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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Irre, böse und wahnsinnig lustig

Schneller als der Tod
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Dr. Peter Brown lebt den ganz normalen Wahnsinn, den man als Assistenzarzt in einem großen Krankenhaus so mitmacht. Jetzt ist sein Job also Leben zu retten; früher hat er Menschen entgeltlich ins Jenseits ...

Dr. Peter Brown lebt den ganz normalen Wahnsinn, den man als Assistenzarzt in einem großen Krankenhaus so mitmacht. Jetzt ist sein Job also Leben zu retten; früher hat er Menschen entgeltlich ins Jenseits befördert, als Auftragskiller „Pietro“ nämlich. Doch das Versteckspiel hat bald ein Ende…

Zugegeben, das Buch ist vielleicht nichts für die ganz zart Besaiteten, die sich gerne der Illusion hingeben, dass die Halbgötter in Weiß immer ohne Fehl und Tadel sind. Teilweise recht derb und immer sehr ausführlich schildert der Autor, der übrigens Medizin studiert hat und somit weiß wovon er spricht, den Alltag in der stressigen Assistenzzeit und verknüpft diesen mit einer abstrusen Story aus dem Mafiamilieu. Diese Mischung wird in einem herrlich schwarzen Humor gewürzt mit einer Prise Sarkasmus erzählt, unterbrochen und ergänzt von ironischen, neckischen Fußnoten. Obwohl Peter ja nun wirklich kein unbeschriebenes Blatt ist, lernt man ihn lieben und begleitet ihn durch diesen Wahnsinn, immer haarscharf an der Katastrophe vorbei. Dieses Buch ist wirklich ein echter Pageturner, nicht unbedingt was für Leser mit schwachem Magen, aber auf jeden Fall ein Garant für viele Lacher und manch ungläubigen Blick.

Fazit: Mir hat diese Mischung aus Mafia- und gestresster Arztstory sehr, sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung „Einmal durch die Hölle und zurück“.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eiskalt

Schneemann
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„Bald fällt der erste Schnee. Und dann wird er wieder auftauchen. Der Schneemann. Und wenn der Schnee verschwindet, wird er wieder jemanden mitgenommen haben.“ (S. 80)

Eigentlich eine nette Angelegenheit, ...

„Bald fällt der erste Schnee. Und dann wird er wieder auftauchen. Der Schneemann. Und wenn der Schnee verschwindet, wird er wieder jemanden mitgenommen haben.“ (S. 80)

Eigentlich eine nette Angelegenheit, so ein Schneemann. Nicht so in diesem Buch, denn ein Mörder scheint Gefallen daran zu finden, die Polizei mit diesem unschuldigen Symbol aus der Kindheit zu verhöhnen. Am Tatort hinterlässt er einen bösartig grinsenden Schneemann. Zusammen mit seinem kleinen Team und einer neuen Kollegin macht sich Harry Hole an die Arbeit.

In „Schneemann“ löst Hole bereits seinen siebten Fall, doch auch ohne alle vorherigen Bände gelesen zu haben, bin ich gut in die Geschichte hineingekommen. Ein unkonventioneller Ermittler, der die Polizeivorschriften gerne mal bis zum Äußersten strapaziert, zudem ständig gegen seine Alkoholsucht kämpfen muss und mit der Trennung von seiner Lebensgefährtin hadert, scheint auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Sympathieträger zu sein. Trotzdem wächst Harry dem Leser ans Herz und man verfolgt gespannt wie er im winterlichen Oslo den Spuren hinterherjagt. Nesbo fängt die düstere und dunkle Atmosphäre mit seinem klaren Stil sehr gut ein, sodass man die Kälte und den Schnee fast fühlen kann.

Fazit: Mir hat auch dieses Buch mit Harry Hole wieder gut gefallen, düstere Spannung bis zum Schluss.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Duffy is back

Die Sirenen von Belfast
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Detective Sergeant Duffy stößt bei einem Routineeinsatz auf einen Koffer mit delikatem Inhalt, einer zerstückelten Leiche nämlich. In Zeiten der Unruhen in Nordirland ist es ja traurige Tatsache, dass ...

Detective Sergeant Duffy stößt bei einem Routineeinsatz auf einen Koffer mit delikatem Inhalt, einer zerstückelten Leiche nämlich. In Zeiten der Unruhen in Nordirland ist es ja traurige Tatsache, dass immer wieder Menschen „verschwinden“, doch dieser Fall scheint anders zu sein. Als wäre die Lage nicht schon prekär genug, bricht der Falklandkrieg aus und es werden dringend benötigte Soldaten abgezogen.

Dieses Buch spielt etwa ein Jahr nach seinem Vorgänger „Der katholische Bulle“; zwar baut es nicht unmittelbar darauf auf, ich würde trotzdem jedem empfehlen zuerst Band 1 zu lesen, da dort viel mehr auf die politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge in Nordirland eingegangen wird. Duffy hat sich in seiner neuen Truppe gut eingewöhnt, auch in der zunächst feindseligen Nachbarschaft wird er inzwischen halbwegs akzeptiert, doch wirklich ruhig wird der Alltag zu diesen Zeiten einfach nie sein.

McKinty beschreibt auch diesmal den beklemmenden Alltag sehr eindrucksvoll, mal nüchtern, mal mit schwarzem Humor. Diese dichte und düstere Atmosphäre zieht den Leser förmlich in die Geschichte und man verfolgt atemlos Duffys Bemühungen in all dem Chaos den Mordfall zu lösen. Das Buch gipfelt in einem Finale, das ich so nicht habe kommen sehen und das mich schlichtweg umgehauen hat.

Fazit: wieder ein unglaublich gelungenes Buch von McKinty, das ich jedem ans Herz legen möchte, der in Krimis nicht nur einen interessanten Fall, sondern auch eine starke Atmosphäre zu schätzen weiß.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannendes Debut

Eisiges Geheimnis
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Grace Adams wächst nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Mutter bei Tante und Onkel auf und muss nicht nur den Verlust der Mutter verkraften, sondern lebt jahrelang mit einer schweren Krankheit. Gerade ...

Grace Adams wächst nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Mutter bei Tante und Onkel auf und muss nicht nur den Verlust der Mutter verkraften, sondern lebt jahrelang mit einer schweren Krankheit. Gerade als sie endlich das ersehnte Herz transplantiert bekommen hat, ereignet sich in ihrem winterlichen Garten eine grausame Tat. Grace beobachtet den Mord an einer Frau. Doch der richtige Schock kommt erst noch: die Frau war Grace Mum. Detective Macy Greenley ermittelt trotz ihrer weit fortgeschrittenen Schwangerschaft, da eine Verbindung zu einem ihrer alten Fälle nicht ausgeschlossen werden kann.

Dieses Debut von Karin Salvalaggio hat mir sehr gut gefallen, die Story hat Tiefe und entwickelt sich in eine Richtung, die ich so nicht vorhergesehen habe. Ihre Figuren bleiben z.T. etwas blass, sind aber insgesamt gut ausgearbeitet und glaubwürdig, besonders die Figur Grace ist sehr facettenreich. Die Atmosphäre des kleinen Kaffs an der kanadischen Grenze wird eindringlich dargestellt, die Eigenheiten und Verschlossenheit der Bewohner ebenso. Erfreulicherweise werden weder die Schwangerschaft von Macy noch diverse Liebesbeziehungen zu sehr breitgelatscht, sodass der Fokus immer auf dem Verbrechen und Grace verbleibt. Die Story ist durchweg spannend, der leicht zu lesende Stil tut sein Übriges, sodass man „Eisiges Geheimnis“ kaum aus den Händen legen kann und will.

Fazit: ein durchweg packender Thriller mit kleinen, aber verzeihlichen Schwächen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein toller Serienauftakt!

Der eiserne Sommer
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28.6.1914 In Sarajevo wird der Thronfolger von Österreich-Ungarn erschossen, noch ist nicht klar, welche Folgen das für Europa haben wird, aber die Kriegstreiber ziehen im Hintergrund schon fleißig an ...

28.6.1914 In Sarajevo wird der Thronfolger von Österreich-Ungarn erschossen, noch ist nicht klar, welche Folgen das für Europa haben wird, aber die Kriegstreiber ziehen im Hintergrund schon fleißig an den Strippen. In München schlägt sich derweil Kommissär Sebastian Reitmeyer zusammen mit seinem übereifrigen Polizeischüler und einem grummeligen Grantlerkollegen mit einem verzwickten Mordfall herum. Ein junger Mann wurde tot aufgefunden, erste Spuren weisen fatalerweise zum Militär. Gegen das darf aber nicht ermittelt werden. Reitmeyer gräbt trotzdem immer tiefer und kämpft dabei gegen den von oben angeordneten Maulkorb.



Ein toller Serienauftakt! Angelika Felenda versetzt den Leser gekonnt in den Münchner Sommer von 1914 und konstruiert gleichzeitig einen interessanten und spannenden Mordfall. Dieser führt den ermittelnden Reitmeyer in verschwiegene Milieus und Gefilde, in denen er mal so überhaupt nichts verloren hat und deswegen oft vor einer frustrierenden Mauer des Schweigens steht. Trotzdem bleibt die Spannung gut erhalten und man fiebert mit. Die Figuren sind sehr unterschiedlich gestaltet, besonders der grummelige Kollege Brunner hat es mir angetan und mich auch mal unfreiwillig zum Lachen gebracht. Die Hauptfigur Reitmeyer bleibt mir leider etwas zu blass, sein Privat- bzw. Innenleben wird mir zu wenig beleuchtet. Bis beispielsweise sein Alter genannt wird (er ist 32), konnte ich das überhaupt nicht einschätzen und auch sonst hätte ich mir etwas mehr Informationen gewünscht. Die Geschichte an sich lässt sich flüssig lesen, der Münchner Dialekt, der mehr oder weniger ausgeprägt von den Figuren gesprochen wird, macht das Buch noch authentischer. Authentisch scheint mir auch die Stimmung in der Bevölkerung zu sein; bei militärischen Kundgebungen auf den Plätzen Münchens, hat wohl jeder sofort die entsprechenden Bilder der begeisterten Massen im Kopf, die nach Krieg schreien.



Fazit: ein sehr guter, kluger Krimi, der den Zeitgeist gut einfängt und trotzdem die Spannung nicht vernachlässigt. Ich warte neugierig auf Reitmeyers nächsten Einsatz.