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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2018

Tolles, vielfältiges, umfangreiches Kochbuch

Ofirs Küche
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Ofir Raul Graizer hat in seinem Erstlingswerk 80 vegetarische Familienrezepte aus seinem israelisch-palästinensischen Freundes- und Familienkreis gesammelt, woraus sich ein mit 237 Seiten ungewöhnlich ...

Ofir Raul Graizer hat in seinem Erstlingswerk 80 vegetarische Familienrezepte aus seinem israelisch-palästinensischen Freundes- und Familienkreis gesammelt, woraus sich ein mit 237 Seiten ungewöhnlich umfangreiches Kochbuch ergibt. Das Buch umfasst die zu erwartenden verschiedenen Arten von Gerichten von herzhaft bis süß (in der Leseprobe findet man das Inhaltsverzeichnis).

Ich habe jetzt schon sowohl kalte als auch warme herzhafte Gerichte sowie zwei Kuchen aus dem Buch zubereitet und bin begeistert. Die Zutaten, die ich nicht sowieso regelmäßig im Haus habe, hielten sich mengenmäßig in Grenzen und waren problemlos im türkischen Supermarkt zu besorgen. Die von mir zubereiteten Rezepte waren durchweg machbar; ich würde sogar sagen, dass sie für auch für Seltenkocher gut umzusetzen sind. Und jetzt das wichtigste: alles hat mir auch sehr gut geschmeckt!

Ich vermisse allerdings Tipps, welche Rezepte man miteinander kombinieren kann oder welche Beilage man jeweils dazu reichen kann. Passt zum Salat eher Fladenbrot oder doch Reis? Gerade weil das Buch viele "kleine" Rezepte, die kein vollwertiges Hauptgericht ergeben, umfasst, hätte ich mich hier über mehr Ratschläge gefreut.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Klasse!

Adler und Engel
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Der Klappentext von Juli Zehs Debüt verspricht eine Liebesgeschichte kombiniert mit einem Roadtrip. Das findet sich zwar beides auch im Buch, aber "Adler und Engel" bietet inhaltlich noch sehr viel mehr ...

Der Klappentext von Juli Zehs Debüt verspricht eine Liebesgeschichte kombiniert mit einem Roadtrip. Das findet sich zwar beides auch im Buch, aber "Adler und Engel" bietet inhaltlich noch sehr viel mehr und ich fand es super, das Buch ohne mehr vorherige Infos zu lesen, mich überraschen und begeistern zu lassen. Deshalb werde ich mich hier auch mit weiteren Aussagen zum Inhalt zurück halten – wer vor der Lektüre unbedingt mehr über die Handlung wissen möchte, kann das bestimmt irgendwo im Internet nachlesen.
Das Erstlingswerk von Juli Zeh ist meiner Meinung nach zurecht gelobt und mit Preisen ausgezeichnet worden. Tolles Buch – spannend, überraschend, vielschichtig, manchmal auch witzig! Auch sprachlich sehr gelungen.

Veröffentlicht am 10.12.2018

Schöne, interessante, andere Geschichte

Der Pinguin meines Lebens
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"Der Pinguin meines Lebens" macht auf den (meinen) ersten Blick nicht viel her: das Coverbild wirft immer mehr Fragen auf, je länger man es betrachtet (Photoshop fail), und auch der Titel klingt seicht ...

"Der Pinguin meines Lebens" macht auf den (meinen) ersten Blick nicht viel her: das Coverbild wirft immer mehr Fragen auf, je länger man es betrachtet (Photoshop fail), und auch der Titel klingt seicht und einfallslos. Immerhin der Klappentext verspricht eine interessante Geschichte, verschweigt aber, dass es im Buch auch zu einem guten Teil um die Erlebnisse eines jungen englischen Lehrers im Argentinien der 1970er Jahre geht, was ich fast genauso spannend finde wie die Geschichte des liebenswerten Magellanpinguins Juan Salvado. Das Buch liest sich gut und flüssig.
Insgesamt eine schöne, interessante, andere Geschichte - Lesempfehlung!

Veröffentlicht am 04.12.2018

Wird Vorschuss-Lorbeeren nur bedingt gerecht

Der Apfelbaum
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Der Schauspieler Christian Berkel legt mit "Der Apfelbaum" sein Debüt-Buch vor – ein biografischer Roman. Im Mittelpunkt der Familiengeschichte steht Berkels mittlerweile verstorbene Mutter Sala. Der Autor ...

Der Schauspieler Christian Berkel legt mit "Der Apfelbaum" sein Debüt-Buch vor – ein biografischer Roman. Im Mittelpunkt der Familiengeschichte steht Berkels mittlerweile verstorbene Mutter Sala. Der Autor maßt sich nicht an, die Geschichte seiner Eltern bis ins Detail wahrheitsgemäß wieder zu geben, sondern wählt für seine persönliche Familiengeschichte den Roman als literarische Form, womit er sich die Möglichkeit gibt, eine runde Geschichte zu erzählen und unbekannte Details frei zu ergänzen. Die Geschichte seiner Eltern Sala und Otto, insbesondere die seiner Mutter ist eine besondere – mit Charakteren, die durchweg außergewöhnliche Lebensläufe und Eigenschaften haben. Die unbewusste 'halbjüdische Abstammung' der Mutter und die Konsequenzen, die sich dadurch in der Zeit des Nationalsozialismus ergeben, tragen zu einer Geschichte bei, die ich so noch nie gehört hatte. Zu viel möchte ich hier über die Handlung aber nicht verraten. Am Anfang des Romans springt der Roman zwischen den Figuren, Zeiten, Liebespaaren, sodass es mir hier schwer fiel, den Überblick zu behalten. Das wurde aber besser, als sich die Handlung auf Sala und Otto konzentrierte und somit nur eine Generation an Protagonisten im Mittelpunkt stand.

Christian Berkel schreibt meist flüssig – es finden sich aber kleine Stellen, die sprachlich nicht ganz gelungen sind, Sätze die nicht ganz eingänglich waren oder klischeehaft klingen.

Die Vorschuss-Lorbeeren, die das Buch des berühmten Schauspielers erhielt, kann ich als Leserin deshalb nur in Teilen nachvollziehen. Es ist ein gutes Buch mit interessanten Charakteren und Themen, aber eine literarische Sensation ist es nun auch nicht. Gerade im Detail wäre hier sprachlich und inhaltlich Kleinigkeiten verbesserbar.

Durchaus lesenswert, aber bitte nicht zu viel erwarten.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Gehen – nicht nur für den Schrittzähler

Gehen. Weiter gehen
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Der norwegische Verleger, Abenteurer und Autor Erling Kagge hat ein schmales Buch über das Gehen geschrieben, in dem er seinen grundsätzlich eher philosophischen Ansatz durchaus auch mit Fakten unterlegt. ...

Der norwegische Verleger, Abenteurer und Autor Erling Kagge hat ein schmales Buch über das Gehen geschrieben, in dem er seinen grundsätzlich eher philosophischen Ansatz durchaus auch mit Fakten unterlegt. So ergibt sich ein anspruchsvolles und lesenswertes Buch, das weder zu trocken noch zu philosophisch-meditativ ist. "Gehen. Weiter gehen" ist eher ein Essay als ein Buch mit klassischem Aufbau in Kapitel, so mag manchem Leser vielleicht ein roter Faden bzw. einer klarer Aufbau mit Inhaltsverzeichnis fehlen. Der Rundumschlag aus historischen und wissenschaftlichen Fakten, eigenen Erlebnissen und Denkanregungen ist in meinen Augen aber dennoch gelungen. Wie schon beim Vorgänger "Stille" sehe ich bei Erling Kagge auch eine Nähe zur Achtsamkeitsbewegung. In seinem neuen Buch sieht er das Gehen z.B. als langsamere Fortbewegung, bei der man dadurch Gelegenheit hat, mehr auf seine Umgebung zu achten, sie zu beobachten.
Ein Buch, das bei den weit verbreiteten Schrittzähler-Apps auf Handys schon irgendwie einen Zeitgeist trifft, aber den Schwerpunkt fernab von Tageszielen und der Reduzierung auf eine körperliche Betätigung hat und somit dem ein oder anderen einen neuen Blick aufs Gehen gibt – Entschleunigung und Achtsamkeit statt Challenges und Hektik.