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Veröffentlicht am 18.02.2022

Der Buchtitel ist Programm

Bridgerton - Penelopes pikantes Geheimnis
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Für meine Rezension des 4. Bandes der international gefeierten und für Netflix verfilmten Bridgerton-Reihe von Bestsellerautorin Julia Quinn orientiere ich mich ausnahmsweise mal am Stil der legendären, ...

Für meine Rezension des 4. Bandes der international gefeierten und für Netflix verfilmten Bridgerton-Reihe von Bestsellerautorin Julia Quinn orientiere ich mich ausnahmsweise mal am Stil der legendären, mysteriösen Lady Whistledown. Die scharfzüngigen Beiträge in ihrem Gesellschaftsjournal sind bei der klatschsüchtigen Londoner Upper Class der frühen 1820er Jahre gleichermaßen beliebt wie auch gefürchtet; niemand möchte in den Fokus der anonymen Schreiberin geraten, da sie - welch Skandal! – in ihren Artikeln keine schmeichelhaft allgemeinen Namens-Abkürzungen verwendet, sondern stets den vollen Namen der betreffenden Personen nennt.


Aus Lady Furbaby Moms Buchjournal:

Wie meiner geschätzten Leserschaft mittlerweile aufgefallen sein dürfte, bedarf es lediglich einer romantischen, im England der Regency-Zeit spielenden Geschichte voller sympathischer Protagonisten, um mich in Verzückung zu versetzen. Ich kann Ihnen mit Freude versichern, dass – auch wenn ich von Julia Quinn ohnehin nichts Geringeres als ein erfolgreiches Anknüpfen an ihre vorherigen schriftstellerischen Glanzleistungen erwartet hatte - das vorliegende Werk ebendiese Anforderungen vortrefflich erfüllt und mich in meinem Wunsch bestärkt hat, mir alle weiteren Bände der Bridgerton-Reihe zu Gemüte zu führen.

Amüsiert verfolgte ich die von Situationskomik und Wortwitz strotzenden Dialoge während der Annäherung unseres allseits hochgeschätzten, für seinen Charme berühmten – und, wie sich erst kürzlich herausgestellt hat, nur scheinbar hartnäckig auf sein Junggesellendasein bedachten - Mr. Colin Bridgerton und dem wohl noch am wenigsten dummen Mitglied der Featherington-Familie, dem freundlichen, bisher höchst unscheinbaren, stets mit gequältem Gesichtsausdruck am Rande der Tanzfläche anzutreffenden Mauerblümchen Miss Penelope Featherington. Wer beim Durchforsten seines Gedächtnisses nach Erinnerungen an besagte - mit ihren inzwischen schon 28 Jahren nicht mehr ganz taufrische - junge Dame erfolglos bleiben sollte, der rufe sich das Bild einer überreifen Zitrusfrucht vor Augen. Bis heute ist es der Verfasserin dieser Zeilen unbegreiflich, welche Mutter ihre bedauernswerte Tochter in einem solch unvorteilhaften Farbton debütieren lassen kann – wenn Sie mich fragen, war diese Gedankenlosigkeit eine willkommene Vorlage für die wie üblich gehässigen Bemerkungen von Lady Cressida Twombley, die ihre als Besorgnis getarnte Boshaftigkeit seit jeher hinter ihrem makellosen Teint zu verstecken versucht. Glaubt sie denn, wir alle seien Narren? Aber diese niederträchtige Person soll hier nicht weiter erwähnt werden, da Miss Penelope Featherington ein weitaus lohnenswerteres Gesprächsthema abgibt.

Die Tatsache, dass es nun ausgerechnet jener - meines Erachtens bezüglich ihrer Intelligenz hochgradig unterschätzten - Dame gelungen sein soll, den bezaubernden, wenn auch bedenklich oft hungrigen dritten Sprössling der Bridgerton-Brut von seiner Sehnsucht nach monatelangen Reisen zu kurieren und zur dauerhaften Heimkehr in heimatliche Gefilde zu überreden - womöglich gar von den Vorteilen einer längst überfälligen Eheschließung zu überzeugen -, dürfte zweifellos für die ein oder andere, der heftigen Enttäuschung geschuldeten Ohnmacht unter den jungen Damen der Londoner Gesellschaft (und wahrscheinlich nicht minder unter ihren noch ehrgeizigeren Müttern) gesorgt haben. Wie mir zugetragen wurde, hatte nicht einmal die beste Freundin Penelopes, Colins Schwester Eloise, diese in meinen Augen ebenso unterhaltsame wie begrüßenswerte Entwicklung kommen sehen.

Als einziges Manko der ansonsten formidablen, aus der Perspektive von Penelope und Colin geführten Erzählung erachte ich lediglich den unglücklich gewählten Klappentext, welcher den in der reizenden Geschichte selbst treffsicher platzierten Überraschungsmoment grausam ruiniert - ein beklagenswerter Makel, über den die für ihren guten Geschmack bekannten Bridgerton-Sympathisanten jedoch gewiss milde lächelnd hinwegsehen werden. Abschließend erlaube ich mir die persönliche Anmerkung, dass es auch für Neulinge der Reihe nie zu spät ist, diesem erlauchten Kreis beizutreten und dass sich "Penelopes pikantes Geheimnis" diesbezüglich hervorragend als Einstiegslektüre eignet.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Ergreifender historischer Roman

Das Leben in unseren Händen
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In ihrem fesselnd erzählten Werk (FISCHER Taschenbuch, Januar 2022) um zwei ungleiche jüdische Schwestern und ihren Neuanfang in den USA zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs entführt uns Autorin Eva Neiss ...

In ihrem fesselnd erzählten Werk (FISCHER Taschenbuch, Januar 2022) um zwei ungleiche jüdische Schwestern und ihren Neuanfang in den USA zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs entführt uns Autorin Eva Neiss in die verheißungsvolle Metropole New York City.

Die beiden weiblichen Hauptfiguren könnten kaum unterschiedlicher sein – Hannah, aus deren Sicht erzählt wird, ist warmherzig, liebenswert, hilfsbereit, taktvoll und einfach eine Seele von Mensch. Sie hat große Träume und weiß genau, was sie sich vom Leben wünscht: Ärztin zu werden. Ihre hübsche Schwester Ada – nun ja, sie ist hübsch, das ist aber auch schon alles. Als sie und Hannah Ellis Island erreichen, ist sie gerade hochschwanger; über den Vater schweigt sie sich aus. Wider Erwarten lässt man sie nicht direkt einreisen, aber als es ihnen schließlich gelingt, führt der erste Weg direkt in den Kreißsaal, wo Ada – viel zu früh – eine Tochter zur Welt bringt. Sie hat keinen Bezug zu dem Baby und es kümmert sie nicht, ob das winzige Menschlein überlebt oder stirbt. Einzig dem beherzten und schnellen Eingreifen von Hannah ist es zu verdanken, dass die Kleine, der sie den Namen Sarah gibt, nicht aufgegeben wird. Dank der schicksalhaften Begegnung mit dem renommierten Dr. A. Couney nimmt auch Hannahs Leben eine unerwartete Wendung.

Die Schwestern Rosenbaum: Während ich einer von ihnen alles Glück der Welt wünschte, hätte ich die andere am liebsten geschüttelt. Selten habe ich solch eine unsympathische, manipulative, selbstverliebte, egoistische Figur wie Ada erlebt. Mal ganz davon abgesehen, dass sie sich ihrem Baby gegenüber absolut herzlos und abgestumpft verhält, denn wer weiß, was ihre Gründe dafür sind, erlebt man sie ihren Mitmenschen gegenüber stets nur schnippisch und herablassend; so als müsste jedermann dankbar sein, wenn Fräulein Ada sich auch nur im selben Raum aufhält und ihre Schönheit präsentiert. Arbeiten? Wie lästig. Ein reicher Mann muss her, ist doch klar. Der Autorin ist es wunderbar gelungen, den Charakteren Leben einzuhauchen und sie glaubwürdig agieren zu lassen. Wenn ich Ada auch nicht mochte, ihr Verhalten war stets schlüssig.

Zwar schlummert eine dezente Liebesgeschichte zwischen den Seiten dieses unheimlich gut recherchierten Werkes, das mit atmosphärischen Beschreibungen der damaligen Lebensumstände punktet und zudem das Schicksal gesellschaftlicher Randgruppen näher beleuchtet, sie spielt sich allerdings eher nebenbei ab. Das wahre Highlight für mich waren die Szenen zu den Anfängen der Neonatologie; diesen Aspekt fand ich total spannend, zumal ich bisher noch nie in etwas über dieses Thema gelesen hatte.

Ich weiß nicht, woran genau es lag, aber das in zwei große Abschnitte unterteilte Werk hatte insgesamt etwas Schwermütiges, leicht Deprimierendes an sich. Trotz zahlreicher Überraschungen und (u.A. positiver) Entwicklungen hatte ich beim Lesen des Öfteren ein erdrückendes Gefühl, eine graue Wolke über mir. Vielleicht muss man sich wirklich nur auf die Fakten konzentrieren und gewisse Elemente und Personen ausblenden, wer weiß. Die Autorin schreibt auf jeden Fall sehr gefühlvoll, klug und flüssig, daran lag es also gewiss nicht. Ich hätte mir mehr Details bzw. umfangreichere Passagen zu dem Krankenhausalltag mit den Frühchen gewünscht, da dies der Hauptgrund gewesen war, der mich auf den Roman neugierig gemacht hatte.

Das Cover gefällt mir von den Gestaltungskomponenten her gut, aber die Konturen der zwei abgebildeten Frauen sind meiner Meinung nach viel zu verschwommen und dem Buchtitel fehlt eine klare Kontur – vielleicht ein Schatten oder eine Umrandung der Schrift. Bei näherer Betrachtung sieht es leider nach einer eilig zusammengestellten PowerPoint-Folie aus. (Das meine ich gar nicht böse, sondern als ehrlichen Verbesserungstipp für zukünftige Ausgaben, denn das Buch verdient es definitiv, gelesen zu werden - und gerade im Genre Historischer Roman ist die Konkurrenz groß. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dem Klappentext oft nur selten eine Chance gegeben wird, wenn das Cover nicht optisch ansprechend ist.)

Fazit: Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und die ich allen Fans von historischen Frauenromanen gerne empfehle.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Sensationeller Schreibstil!

Wallis und Edward. Eine Liebe, stärker als die Krone
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Ich komme direkt zur Sache: Dieses Buch ist ein absoluter Volltreffer! Der kluge, bildgewaltige, pointierte Schreibstil der britischen Bestsellerautorin Wendy Holden, deren ebenfalls bei Ullstein erschienenes ...

Ich komme direkt zur Sache: Dieses Buch ist ein absoluter Volltreffer! Der kluge, bildgewaltige, pointierte Schreibstil der britischen Bestsellerautorin Wendy Holden, deren ebenfalls bei Ullstein erschienenes Werk "Teatime mit Lilibet" bereits auf meiner Wunschliste steht, hat mich komplett überwältigt! Ich bin versunken in den wahnsinnig stimmungsvollen, von stilistischer Schönheit geprägten Beschreibungen! Es war solch ein Genuss, dass ich während der Lektüre mehrfach innehalten musste, um die in meinem Kopf entstehenden Bilder des jeweiligen Settings in Ruhe auszukosten - sei es St. James’s Palace oder Balmoral, der Great Windsor Park oder das wie ein verzaubertes Märchenschloss anmutende Fort Belvedere, Davids von wunderschöner Natur umgebener Landsitz, wo als einzige Regel gilt, dass es keine Regeln gibt.

In der Theorie mag es unheimlich romantisch klingen: Ein Prinz, der eine Frau so sehr liebt, dass er bereit ist, sein Königreich, seine Privilegien und sogar seine Familie für sie aufzugeben. Nicht nur Fans der Royals dürften jedoch inzwischen wissen, dass die Realität weniger rosig, sondern weitaus dramatischer ausgesehen hatte und dass trotz des vermeintlichen Happy Ends des Paares, das bis zu Davids Tod verheiratet blieb, eine gewisse Tragik nicht von der Hand zu weisen ist.

Fasziniert tauchte ich in die Geschichte der skandalumwitterten Wallis Simpson und David, auch bekannt als Edward VIII, Prinz von Wales, ein und erlebte, wie sie sich kennen- und lieben lernten. Über Umwege war es der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen U.S-Amerikanerin Bessiewallis gelungen, in den Inner Circle der britischen High Society vorzudringen; dank Kalkül, Mut zur Entschlossenheit und der richtigen Kontakte rückte der "Schlüssel zu einer neuen, vergoldeten Welt" eines Tages endlich in Reichweite – und die modebewusste Mittdreißigerin, die sich nach Luxus und Glamour sehnte, ergriff diese einzigartige Chance mit beiden Händen, wurde Teil der High Society, erhielt plötzlich Einladungen zu exquisiten Partys. Dennoch sollte sie die Rolle der Außenseiterin nie ganz ablegen können und der Familie Davids auf ewig ein Dorn im Auge bleiben. Ich konnte mich wunderbar in ihre Figur hineinversetzen; ihre Gedankengänge wurden von der Autorin so eindringlich und emotional geschildert, dass ich beinahe das Gefühl bekam, Wallis persönlich zu kennen. Ihr Verhalten wirkte stets schlüssig und ihrem Charakter entsprechend. Nicht all ihre Taten hieß ich gut, dennoch wuchs sie mir im Laufe der Handlung zunehmend ans Herz und ich fieberte mit ihr mit.

Die Figuren haben definitiv Ecken und Kanten, selbst der zweite Ehemann von ihr, Ernest, ist eine interessante Person – ich mochte seine solide, bodenständige Art sehr, insbesondere im Vergleich zu gewissen VIPs wie den Magnificent Morgans, Thelma und Gloria, oder dem tratschsüchtigen Cecil Beaton. Über den kurzen Gastauftritt der scharfsinnigen Coco Chanel hingegen habe ich mich enorm gefreut. Die Story wird aus der Perspektive von Wallis (in der 3. Person) erzählt und spielt auf zwei Zeitebenen: in den Jahren 1928-37 sowie während des im Jahre 1972 stattfindenden Begräbnisses des Herzogs von Windsor. Besonders Wallis' Stärke beim Begräbnis ihres Seelenverwandten hat mich schwer beeindruckt. Edward VIII, von allen nur David genannt, erleben wir rein aus Wallis' Sicht; er war mir zu Beginn der Bekanntschaft am sympathischsten, hatte anschließend beinahe theatralisch komische und leicht verrückte Züge; manchmal wirkte er wie ein trotziges Kind auf mich. In einem Punkt blieb er allerdings standhaft: Nichts konnte ihn von seiner Liebe zu Wallis abbringen.

"Sie hatte nicht wie erwartet die Wahrheit über ihn herausgefunden, sondern erkannt, dass es viele Wahrheiten gab. Seine Persönlichkeit hatte so viele unterschiedliche Facetten, wie Fort Belvedere Schlafzimmer besaß. Das nationale Idol und der Verkäufer des Empire, der Spaßvogel, der energiegeladene Gärtner, der Innenarchitekt und der leidenschaftliche Musiker. Und da war noch mehr, das Gefühl, dass hinter dem Charme, dem Charisma und der Effekthascherei etwas verborgen lag […], das nur die wenigsten erahnten."

Ich muss zugeben, ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass der Großteil des Romans davon handeln würde, wie Edward abdankt und anschließend den Rest seines Lebens mit Wallis verbringt. Stattdessen liegt der Fokus hauptsächlich auf der Zeit davor, so begegnen wir Wallis, als sie gerade ihre zweite Ehe eingegangen ist. Im Nachhinein bin ich wirklich froh darüber, denn tatsächlich ist dies ja der wahrlich spannende Part – wie es einer zweifach geschiedenen U.S.-Amerikanerin gelang, das Herz des Prinzen zu erobern. Ich kam nicht umhin, gewisse Parallelen festzustellen, die sich in der neueren Zeit im Leben der britischen Königsfamilie abgespielt haben. Manch einer könnte behaupten, Wallis und Edward hätten den Weg geebnet für eine Abkehr von der eisernen monarchischen Strenge, für eine Lockerung des in seinen Traditionen teilweise festgefahrenen höfischen Protokolls, eine Annäherung zum Volk, und vor allem für royale Eheschließungen, die nicht aufgrund von Pflichtgefühl oder Erwartungshaltungen, sondern rein aus Liebe geschlossen werden.

Ein Gedanke am Rande: Für zukünftige Ausgaben fände ich die Ergänzung eines Stammbaumes im Anhang sinnvoll, sodass man immer einen Überblick über das Who is Who der britischen Adelsfamilie zur Hand hat.

Fazit: Binnen kürzester Zeit war dieser immerhin fast 500 Seiten umfassende Schmöker ausgelesen. Begeisterung pur meinerseits und eine klare Leseempfehlung für alle Royals-Interessierten!

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Der erste Eindruck kann täuschen

The Way We Fall - Edinburgh-Reihe, Band 1 (knisternde New-Adult-Romance mit absolutem Sehnsuchtssetting)
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Da mir das ebenfalls beim Ravensburger Verlag erschienene "Make My Wish Come True" von Jana Schäfer im vergangenen Jahr ziemlich gut gefallen hatte, freute ich mich sehr auf ihre neue Buchreihe, deren ...

Da mir das ebenfalls beim Ravensburger Verlag erschienene "Make My Wish Come True" von Jana Schäfer im vergangenen Jahr ziemlich gut gefallen hatte, freute ich mich sehr auf ihre neue Buchreihe, deren Setting einer meiner Sehnsuchtsorte ist: die Stadt Edinburgh. Im Gegensatz zum Vorgängerwerk erwartete mich in "The Way We Fall" keine Slow-Burn-Romance, sondern vielmehr eine Instant-Attraction-Story, wobei es der talentierten jungen Autorin erneut gelungen ist, unheimlich tiefgehende Emotionen und lebensnahe, nachvollziehbare Dialoge der sympathischen Hauptfiguren überzeugend zu einem Päckchen Leseglück zusammenzuschnüren.

Auf den ersten Blick mögen Hobbymusikerin Amelia und Bestsellerautor Jasper nicht viel gemeinsam haben, außer dass sie beide das gemütliche Café Daydream frequentieren – sie als Kellnerin, die das kuschlige Lokal am Rande der Altstadt als ihr zweites Zuhause ansieht, er als neuer Gast, der zunächst nicht gerade den besten Eindruck bei Amelia hinterlässt. Beide haben jedoch eine außergewöhnliche Beziehung zu ihren jeweiligen Geschwistern. Während Amelia nach dem Unfalltod ihrer Eltern ihr Leben völlig auf die Bedürfnisse ihrer jüngeren Schwester Maisie ausgerichtet hat, sind Jasper und sein Bruder Jamie – im wahrsten Sinne des Wortes – meilenweit voneinander entfernt. Eigentlich hat Amelia keine Zeit für eine Beziehung und eigene Träume, wie z.B. ein Studium oder eine eigene Wohnung, denn aktuell leben sie und Maisie bei ihrer Tante. Und eigentlich ist Jasper fest entschlossen, niemanden nah an sich heranzulassen. Eigentlich…

"»Ich weiß nicht, ob ich ein Mann sein kann, den du verdienst. Aber ich wünschte, ich hätte die Chance, es zu versuchen.«"

Hinsichtlich des Covers bin ich unentschlossen – der Schriftzug gefällt mir, ebenso die goldfarbenen Glanzpartikel, die sich quer über die Front ziehen. Sollte es sich bei dem Hintergrund tatsächlich um den Stadtplan von Edinburgh handeln, wäre das ein cleverer Schachzug. Die restliche Rosafärbung, die zum unteren Rand hin eher ins Gelbliche ausläuft, ist weniger meins. Aufgrund der hellen Farbe wird Leichtigkeit suggeriert, die a) inhaltlich nicht zutrifft, da die Story durchaus geballte Emotionen bereithält und nicht seicht daherkommt, und b) in meinen Augen optisch nicht so ausdrucksstark wirkt, wie es eine knalligere, kräftigere Farbe getan hätte. Dann wäre auch der Stadtplan besser zur Geltung gekommen.

Zur Handlung selbst möchte ich gar nicht viel verraten, nur so viel: Mein Highlight war der Roadtrip durch die schottischen Highlands. Hier gab es die wunderschönen, bildhaften Beschreibungen, die ich mir auch von Edinburgh gewünscht hätte; beim städtischen Setting selbst fehlte mir ein klein wenig das Flair. Meinen Hauptkritikpunkt an dem ansonsten großartig geschriebenen Werk verrate ich euch mit einem Augenzwinkern: Es war die Wiederholung des Wortes "leise". Die Hauptfiguren reden, antworten, seufzen, kommunizieren in jeglicher Art und Weise LEISE – bei 30x habe ich aufgehört zu zählen. Vor allem aber wird auf gefühlt jeder Seite LEISE gelacht. War ich zuerst etwas irritiert darüber, machte ich mir ab Mitte des Romans einen Spaß daraus und zählte für eine Weile mit. Irgendwann wollte ich den Figuren zurufen: Traut euch ruhig, lacht doch mal LAUT! Aber Spaß beiseite, abgesehen davon mochte ich den gefühlvollen Schreibstil sehr gerne und konnte mich prima in die Figuren hineinversetzen.

Fazit: Für ein 5-Sterne-Highlight hat es nicht ganz gereicht, aber dank liebenswerter Figuren, glaubwürdiger Dialoge und herrlicher Highlands-Atmosphäre, die Lust auf einen Urlaub in Schottland macht, vergebe ich zufriedene 4 Sterne und spreche eine Leseempfehlung für alle New-Adult-Fans aus.

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Veröffentlicht am 03.02.2022

Zuckersüßes Kinderbuch

Pia Pustelinchen - Das Findelei
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Erneut verzaubern Autorin Kathleen Freitag und Illustratorin Anita Schmidt Groß und Klein mit einem entzückenden, kunterbunten Abenteuer des niedlichen Pusteblumenmädchens Pia. Da bereits Band 1 der liebevoll ...

Erneut verzaubern Autorin Kathleen Freitag und Illustratorin Anita Schmidt Groß und Klein mit einem entzückenden, kunterbunten Abenteuer des niedlichen Pusteblumenmädchens Pia. Da bereits Band 1 der liebevoll gestalteten Kinderbuch-Reihe sowohl unseren Spatz als auch mich begeistert hat, freuten wir uns sehr über dieses neue Leseschätzchen, das im Januar 2022 bei Dragonfly (HarperCollins) erschienen ist.

Die tollpatschige, neugierige Pia ist einfach zu süß! Sie mag zwar klein sein, aber ihr Herz ist riesengroß. Wenn jemand Hilfe benötigt, zögert sie keinen Augenblick, egal wie schwierig das Unterfangen zunächst erscheinen mag. Als sie an einem wunderschönen Sommertag über ein Findel-Ei stolpert, das ganz einsam und verlassen auf der großen Blumenwiese liegt, steht für sie sofort fest, dass sie die Eltern von dem Ei finden möchte. Mit von der Partie sind natürlich auch ihre Freunde - Marienkäfer Mario, Ameise Frederick und Bella Biene -, die ihr bei der Suche tatkräftig zur Seite stehen. Doch wen sie auch fragen, weder Frösche noch Vögelchen, niemandem gehört das Ei. Sogar der liebe Herr Maulwurf schaut aus seinem Bau heraus und kann ihnen leider nicht weiterhelfen. Wer sich in dem Findel-Ei versteckt und ob Pia und ihre Freunde es schaffen, das Findelkind und seine Eltern zu vereinen, müsst ihr selbst lesen!

Ich bin völlig hingerissen von den zauberhaften Illustrationen, die sich farbenfroh und abwechslungsreich mal über zwei Seiten erstrecken, mal in viele kleine Bildchen unterteilen und mit dem eingefügten Text herrlich harmonieren. Zusammen mit dem Pusteblumenmädchen lernen kleine Leseratten altersgerecht, wie die jeweiligen Tiere ihren Nachwuchs begrüßen, z.B. das Käfer aus einem Kokon schlüpfen und Frösche laichen. Neben niedlichen Wortkreationen wie "honigstark", "pustewohl" oder "Mistkäferpech" (- "Donner, Blitz und Vergissmeinnicht!" und "Oje, Unglücksklee!" werde ich direkt in meinen Sprachgebrauch übernehmen! -) laden auch allerlei Beschreibungen, die sich auf Fortbewegungsarten und Tiergeräusche beziehen, zum animierten Vorlesen ein - es wird getippelt und gekrabbelt, gehüpft und geschwirrt, gesummt, gezirpt, gequakt. Obendrein werden auf einer Doppelseite in gewohnt spielerischer Manier die Unterschiede zwischen Sitzen, Liegen und Stehen gezeigt.

Besonders gut gefiel mir der Aspekt des selbstlosen Helfens, der den Kindern mit dieser sommerlich-fröhlichen Geschichte nähergebracht wird und ihren Gerechtigkeitssinn stärkt. Für Pia und ihre Freunde ist es selbstverständlich, anderen zu helfen, sie tun es gerne und nicht, weil sie eine Belohnung dafür erwarten; der zurückhaltende Ameisenjunge Freddie überwindet für den guten Zweck sogar seine Schüchternheit. Ebenso wird Pias rührende Fürsorge für das Findel-Ei gezeigt. Sie versucht sich im Ausbrüten - liebevoll und vorsichtig polstert sie ein Nestchen aus, damit es das Findeltierchen kuschelig warm und gemütlich hat.

Fazit: Wir sind pusteblumig glücklich mit dieser traumhaften Buchreihe und fiebern schon jetzt dem nächsten Band, "Pia Pustelinchen – Hilfe für Herrn Tausendfüßler" entgegen, der im März 2022 erscheint.

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