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Veröffentlicht am 21.02.2024

Absolut großartiger Auftakt.

Die Melodie der Wünsche
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𝐃𝐢𝐞 𝐌𝐞𝐥𝐨𝐝𝐢𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐖𝐮𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐞
— 𝚖𝚊𝚐𝚒𝚜𝚌𝚑, 𝚖𝚊𝚕𝚎𝚛𝚒𝚜𝚌𝚑 𝚞𝚗𝚍 𝚖𝚒𝚝𝚛𝚎𝚒ß𝚎𝚗𝚍.

Mit ihrer großartigen Reihe „The Curse of …“ konnte mich Anne Herzel begeistern. Doch gelingt ihr das erneut?

„𝐁𝐚𝐫𝐝𝐞𝐧𝐬𝐩𝐢𝐞𝐥“: ein starker ...

𝐃𝐢𝐞 𝐌𝐞𝐥𝐨𝐝𝐢𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐖𝐮𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐞
— 𝚖𝚊𝚐𝚒𝚜𝚌𝚑, 𝚖𝚊𝚕𝚎𝚛𝚒𝚜𝚌𝚑 𝚞𝚗𝚍 𝚖𝚒𝚝𝚛𝚎𝚒ß𝚎𝚗𝚍.

Mit ihrer großartigen Reihe „The Curse of …“ konnte mich Anne Herzel begeistern. Doch gelingt ihr das erneut?

„𝐁𝐚𝐫𝐝𝐞𝐧𝐬𝐩𝐢𝐞𝐥“: ein starker Auftakt für eine magisch-aufregende Trilogie, in der neben einem gleichermaßen malerischen wie trostlosen Setting, alltäglichen Ungerechtigkeiten auch wundersame Gegeben- und Wesenheiten warten. Zwischenmenschliche Romantik verschwindet hinter Abenteuern, schlagfertigen Dialogen, Humor und Spannung. Diversität und Queerness fließen als Normalität stimmig in den Verlauf, Abneigung und Misstrauen werden langsam durch Zuneigung und Zusammenhalt ersetzt, während aus einem ungemütlichen Zwang echte Freundschaft wächst.
„Die Melodie der Wünsche“ basiert auf einem einfallsreichen Worldbuilding und einem interessanten Magiesystem. Was die Autorin hier erschaffen hat, sprüht vor Charme und Leidenschaft, getoppt mit einem kritischen Blick auf (unsere) Gesellschaft regt Rizsettes Geschichte zum Nachdenken an.

Trotz kargen Landschaften, bestehender Armut, Hass und Angst in jeder Wiese ist dieser Roman so bunt, wie das Leben selbst, ein anmutiges historisches Flair trifft auf harte Realität. Dazu stimmig ist der Kontrast, den die gehobene, höfliche Ausdrucksweise der FederträgerInnen mit jener ruppigen von Schwertarmen bildet.

Konfrontiert mit bisher unsichtbarer Tristesse, Intrigen aus höchsten Rängen und tiefer Einsamkeit, sehend, wie Welten kollidieren, Vorurteile aufeinander prallen, muss die Bardenschülerin, zum ersten Mal ohne Meister, herausfinden, wer sie ist und sein will. Es braucht Monate an der Seite der Fremden, mehrere Anschläge, Monster und ein scheinbar nie endender Strom aus Lügen, bis die bittere Realität in Rizettes Bewusstsein dringt und ihr vor Augen führt, wofür es sich wirklich zu kämpfen lohnt. Dass sie mehr ist, als eine Bestimmung.
Im Angesicht der Ungewissheit wird Vertrauen für sie zum kostbarsten Gut.

Neben Rizsette – die an der Seite potenzieller Feinde eine beeindruckende, innerliche Veränderung durchlebt, Kraft aus Akzeptanz schöpft – verfolgen wir die Handlung aus Priels Perspektive. Unnahbar, kühl, außer in der Interaktion mit seinen langjährigen Freunden. Gemeinsam bilden er, Reya und Echo ein verlässliches Trio. Als würden die Bardin und der verfluchte Drang, diese zu schützen, nicht ausreichend Probleme mit sich bringen, gesellt sich noch eine Bestienwandlerin hinzu. Nou, die eine weitaus gigantischere Rolle einnimmt, wie vermutet.

JedeR dieser Charaktere wurde mit Details gezeichnet, vielfältigen, oft ungeahnten Seiten und Hintergründen, die Reaktionen, Verhalten und den Grund rechtfertigen, was WandlerInnen und KämpferInnen in das Reich der Klänge führt. Denn die Länder sind strikt getrennt. Dieses Miteinander bietet Gelegenheit, besondere Fähigkeiten und Eigenschaften samt den individuellen Situationen der Völker sowie die herrschenden Vorurteile kennenzulernen – ebenso macht Anne deutlich, dass Unterschiede überwunden werden können, und uns manchmal mehr eint, als uns trennt.

Die Gruppe wird gejagt, angegriffen, manipuliert. Kampf, Flucht, Hybride, Hektik und Angst sind ständige Begleiter. Und zu allem Überfluss schwelen auch Geheimnisse zwischen den fünf Reisenden.
Anne Herzel verzichtet nicht gänzlich auf Romantik, doch diese findet sich vordergründig in wunderschönen Beschreibungen von Natur und Leidenschaften, den bildlich dargelegten Empfindungen und Überzeugungen. Der Verlauf selbst ist abwechslungsreich gestaltet und hält nur wenig Pausen bereit, denn ein Ereignis jagt das nächste, Fragen und Ungereimtheiten verlangen nach Antworten, bis die Autorin im Finale erneut mit Twists um sich wirft.

„Bardenspiel“ hält eine aufregende, berührende Reise, voller unangenehmer Wahrheiten bereit. Ein Kampf für die Gemeinschaft, für ein gerechtes Miteinander. Für die Freiheit.
Doch die Freunde sind noch nicht am Ziel …

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Durch und durch bewegend.

Was die Sterne dir schenken
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☆„𝐖𝐚𝐬 𝐝𝐢𝐞 𝐒𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫 𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧𝐤𝐞𝐧“☆



Lexi & Amelia – Schwestern, die sich, selbst getrennt durch einen Ozean, unglaublich nah sind, einander spüren.

Als sie mitten in der Nacht von einem Anruf geweckt wird, ...

☆„𝐖𝐚𝐬 𝐝𝐢𝐞 𝐒𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫 𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧𝐤𝐞𝐧“☆



Lexi & Amelia – Schwestern, die sich, selbst getrennt durch einen Ozean, unglaublich nah sind, einander spüren.

Als sie mitten in der Nacht von einem Anruf geweckt wird, zögert Lexi nicht, sofort zum Flughafen und in ihre Heimat aufzubrechen, um ihrer älteren Schwester nach einem ebenso tragischen wie mysteriösen Unglück zur Seite zu stehen.

Kaum angekommen, ändert sich alles für die Lektorin, die ihren Wohnsitz seit Jahren im lebhaften New York hat. Neben der scheinbar nicht abnehmenden Sorge um Mimi, sind es auch die Sehnsucht nach ihrer Mutter und Gedanken um ihre eigene Zukunft, die die 32-Jährige umtreiben. Denn nirgends drängt sich das Gefühl von zu Hause stärker auf, als in dem entschleunigten englischen Küstendorf, in der Nähe ihrer kleinen Familie.



Verrückt vor Angst, um den Menschen, dem sie sich seit ihrer Geburt näher fühlt als sonst jemanden, verunsichert durch zahlreiche Ungereimtheiten, die Amelias Zustand mit sich bringen, ist es ein Fremder, der Lexi – die nicht mehr weiß, was sie glauben soll – auf eine waghalsige Idee bringt. Nicks Antlitz ist ihr unerwartet vertraut, spontan bittet sie den fürsorglichen Tierarzt um Hilfe – ganz gleich, dass dieser sie für eine Verrückte hält. Doch Lexi will nichts unversucht lassen, um ihre Schwester zu unterstützen, auch wenn das bedeutet, zu lügen, zu täuschen und sogar ihr eigenes Herz zu brechen. Inmitten skurriler Gespräche, gestellten Fotos und Dates war nicht abzusehen, dass dieser Mann so viel mehr für sie wird …

♡„𝖠𝖻𝖾𝗋 𝖽𝗎 𝗄𝖺𝗇𝗇𝗌𝗍 𝗇𝗂𝖼𝗁𝗍 𝖾𝗇𝗍𝗌𝖼𝗁𝖾𝗂𝖽𝖾𝗇, 𝗐𝖾𝗇 𝗂𝖼𝗁 𝖿ü𝗋 𝖽𝖾𝗇 𝖱𝖾𝗌𝗍 𝗆𝖾𝗂𝗇𝖾𝗌 𝖫𝖾𝖻𝖾𝗇𝗌 𝗅𝗂𝖾𝖻𝖾𝗇 𝗐𝗂𝗅𝗅. 𝖣𝖺𝗌 𝗄𝖺𝗇𝗇 𝗇𝗎𝗋 𝗂𝖼𝗁 𝗍𝗎𝗇. 𝖴𝗇𝖽 𝗂𝖼𝗁 𝗁𝖺𝖻𝖾 𝗆𝖾𝗂𝗇𝖾 𝖶𝖺𝗁𝗅 𝗀𝖾𝗍𝗋𝗈𝖿𝖿𝖾𝗇. 𝖣𝗂𝖾𝗌𝖾𝗋 𝖬𝖾𝗇𝗌𝖼𝗁 𝖻𝗂𝗌𝗍 𝖽𝗎.“♡

Dani Atkins erzählt in eindringlichen, modernen Worten eine bewegende Geschichte, die trotz aller Unglaublichkeiten erschreckend realistisch wirkt. Angereichert mit sensiblen Inhalten, Themen, die zum Nachdenken bringen, einer traumhaften, malerischen Kulisse und Figuren, die präsent eingebunden, mit Eigenheiten gezeichnet waren und dem Verlauf zusätzlich kleine Entwicklungen gaben, war „Was die Sterne dir schenken“ gleichermaßen spannend wie herzzerreißend.

Die Handlung besteht aus Momenten des Schocks und der Trauer, spricht Zusammenhalt und Bande an, die über das Erklärbare hinausgehen, enthält Lebensfreude, humorvolle Szenen und tiefgründige Gespräche.
Romantik inmitten zittriger Augenblicke.
Zeigt das Glück, wenn man es am wenigsten erwartet, und diese besondere Stärke, die es braucht, um zu akzeptieren und loszulassen.

Für die Geschwister und alle Beteiligten hält Amelias Unfall eine ungewisse Zukunft, Tränen und Schmerz bereit, Wochen, Monate voller Angst. Doch all das stärkt ihre Verbindung und macht deutlich, was wirklich zählt, wenn sich das Schicksal, ungerecht, entfaltet. Obgleich eines bizarren Eindrucks wurden Diagnose, Symptome und die damit einhergehende Wesensveränderung von Mimi authentisch und verständlich, mit der nötigen Sensibilität dargelegt. Als große Schwester fühlte ich die Zuneigung zwischen den Frauen, die sich äußerlich zwar ähnelten, doch im Inneren so verschieden waren. Ich litt und hoffte, wurde überrascht und berührt.



Atkins fand für ihren Roman eine stimmige Balance zwischen Aufregung und Sanftheit, Drama und Alltag. Augenblicke voller Herzklopfen und sehnsüchtigem Seufzen lösen jene ab, die von Sorgen durchtränkt, nach bitterer Endgültigkeit schmecken.
In „Was die Sterne Dir schenken“ spricht die Autorin von purer Liebe, bedingungslos und aufrichtig, hellleuchtend, selbst in den dunkelsten Zeiten. Von Neuanfängen und Hoffnung, und von der Bereitschaft, alles aufzugeben, um am Ende gehen zu lassen.

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Veröffentlicht am 09.02.2024

So ein tolles Buch!

Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe
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In weniger als 24 Stunden habe ich „Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe“ eingeatmet – was nicht zuletzt an dem unverkennbaren, lockeren Stil von Ali Hazelwood liegt und einem Plott, ...

In weniger als 24 Stunden habe ich „Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe“ eingeatmet – was nicht zuletzt an dem unverkennbaren, lockeren Stil von Ali Hazelwood liegt und einem Plott, der Spaß, Spannung und eine originelle Idee bereithält.

Misery, die in ihrer Kindheit als „Tribut der Absicherung“ zu den Menschen geschickt wurde, entschied sich, nach dem Ablauf dieser herzlosen Tradition, längst entfremdet von der eigenen Art, bei diesen zu bleiben – in der Gewissheit, unter den normal Sterblichen nie sie selbst, doch zumindest in der Nähe bei dem einzigen Wesen, für welches Misery Zuneigung empfindet, sein zu können. Doch dann verschwindet Serena nach einem großen Streit. Und lässt nichts zurück außer einem Namen und einem Kater ...
Als Henry Lark, der Vorsitzende des Vampirrats, aus Angst vor Zusammenschlüssen außerhalb seines Einfluss, ein Bündnis mit den Wölfen anstrebt, soll Misery erneut als Tribut herhalten. Verschachelt vom eigenen Vater, für ein kaltes Volk.
Erst als sie die Chance wittert, ihren eigenen Plan zu verfolgen, willigt sie in die Zweckehe mit dem gefürchteten Alpha-Wolf ein. Nichtsahnend, was sich in dem Feindesgebiet alles verändern wird.

Ganz in Hazelwood-Manier kommt auch ihre fantastische RomCom nicht ohne einen nerdigen Hauch aus: Misery ist ein IT-Freak und, ebenfalls typisch für die weiblichen Charaktere der Autorin, zwar intelligent und schlagfertig, jedoch auf der sozialen und zwischenmenschlichen Ebene absolut ahnungslos und unerfahren. Ihre Mauer, die sie hart und desinteressiert, wenig empatisch scheinen lässt, erbaut aus dem Gefühl, nie gut genug, nie irhendwo zugehörig, für andere immer nur ein Mittel zu sein, wirkt undurchdringlich. Es war wunderbar zu verfolgen, wie der Verlust ihrer besten Freundin sie weicher werden, selbstlos agieren lässt, sich ein kleiner Welpe rasch in Miss Larks Herz schleicht und gerade Lowe Moreland für allerhand erste male verantwortlich ist und Empfindungen auslöst, die sie nie für möglich gehalten hätte …

Trotz humorvollen Dialogen, Sarkasmus und Ironie, hinter all der Skurrilität und dem Gefühlschaos ist „Bride“ doch gewissermaßen tragisch und bewegend, enthält Gesellschaftskritik und allerhand Vorurteile, die es zu überwinden, Klischees, die es aufzuklären gilt.
Obgleich die urbane Welt nur bedingt zur Geltung kommt, wurde die herrschende Gesellschaftsstruktur verständlich ausgearbeitet: Die drei Spezies sind durch perfide Abkommen verbunden bzw. getrennt, Korruption und Machtgier dominieren in den festgefahrenen politischen Rängen aller Parteien, fragwürdige Arrangements stabilisieren den fragilen Frieden. Es reicht eine kleine Erschütterung, um die bestehende Co-Existenz zum Einsturz zu bringen.

Die Darstellung der Vampire und Werwölfe empfand ich als frisch, Lebensstile und Gepflogenheiten, Hierarchien und Eigenschaften zu ergründen, von Neuem überrascht zu werden, war interessant. Auch wie sich Misery in das Rudel einfindet, sich die Dynamik zwischen Wolf und Vampir verändert und vertieft, brachte einiges an Spaß, direkten Worten und Hitze mit sich. Miserys Zweifel und Gedanken, ihre Reaktionen sind nachvollziehbar, erregen zugleich Mitleid und Bewunderung. Durch zahlreiche schwelende Konflikte, Putschversuche, Missverständnisse und Sehnsüchte, die eigenen Ziele der Blutsaugerin und ihre Einsamkeit war die Stimmung wankelmütig, gespickt mit zahlreichen Nuancen – von melancholisch über romantisch, spannend und aufregend war alles dabei.
Der Verlauf selbst ist abwechslungsreich und lebendig, einige Zusammenhänge, Offenbarungen und Twists waren unerwartet, fügen sich jedoch ebenso perfekt in die Handlung, wie die detailierten expliziten Szenen und der langsame Wandel – sowohl jener der Charakteren und ihren Beziehungen als auch innerhalb der Führungspositionen.
Hazelwood spart nicht an Nebenfiguren, die ausreichend zur Geltung kamen – vor allem Ana, Serena und Owen bleiben in Erinnerung. Im Finale überschlagen sich die Ereignisse, Veränderungen brechen ein, bevor „Bride“ zu einem gelungenen Abschluss kommt.

Alis erste, hoffentlich nicht letzte, Fantasy-RomCom ist charmant und fantasievoll, reich an Gefühl und verschiedenen Arten von Liebe, es warten Wohlfühlmomente, Spice, eine bedingungslose Freundschaft - und pure Unterhaltung.

♡Vielleicht hattest du Träume. Bist du je zurückgegangen, um sie dir wiederzuholen?♡

Kritik: Es schlichen sich einige Fehler in den Text, evtl. sollte das Budget für den Farbschnitt in ein saubereres Korrektorat fließen.

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Veröffentlicht am 08.02.2024

𝘚𝘪𝘦 𝘸𝘢𝘳𝘦𝘯 𝘨𝘦𝘧𝘢𝘭𝘭𝘦𝘯𝘦 𝘍𝘳𝘢𝘶𝘦𝘯 ...

Die Hexen von Cleftwater
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„𝐃𝐢𝐞 𝐇𝐞𝐱𝐞𝐧 𝐯𝐨𝐧 𝐂𝐥𝐞𝐟𝐭𝐰𝐚𝐭𝐞𝐫“

Margaret Meyer führt uns in eine Zeit, in der die Gesellschaftsschichten nicht deutlicher getrennt sein könnten und die Frau nur wenige Rechte besitzt. In eine Epoche, in der ...

„𝐃𝐢𝐞 𝐇𝐞𝐱𝐞𝐧 𝐯𝐨𝐧 𝐂𝐥𝐞𝐟𝐭𝐰𝐚𝐭𝐞𝐫“

Margaret Meyer führt uns in eine Zeit, in der die Gesellschaftsschichten nicht deutlicher getrennt sein könnten und die Frau nur wenige Rechte besitzt. In eine Epoche, in der Satan in Geschlechtsorganen und Muttermalen vermutet, in einfacher Kräuterkunde Besessenheit gesehen wird. Jedes persönliche Unglück und das Schauspiel der Natur ein Hexenwerk.
Wer könnte für sich einstehen, wer könnte da noch klar sehen?

Mit einem bildlichen Stil fing die Autorin die Atmosphäre, die in Cleftwater wabert, die bedrückende Stimmung, die Tristesse gekonnt ein. Während eine böse Vorahnung bereits zu Beginn stark aufflammt, sind es Angst und Bedrohung, die sich durch den Verlauf ziehen. Hoffnungslosigkeit.
Viele Ausführungen regen die eigene Fantasie an, das Elend bleibt den Gedanken der Leserschaft überlassen, und doch reichen jene Szenen, die von Tod und Ungerechtigkeit erzählen, aus, um tief zu bewegen, zu erschüttern.

Obgleich dieses geschichtliche Mahnmal nicht frei von ablenkenden Längen ist, sind es detailreiche Beschreibungen des Settings, die in das Jahr 1645 ziehen.
Die den nahenden Sturm, die Dunkelheit ankündigen.
Verfälschter Glaube, fanatische Religion.

Wir verfolgen das Geschehen durch einen nüchternen Tonfall, in für die Umstände und das Zeitalter entsprechenden Formulierungen aus Marthas Perspektive – mit deren Stummheit und dem „Wurm“, der sie am Sprechen hindert, wird die Stimmlosigkeit der Frauen verdeutlicht. Verschluckte Worte, obwohl so viel zu sagen wäre.
Mit Silas Makepeace und seinen SucherInnen kommt die Hexenjagd in das Dorf, Angst und Misstrauen werden gesät – innerhalb einer Gemeinde, die nach Grund und Schuld für verdorbene Ernten, Hitze, Totgeburten und Krankheiten sucht, stoßen die Fremden auf fruchtbaren Boden.
Verschmähte Männer, kinderlose Mütter, Witwen und Witwer klagen an; Freunde, die zu Feinden, Nachbarn, die verraten werden.

Nach leiblichen Untersuchungen, demütigend, entwürdigender Kerkerhaft, tagelanger Folter, erpressten Geständnissen wartet auf die Angeklagten ein unfairer Prozess. Und der Tod – bejubelt von verblendeten Fanatikern. Nicht vor Kranken, nicht vor Alten, weder vor Jungfern, Schwangeren noch Gläubigen macht die Obermacht der Hexenjagd halt –
zu schöne Frauen baumelten neben armen und reichen Damen am Strick.
Figuren und Schicksale, so unterschiedliche, füllen die Handlung:
Agnes, Marthas Herrin, die plötzlich nicht mehr wert ist als eine Magd.
Henry, dessen Überlegenheit einzig aus dem Alkohol und dem Auftauchen von Makepeace entsprang.
Janet, die mit mutiger Zunge für ihr Recht kämpft.
Richter und Kerkermeister – erbarmungslos und blind vor Angst.
Prissy, unschuldig, ohne Rettung.

Auch Marthas „Atzmann“ spielt von Beginn an eine Rolle. In meinen Augen kamen weder Symbolik noch Bedeutung ausreichend zur Geltung, dieses Vermächtnis blieb lediglich ein schwammiges, wenig aussagekräftiges Element. Ihre unfreiwillige Arbeit an der Seite der Hexenjäger gewährte einen Blick auf die Torturen, den inneren Zwiespalt der Hebamme, ihren zarten Wunsch, den Angeklagten zu helfen – doch blieb erfolg- und tatenlos. Handlungsrelevante Szenen und Ereignisse gingen im Vergleich zu der Fülle malerischer Beschreibungen unter. Einige Dinge – Marthas Leiden, die Tragik um ihre Mutter, die Wachspuppe – wurden in den Verlauf geworfen, ohne eine besondere, aufschlussreiche Betrachtung zu erlangen.

Basiert „Die Hexen von Cleftwater“ auf historischen Ereignissen und aufwendiger Recherche, ist dieser Roman doch auch ein Nachruf an all jene, die auf grausame Art gejagt, gefoltert und ausgelöscht wurden, eine Geschichte über immer währende Ungerechtigkeit.
Margaret Meyer zeigt eindringlich, wie schnell Angst und Hass gesät werden, dazu aufrufen (können), ganze Gruppierungen zu eliminieren.
Denn oftmals wartet der Mob, leichtgläubig, neidvoll, nur auf eine Obrigkeit, die ein Inferno entfacht.

Wie viele Städte verloren ihre Frauen, wie viele Frauen ihr Leben?

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Aufwendiges Marketing, enttäuschender Plott.

RUNED - Das verschollene Auge
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𝐑𝐮𝐧𝐞𝐝 – 𝐃𝐚𝐬 𝐯𝐞𝐫𝐬𝐜𝐡𝐨𝐥𝐥𝐞𝐧𝐞 𝐀𝐮𝐠𝐞 gewann durch eine medial beworbene „Schatzsuche“ inkl. Preisgeld Aufmerksamkeit – in meinen Augen verlangte diese aufwendige Marketingstrategie dem anonymen Autor – R. R. ...

𝐑𝐮𝐧𝐞𝐝 – 𝐃𝐚𝐬 𝐯𝐞𝐫𝐬𝐜𝐡𝐨𝐥𝐥𝐞𝐧𝐞 𝐀𝐮𝐠𝐞 gewann durch eine medial beworbene „Schatzsuche“ inkl. Preisgeld Aufmerksamkeit – in meinen Augen verlangte diese aufwendige Marketingstrategie dem anonymen Autor – R. R. Stein – mehr Geld und Zeit ab, als das Plotten und Erfinden selbst.

Bevor ich darauf genauer eingehe, möchte ich jedoch die wunderschönen, farbigen Zeichnungen hervorheben, die der Geschichte Lebendigkeit verleihen, etwas, das der Text nicht schafft.



Nie hätten Rune und Willy gedacht, dass ihr Vater sie mit einem Besuch bei bis dato unbekannten Verwandten in Sommerferien führt, die vor Unglaublichkeiten strotzen. Nicht nur treffen sie in #Frankreich auf Julie, ihre adoptierte Cousine, – Rune kann plötzlich die gleichnamigen Schriftzeichen entziffern. Ein altes Buch verleitet die drei Kinder dazu, Merlins Grab, tief im Wald verborgen, aufzusuchen. Und plötzlich stehen sie da: in der Anderswelt …

Wie sie zurückkommen, ohne in die Fänge des hier herrschenden Magierkönigs zu geraten? Könnt ihr in der Hardcover-Ausgabe oder dem eBook nachlesen – meine Empfehlung ist jedoch die vertonte Version, die der verstaubten Handlung zumindest etwas Abwechslung verleiht.



Ich habe „Runed“ ohne Interesse an der Schatzsuche gelesen/gehört und bin – trotz der auffälligen Aufmachung und einigen Illustrationen – vom Inhalt ernüchtert. Dieser Auftaktband, der mir als Standalone ausreicht, bietet eindimensionale Charaktere, deren Motivationen und Wesenszüge stark schwanken. Auch die Stimmung des Verlaufs weiß oft nicht recht, ob sie nun bedrohlich und dunkel, tragisch oder doch lieber kindlich-locker wirken will. Sobald sich Tempo ankündigt, ersticken den Gefahren unpassende, wenig authentische und oftmals zu einfache Reaktionen die Spannung. Zudem hatte ich das Gefühl, dass Stein zackig und oberflächlich, möglichst schnell und unspektakulär eine Story erzählen wollte. Es fehlt an stilistischer Raffinesse und Details, sowohl Welt, Figuren als auch Geschehen betreffend. Den Eindruck, dass hier einiges nicht bis zum Schluss durchdacht wurde, hält der Autor übrigens bis zum plumpen Schluss aufrecht.

Im Fokus stehen die drei Protagonisten: Rune, der Magier, Willy, in dem mehr schlummert, als sein Auftreten verspricht, und Julie, die als einzige ohne übernatürliche Besonderheit, dafür mit Wissen und Intelligenz ausgestattet ist. In der Anderswelt gelandet werden die Kinder von den Zwergen Maurin und Laurin zu verschiedenen „Stationen“ begleitet, um ein, für den Rückweg essenzielles, Artefakt zu finden. Dieser Weg wird rasch abgehandelt, von Abenteuer keine Spur, weder die Wesen, Setting noch Hintergründe erhalten griffige Erläuterungen – und das, obwohl doch bildhafte Darstellungen zu einem fantasievollen (Kinder-)Buch gehören?!

Ebenso verhält es sich mit dem Kampf, der über das Leben der Andersweltler entscheidet: unspektakulär und flott, ohne den erhofften magischen Funken endet die Reise der Kids.

Letztendlich ist „Runed — Das verschollene Auge“ nicht mehr als eine nett anzusehende Verpackung für ein – wahrscheinlich für TeilnehmerInnen interessantes – Gewinnspiel, welches durch Social Media und Werbung aufgebauscht wurde. Die Geschichte war für mich lediglich ein blass beleuchteter Fundus bekannter Elemente und Stereotype.

Leider werden die IllustratorInnen, die für die Aufwertung des Kinderbuchs verantwortlich sind, nicht genauer genannt. Wie eingangs erwähnt: Gönnt euch das Hörbuch – die fade Storyline ändert sich zwar nicht, doch die Sprecher und eine passende Geräuschkulisse geben dem Geschehen eine packende Atmosphäre.

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