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Veröffentlicht am 28.03.2023

Feministisch. Stark. Wütend!

We Will Give You Hell
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„We will give you hell“ ist das Debüt von Lina Frisch, mit dem sie uns in die Tiefen Schwedens führt und an einer frischen, feministischen Interpretation der nordischen Mythologie teilhaben lässt.

Auf ...

„We will give you hell“ ist das Debüt von Lina Frisch, mit dem sie uns in die Tiefen Schwedens führt und an einer frischen, feministischen Interpretation der nordischen Mythologie teilhaben lässt.

Auf knapp 500 Seiten begleiten wir Hellea, lernen die junge, impulsive Frau kennen und verstehen.
Nach einem erfolgreichen Abitur verschlägt es die 19-Jährige mit ihren Freunden nach Schweden, von Anfang an übt die Natur des Landes eine soghafte Anziehung auf sie aus, doch plötzliche Schwäche- und Fieberschübe trüben die Reiselust. Bis eine mysteriöse Fremde auftaucht und mit ihren Worten einen Weg aufzeigt, eine Erklärung verspricht … Unterdrückter Zorn, Neugier und Streit treiben Hell weg von den anderen, und schon bald erkennt sie, dass hier, im Norden, ein Schicksal wartet, neue Möglichkeiten und schwere Entscheidungen …

Lina verleiht ihrer Protagonistin Temperament und Wut, doch auch Schuld und Angst. Ich konnte mit Hellea mitfühlen, ihre Zweifel und Gedanken verstehen und bin sicher, dass es vielen LessrInnen genauso ergeht. Dennoch hatte ich Probleme in der Geschichte anzukommen, wirkte der Beginn doch wie eine fade Young Adult Story mit seichten, überdramatisierten Teenieproblemen- und reaktionen. Doch sobald Hellea, die sich im Verlauf deutlich entwickelt, den Mysterien, die ihr seit der Ankunft in Schweden Rätsel aufgeben, aktiv nachgeht, nimmt die Handlung Tempo auf, weckt echtes Interesse und Aufregung.

Die Autorin hält in einem klaren, anspruchsvolleren Tonfall eine Distanz aufrecht, schreit die Bedeutung und Wahrheit ihrer Worte gezielt und ausdrucksstark über die Lichtung. Denn im versteckten Walddorf, auf dem magischen Flecken alter Erde, warten Frauen, die sich auflehnen, die Veränderung wollen. Reale Tatsachen, stark formuliert.

Obgleich die mysteriösen Geschehnisse von einer bedrohlichen, Vorsicht gebietenden Atmosphäre umhüllt werden, versprühen die vertrauensvollen Versprechungen etwas Reizvolles und Verlockendes. Versteckte Emotionen, Widerstand, Auflehnung und Wut füllen die Zeilen, wenn auch oft unterschwellig. Vermutungen und dunkle Vorahnungen konkurrieren beständig mit Verbundenheit und Verständnis, die Faszination über die Ruhe, unter der es spürbar brodelt, lässt über Längen hinwegsehen.
Tiefer in die Sagen einzutauchen, die nordische Mythologie neu zu betrachten, den hier vertretenden Standpunkt samt Hintergründen kennenzulernen war interessant, das Konstrukt aus Lügen, Manipulation und Skrupellosigkeit aufzudröseln durchweg spannend.

Lina verknüpft in die anmutigen, scheinbar heroischen Geschehnisse der „Gemeinschaft“ sanfte Liebe, einen Hauch Magie und Prophezeiung. Zusätzlich zu facettenreichen Charakteren, bewegenden Schicksalen wurden nachvollziehbare Verbindungen geschaffen.

„We will give you hell“ ist eine Geschichte über Freundschaft und Akzeptanz, erzählt von den Missständen, den Alltäglichen der Welt, der Dringlichkeit, auf- und füreinander einzustehen – aber auch von jener, zu verzeihen. Die Autorin macht deutlich, wie schnell sich die Sehnsucht nach Vergeltung in Extremismus und Fanatismus wandeln kann, wie leicht Gerechtigkeit gesucht und Rache gefunden wird, wie fragil die Grenze zwischen Wut und Hass, ist.

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Veröffentlicht am 28.03.2023

Gute Idee.

Blutmond über Ashwood
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In ihrem Debüt greift Lumiel H. Nox zu einer der beliebtesten und gleichermaßen gefürchtetsten Fantasy-Figuren überhaupt. Wie im Vorwort des düsteren Romans erwähnt, gibt es zahlreiche Interpretationen ...

In ihrem Debüt greift Lumiel H. Nox zu einer der beliebtesten und gleichermaßen gefürchtetsten Fantasy-Figuren überhaupt. Wie im Vorwort des düsteren Romans erwähnt, gibt es zahlreiche Interpretationen und Sagen über Vampire – für „Blutmond über Ashwood“ bediente sich die Autorin jedoch nicht nur gängigen Elementen, sondern kombiniert auf kreative Art bekanntes mit neuem.

Ashwood wird augenscheinlich von einer unbekannten Krankheit heimgesucht, Dr. Alaric Bathory kommt dem Geheimnis der Epidemie ungewollt näher, zu nah, um zu flüchten. Und welch grausames Schicksal nicht nur seiner Heimatstadt droht, reißt die Realität aus den Fugen …
Fluch, Krieg und ein Schöpfer, der die Menschheit nicht nur unterjochen, sondern ausbluten lassen will.

Zu aller erst möchte ich anmerken, dass ich die drückende, altertümliche Atmosphäre, die dem Geschehen passend anhaftet, sehr mochte. Für mich lief Alarics Geschichte in einem Sepiaton ab, aufgefrischt durch moderne und direkte Formulierungen. Lumiel H. Nox spielt mit verschiedenen, teilweise nebulösen Wesen und Bezeichnungen – Mind Thieves, Shadow Creeper, Day Runner sind nur einige interessante Beispiele –, vermischt Hintergrund mit Action und weckt echtes Interesse an den Figuren, sodass „Blutmond über Ashwood“ ein stimmiges Ganzes ergibt. Stilistisch hatte ich hingegen meine Probleme, wirkte die Schreibe auf mich manches Mal abgehackt und sehr einfach.
Über dem teilweise ruhigen Verlauf, in dem Blut fließt, Intrigen geschmiedet und Verbindungen geschlossen werden, liegt etwas Bedrohliches, die Erwartungshaltung nimmt nur selten ab und der überraschende Cliffhanger drängt dazu, weiter lesen zu wollen.

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Was für ein tolles Buch.

Magic Agents - In Dublin sind die Feen los!
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„Magic Agents: In Dublin sind die Feen los!“ und nicht nur die, denn im Auftakt der neuen Kinderbuch-Reihe von Anja Wagner Ukpai irren so einige Fabel- und Sagengestalten durch die Straßen.

Zum Glück ...

„Magic Agents: In Dublin sind die Feen los!“ und nicht nur die, denn im Auftakt der neuen Kinderbuch-Reihe von Anja Wagner Ukpai irren so einige Fabel- und Sagengestalten durch die Straßen.

Zum Glück ist Elia Evander grade zwölf Jahre alt geworden und nimmt ihren ersten Auftrag der S. A. M. erwartungsvoll und aufgeregt entgegen. Doch kaum in der Fremde gelandet, zeigen sich die ersten Schwierigkeiten, zudem verkomplizieren die typischen Samhain-Festivitäten diese Mission ungemein.
Zum Glück hat Magentin Elia allerhand magische Hilfsmittel, eine kokette WitchWatch und den frechen Selmor bei sich … Wobei, ist das wirklich Glück?

Anja Wagner hat hier eine kreative Geschichte gesponnen, die nicht nur Lust auf eine Reise nach Irland weckt und neugierig auf die gewitzte Magentin macht, sondern auch mitfiebern und staunen lässt.
System, Regeln und Vorgehen der „Spezialeinheit junger Agenten für Magisches“ ist schlüssig, durchdacht und originell. Stilistisch liest sich das Geschehen sehr unterhaltsam, authentisch und verständlich, für einen genaueren Einblick sorgen zusätzliche Informationen und Definitionen, die sich bspw. in Form von Rundmails zwischen den einzelnen Kapiteln verstecken.

Elia ist taff und eigenständig, jedoch nicht perfekt, was sie zusätzlich zu ihrem Engagement, den Schlüssel der Sid zu finden, um den Fabelwesen zu helfen, sympathisch und nahbar macht. Glenda und Selmor sind charmant und eigen, witzige, direkte Dialoge lockern die oftmals verfahrene Situation auf. Andere Nebencharaktere, wie Elias Vater und der tapfere Connor, sind ausreichend eingebracht, die Fülle an zauberhaften bis schaurigen Geschöpfen sowie magischen Gerätschaften war faszinierend und der ereignisreiche Verlauf voller Leben.

Zuletzt bleibt die Frage, ob die gegnerische Elite noch mehr Unruhe stiften wird?

„Magic Agents: In Dublin sind die Feen los!“ war ein runder Urban-Fantasy Roman, der augenblicklich mitreißt, keine Zeit zum Verschnaufen lässt und eindeutig verzaubert.

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Veröffentlicht am 22.03.2023

Jugendroman ohne signifikante Spannung.

Would You Trust Me?
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„Would you trust me?“ war ein seichter Jugendroman, der nur wenige Spannungsmomente und Ereignisse bereithält, dafür Themen und Probleme aufgreift, die selten bedacht werden.

Alia ist 15 Jahre, als sie ...

„Would you trust me?“ war ein seichter Jugendroman, der nur wenige Spannungsmomente und Ereignisse bereithält, dafür Themen und Probleme aufgreift, die selten bedacht werden.

Alia ist 15 Jahre, als sie ihrem alten Leben und einem Teil ihrer Familie entrissen wird. Wie viele Kinder und Jugendliche hat sie weder eine Wahl noch ein Mitspracherecht, nachdem sich ihre Eltern trennten. Hinzu kommt, dass diese ihr das Gefühl geben, eine Bürde zu sein, denn um ihre Wut zu kompensieren, dieser Ausdruck zu verleihen, hat der Teenager einen Fehler gemacht …

Heidrun Wagner schreibt sehr einfach und verständlich. Der Handlungszeitraum ist knapp bemessen, sodass wenig Raum für eine nennenswerte bzw. ernstzunehmende Entwicklung bleibt.
Details, die die Autorin über die Vergangenheit ihrer Protagonistin einfließen lässt, passen zu der Schülerin, die wir in der Gegenwart kennenlernen. Ihre Gedanken, Ängste, die Zweifel und Wut, das Gefühl, weder geliebt, gesehen noch gewollt zu werden, sind, gemessen an der Situation, authentisch und nachvollziehbar. Ich selbst habe mich, als Trennungskind, über dessen Kopf hinweg entschieden, das als Spielball benutzt wurde, wiedergefunden und verstanden gefühlt.

Alia war schon immer introvertiert, unsichtbar und still. Genauso will sie auch auf ihrer neuen Schule in der Masse untergehen, doch daraus wird nichts. Mit plötzlichen Bekanntschaften und einem Stiefbruder, der wenig begeistert von ihrem Auftauchen ist, fangen die Probleme an — und schnell weiß sie weder, wem sie glauben kann, noch ob sie überhaupt zurück in ihr altes zu Hause will …

Leider besteht „Would you trust me?“ großteils aus faden Monologen und dem Überdramatisieren von Situationen.
Colins Verhalten, der mit seinen 18 Jahren der älteste ist, unterscheidet sich zu keiner Zeit von den jüngeren Figuren.
Valentin, Rieke und Lorena sind binnen eines Augenblicks im Alltag von Alia verankert. Obwohl ich recht schnell sicher war, wer und warum die Neue verängstigen will, ist es der Autorin gelungen, alle verdächtig scheinen zu lassen, ihre Aussagen und ihr Verhalten misstrauisch zu betrachten.

Dem Finale hätte ein gewisser Spannungsaufbau gutgetan, so kam und ging dieses unspektakulär. Kein Buch, das lange im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 22.03.2023

Saskia schafft es, jedes Genre hervorragend zu bedienen.

Love and Hockey: Dax & Lucy
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Ich habe schon so einige Bücher von Saskia Louis gelesen, und mit jedem hat sie mich restlos überzeugt, was wahrscheinlich daran liegt, dass dem Stil der Autorin etwas ganz Eigenes anhaftet. Neben fehlbarer ...

Ich habe schon so einige Bücher von Saskia Louis gelesen, und mit jedem hat sie mich restlos überzeugt, was wahrscheinlich daran liegt, dass dem Stil der Autorin etwas ganz Eigenes anhaftet. Neben fehlbarer Charaktere und echten Problematiken gibt’s deftige Dialoge, authentisch und modern, viel Witz und Romantik, die weder übertrieben noch aufgesetzt wirkt.
Auch ihr neuster Sportsromance war wieder ein Volltreffer.

Während das Leben des Eishockeyspielers Dax Stemple von außen perfekt und spaßig scheint, gibt es etwas, dass die Presse bisher nie in Erfahrung bringen konnte: Details über seine Familie und seine Kindheit.
Als der attraktive Stürmer es zu sehr krachen lässt, wird ihm vom Management eine „persönliche Image-Beraterin“ zur Seite gestellt. Ausgerechnet die nervige Assistentin im albernen Kostüm …

Lucy James lebt für ihren Job, nur Dax ist ihr ein Dorn im Auge, und das, seit ihrer ersten Begegnung. Dass grade sie seine Babysitterin spielen soll, kann nur mit Mord enden, oder? Niemals hätte sie geahnt, dass der Playboy dafür verantwortlich sein wird, dass sie ihre einzige Regel bricht.
Saskias Protagonistin ist unabhängig, stolz und nicht auf den Mund gefallen, trotz ihrer geringen Körpergröße hat sie sich den Respekt der Muskelmänner erkämpft – doch obwohl sie sich taff und professionell gibt, zerrt etwas außerhalb des Jobs an ihren Nerven.

Abgesehen von der amüsanten und abwechslungsreichen Entwicklung der Geschichte, den Überraschungen, Geheimnissen und privaten Einblicken beschäftigt sich der Roman mit Vergebung, Verlust und Trauer(bewältigung). Schlagfertige Dialoge und die spritzige Annäherung lockern die Stimmung rege auf. Beide Charaktere wurden mit Vergangenheit und Tiefe, mit Macken und Eigenheiten gezeichnet, die es leicht machen, ihre Reaktionen und Gedanken zu verstehen.
Stilistisch liest sich Band eins der „Love and Hockey“ Reihe wunderbar angenehm und authentisch, durch das reizbare Verhalten und gegenseitige Provokationen hält die Autorin durchweg eine Spannung aufrecht. Erotische Momente waren heiß und anschaulich, die Leidenschaft, ob miteinander oder im Beruf, spürbar und der Humor hervorragend – auch für Sportmuffel eine Empfehlung!

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