. Es hat mich regelrecht überrascht, wie diese in meinen Augen selbstverständlichen Gedankengänge dargestellt wurden - als wären sie nicht für jeden üblich und nachvollziehbar. Und genau da setzte dann der Moment ein, an dem ich angefangen habe, das Buch nochmal fernab meiner Erwartungen von einem anderen Blickwinkel aus aufzurollen. Gut, die Erzählung konnte mir nichts Neues sagen. Schade, aber nicht zu ändern. Aber was die Erzählung trotzdem tun konnte, war, mich mit der Nase nochmal ganz bewusst auf bereits bekannte Aspekte zu stoßen. Und das hat sie getan - noch dazu verpackt in ein paar schöne Metaphern, die ich mir bestimmt längerfristig merken werde. Selbst wenn man also, wie ich, nicht unbedingt überrascht oder beeindruckt von den Gedanken ist, die in diesem Buch auftreten, glaube ich, dass man trotzdem ein stärkeres Bewusstsein dafür aus diesen Seiten ziehen kann.

Abschließend glaube ich, dass das Buch vermehrt Lesenden zu empfehlen ist, die sich bisher noch nicht nennenswert mit den zugehörigen Themengebieten auseinander gesetzt haben. Neben diesem Aspekt, den ich wirklich schade fand, störte mich außerdem auch stellenweise das Wortbuilding in den Dialogen. Sie wirkten sehr gekünstelt, ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie wirklich so passieren würden. Verstärkt wurde dieser Aspekt noch durch die Nachfragen und Überlegungen des Protagonisten, die für mich aufgrund ihrer Schwerfälligkeit stellenweise absolut nicht nachvollziehbar waren.
Vor allem nach dem Hype, der das Buch eine Zeit lang begleitete, hatte ich schlichtweg mehr erwartet. 3 Sterne gibt's trotzdem. Ich konnte eben doch noch etwas für mich herausziehen, werde einige Aspekte sicherlich aufgefrischt im Kopf behalten, mich eventuell mal der Metaphern bedienen. Es war also durchaus nett und gut zu lesen, aber eben nichts, was man gelesen haben MUSS.

Veröffentlicht am 23.08.2020

Für mich nicht das, was ich erwartet habe - oder was der Klappentext versprochen hat

Rowan & Ash
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Ich habe „Rowan & Ash“ monatelang entgegengefiebert. Ein Fantasy-Buch, in dem ein queeres Paar keine Randerscheinung, sondern die Protagonisten darstellt? Längst überfällig und umso erwünschter! Doch ...

Ich habe „Rowan & Ash“ monatelang entgegengefiebert. Ein Fantasy-Buch, in dem ein queeres Paar keine Randerscheinung, sondern die Protagonisten darstellt? Längst überfällig und umso erwünschter! Doch beim Lesen fühlte es sich erneut an wie eine Nebenrolle.
Ein Königsanwärter, der sich in einen Königssohn verliebt; in einem Reich, in dem Homosexualität als unmenschlich gilt. Ich habe mich auf einen Kampf für die Liebe gefreut, der beweist, was eigentlich jedem bewusst sein müsste. Nur hätte ich nicht damit gerechnet, dass dieser Kampf beinahe ausschließlich im Kopf des Protagonisten stattfinden wird. Die wirkliche Handlung des Buchs beschäftigt sich kaum mit dem Konflikt, in dem sich Rowan und Ash befinden. Er schwebt zwar als Leitfaden über der Geschichte, wird aber abseits der Protagonisten nicht groß weiter thematisiert. Für mich endete das Buch, bevor es überhaupt richtig anfing und lies mich so unzufrieden zurück, dass ich mehrmals nachgesehen habe, ob ich den Hinweis auf eine Fortsetzung nicht doch übersehen habe.
Ich habe ein Buch erwartet, das Fantasy und Homosexualität verbindet – stattdessen fühlte es sich an, als würde ich zwischen zwei Geschichten springen. Nur hauchzart wirkten die beiden Ebenen verbunden. Voneinander gelöst betrachtet gefielen mir sowohl die magische Welt und ihre Geschichte als auch Rowan und Ashs Zusammenspiel. An der Verbindung haperte es, zumal sie größtenteils durch eine in meinen Augen absolut egoistische Handlung (für mich eher behelfsmäßige Lösung als flüssige Plotentwicklung) zustande kam. Ich glaube, dass in dieser Geschichte viel mehr möglich gewesen wäre. So aber habe ich die ersten 150 Seiten darauf gewartet, dass es endlich losgeht, und mich den Rest des Buches gefragt, wann denn das in den Fokus gerückt wird, was der Klappentext verspricht. Das Buch ließ sich gut lesen und hat mich unterhalten, keine Frage – hat aber meiner Meinung nach ein wenig sein Ziel und sein Versprechen verfehlt. 3 Sterne.

Veröffentlicht am 19.08.2020

Ein tagesaktueller, spannender und beeindruckender Thriller.

Whisper Network
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Truviv – eine Marke für Sportbekleidung, ein Unternehmen aus Dallas, der Arbeitgeber von Sloane, Ardie und Gracie, welche sich seit Jahren im Schatten ihres übergriffigen Vorgesetzten Ames Garrett bewegen. ...

Truviv – eine Marke für Sportbekleidung, ein Unternehmen aus Dallas, der Arbeitgeber von Sloane, Ardie und Gracie, welche sich seit Jahren im Schatten ihres übergriffigen Vorgesetzten Ames Garrett bewegen. Als eine neue Kollegin eingestellt wird, glauben die Freundinnen, ein Muster zu beobachten, das sie selbst kennengelernt haben. Damals haben sie nichts getan, haben geschwiegen, bis heute. Aber die Umstände haben sich geändert – erst recht, als das Gerücht in Umlauf kommt, Ames könnte zum neuen Geschäftsführer ernannt werden. Und als ein Körper auf dem Bürgersteig landet, ändern sie sich noch einmal.
Ich habe nie viele Thriller gelesen, weil ich dachte, diese müssten allzeit mit der detaillierten Darstellung starker physischer Schmerzen einhergehen – weit gefehlt, wie mir nun auch durch „Whisper Network“ nochmal bewusst geworden ist. Primär bedeutet Thriller doch nur eins: Nervenkitzel. Am besten solch ein Nervenkitzel, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen kann. „Whisper Network“ hat das bei mir definitiv geschafft. Zwar nicht direkt, sondern erst ab knapp der Hälfte, aber dann mit solch einer Intensität, dass ich sogar beim Aussteigen aus dem Zug und auf dem Weg zum Auto weitergelesen habe (peinliche Stolperpanne inklusive). Schließlich saß ich bei sengenden 36 Grad Außentemperatur im Auto und konnte mich nicht dazu überreden, nach Hause zu fahren, musste stattdessen weiterlesen, weiterlesen, weiterlesen. Nur mit größter eigener Überzeugungsarbeit habe ich es geschafft, das Buch schließlich kurzzeitig wegzulegen und nach Hause zu fahren – wo es aber direkt wieder in die Hand genommen und auf der Couch atemlos beendet wurde.„Whisper Network“ ist ein absolut zeitgemäßer, emotionsgeladener und unverblümt ehrlicher Thriller, der es schafft, viele Gedankengänge rund um Sexismus und sexuelle Belästigung in Worte zu fassen. Gedankengänge, die womöglich jeder von uns schon einmal hatte – und die einem gegebenenfalls erst beim Lesen dieses Buchs wirklich bewusst werden.
Schon von Seite eins an hat mich das Buch unterhalten, doch musste der Spannungsbogen zunächst aufgebaut werden, sodass ich eine Weile brauchte, um wirklich vollends in der Geschichte zu versinken. Aber plötzlich haben sich die Seiten aufgetan, mich mit Haut und Haaren verschlungen und ich war mittendrin. Das Buch besteht einerseits aus gegenwärtigen Erzählungen und zeitweise kleineren Rückblicken, andererseits aber auch aus regelmäßigen Zeitsprüngen zu den Befragungen diverser Personen nach einem Todesfall. So wurde ich kontinuierlich dazu angehalten, die Verbindungen zwischen den drei Zeitebenen zu suchen, um zu verstehen, was wirklich passiert ist – aber am Ende doch nur mit mäßigem Erfolg, weil einiges ganz anders kam, als ich es erwartet hätte. „Whisper Network“ hat mich mit seinen Erzählungen wütend gemacht, mit seinen Wendungen aus den Socken gehauen. Und ganz zum Schluss habe ich fast schon Dankbarkeit für diese Geschichte empfunden, weil sie so packend, ergreifend und wahr ist, dass wohl jeder von uns etwas daraus für sich und sein Leben mitnehmen kann. Vor allem eins: Nutze deine Stimme. Für dich und für andere. 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.08.2020

Für mich leider (noch) schwächer als Band 1

Gods of Ivy Hall, Band 2: Lost Love
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Es ist kein halbes Jahr her, dass ich den ersten Teil der „Gods of Ivy Hall“-Dilogie gelesen habe, welcher mich nicht so mitreißen konnte, wie andere. Eigentlich wollte ich den zweiten Band nicht einmal ...

Es ist kein halbes Jahr her, dass ich den ersten Teil der „Gods of Ivy Hall“-Dilogie gelesen habe, welcher mich nicht so mitreißen konnte, wie andere. Eigentlich wollte ich den zweiten Band nicht einmal mehr lesen – doch dann kam das Ende, welches mich abrupt dazu brachte, die Dilogie doch noch weiterlesen zu wollen. In „Lost Love“ bin ich also erneut Erin und Arden begegnet – wurde mit der Geschichte aber absolut nicht warm.
Während ich nach Band 1 dazu in der Lage war, zu sagen, was mir mehr oder weniger gefallen hat, fällt es mir schwer, das jetzt auch zu tun. Ich kann es nicht richtig in Worte fassen. Die Protagonistin empfand ich als nervig, anstrengend und uneinsichtig. Zeitweise erschienen mir ihr Verhalten und ihre Gedankengänge fast pubertär. Darunter litt in meinen Augen auch das Zusammenspiel mit Arden sowie der restliche Plot. Dass die Geschichte knapp 150 Seiten brauchte, um in Gang zu kommen, fand ich dabei gar nicht so schlimm. Erst, als ich auch danach keinen Zugang finden konnte, fiel es mir zunehmend schwerer, mich überhaupt zum Lesen/Hören zu motivieren.
Ganz ehrlich? Auch bei „Lost Love“ ist es so, wie bei jedem anderen Buch, das einen nicht erreicht: Es liegt am Zusammenspiel von Geschichte und Leser. Für mich war es nichts. Die Handlung erschien mir voreingenommen, die Charaktere oberflächlich gezeichnet und ich weiß nicht, wie oft mir Wiederholungen von Fakten oder Formulierungen ins Auge gestochen sind, bei denen ich nur noch die Augen verdrehen konnte. Überraschungen gab es für mich auch nicht viele – einen Großteil vom Plot habe ich mehr oder minder vorhersehen können. Für mich war einzig der recht humoristische Schreibstil ein Lichtblick.
Schlussendlich kriegt das Buch von mir trotz aller Kritik 2 Sterne. Bei manchen Störfaktoren bin ich mir nämlich nicht sicher, inwieweit sie auf die Darstellung im Hörbuch zurückzuführen sind. Zum Beispiel die für mich nervigen Eigenschaften der Charaktere schienen dort besonders hervorzutreten.

Veröffentlicht am 07.08.2020

Ein paar Klischees gabs, aber trotzdem ganz besonders!

Nach oben führt auch ein Weg hinab
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Maddy hat keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater, doch nun soll sie die Ferien bei ihm in Kanada verbringen. Eine Idee, für die sie keinen Funken Begeisterung übrighat. Doch dann tut sich plötzlich die Chance ...

Maddy hat keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater, doch nun soll sie die Ferien bei ihm in Kanada verbringen. Eine Idee, für die sie keinen Funken Begeisterung übrighat. Doch dann tut sich plötzlich die Chance auf, in einer Agentur für Influencer unterzukommen: Maddys größter Traum. Ein Roadtrip durch die Rocky Mountains soll ihr den Platz sichern – was wohl leichter wäre, wenn sie nicht ihren Großvater im Rollstuhl mitnehmen müsste.
Ich habe „Nach oben führt auch ein Weg hinab“ an einem Stück verschlungen. Die Seiten sind nur so dahin geglitten, was deutlich macht, dass mir der Schreibstil von @april.wynter gefallen hat. Ihre Beschreibungen sind malerisch und lösen unglaubliches Fernweh aus. Man merkt, dass die Autorin selbst einen Roadtrip durch Kanada gemacht hat und viele ihrer Eindrücke in die Storyline hat einfließen lassen – nicht nur metaphorisch, sondern tatsächlich, denn das Buch hat für mich eine große Besonderheit bereitgehalten: Man entdeckt immer wieder Barcodes, die man einscannen kann, und die einen auf eine Website führen, wo man sich Hintergründe zu den beschriebenen Orten durchlesen und passende Bilder ansehen kann. Das machte die Erzählung interaktiver und zu etwas ganz Besonderem.
Kleinere Kritikpunkte gab’s dennoch: Die Storyline war für mich sehr vorhersehbar. Das hat der Geschichte nicht geschadet, aber sie hätte mir noch mehr gefallen, wenn ich zwischendurch überrascht worden wäre. Außerdem wurde ich anfangs mit der Protagonistin nicht warm – was aber vielleicht für den Verlauf der Geschichte nötig war. Einige „klischeereichere“, mir persönlich überspitzt vorkommende Punkte sind mir ebenfalls ins Auge gesprungen, doch haben sie das Leseerlebnis für mich nicht maßgeblich geschmälert. Es handelte sich auch mit diesen Kritikpunkten um eine schöne Geschichte über Familie, Freundschaft, Natur und das Leben, die mich nicht nur unterhalten, sondern gedanklich auch nach Kanada entführt hat. Spätestens nach dem Lesen möchte man unbedingt auch einen Roadtrip durch die Rockies machen.