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Veröffentlicht am 30.01.2023

Genial!

Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein
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Nachdem ich in letzter Zeit leider einige Cosy-Crime-Romane erwischt hatte, die mich weitaus weniger begeistert haben, als ich es aufgrund ihres vielversprechenden Klappentextes erwartet hätte, wollte ...

Nachdem ich in letzter Zeit leider einige Cosy-Crime-Romane erwischt hatte, die mich weitaus weniger begeistert haben, als ich es aufgrund ihres vielversprechenden Klappentextes erwartet hätte, wollte ich nicht zu euphorisch in diese Geschichte starten. Aber was soll ich sagen … es war Liebe auf den ersten Blick! - Gelungener Einstieg, stimmungsvoller Verlauf, ein Ende, das mich sehr zufrieden zurücklässt … und nicht zu vergessen: die wunderschöne Gestaltung der Innencover. Kurzum: Ich war mehr als happy mit diesem grandiosen Leseerlebnis.

Hoffentlich ist irgendwo in Shaftesbury noch ein süßes kleines Cottage für mich frei, idealerweise auf einer leichten Anhöhe (damit ich nicht jedes Mal auf den Friedhof gehen müsste, um eine neue Rezension posten zu können, hehe). Ernsthaft, dieses entzückende Örtchen mag winzig sein, aber es ist für alles gesorgt - ob Buchclub-Treffen, historisch interessante Rundgänge auf Blackmore Manor (samt Whiskey-Verkostung und Unterrichtung in Sachen Rosenzucht), sündig leckere Köstlichkeiten im stilechten Tearoom von Mrs Winterbottom (Darjeeling-Tee gefällig? Yes, please!), ein angeregter Plausch mit Laura in Mrs Hazeldines Gemischtwarenladen oder mit Luke, dem sympathischen Barkeeper des lokalen Pubs 'The Golden Horse' (der gerne mal Rocksongs auf der Kirchenorgel spielt) … langweilig wird es einem in Shaftesbury garantiert nicht. Auch für das tierische Wohl ist dank Tierarztpraxis und passioniertem Tierarzt gesorgt, was natürlich Musik in meinen Hundemama-Ohren war.

Ein rundum atmosphärisches Setting und herrlich warmherzige Charaktere - die lebensnahe Figurenzeichnung ist der Autorin ganz hervorragend gelungen; überhaupt war ich hin und weg von ihrem wunderbar angenehmen Schreibstil! So oft musste ich über die kleinen kreativen Details schmunzeln (wie z.B. Erwin = den lokalen Pfau, die Mission 'verstecktes Eichhörnchen' oder den amüsanten Bettenkauf) und auch wenn ich eine leichte Ahnung hatte, wem ich lieber nicht über den Weg trauen würde, haben mich die Hintergründe tatsächlich überrascht.

Meine einzige vorherige Sorge war gewesen: Würde ich mit der weiblichen Hauptfigur warmwerden können? (Ganz wichtiges Kriterium! Nur wenn ich die Figuren sympathisch finde, kann eine Geschichte wirklich bei mir punkten.) Immerhin suggeriert der Klappentext mehr oder weniger, dass Penelope St. James keine Tiere mag, und solche Leute sind mir per se suspekt. I mean … dass man vielleicht Angst vor bestimmten Tieren hat oder einfach keine Haustiere halten möchte - fair enough. Aber wenn es heißt, jemand kann generell mit Tieren 'nichts anfangen', denke ich mir immer: 'Hmm, wir beide werden sicher keine Freunde werden.' Zum Glück entpuppte sich jegliche schlimme Befürchtung dieser Art als völlig unbegründet, da Penny das Herz durchaus am rechten Fleck hat und letztlich viel besser mit Tieren auskommt, als sie selbst je vermutet hätte. Sie ist eine tolle Hauptprotagonistin! Selbstironisch, realistisch, elegant … Außerdem liebe ich ihre ehrgeizige Es-gibt-viel-zu-tun-also-packen-wir's-an-Mentalität!

Erzählt wird aus ihrer sowie aus Sams Perspektive, jeweils in der dritten Person. Besonders gut gefiel mir die realistische Darstellung von Sams Umgang mit seiner kleinen Tochter. Lilly ist so eine niedliche, clevere Maus! Oft werden Kinder in Romanen ja eher stereotypisch dargestellt (als dauerquengelig/anstrengend, altklug … bzw. sie sind permanent am Weglaufen - gefolgt von dramatischer Suchaktion, etc.) oder bekommen in den Dialogen eine Wortwahl verpasst, die nicht so recht zum eigentlichen Kindesalter passen will - im vorliegenden Werk hingegen ist all dies nicht der Fall. Sams aufgeweckte Tochter war eine echte Bereicherung, kein ergänzendes Beiwerk zur Hauptstory. Er bemüht sich nach Kräften, ihr die verstorbene Mutter zu ersetzen, wirkt im hektischen Alleinerzieher-Alltag manchmal auf rührende Weise überfordert und liebt sein Kind einfach über alles.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
In einem Wort: WUNDERVOLL! Nach Beendigung der Lektüre verspürte ich das dringende Bedürfnis, sofort die Homepage des Aufbau Verlags nach Informationen zum Folgeband zu durchforsten. "Ein Herz und eine Tote" erscheint am 17. Mai 2023 - ist notiert! An alle Cosy-Crime-Fans: Lasst euch dieses Juwel nicht entgehen. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.01.2023

Ernster als erwartet

Love Songs in London – Here comes my Sun
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"»Weißt du, was mich am meisten an Geschichte fasziniert? Die Fähigkeit der Menschen, die unvorstellbarsten Katastrophen zu überleben und einen Weg zu finden weiterzumachen. […] Menschen haben zu allen ...

"»Weißt du, was mich am meisten an Geschichte fasziniert? Die Fähigkeit der Menschen, die unvorstellbarsten Katastrophen zu überleben und einen Weg zu finden weiterzumachen. […] Menschen haben zu allen Zeiten täglich Gewalt, Verluste und Enttäuschungen erlebt. Manche Leute sind daran zerbrochen, viele haben eine erstaunliche Gabe bewiesen, nicht aufzugeben. Die Menschheit handelt oft nicht sonderlich klug, aber sie findet einen Weg – auch durch Schutt und Asche.«"

Band 2 der Love-Songs-in-London-Reihe war für mich das erste Buch der Autorin Tonia Krüger. Den zur Weihnachtszeit spielenden Reihenauftakt hatte ich leider verpasst, doch das in fröhlich leuchtenden Farben daherkommende Cover von "Here comes my Sun" sah mindestens genauso verlockend aus und hat mir direkt Lust auf Frühlingszauber in London gemacht.

Voller Vorfreude stürzte ich mich also in meine erste New-Adult-Romance des Jahres 2023 … und fand sie echt nicht schlecht. Allerdings blieben die Schmetterlinge im Bauch - die erhoffte Leichtigkeit und Flirtiness - aufgrund der mitunter doch recht ernsten Backgroundstory von Ryan leider aus.

"»Im echten Leben scheitert die Liebe an der Realität – immer und immer wieder. Trotzdem hört die Welt nicht auf, ans Happy End zu glauben.«"
So zynisch der männliche Hauptprotagonist (= "Herzensbrecher-und-Beziehungskiller-Ryan") zu Beginn wirken mag, er hat nachvollziehbare Gründe für sein abweisendes Verhalten. Seine gemeinsame Recherchearbeit mit Jamie zu "London’s Greatest Love Stories und was die Welt darüber dachte" las sich interessant und unterhaltsam, nur die eigentliche Love Story konnte mich nicht gänzlich mitreißen.

An Jamie faszinierten mich ihre Rationalität und Besonnenheit (ich fand es klug und wichtig, nach dem Erlebnis mit ihrem Exfreund Phil sofort ihre Frauenärztin aufzusuchen). Sie läuft nicht mit rosaroter Brille durchs Leben, ist ehrgeizig und durchsetzungsfähig. Bestes Beispiel: die Wahl ihres Studienfachs (Geschichte). Statt sich dem Willen ihrer Mutter zu beugen, hat sie auf ihr Bauchgefühl vertraut - eindeutig die richtige Entscheidung.

Es ist ein schöner Read - tiefgründig, schlüssig durchdacht und vom Schreibstil her angenehm. Dass ich die Geschichte als nicht so zauberhaft empfunden habe, wie ich ursprünglich gehofft hatte, liegt einzig in der Tatsache begründet, dass ich generell kein Fan vom Plot-Element 'Toxische (Familien-)Beziehungen' bin. Ich leide einfach immer zu sehr mit den liebenswerten Charakteren mit in puncto hilflose Wut, Frust und Ungerechtigkeit (Stichwort: emotionale Erpressung). Da könnte ich die Wände hochgehen! Im realen Leben mache ich bei sowas kurzen Prozess, distanziere mich eher von einem Menschen mehr, als dass ich mein eigenes Glück für das Seelenheil anderer aufopfere. Ich helfe von Herzen gerne, aber nicht bis hin zur Selbstaufgabe. Wer das anders handhaben möchte (- wie z.B. Ryan im Hinblick auf Nadine -): 'Best of luck to you. Es ist euer Leben und eure Entscheidung. Erwartet nur nicht von mir, dass ich bei dem Drama mitmache.'

Die Nebenfiguren waren mein Romanhighlight, insbesondere Jamies schlagfertige, lebenslustige Mitbewohnerin Lynn (Jamie selbst ist zwar auch nicht auf den Mund gefallen, aber Lynns Direktheit ist eine Klasse für sich) sowie Jamies Bruder.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 4 ✰ ✰ ✰ ✰
Wer tiefgründige New-Adult-Romane mit ernster Thematik mag, wird mit diesem Werk viel Freude haben. Auch London-Fans kommen voll auf ihre Kosten. Band 1 möchte ich nun auf jeden Fall nachträglich lesen!

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Ausführlich und interessant!

Charles III. – Mit dem Herzen eines Königs
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Charles III. begleitet mich im Grunde schon mein ganzes Leben lang. Aufgrund der Tatsache, dass meine Oma ein reges Interesse an Klatschzeitschriften hatte, wusste ich von klein auf, wer die britischen ...

Charles III. begleitet mich im Grunde schon mein ganzes Leben lang. Aufgrund der Tatsache, dass meine Oma ein reges Interesse an Klatschzeitschriften hatte, wusste ich von klein auf, wer die britischen Royals sind … wobei mir selbstverständlich die ihnen von den Medien zugeschriebenen Rollen mit auf den Weg gegeben wurden: Charles (damals noch Prinz) = böser Ehebrecher, Diana = betrogener Unschuldsengel, Camilla = sündige Verführerin. Schon damals gefiel mir dieses Denken irgendwie nicht. Keine Ahnung warum, aber je mehr meine Oma gegen Camilla und Charles wetterte, desto mehr wuchs in mir der (freilich kindlich-naive) Gedanke: 'Aber wenn sie sich doch nun mal lieben' … Das ganze Desaster um ihre Affäre stürzte das Königshaus jedenfalls in eine monumentale Krise, die in puncto Dramatik später nur noch von Lady Di's tragischem Unfalltod übertrumpft wurde. … beziehungsweise von Harrys und Meghans Anti-Royal-Hetze nach dem Megxit. Von all dem lesen wir hier zum Glück nicht allzu viel.

Mit ihrem auf unzähligen Interviews basierenden Mammutwerk hat die amerikanische Journalistin Catherine Mayer ein authentisches Bild von King Charles gezeichnet. Sie lässt uns an seinem Tagesablauf teilnehmen, informiert uns in aller Ausführlichkeit über seine Wohltätigkeitsprojekte bzw. über sein unermüdliches caritatives Engagement sowie sein fortschrittliches Denken in puncto Umweltschutz. Dabei bemüht sie sich stets um einen neutralen, nicht zu offensichtlich pro-royalen Ton.

Leider konnte mich das Buch in seiner Gesamtheit nicht so fesseln, wie ich es mir erhofft hatte. Zwar bestätigte sich mein positiver Eindruck von Charles als Mensch, doch während der Lektüre musste ich immer mal wieder Pausen einlegen, um am Ball zu bleiben. Alles sehr kenntnis- und umfangreich, aber nicht unbedingt (wie im Klappentext angekündigt) "bahnbrechend" oder mitreißend. … was ich schon allein deswegen bedauerlich finde, weil Charles ein humorvoller und kluger sowie ein durchaus feinfühligerer Mann zu sein scheint, als die Presse ihm zugesteht.

Der 16-seitige Bildteil und die Bildzusammenstellung im Innencover waren natürlich toll. Ich liebe solche Extras!

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 4 ✰ ✰ ✰ ✰

Gerne spreche ich eine Empfehlung für alle Royal-Interessierten au

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Veröffentlicht am 21.01.2023

MAIsterwerk

I Do It Mai Way
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Was für ein MAIsterwerk!

Ihr kennt mich ja mittlerweile schon ein bisschen und wisst, dass mir selten die Worte fehlen. Wenn ich ein Buch liebe, schwärme ich euch lang und breit davon vor, kein Ding. ...

Was für ein MAIsterwerk!

Ihr kennt mich ja mittlerweile schon ein bisschen und wisst, dass mir selten die Worte fehlen. Wenn ich ein Buch liebe, schwärme ich euch lang und breit davon vor, kein Ding. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, finde ich ebenfalls klare Worte (weil Ehrlichkeit usw.) … und nun hat Vanessa Mai tatsächlich etwas geschafft, wofür mein Mann ihr am liebsten einen Orden verleihen würde: Sie bzw. ihre gemeinsam mit einer Ghostwriterin verfasste Autobiografie hat mich kurzzeitig absolut sprachlos gemacht. Zur Erklärung, warum ich meinen Mann erwähne: Als ich das Buch ausgelesen hatte (bzw. durchgesuchtet, inhaliert - nennt es wie ihr wollt), hab ich ihn nur völlig überfordert angeschaut à la "Ich weiß nicht, wie ich die Rezi dazu schreiben soll." - Es. Ist. So. Gut.

So unfassbar gut.

Jetzt denkt ihr vielleicht: 'Okay, wir haben’s kapiert - du magst das Buch.' Okay, ja.

ABER … Ihr ahnt ja nicht, WIE GUT es wirklich ist!

(Eine letzte Erklärung vorab, nur damit diejenigen von euch, mit denen ich über Bookstagram hinaus regelmäßig in Kontakt bin, eine ungefähre Vorstellung vom Level meiner Begeisterung haben: Bisher habe ich auf die Standardfrage 'Welche drei Bücher nimmst du mit auf eine einsame Insel?' immer geantwortet: 'Mir reicht eins, gebt mir "Stolz und Vorurteil" and I'm good.' Ab sofort nehme ich ZWEI Bücher mit, wenn ihr versteht.)

Mag sein, dass ich etwas übereuphorisch klinge, aber meine Gedanken dazu sind einfach all over the place. … weil ich absolut nicht damit gerechnet hatte, dass es mich so catchen würde.

Dazu muss ich euch zunächst ein etwas peinliches Geständnis machen: Bis zu diesem Buch kannte ich lediglich den Namen von Vanessa, hatte aber noch keinen einzigen ihrer Songs gehört. Nicht, weil ich was gegen Schlager hätte, im Gegenteil, sondern weil es sich schlichtweg nie ergeben hatte. (Die Tatsache, dass ihr Name mir trotzdem ein Begriff war, ist ja schon mal ein Indiz dafür, wie medienpräsent sie ist.) Ja, ich hatte am Rande mitbekommen, dass sie mal Jurorin bei DSDS gewesen war (ebenfalls ein Ritterschlag, wer kann das schon von sich behaupten) und normalerweise guckte ich mir die Sendung auch jedes Jahr an. DSDS war Pflicht, immer. … mit Ausnahme von zwei, drei Jahren zwischendurch, in denen ich aus irgendwelchen Gründen nicht dazu gekommen war. Ihr ahnt es: Ausgerechnet 'IHRE' Staffel hatte ich verpasst. (Ebenso die mit den Kaulitz-Zwillingen und die mit Kay One - muss ich alles irgendwann mal nachholen.) Warum wollte ich dieses Buch also unbedingt lesen? Ganz ehrlich? Wenn ich euch jetzt sage, dass ich es einfach im Gefühl hatte, lacht ihr mich bestimmt aus. Aber genau so war es.

Diese Autobiografie ist anders. Klar, es gibt den obligatorischen Bildteil in der Mitte (wobei ich selten Biografien erlebt habe, deren Bildauswahl so perfekt gepasst hat wie hier - loved it!) sowie den chronologischen Aufbau. Und alle Fans von Vanessa werden sich natürlich freuen, mehr über ihr Idol zu erfahren. Doch das Werk richtet sich nicht ausschließlich an sie bzw. in meinen Augen spricht es ganz klar auch andere Zielgruppen an. Ich bin überzeugt davon, dass gerade die (Noch-)Nicht-Fans der Sängerin von "I DO IT MAI WAY" absolut geflasht und einfach mega positiv überrascht sein werden.

Hier werden nämlich NICHT lediglich Fakten zu Vanessas wichtigsten Lebensstationen heruntergerattert (wie es in vielen Biografien anderer Celebrities der Fall ist - womöglich noch in unerträglich langweilig-laaaaangatmigem Schreibstil und voller beschönigender, selbstbeweihräuchernder Phrasen, bei denen man sich im Nachhinein fragt, wie viel vom Gelesenen überhaupt der Wahrheit entspricht). Stattdessen hatte ich beim Lesen das Gefühl, ich säße mit einer guten Freundin zusammen und wir würden entspannt darüber plaudern, was bei ihr in den letzten Jahren so los gewesen ist.

Kennt ihr das, wenn ihr instinktiv wisst, dass ihr mit jemandem viben würdet, falls ihr euch je begegnen solltet? Von den Gedankengängen bis hin zum exakten Wortlaut der Formulierungen habe ich mich komplett in ihren Zeilen wiedergefunden. Immer wieder dachte ich nur 'sehe ich ganz genauso' oder 'könnt ich nicht besser ausdrücken'. Richtig heftig war es, als mir bei einem Absatz spontan ein passender Song (von einer anderen Sängerin) in den Kopf kam und ich umblätterte - und Vanessa auf der nächsten Seite die Lyrics von exakt DIESEM Lied zitierte! (Nach dem Motto: 'Nee, oder?! Wie krass ist das denn? Das gibt’s jetzt echt nicht!')

Wo wir schon beim Thema 'Lieder' sind: Während der Lektüre hab ich mir direkt all die Songs notiert, die eine besondere Bedeutung für Vanessa haben, auch weil ich mittlerweile total neugierig auf ihren Musikstil geworden war (der übrigens alles andere als das traditionelle Ufftata ist, mit dem der Begriff Schlager gerne und fälschlicherweise verallgemeinernd assoziiert wird). Speziell "Mitternacht" ist mir im Gedächtnis geblieben bzw. die dazugehörige Szene mit der nächtlichen Autofahrt … Ich hab's so gefühlt. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich mich für sie gefreut habe. Jeder, der schon mal dieses unverwechselbare, berauschende Glücksgefühl erlebt hat, wird es nachvollziehen können - diesen besonderen Augenblick, in dem dir klar wird: 'Endlich fügen sich all die Dinge zusammen, die zusammengehören, endlich passt alles, endlich wird alles gut. Du bist zur richtigen Zeit mit den richtigen Menschen am richtigen Ort und alles, was ab jetzt kommt, wird einfach nur fantastisch werden.' Ernsthaft, gibt es ein besseres Gefühl?

Vanessas Liebe zur Musik, ihr mit etlichen Rückschlägen und Enttäuschungen gepflasterter Weg zum heutigen Erfolg, all das liest sich so mitreißend, dass man zwischenzeitlich meinen könnte, es handele sich um einen Roman. Das Werk umfasst keine 300 Seiten und dennoch war es wie eine kleine Reise für mich, auf der ich Vanessa begleiten durfte. Hätte mir jemand zu Beginn letzten Jahres prophezeit, dass mein Bücher-Highlight 2022 eine Autobiografie sein würde (keine kuschelige Weihnachts-Feel-Good-Story, kein faszinierender Regency-Roman, keine sexy Enenies-to-Lovers-Romance) … ich hätte es nicht geglaubt.

"In Beziehungen egal welcher Natur - ob nun romantischer, geschäftlicher oder freundschaftlicher - gibt es eine universelle Wahrheit: Was du erlaubst, das setzt sich fort. Das beginnt bei kleinen Respektlosigkeiten im Ton und Umgang und endet eben bei Betrügereien und toxischem Verhalten. Aber diese Lektion musste ich erst noch lernen."

Dieses Buch steckt voller Inspiration, es bietet so viel mehr als nur interessante Infos zu Vanessas Werdegang oder zur Schlagerbranche (nix da mit 'heile Welt' und Wir-haben-uns-alle-lieb-Stimmung), sondern regt auch im Hinblick auf ganz allgemeine Themen wie Familie, Verlust, Achtsamkeit/Selbstwahrnehmung oder zwischenmenschliche Beziehungen zum Nachdenken an.

An dieser Stelle ein Hinweis an die Romance-Leser:innen unter euch: In puncto Romantik kann das Werk locker mit sämtlichen Liebesromanen mithalten - inklusive der liebenswerten weiblichen Hauptfigur, die sich im Laufe der Zeit immer mehr ihres eigenen Wertes bewusst wird und hart für ihre Träume kämpfen muss, ehe sie ihr Happy End bekommt. Hach! "[…] denn jedes Buch braucht schließlich auch eine gute Lovestory". Stimmt genau.

"Ich war in meinen Beziehungen absolut naiv. Zu nett, zu lieb, zu gutgläubig, zu harmoniebedürftig - call it what you want. Und deswegen passierte mir immer wieder das Gleiche. Rückblickend betrachtet lieferte mein Liebesleben unbeabsichtigt eigentlich genau den Stoff, aus dem Schlager gewebt sind. Drama, Leidenschaft, Verzehren und Verzeihen. […] Denn mit mir konnte man's halt machen." - Been there, done that. Traurig, aber wahr … ich darf gar nicht weiter drüber nachdenken. Diese Zeit liegt Gott sei Dank lange hinter mir und ich konnte im Nachhinein wichtige Life Lessons daraus ziehen.

Was habe ich mitgefiebert bei Vanessas 'Floßbau'-Mission! Das verpatzte erste richtige Gespräch … die zahlreichen Setbacks - ob durch klassisches Versetztwerden oder 'Hackebeil-SMS' … viele Leute hätten längst entmutigt aufgegeben und sich gedacht: 'Na, dann soll es eben nicht sein.' Aber when you know, you know - und sie hat von Anfang an gewusst, dass ER der Richtige für sie ist. Inzwischen sind die beiden längst glücklich miteinander verheiratet; auch beruflich sind sie ein Dream-Team, führen quasi eine 24/7-Beziehung. (Spätestens nach dem Corona-Lockdown, der viele Paare in Sachen Harmonie an ihre Grenzen gebracht hat, dürfte klar sein: Rund um die Uhr gemeinsam Zeit verbringen und obendrein professionell miteinander arbeiten, das funktioniert nur, wenn es menschlich 100%ig passt.)

Man spürt auf jeden Fall den Reifeprozess, die Entwicklung, die Vanessa in den letzten Jahren durchlebt hat und erneut konnte ich nur zustimmend nicken.

"Heute fällt es mir nicht mehr schwer, Nein zu sagen. Grenzen zu ziehen fühlt sich für viele Leute, die wie ich sehr harmoniebedürftig und nicht immer super selbstbewusst sind, oft falsch an. Als würde man die Erwartungen der Leute enttäuschen, und eine Enttäuschung, das will man ja nun wirklich nicht sein! Schon gar nicht jemand wie ich, die extrem perfektionistisch veranlagt ist, eben weil sie immer so viel kritisiert wurde. […] Dabei ist Grenzen ziehen so wichtig. Vor allem eben ein rechtzeitiges […]".

Aus dem hoffnungsvollen, ambitionierten Mädchen, das sich einst noch brav allen Erwartungen und ungeschriebenen Gesetzen der Schlagerbranche gefügt hatte, um ja alles richtig zu machen - no shame in that, man will ja schließlich akzeptiert werden, dazugehören, Erfolg haben -, ist eine versierte, noch stärkere, noch bewundernswertere Frau geworden, die ihren eigenen Weg geht. Jeder, der in dieser von Kalkül und Oberflächlichkeiten geprägten Branche den Mut aufbringt, sich selbst und seinen eigenen Idealen und Wünschen treu zu bleiben, hat meinen vollsten Respekt. Einfach deswegen, weil es nicht selbstverständlich ist. (- Bleib mal auf Dauer du selbst, wenn es zunächst den Anschein hat, dass alle um dich herum mit einer Fake-Nummer oder dank nützlicher Connections erfolgreicher sind als du oder wenn von dir erwartet wird, dass du mit Dingen d’accord gehst, die du eigentlich ganz anders handhaben wollen würdest. Wenn nur an dir herumkritisiert wird, egal wie ehrlich deine Intentionen sind.) Ich denke nicht, dass es im realen Leben viele Menschen gibt, die es wagen würden, noch mal ganz von vorne anzufangen, kaum dass sie es endlich an die Spitze geschafft haben. Die lieber bewusst gegen den Strom schwimmen und ihr Ding durchzuziehen, als sich zu verbiegen, um so vielen Leuten wie möglich zu gefallen. Die nicht nur reden, sondern tatsächlich machen.

Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, mich bezüglich Zitaten bestmöglich zusammenzureißen, ich kann euch ja schlecht das gesamte Buch hier in die Rezension packen. (Allein die Kapitelüberschriften hätten eine eigene Auflistung verdient - so on point!) Aber dieses hier muss noch sein, immerhin gehört es zum oben erwähnten Wie-krass-ist-das-denn-Moment und wer weiß, vielleicht könnt ihr danach ja sogar den betreffenden Song erahnen:

"Kennt ihr das, wenn ihr euch etwas so sehr wünscht und es dann aber zum falschen Zeitpunkt eintritt? Und dann ist das irgendwie fast bitterer, als wenn es gar nicht passiert wäre? Wie wenn man seine große Liebe kennenlernt, aber gerade eine miese Trennung durch hat und nicht ready für das Commitment ist. Jahre später zerbricht man sich noch den Kopf: Was wäre gewesen, wenn …"

Jap. Sowas von. Wenn ich an manche Situationen oder Entscheidungen in meinem Leben zurückdenke (- allgemein betrachtet und unter dem Aspekt, dass alles gut ist, so wie es jetzt ist; oder in Vanessas Worten: "Ich habe immer eine Beziehung gesucht, wie ich sie jetzt führe.") … da fallen mir so einige What-if-Momente ein. Bei der Erinnerung an manche von ihnen würde ich am liebsten im Boden versinken, ähnlich dem Cringe-Gefühl, das Vanessa beim Gedanken an ihre ersten Bühnen-Outfits überkommt. (Wobei ich die Outfits übrigens gar nicht soooo furchtbar fand, es war halt 'ne andere Zeit).

Wie gesagt, ich kannte Vanessa bisher lediglich vom Namen her, ich schreibe diese Zeilen also nicht aus einer Fangirl-Mood heraus, sondern bewerte das Werk neutral nach meinen üblichen Kriterien. Versteht mich bitte nicht falsch - damit möchte ich nichts kleinreden; ich weiß durchaus, dass hinter einer Karriere solchen Ausmaßes unglaublich harte Arbeit steckt und ich freue mich ehrlich für sie. Ist alles fein und wohl verdient. Aber es sind nicht die Chartplatzierungen, Bühnenshows oder Medienpräsenz, die jemanden für mich interessant machen (im Sinne von 'Mit ihr/ihm würde ich gern mal plaudern!'), sondern das, was diese Person als Mensch ausmacht. In Vanessas Fall: Ihre Resilienz, ihre Ehrlichkeit, ihre Selbstreflexion. Ihr herrlicher Humor, ihre Schlagfertigkeit, ihr unerschütterlicher Optimismus. Und natürlich ihr künstlerisches Talent. Die Herzlichkeit dieser Power-Frau hat mich umgehauen und ich hätte am liebsten noch ewig weitergelesen.

Liebe Vanessa, ich weiß, dass du "alles richtig gemacht" in einem anderen Zusammenhang genutzt hast (bezugnehmend auf giftige Kommentare hinsichtlich deiner Beziehung), doch ich kann dir versichern, du hast wahrhaftig alles richtig gemacht. Und darauf kannst du verdammt stolz sein. - Du bist "sympathisch", man "gönnt" dir. Dein Buch zu lesen hat mich einfach nur glücklich gemacht und inzwischen kenne ich auch schon ein paar deiner Songs (- zack, hier kommt nächste Medaille von meinem Mann: dafür, dass er zur Weihnachtszeit mal ausnahmsweise nicht nur mit Weihnachtsliedern beschallt worden ist).

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Eines meiner liebsten Bücher - ever. Es liest sich nicht wie eine Autobiografie, sondern wie eine wundervolle Geschichte, bei der man sich denkt: 'Hoffentlich dauert es noch ganz lange bis zum letzten Kapitel.' Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 21.01.2023

Interessanter Fantasy-Twist

Darlington
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Eigentlich hätte mich bereits die doppelte Erwähnung des Wortes 'magisch' im Klappentext aufhorchen lassen sollen, ebenso die Andeutung, dass es sich bei gewissen Momenten um Fantasie handeln könnte. Dennoch ...

Eigentlich hätte mich bereits die doppelte Erwähnung des Wortes 'magisch' im Klappentext aufhorchen lassen sollen, ebenso die Andeutung, dass es sich bei gewissen Momenten um Fantasie handeln könnte. Dennoch war ich (wahrscheinlich beflügelt vom Gedanken, nach sämtlichen Weihnachtsgeschichten endlich mal wieder einen Regencyroman in den Händen zu halten - übrigens: ist das Cover nicht zauberhaft?!) voll im Regency-Modus in die Story gestartet und hätte nie im Leben mit dem Hauch von Fantasy gerechnet, den die Autorin hier clever eingebaut hat. Inhaltstechnisch war der Genre-Mix stimmig, was jedoch die Emotionen bzw. meinen Leseeindruck insgesamt betrifft … für mich hätte der Fantasy-Aspekt nicht sein müssen, da bin ich eher altmodisch bzw. zu fest in meiner traditionellen Regency-Liebe verankert. Aber es ist definitiv ein kreativer Twist, der bestimmt vielen Leser:innen gefallen wird.

Die Hauptfiguren waren mir an sich sympathisch, speziell der Duke. Dennoch wurde ich mit den Charakteren nicht ganz so warm, wie ich es gehofft hatte (im Sinne von 'ich fieberte gerne mit ihnen mit, aber sie werden mir nach der Lektüre jetzt nicht ewig im Gedächtnis bleiben'). Ich habe mir für diese Rezension wirklich den Kopf zerbrochen deswegen, konnte unterm Strich allerdings nicht genau den Finger darauflegen und sagen: 'Das ist der Grund!' Vielleicht liegt es daran, dass ich in letzter Zeit so viele Lese-Highlights erlebt habe, die mich komplett vom Hocker gehauen haben oder dass ich als bekennende Janeite vor allem in meinem geliebten Regency-Genre nun mal besonders anspruchsvoll bin. (Nicht kritisch oder pingelig, wohlgemerkt. - Mir ist sehr wohl bewusst, dass es sich bei Größen wie Jane Austen, Julie Marsh, Julia Quinn, etc. um Ausnahmetalente handelt und dass es unfair wäre, Bücher an ihren Werken zu messen, deshalb betrachte ich jeden neuen Regencyroman ganz neutral und bewerte einzig das Gefühl, welches er während der Lektüre in mir auslöst.)

In Bezug auf "Darlington" bedeutet dies: Auch wenn es kein Herzensbuch geworden ist, mochte ich die Geschichte gerne; ich fühlte mich prima unterhalten. Das ist es doch, worauf es im Grunde ankommt. Ja, ich hätte mir noch ein Tick mehr Romantik gewünscht und für meinen Geschmack zog sich die Handlung stellenweise ein wenig (statt 500+ Seiten wäre eventuell ein Umfang von rund 350 Seiten vorteilhafter gewesen). Aber dafür gefielen mir die atmosphärischen Beschreibungen, das überaus ausführliche Glossar im Anhang und die Tatsache, dass die Autorin interessante sowie wichtige Themen (indische Kultur, Schattenseiten des britischen Kolonialismus, Missbrauch … ) in die Story eingeflochten und dem Ganzen somit deutlich mehr Tiefe verliehen hat.

Leider ist beim Druck meines Exemplars ein Fehler unterlaufen (auf zwei Seiten macht ein dunkler Fleck in Größe einer Fingerkuppe einige Wörter unleserlich) - kein Weltuntergang (und kein Entscheidungskriterium für meine Bewertung), doch ich wollte es für den Verlag als Information hinsichtlich zukünftiger Auflagen anmerken. Eine wunderbare Überraschung hingegen war das hübsche beigefügte Lesezeichen, so ein tolles Extra!

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: solide 3 ½ ✰ ✰ ✰
Ein Regencyroman der anderen Art, der in einigen Punkten entfernt an die 2. Staffel der Netflix-Serie Bridgerton erinnert. Von mir gibt es eine gute Empfehlung für alle Regency-Fans, denen der Sinn mal nach etwas Abwechslung vom üblichen Story-Verlauf steht.

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