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Veröffentlicht am 04.06.2023

Schweigen ist Silber, Reden wäre Gold

Fritz und Emma
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"Fritz und Emma" ist ein sehr bewegender Roman über die Lebensgeschichte von zwei Menschen, denen der zweite Weltkrieg das Glück ihres Lebens raubt und die Bedeutung über traumatische Erlebnisse zu sprechen, ...

"Fritz und Emma" ist ein sehr bewegender Roman über die Lebensgeschichte von zwei Menschen, denen der zweite Weltkrieg das Glück ihres Lebens raubt und die Bedeutung über traumatische Erlebnisse zu sprechen, um sie zu verarbeiten.

Der Krieg ist fast zu Ende, doch Fritz wird kurz zuvor noch achtzehn Jahre alt und wird deswegen eingezogen. Er gerät in Kriegsgefangenschaft und benötigt zwei Jahre, um nach Hause zu finden. Dort wartet Emma auf ihn - seine beste Freundin und erste Liebe. Sie hat den Krieg mit ihrer Familie größtenteils unbeschadet überstanden und versucht nun das Dorf wieder aufzubauen. Sie kann ihr Glück kaum fassen als Fritz eines Tages vor ihr steht und sie beschließen, dass nichts sie je wieder trennen kann. Doch die traumatischen Kriegserlebnisse fordern ihren Tribut. Fritz versucht so gut wie möglich die Folgen der Erlebnisse in den Griff zu kriegen und eine neue Lebensperspektive aufzubauen. Doch da Niemand über die Erlebnisse spricht, sondern alles einfach versucht wird zu vergessen, brechen sich die Emotionen auf ungeahnte Weise ihren Weg. Dies führt letztendlich zur Entfremdung von Fritz und Emma und sie scheinen durch den Verlust des Anderen mit der Zeit zu verbittern, auch wenn sie mit anderen Menschen eine Familie gründen.
Es braucht den Lebensmut einer jungen Frau Namens Maria, die mit ihrem Mann, dem neuen Pfarrer des Ortes, in das abgeschiedene Oberkirchbach zieht, und die Veränderung eines ganzen Dorfes, damit Fritz und Emma ihre Verbitterung überwinden und wieder einen Schritt aufeinander zugehen können. Letztendlich sprechen die beiden offen miteinander über die Kriegserlebnisse und die gegenseitigen Verletzungen, sodass sie am Ende ihres Lebens doch noch zueinander finden können.
Der Roman hat mich unheimlich bewegt und die Geschichte ist gleichzeitig so wundervoll geschrieben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Es wechselt immer zwischen einem aktuellen und einem vergangenen Handlungsstrang und nähert sich dabei immer weiter dem aktuellen Geschehen an. Absolute Leseempfehlung, auch wenn die Geschichte an sich eine traurige ist.

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Veröffentlicht am 01.05.2023

Mehr Schein als Sein

Wir sind schließlich wer
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In "wir sind schließlich wer" erzählt die Autorin Anne Gesthuysen die Geschichte einer Familie, die sehr viel Wert auf ihre adelige Abstammung legt, sich damit nach Außen sehr beneidenswert präsentiert, ...

In "wir sind schließlich wer" erzählt die Autorin Anne Gesthuysen die Geschichte einer Familie, die sehr viel Wert auf ihre adelige Abstammung legt, sich damit nach Außen sehr beneidenswert präsentiert, nach innen jedoch eher deutliche Schranken und Barrieren auferlegt.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die beiden Schwestern Maria und Anna, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Maria ist die ältere von beiden, wohl erzogen, höflich und sehr auf ihre Außenwirkung, das Erbe der Familie und die Traditionen bedacht. Anna dagegen ist der Wirbelwind der Familie, die sich nicht den traditionellen Gegebenheiten verpflichten will, immer versucht ihren Kopf durchzusetzen und ein leichtes und fröhliches Leben zu führen. Aufgrund ihrer charakerlichen Schwierigkeiten verlieren sie schon im Kindes- und Jugendalter den Zugang zueinander und da in der Familie Schwierigkeiten nicht offen angesprochen, sondern eher unter den Teppich gekehrt oder zugunsten der Traditionen negiert werden, entfremden sie sich mit den Jahren immer weiter.

Als Anna jedoch als Pfarrerin in eine benachbarte Gemeinde kommt, Marias Ehemann wegen Verwicklungen in den Cum-Ex-Geschäften in Untersuchungshaft sitzt und der geliebte Sohn und Neffe der beiden Frauen verschwindet, ist die Familiennot groß. Sie versuchen die Situation so gut wie möglich zu meistern, werden dabei aber immer wieder mit vergangenen Schicksalsschlägen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert, die sie jetzt ansprechen und gemeinsam bewältigen müssen, um die aktuelle Situation und das danach folgende Leben in den Griff zu kriegen.

Stilistisch wird die Geschichte immer wieder mit kurzen Zeitsprüngen in die Vergangenheit angereichert, damit der Leser die verzwickte Beziehung der Schwestern sowie das gesamte Familienkonstrukt verstehen kann. Die Zeitsprünge starten in der frühen Kindheit der beiden und nähern sich dem aktuellen Zeitgeschehen immer weiter an. Deutlich wird dabei, dass beide Schwestern große Schicksalsschläge hinnehmen mussten, die jedoch vor der jeweils Anderen verheimlicht wurden. Es wird deutlich, dass ein zukünftiges Familienleben nur möglich ist, wenn sich alle gegenseitig die verschiedenen Episoden erzählen und endlich gegenseitiges Verständnis entsteht. Eine toll erzählte Familiengeschichte!

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Veröffentlicht am 01.05.2023

Vertreibt die Sonne die Dunkelheit?

Grischa 3: Lodernde Schwingen
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Alina und Mal sind mit ihren Anhängern dem Dunklen ein weiteres Mal entkommen. Dabei war es diesmal sehr knapp und Alina hätte bei dem Versuch den Dunklen zu bezwingen sich beinhahe sich selbst zerstörrt. ...

Alina und Mal sind mit ihren Anhängern dem Dunklen ein weiteres Mal entkommen. Dabei war es diesmal sehr knapp und Alina hätte bei dem Versuch den Dunklen zu bezwingen sich beinhahe sich selbst zerstörrt.
Jetzt sind sie im Zufluchtsort des Asketen, der seinen Kult um die heilige Alina, Sonnekriegerin und Hoffnung Ravkas weiter schürrt, untergekommen. Doch in seinem Gewölbe und Tunnelsystem unter der Erde fühlt sich Alina alles andere als wohl und scheint sogar von Tag zu Tag mehr ihre Kräfte zu verlieren. Die Überwachung des Asketen und seine Regeln, die er Alina im Gegenzug für seinen Schutz auferlegt hat, sind zudem so streng und beengend, dass ihr kaum Luft zum Atmen bleibt.
Gemeinsam mit David hat sie alte Aufzeichnungen von Morozora entdecken können und sie versuchen das Geheimnis hinter den unterschiedlichen Kräftemehrern und die dazu gehörende Biografie des Grischas zu entschlüsseln. Währendessen ist Alina leider von ihrem starken Verbündeten Nikolas abgeschnitten und findet zunächst keinen Weg, um mit ihm in Kontakt zu treten.

Nachdem ich die beiden ersten Teile dieser Trilogie verschlungen habe, war klar, dass ich auch diesen Band kaum aus der Hand legen würde können. Meine Vermutung bestätigte sich bereits nach den ersten zwanzig Seiten, obwohl ich die ersten Kapitel im unterirdischen Gewölbe durchaus verwirrend und eher langatmig fand. Anschließend nahm die Geschichte aber wieder voll Fahrt auf und als mein Lieblingscharakter Nikolas wieder auf der Bildfläche erschien, war ich sehr gespannt wie der Kampf gegen den Dunklen nun weitergehen würde. Das Schicksal Nikolas hat mich dann sehr getroffen und tief bestürzt. Dieser lebensfrohe und intelligente Charakter sollte ein so furchtbares Schicksal erleiden? Ich bin unendlich froh gewesen im Fortgang der Geschichte doch noch wieder aufatmen zu können. Die Bedeutung des Feuervogels sowie Alinas und Mals Verbindung, Bagrhas Geschichte und der entgültige Kampf gegen den Dunklen haben mich sehr überrascht, aber auch überzeugt. Es gab für jeden angedeuteten Zusammenhang eine Erklärung, die für mich die Geschichte von Alina und Mal zu einer sehr bedeutungsvollen und fantasievollen Reise macht, die ich sicherlich in absehbarer Zeit erneut verschlingen werde.
Außerdem freue ich mich sehr über die weiteren Bücher zu Nikolas und ein Wiedersehen in Ravka.

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Veröffentlicht am 23.04.2023

Gleiches ruft Gleiches

Grischa 2: Eisige Wellen
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Alina und Mal sind nach der Entdeckung von Alinas verborgener magischer Sonnenkraft und dem Kampf gegen den Dunklen in Novi Zem gelandet und versuchen sich in ihr neues Leben einzufinden. Sie sind sehr ...

Alina und Mal sind nach der Entdeckung von Alinas verborgener magischer Sonnenkraft und dem Kampf gegen den Dunklen in Novi Zem gelandet und versuchen sich in ihr neues Leben einzufinden. Sie sind sehr vorsichtig, da sie ahnen, dass der Dunkle den Kampf überlebt hat und erneut auf der Suche nach Alina ist, um ihre Macht zur Erweiterung der Schattenflur zu benutzen. Und tatsächlich dauert es nicht lange und die beiden geraten in einen Hinterhalt, der sie schließlich wieder in die Fänge des Dunklen treibt. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach dem zweiten Kräftemehrer, der Meeresgeißel. Dabei sind sie nicht nur in der Gefangenschaft des Dunklen, sondern befinden sich zeitlich auf dem Schiff des Freibeuters Sturmhond, der zwar mehr an ihrer Gesundheit interessiert zu sein scheint als der Dunkle, der aber genauso seine eigenen Pläne und Vorstellungen mit Alina und Mal zu haben scheint. Ein Entkommen scheint aussichtlos.

Der zweite Teil der Grisha-Triologie schließt nahtlos an das Ende von Teil eins an und setzt die Geschichte um die Sonnenkriegerin Alina und den Fährtenleser Mal fort. Sie versuchen sich gegen den Dunklen zu wehren und gleichzeitig mehr über ihre eigenen Vergangenheit und den mysteriosen Mezerova sowie die Pläne des Dunklen herauszubekommen. Und dann werden noch weitere Personen in die Geschichte mit einbezogen, die das Abenteuer der beiden Protagonisten noch mehr durcheinander bringen und unvorhersehbar machen. Der Schreibstil ist erneut sehr leicht und eingängig und es wird erneut so ein großartiger Spannungsbogen mit unerwarteten Wendungen aufgebaut, dass ich auch diesen zweiten Teil kaum aus der Hand legen kann. Es werden teilweise alte Handlungsstränge aus dem ersten Teil aufgegriffen und durch neue Erkenntnisse in einem anderen Blick gezeigt, gleichzeitig kommen so viele neue Personen, Intrigen und Verwicklungen hinzu, dass sich die Handlung in einem atemberaubenden Tempo fortsetzt. Zudem ist mit Sturmhond, und seiner eigentlich wahren Identität, eine neue Lieblingsfigur geformt worden. Eine absolut spitzenmäßig gute Lesemischung.

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Die Macht des Hirsches

Grischa 1: Goldene Flammen
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Die Grisha-Trilogie entführt den Leser in die atemberaubende Welt von Ravka. Oberhaupt und Herrscher von Ravka ist der Zar, welcher mit den Nachbarländern in einem ewigen Krieg lebt. Um die Kämpfe auszufechten ...

Die Grisha-Trilogie entführt den Leser in die atemberaubende Welt von Ravka. Oberhaupt und Herrscher von Ravka ist der Zar, welcher mit den Nachbarländern in einem ewigen Krieg lebt. Um die Kämpfe auszufechten benötigt er eine streitkräftige Armee. In Ravka gibt es gleich zwei davon: einmal die erste Armee, die aus kampferprobten mutigen Männern besteht und dann die zweite Armee, die durch die Grisha gebildet wird und vom "Dunkeln" angeführt wird. Unklar ist, ob er wirklich seine Macht dem Zaren zur Verfügung stellt oder ob er noch eigene Pläne verfolgt.
Alina und Mal sind Waisenkinder, die in ihrer Jugend auf Grisha-Fähigkeiten überprüft und für nicht magisch eingestuft wurden. Deswegen wird Mal zum Fährtensucher in der ersten Armee und fühlt sich dort seinen Fähigkeiten entsprechend wohl. Er ist ein beliebter und vor allem gutaussehender junger Mann, der sich nur schwerlich den Avancen seiner weiblichen Anhängerschaft entziehen kann. Seine beste Freundin Alina scheint ihren Sinn und Zweck im Leben noch nicht gefunden zu haben. Sie ist von eher schwächlicher Konstitution und auch eher eine mittelmäßige Kartografin.
Doch beide zusammen sollen sich auf den Weg durch die "Schattenflur" machen: eine dunkle Ebene, die Ravka in zwei Teile trennt. Während Mal sich begierig in das Abenteuer stürzt, zerbricht Alina fast an ihrer Angst und an ihren Zweifeln. Doch als Mal auf der Überfahrt angegriffen und schwer verletzt wird, bricht aus Alina eine ungeahnte und lang verborgene Kraft heraus, die sie als Sonnenkriegerin kennzeichnen und in den Blick des Dunklen rücken wird.

Mit unglaublicher Macht hat dieses Buch mich in den Bann gezogen. Ich habe es innerhalb von drei Tagen ausgelesen und war froh, dass ich sofort in den Folgeband abtauchen konnte. "Goldene Flammen" ist ein wunderbarer Auftakt einer sehr fantasievollen neuen Trilogie, über die Welt von Ravka. Ich bin von den Charakteren, der Geschichte, dem Spannungsbogen und dem Schreibstil absolut begeistert.

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