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Veröffentlicht am 11.07.2025

Bereit für Sich-selbst-(neu)-finden am Rande der Nordsee?

Jonna - Tage wie Glaswolle | Mit wunderschönem limitierten Farbschnitt
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„Jonna: Tage wie Glaswolle“ ist Teil eins der „Zweieinhalb-Schwestern-Serie“ von Lene Jansen, in der uns salzige Nordseeluft durch das Haar weht, tragische Erinnerungen unter kühlen Steinen warten, Nostalgie ...

„Jonna: Tage wie Glaswolle“ ist Teil eins der „Zweieinhalb-Schwestern-Serie“ von Lene Jansen, in der uns salzige Nordseeluft durch das Haar weht, tragische Erinnerungen unter kühlen Steinen warten, Nostalgie und Wehmut an Stegen lauern und Geheimnisse erst noch ausgegraben werden müssen …

Jonna Niehaus muss raus – raus aus ihrem Alltag, aus der Wohnung, aus der Ehe. Denn alles scheint zu eng, nicht richtig, fehlerhaft. Zu viele unausgesprochene Erwartungen hängen zwischen ihr und Nils, zu viel Verdrängtes macht der Enddreißigerin das Atmen schwer.
Doch statt während eines Sabbaticals in Thailand zu sich selbst zu finden, kehrt Jonna in ihre Heimat zurück, zum ersten Mal nach 17 Jahren.
Was als kurzer Stopp und spontaner Anstandsbesuch beginnt, wird zu einer wochenlangen Reise in die Vergangenheit, in eine nicht ganz runde, aber lebhafte Kindheit, in eine Version ihrer selbst, die sie einst nur zu gerne – samt dem Gefühl von zu Hause, von Familie, von ihrer ersten Liebe und all dem Schmerz, der Schuld – hinter sich gelassen hat.
Zurück zu sein heißt, Bekanntes zu erblicken, mit dem unumgänglichen Älterwerden, Schweigen und Sehnsucht konfrontiert zu werden, mit Ängsten, die nur das Meer aufwühlen kann, und der Sturm. Zwischen Renovierungsarbeiten in der kleinen Pension, die Glaswolle hervorbringen, Besuchen bei ihrer Mama, die nur langsam leichter werden, tröstenden Gesprächen mit ihrem Papa, die nie aufhören, weh zu tun, findet Jonna Stück für Stück wieder zu sich. Nicht alleine, sondern mit Hilfe. Die sie nur noch annehmen, zulassen muss.
Aber das Leben spielt anders, als der Mensch (er)hofft, und so sind es Hanna und Ella, die vom Festland Gesprächsstoff bringen, der aus leisen Vermutungen mehr macht –

Lene Jansen versteht es, mit Worten umzugehen, Emotionen und relevante Themen, Empfindungen, um die nur die wenigsten umhinkommen, in Geschichten zu verpacken, deren Hauptaufgabe es nicht ist, zu unterhalten, sondern zu berühren, zu heilen, Punkte zu treffen, denen man nur zu gerne ausweicht.
Auch die „Zweieinhalb-Schwestern-Serie“ spendet Trost und eine Umarmung, verströmt das Gefühl, verstanden zu werden, während wir salzige Luft atmen, Sand unter den Füßen …

Jonna, ihre Schwestern und andere Charaktere, denen wir auf der Nordseeinsel begegnen, sind um die 40, stehen mitten im Leben, sind von Erfahrungen, Verlusten und Fehlern gezeichnet. Reue, falsche Schuld und ein Hauch Nostalgie gehören ebenso zur Geschichte wie Jonnas chaotisches Inneres – ihr Nicht-mehr-Wissen, wer sie ist und was sie will. Doch so schmerzlich der Aufenthalt in der Heimat ist, so nah an Erinnerungen, die lange verdrängt lagen, so weit weg von dem Mann, dem sie damals das Ja-Wort gab, so erleuchtend und überraschend verläuft diese Auszeit. So heilsam und echt. Stück für Stück findet Jonna ihre Worte wieder. Ihre Wurzeln und Wahrheiten. Und sich selbst.

Malerische Beschreibungen, poetische Töne und ein Potpourri widersprüchlicher Gefühle, wehmütige Schulterblicke, tiefe Seufzer und Tristesse begleiten das Geschehen, häufig aufgewühlt durch innere Stürme und (noch) fehlende Anker. Zu all dem gesellt sich ein Verdacht, ein Geheimnis, verborgen von Schlick und vergangenen Jahren...
Die Protagonistin wurde mit all ihren Ecken, Unzulänglichkeiten und Zweifeln gezeichnet, mit ihrem Fluchtinstinkt und dem Mut, doch zu bleiben. Es war rührend, einen Teil von ihr kennenzulernen, sie einen Schritt nach dem anderen gehen zu sehen, herauszufinden, was da brodelt und in Schieflage geriet.
Die Niehaus-Schwestern könnten kaum unterschiedlicher sein: Während Hanna die Jüngste und Schlichtende, das Bindeglied zwischen den Älteren ist, kann Ella ihren Frust, ihren Ärger nicht verbergen – die einzige der drei, die zurückblieb, mit all den Pflichten. Leise brodelnde Konflikte, gesprochene Vorwürfe, unausweichliche Konfrontationen – doch es ist eine bisher nicht gesehene Wahrheit, die droht, die neu geschaffene, fragile Verbindung zum Einsturz zu bringen...

„𝐉𝐨𝐧𝐧𝐚: 𝐓𝐚𝐠𝐞 𝐰𝐢𝐞 𝐆𝐥𝐚𝐬𝐰𝐨𝐥𝐥𝐞“ ein poetischer Mehrwert über das Erwachsen- und Älterwerden, über (Selbst)Vergebung und Veränderungen, über Familie und die Liebe ...
Bereit für Sich-selbst-(neu)-finden am Rande der Nordsee?

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Veröffentlicht am 10.07.2025

Urban-Fantasy mit Cozy-Vibes

Abra Kandelabra
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Los geht's: Ein neues Abenteuer wartet auf die Clique um den Esoterikladen Abra Kandelabra!

Haben wir in „Hexenhut und Hokuspokus“ einen Überblick über die Gegebenheiten, die Charaktere und ihre Beziehungen ...

Los geht's: Ein neues Abenteuer wartet auf die Clique um den Esoterikladen Abra Kandelabra!

Haben wir in „Hexenhut und Hokuspokus“ einen Überblick über die Gegebenheiten, die Charaktere und ihre Beziehungen bekommen, geht’s in „Seitenweise Rätsel“ quer durch Salenstede, um einen Fluch zu brechen, der Vinz' Leben verkompliziert – vor allem in Sachen Liebe.
Auf Quinn, Amelia, Korbinian, Chrys, Ricarda und den Verfluchten warten einige Rätsel, die gelöst, Hürden, die überwunden werden müssen – und nicht alle Aufgaben, die das Zusammensetzen eines alten, dringend benötigten Grimoires erfordern, sind ungefährlich ...

Jamie Enderlein führt uns in einem einfachen, schnörkellosen Ton durch Teil 2 ihrer Urban-Fantasy-Serie, die aus wechselnder Perspektive von Amelia, die erst kürzlich Bekanntschaft mit dem übernatürlichen gemacht hat, und Quinn, die nach einem Fauxpas von ihrer Hexencommunity verstoßen wurde, erzählt wird. Doch auch ihre ungewöhnlichen FreundInnen bekommen ausreichend Raum und Tiefe, wurden mit individuellen Problemen bestückt, sodass das Gefühl, eine vertraute, nahbare Familie zu begleiten, deutlich präsenter ist als im Auftakt. Im Vordergrund steht die Mission, den Fluch zu brechen, und die Rätsel schnellstmöglich zu lösen – die Autorin lotst ihre kleine, eingeschworene Truppe – in der es nicht nur bei einem Couple mehr als freundschaftliche Funken gibt – durch die gesamte Stadt, animiert sie dazu, sich zu öffnen und sich ihren Ängsten zu stellen und lässt uns währenddessen bildreich in schaurige Orte und in brenzlige Situationen eintauchen. Die Frage, was es überhaupt mit dem Fluch, der Vinz von Quinn fernzuhalten versucht, auf sich hat, verführt uns dazu, Vermutungen anzustellen.
Illusionen, Geister und Riten sind genauso Bestandteil von der Geschichte wie Alltägliches, Neckereien und softe cozy Vibes. Dennoch gab es einige Längen und zähe Momente, die merklich das Tempo drosseln und Spannung samt Vorankommen verschlucken.

Enderlein versah die einzelnen Figuren mit unterschiedlichen Gemütern, widmete sich feinfühlig sensiblen Themen und der Darstellung mystischer Gegebenheiten und Traditionen. Wir finden Freundschaften auf Augenhöhe, den warmherzig umgesetzten Found-Family-Trope, (Selbst)Liebe und natürlich auch allerhand Zauberei.
Band 3 kann kommen!

„Abra Kandelabra“: eine gemütliche Serie, für magische Stunden.

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Veröffentlicht am 10.07.2025

RomCom zum Wohlfühlen und Mitfiebern

Skates & Sparks: Spicy Hockey Romance
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Nova Sparks steckt nach einem persönlichen Drama in einer handfesten Schreibblockade. Da die Autorin dringend Erfolge und Geld braucht, wagt sie sich an ein neues Genre – um eine authentische Geschichte ...

Nova Sparks steckt nach einem persönlichen Drama in einer handfesten Schreibblockade. Da die Autorin dringend Erfolge und Geld braucht, wagt sie sich an ein neues Genre – um eine authentische Geschichte konzipieren zu können, kommt sie weder um Recherchearbeit noch um ein Gespräch mit einem Eishockeyspieler herum – und der unhöfliche, verschlossene Goalie hat nichts Besseres zu tun, als Novas Zeit zu verschwenden. Aber nicht mit ihr! Kurz entschlossen wird der Finne zur Vorlage für den Male-Character ihrer neuen Romance. Dass eingefleischte Fans den Spieler der NHL sofort erkennen, war jedoch nicht geplant …

Tero Nieminen hasst es, von ReporterInnen belagert zu werden und überhaupt mehr als notwendig über sich selbst Preis geben zu müssen. Dass er nach seinem missglückten Täuschungsversuch nun die Rache der feurigen Autorin spüren muss, indem er die dümmliche Hauptrolle in einer Sportsromance mimt, passt ihm also gar nicht. Doch sein Konfrontationsversuch endet mit einer angedichteten Verlobten und einer überglücklichen Mutter. Und da ihm seine Familie über alles geht, macht er Nova ein Angebot …

Als die „Fast-Fremde“ immer öfter dafür sorgt, dass Tero sich entspannt und die grimmige Mine verschwindet, seine Mutter ihre Schwiegertochter mit offenen Armen empfängt und sich Nova langsam fallen lassen kann, ist die Grenze zwischen „echt“ und „gespielt“ längst verschwommen. Und sowohl Nieminen als auch Sparks sind von ihrer sich intensivierenden Verbindung, dem realen Kribbeln und der wachsenden Zuneigung verunsichert – denn beide wurden bereits enttäuscht und verraten …

Was war das witzig!
„𝐒𝐤𝐚𝐭𝐞𝐬 & 𝐒𝐩𝐚𝐫𝐤𝐬“ ist Teil 4 und für mich der beste Band der Reihe über die „𝗕𝗼𝘀𝘁𝗼𝗻 𝗕𝗮𝗱𝗴𝗲𝗿𝘀“. Saskia Louis schafft es jedes Mal, mit ihrem locker-leichten, lebendigen Stil und den nahbaren Geschichten zu unterhalten, zum Lachen und Mitfiebern zu bringen.
Da aus wechselnder Perspektive erzählt wird, bekommen wir einen guten Eindruck der beiden Hauptfiguren, ihrer (Lebens)Umstände und ihrer Unterschiede – wo Nova auf Sport verzichtet und Schokolade liebt, kurvig und laut, witzig und chaotisch, keine freie Fläche vor ihren Notizen sicher ist, lebt Tero für Eishockey und das Training. Geordnet, ruhig und am liebsten mit heruntergezogenen Mundwinkeln. Diese kontroversen Typen prallen aneinander, ecken an, bieten uns reichlich amüsanten Stoff, Konflikte und saftig-spritzige Schlagabtausche. Aber auch Verletzlichkeit, romantische Seufz-Augenblicke und explizite Momente.
Wie gewohnt greift Saskia auch ernste Punkte auf – wie bspw. Frauen, denen der mit Talent und eigener Kraft erarbeitete Erfolg abgesprochen wird, die Presse, die in die Privatsphäre eindringt, und Liebe, die weit über Äußerlichkeiten und Ruhm hinausgeht.

Abgesehen von der Beziehung und der charakterlichen wie romantischen Entwicklung schuf Louis eine wunderbare Rahmenhandlung mit diversen (bekannten) Figuren. Zudem kommt „Skates & Sparks“ ohne Längen und aufgesetztes Drama aus, aber nicht ohne menschliche Fehler und Zweifel, Unzulänglichkeiten und alltägliche Probleme. Vor allem Booklovers werden durch Nova und ihre Leidenschaft etliche Berührungspunkte innerhalb der humorvollen Wohlfühl-Story finden.

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Veröffentlicht am 10.07.2025

Trotz Kritik eine rührende Story

Written on my heart
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„𝐖𝐫𝐢𝐭𝐭𝐞𝐧 𝐨𝐧 𝐦𝐲 𝐇𝐞𝐚𝐫𝐭“ ist ein New Adult-Roman von Cole Gibson und erzählt die Geschichte von einer verlorenen, in ihrem Urvertrauen erschütterten jungen Frau und einem Tattoo-Künstler, der schon früh ...



„𝐖𝐫𝐢𝐭𝐭𝐞𝐧 𝐨𝐧 𝐦𝐲 𝐇𝐞𝐚𝐫𝐭“ ist ein New Adult-Roman von Cole Gibson und erzählt die Geschichte von einer verlorenen, in ihrem Urvertrauen erschütterten jungen Frau und einem Tattoo-Künstler, der schon früh gezwungen war, sein eigenes Leben auf Eis zu legen und Verantwortung für seine Familie zu übernehmen.
Beide kämpfen mit seelischen Wunden, tiefen Narben und der Angst, nicht genug zu sein.

Als die lebensfrohe Emily ihre neue Kollegin in ein Tattoostudio schleppt, damit sich diese ein Cover-up stechen lassen kann, um vergangene Fehler von der Haut zu löschen, ahnt die Barista nicht, dass der Name ihres Ex-Freundes Ashlyns kleinstes Problem ist. Denn nachdem die angehende Schriftstellerin aus dem Haus ihrer Kindheit geflohen ist, ist ihre aktuelle Bleibe kaum besser als die Nächte im Auto. Perspektivlos, pleite und noch immer beherrscht von der Stimme ihres Stiefvaters, heimgesucht von Flashbacks, führt Ash außerhalb ihres Jobs ein einsames, müdes und hungriges Leben. Dass ausgerechnet die Begegnung mit dem unfreundlichen, aber durchaus ansehnlichen und talentierten Lane Garrett Gefühle in ihr weckt, die Ashlyn fremd sind, jene von zu Hause und Sicherheit, löst weitaus mehr aus als nur Überforderung …

Seit dem Verlust seines Vaters hat Lane es sich zur Aufgabe gemacht, für seine Mutter und seine Schwester zu sorgen. Doch vor zehn Jahren geschah dem sonst so beherrschten Mittzwanziger ein Ausrutscher, der für immer eine gewichtige Rolle in seinem arbeitsintensiven Alltag spielen wird. Als er der neuen Freundin von Em begegnet, so zierlich, so schüchtern, ist ihm sofort klar: Diese Frau wird Probleme machen – Probleme, die seine Überzeugungen und Mauern gefährden könnten …

„𝘞𝘦𝘯𝘯 𝘮𝘢𝘯 𝘦𝘪𝘯 𝘍𝘦𝘶𝘦𝘳 𝘦𝘳𝘴𝘵 𝘦𝘪𝘯𝘮𝘢𝘭 𝘦𝘯𝘵𝘧𝘢𝘤𝘩𝘵 𝘩𝘢𝘵, 𝘪𝘴𝘵 𝘥𝘢𝘳𝘶𝘯𝘵𝘦𝘳 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵𝘴 𝘮𝘦𝘩𝘳, 𝘸𝘪𝘦 𝘦𝘴 𝘸𝘢𝘳.“

Zuerst: Ich habe diesen Roman in kürzester Zeit durchgesuchtet, was einerseits an Gibsons leicht lesbarem, aber detailreichem Stil lag, andererseits an Ashs bewegenden Hintergründen und ihrer gegenwärtigen, unsicheren Situation. Hin und wieder blitzen Mut und Stärke auf, doch viel zu oft ist die Erschöpfung der Lyrikerin, ihre Angst, regelrecht erdrückend. Erst mit Hank und Emily an ihrer Seite, durch Hilfe aus unerwarteter Richtung und der sich langsam einschleichenden Entspannung blüht Ashlyn auf – bis aus „nur für eine Nacht“ mehr wird, ihre Vergangenheit sie überrennt und die kleine, heimelige Blase zu platzen droht. Ash – die sich der Gewissheit, irreparabel kaputt und ungenügend zu sein, nicht verwehren kann – flieht. Vielleicht zum ersten Mal vor dem Glück …
Lanes Geheimnis war für die LeserInnen keine Überraschung, doch Ashs Reaktion, die unweigerlich dahinterkommen wird, hält die Neugier aufrecht. Der Tätowierer, der zwar unnahbar und harsch wirkt, jedoch keinesfalls ein Bad Boy ist, sondern verantwortungsbewusst, beschützend und fürsorglich, schafft es, nach und nach zu seiner neuen Mieterin durchzudringen. Dabei darf er nie vergessen, dass mehr als nur sein eigenes fragiles Herz auf dem Spiel steht. Und dass er sie loslassen muss, wenn sie geht.

»(…) 𝘸𝘢𝘴 𝘮𝘢𝘤𝘩𝘦 𝘪𝘤𝘩, 𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘪𝘤𝘩 𝘪𝘩𝘳 𝘢𝘭𝘭𝘦𝘴 𝘨𝘦𝘴𝘵𝘦𝘩𝘦 𝘶𝘯𝘥 𝘦𝘴 𝘳𝘦𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘢𝘶𝘴?« (...)
»𝘋𝘢𝘯𝘯 𝘮𝘶𝘴𝘴𝘵 𝘥𝘶 𝘴𝘵𝘢𝘳𝘬 𝘨𝘦𝘯𝘶𝘨 𝘴𝘦𝘪𝘯, 𝘶𝘮 𝘴𝘪𝘦 𝘭𝘰𝘴𝘻𝘶𝘭𝘢𝘴𝘴𝘦𝘯.«

Da aus wechselnder Perspektive erzählt wird, werden die Situationen beider nachvollziehbar beleuchtet. Aus anfänglicher Distanz entwickelt sich eine sachte Freundschaft; Anziehung und Verlangen – Empfindungen, die über Körperliches hinausgehen. Diese Annäherung war – wenn auch rasch – insgesamt gut ausgearbeitet, hält warmherzige, gefühlvolle Momente bereit, Witz und Spice. Aussagen, die nahe gehen. Auch relevante Nebenfiguren waren ausreichend integriert.
Jedoch empfand ich einige Verhaltensweisen als sprunghaft und, für das jeweilige Alter und die tragischen Erfahrungen, unpassend. Teilweise agiert Ash bspw. impulsiv, ohne etwas zu hinterfragen, gefangen im Selbstmitleid. Zudem hatte ich den Eindruck, dass sich manche Gedankengänge und Informationen wiederholen.
Ein wenig mehr Zeit – für wirkliches Kennenlernen und Verstehen, um Entscheidungen und Worte abzuwägen – hätte der Handlung definitiv nicht geschadet.
Hervorzuheben ist, dass die Autorin authentisch zeigt, welche nachhaltigen Folgen psychischer Missbrauch mit sich bringt, und gleichzeitig eine bittersüße Liebesgeschichte erzählt, die für Ash & Lane sowie für uns Höhen und Tiefen bereithält.

Manchmal braucht es nur einen einzigen Menschen, der darum bittet, man möge allen Widrigkeiten zum Trotz bleiben.
Und man bleibt.
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→ Neuauflage, erstmals 2018 erschienen

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Veröffentlicht am 08.07.2025

Tragische Idee, nicht optimal umgesetzt.

Bis mein Herz wieder schlägt
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Mit fünf Jahren stirbt Emery Wilson das erste von vielen Malen.
Aufgrund einer seltenen und unerforschten (fiktiven) Erkrankung reicht ein kleiner Schockmoment, um ihr Herz zum Stillstand zu zwingen. Statt ...

Mit fünf Jahren stirbt Emery Wilson das erste von vielen Malen.
Aufgrund einer seltenen und unerforschten (fiktiven) Erkrankung reicht ein kleiner Schockmoment, um ihr Herz zum Stillstand zu zwingen. Statt nichts zu sehen oder zu fühlen, landet Em in einer aus ihren Erinnerungen erschaffenen Zwischenwelt – bei Nick.
Nick, ein Geist, ein Wegbegleiter.
Während sie ihr Leben in der Realität auf Sparflamme führt, sie die Fürsorge ihrer Familie, die Erwartungen des Erwachsenwerdens, die Pflichten und der Gedanke, eine Last zu sein, zu erdrücken drohen, weigert sich Emery, Pläne zu schmieden, an die Zukunft zu denken und ernste Beziehungen einzugehen, immer die Angst im Nacken, jederzeit sterben – endgültig sterben – zu können. Je älter sie wird und je öfter sie in Nicks Reich tritt, zu dem Mann, der in ihr Dinge auslöst, die sie nie für möglich gehalten hätte, umso häufiger ertappt sich Em dabei, wie sie sich nach diesen friedlichen Auszeiten sehnt.
Doch eines Tages muss sich die Mittvierzigerin entscheiden, auch wenn es sie innerlich zerreißt. Wählt sie das Leben, echt und ohne Fluchtweg, oder das Sterben auf Raten für eine Liebe, die niemals sein kann?

»𝗗𝗮𝘀 𝗟𝗲𝗯𝗲𝗻 𝗶𝘀𝘁 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗳𝗮𝗶𝗿. 𝗗𝗲𝗿 𝗧𝗼𝗱 𝘂𝗲𝗯𝗿𝗶𝗴𝗲𝗻𝘀 𝗮𝘂𝗰𝗵 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁.«

Becky Hunter schrieb einen Roman über die Endlichkeit des Seins, über das Leben, das uns allen eines Tages durch die Finger rinnt, über Schicksale, die unfairer nicht sein können, und die verschiedenen Arten der Liebe.

Erzählt wird in einem einfachen, dafür klaren Ton, der, wie auch der sprunghafte Verlauf, eine Distanz aufrechterhält, die es schwer macht, die Geschehnisse zu greifen und wahrhaftig mitzuleiden. Auch der charakterliche Stillstand der Protagonistin, die den Großteil der Handlung trotzig und unreflektiert – authentisch in anbetracht ihrer Lage? – wirkt, trug nicht zu anhaltender Sympathie bei.
Da viele Jahre in dieser Geschichte vergehen, bleibt weder Zeit zum Ankommen noch für die nötige Tiefe – wir sind hauptsächlich Teil von den Momenten kurz bevor Emerys Herz aussetzt und von den darauffolgenden Begegnungen mit Nick, die nicht selten von purer Verzweiflung erfüllt waren. Diese, dem Aufbau bedingte, „Oberflächlichkeit“ – die nicht nur Emery als Figur betrifft, sondern auch die „romantischen“ Verbindungen und die Zwischenwelt, wenn diese auch malerische Akzente erhielt – verschluckte mMn eine Vielzahl von Gefühlen. Zugleich zeigt die Autorin aber, wie gehemmt und zögernd die Protagonistin angesichts der Unberechenbarkeit ihrer Erkrankung ist. Wie zwanghaft sie versucht, im Moment zu leben, nichts zu verpassen, sich nicht festzulegen. Am Ende nichts bedauern zu müssen.

Erst später verweilen wir hier und da länger, um Details bzw. Veränderungen aus Ems Leben und ihrem Umfeld zu erhaschen. Die realitätsnahen Probleme von Familie und FreundInnen geben dem Roman zu einem gewissen Grad etwas Handfestes, etwas, womit es sich identifizieren lässt. Vor allem die Rollen von Amber und Robin, Bonnie und Colin sowie Emerys Eltern und Nicks Hintergründe umrahmen das hier geschilderte Schicksal und bereichern die Storyline. Welche der Geschichten, die hier zu finden sind, die tragischste ist? Müsst ihr selbst herausfinden!
Hatte die Idee des Ortes, der sich zwischen Leben und Tod befand, etwas Tröstendes, gar Mystisches, und boten Nicks und Emerys Gespräche einiges an Input, über den es sich lohnt, nachzudenken, einiges an Dramatik und Schmerz, empfand ich manch impulsive Reaktion nicht ganz stimmig. Und doch war diese einmalige Verbindung bittersüß.
Mit fortschreitendem Verlauf wird die Monotonie immer häufiger von Spannung durchbrochen, von kleinen Toden, die mitfiebern lassen, echten Verlusten und (Selbst)Erkenntnissen, die treffen und aufwühlen. Gerade das letzte Viertel verursachte mir mehrfach Gänsehaut – und Herzschmerz. 💔

Unerwartete, ergreifende Ereignisse, Loslassen und Lebenstragik, Melancholie und ein zarter Hauch Hoffnung, die Erinnerung daran, jetzt zu leben und zu lieben, voller Überzeugung und nicht zu warten – all das und noch mehr findet ihr hier.

„𝐁𝐢𝐬 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐇𝐞𝐫𝐳 𝐰𝐢𝐞𝐝𝐞𝐫 𝐬𝐜𝐡𝐥𝐚𝐞𝐠𝐭“ war nicht das emotionsgeladene Highlight, das ich mir gewünscht habe, und ist doch ein Buch, das nachklingt.
Lebe. Jetzt. Denn jede Sekunde kann unsere letzte sein.

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