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Veröffentlicht am 14.05.2021

Authentische Jugendgeschichte

Long Distance Playlist
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Isolde und Taylor waren schon als Babys beste Freunde. Doch ein Streit um Taylors (Ex-)Freundin sorgte für ein Jahr Funkstille zwischen den beiden. Erst als Islode aus Liebeskummer über ihren Ex-Freund ...

Isolde und Taylor waren schon als Babys beste Freunde. Doch ein Streit um Taylors (Ex-)Freundin sorgte für ein Jahr Funkstille zwischen den beiden. Erst als Islode aus Liebeskummer über ihren Ex-Freund gefrustet ist, traut sich Taylor wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen. Er selbst hat ein hartes Jahr hinter sich, denn er hat bei einem Autounfall sein Bein verloren, woraufhin die genannte, damalige Freundin Schluss gemacht hat. Zunächst über E-Mails, später dann über Chats und Videoanrufe kommen Islode und Taylor sich wieder näher. Und vielleicht sogar näher als es für beste Freunde üblich wäre.

Das Buch ist abwechselnd aus der Perspektive von Isolde und Taylor geschrieben. Dabei bekommen wir als Leser jeweils sehr tiefe Einblicke in das Leben der beiden, ihre Gefühlswelten und Leiden. Ja, auch Leiden, denn auf beide trifft zu, dass sie keine 0815-Teenagerleben führen, wenn auch dennoch sehr authentische. Isolde ist besessen vom Balletttanzen und opfert dafür bereits seit sie ein Kind ist so gut wie jede freie Minute - und nimmt dafür in Kauf kaum richtige Freunde zu haben. Taylor dagegen war ein sehr erfolgreicher, junger Snowboarder - bis zu seinem Unfall, der ihn komplett aus seinem Leben, das er einst führte, gerissen hat. Snowboarden tut er seit dem Unfall nicht mehr. Die Autorin schafft es, einem die beiden Charaktere unglaublich nahe zu bringen. Zugegeben, mit Isolde habe ich mich anfangs noch schwer getan, da sie in meinen Augen gerade anfangs sehr leidig und naiv wirkte. Mit der Zeit wurde es aber definitiv besser und ich konnte auch immer mehr Verständnis für sie aufbringen. Taylor dagegen hat mich von Anfang an gefangen. Seine Geschichte ist einfach nur berührend. Und: Er ist zudem noch der beste Freund oder auch Freund, den sich ein Mädchen nur wünschen könnte. Und das ohne rundum markelos und perfekt zu sein. Er ist einfach unglaublich liebenswert. Ja, Mein Teenager-Ich ist wohl ein bisschen verliebt in ihn. :D 

Aber nun zur großen Besonderheit dieses Buches: Neben normaler Erzählprosa wird die Geschichte in E-Mails, Instantmessenger-Nachrichten, Skype-Chats und Videoanrufen fortgeführt. Und dies gelingt der Autorin, ohne Lücken zwischen den einzelnen Erzählweisen entstehen zu lassen oder ohne, dass sie in der Prosa noch groß Klärungen nachliefern müsste. Trotz der verschiedenen Medien liest es sich wie geschmiert in einem Rutsch. Ich war zugegeben vorab etwas skeptisch, ob mir dieser "Medienwechsel" nicht etwas sehr zu jungendlich ist, wurde dann aber sehr positiv überrascht. Denn es wurde dadurch durchaus auch unterhaltsam. Und es passte einfach perfekt zur Geschichte. Wer gerne Soundtracks zu Büchern hat, der ist hier zusätzlich sehr gut bedient, denn Taylor schickt Isolde gelegentlich Playlists zu, die jeweils passend in die Geschichte einfließen. 

Mir hat das Buch zum großen Teil sehr gut gefallen, nur der Schluss lässt mich etwas zwigespalten zurück. Zum einen war er sehr vorhersehbar, obwohl ich mir hier die ein oder andere Überraschung durchaus hätte vorstellen können, zum anderen war er dann auch wieder etwas unerwartet offen geblieben. Und gleichzeitig trifft die Autorin es damit auch ins Schwarze, weil sie das Leben junger Erwachsener realistisch widerspiegelt. 

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Veröffentlicht am 02.05.2021

Hinterlässt gemischte Gefühle

Zwischen zwei Herzschlägen
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Während einer Silvesterparty erleidet Joel einen Herzstillstand. Zum Glück ist Kerry bei klarem Verstand und beginnt sofort mit einer Herzdruckmassage. Damit rettet sie ihm das Leben. Der beliebte, sportliche ...

Während einer Silvesterparty erleidet Joel einen Herzstillstand. Zum Glück ist Kerry bei klarem Verstand und beginnt sofort mit einer Herzdruckmassage. Damit rettet sie ihm das Leben. Der beliebte, sportliche Joel beginnt mit mal Kerry wahrzunehmen, die schon länger heimlich in ihn verliebt ist. Sehr zum Leidwesen ihres besten Freundes Tim, denn der ist heimlich in Kerry verliebt. Über 18 Jahre erzählt die Autorin von einer verworrenen Dreiecksbeziehung, die einen großen Teil der schlimmsten Dramen des Lebens durchlebt.

Die Autorin will mit diesem Buch eine unheimlich wichtige Botschaft vermitteln, die ich an dieser Stelle noch einmal betonen will und muss: Egal wie ahnungslos man von Erste-Hilfe-Maßnahmen ist, sobald jemand - egal ob Fremder oder Freund - einen Herzstillstand erleidet, muss man sofort handeln. Auch wenn man sich nicht sicher ist wie eine Herzdruckmassage funktioniert, ist jeder Versuch besser als alles andere. Jedes Zögern kann schon zu spät sein. Denn nur sofortige Hilfe kann den Menschen retten.

Mich hat die Autorin mit dieser Botschaft mitten ins Herz getroffen, da ich selbst schon Berührungen mit dem Thema hatte. Das machte mir leider auch das Lesen dieses Romans unheimlich schwer. Allerdings weiß ich auch: Darüber in einem vermeintlichen Liebesroman aufzuklären, reicht bei Weitem nicht aus. Das ist leider auch der Grund, warum ich ansonsten nicht viel Gutes am Roman lassen kann. Die Geschichte selbst hat leider viele Kanten.

Die große Besonderheit des Romans ist natürlich, dass er uns auf knapp 600 Seiten aus 18 Jahren Leben dreier Menschen erzählt - von der Jugend bis zum mittleren Erwachsenenalter. Ich jedoch finde, dass dies auch die größte Schwäche des Romans ist. Denn während wir zwischen unzähligen Ereignissen und von Figur zu Figur springen, verpasst man dazwischen gefühlt auch unheimlich viel. In der einen Szene denkt Kerry noch darüber nach, dass Joel vermutlich nicht mal weiß, wie sie heißt, in der nächsten gemeinsamen Szene der beiden sitzt sie bei ihm am Krankenhausbett und sie amüsieren sich über einen gemeinsamen Insider. Wie kam es zu dieser plötzlichen Nähe/Freundschaft? Als Leser erfahren wir das leider nicht und das ist nur ein Beispiel von vielen. Wenn man 18 Jahre auf 600 Seiten zusammenfassen will, bleibt nun mal vieles auf der Strecke. Aus diesem Grund bin ich auch mit den drei Protagonisten nicht warm geworden.

Des Weiteren kam hier auch keinerlei Romantik auf. Sämtliche Gefühle, die einen Liebesroman so liebenswert machen, blieben hier auf der Strecke. In diesem Genre scheint mir der Roman einfach falsch untergebracht zu sein, zumal die großen Dramen des Lebens einen riesigen Stellenwert einnehmen. Es scheint als wären die drei vom Pech verfolgt. Ja, das wahre Leben ist leider manchmal so. Aber möchte ich das wirklich in einem Unterhaltungsroman lesen? Nein, denn das war mir zu viel harte Realität, um noch als Ausflucht zu dienen.

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Super Antiheldin und ausgefeiltes Magiesystem

Nocturna - Das Spiel des Fuchses
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In "Nocturna - Das Spiel des Fuchses" begleiten wir die beiden Protagonisten Finn und Alfehr, die verschiedener nicht sein könnten. Finn hat die Fähigkeit ihr Gesicht zu wechseln, Alfehr dagegen kann die ...

In "Nocturna - Das Spiel des Fuchses" begleiten wir die beiden Protagonisten Finn und Alfehr, die verschiedener nicht sein könnten. Finn hat die Fähigkeit ihr Gesicht zu wechseln, Alfehr dagegen kann die Magie anderer erkennen - und auf diese Weise manchmal sogar neutralisieren. Während Finn sich obdachlos durch die Straßen kämpft und versucht den Fängen ihres ungewollten Ziehvaters zu entkommen, muss sich Alfehr auf seine Zukunft als Thronfolger vorbereiten. Dennoch gibt er die Hoffnung nicht auf seinen älteren Bruder Dez wiederzufinden, der seit einem Anschlag verschwunden ist und nun für tot gehalten wird. Ungeplante Fügungen führen Finn und Alfehr schließlich zueinander und zum Lösen ihrer Probleme können sie sich gegenseitig tatsächlich ganz nützlich sein.

In "Nocturna" herrscht ein sehr ausgefeiltes Magiesystem vor: Es gibt verschiedene Formen von Magie, wobei jede Magie ihre eigene Farbe hat und mit unterschiedlichen Fähigkeiten verbunden ist, wie zum Beispiel das Beherrschen des Erdelements oder des Feuers. Darüber hinaus gibt es weitere magische Fähigkeiten, die sogenannten Propios - wie Finns Fähigkeit ihr Gesicht zu wechseln. Alles ein wenig komplex, aber durchaus interessant.

Die Welt, in der wir uns befinden, ist zu Anfang und Ende des Buches auf einer Karte festgehalten. Im Nachhinein habe ich mich allerdings gefragt wozu sie uns genau dienen soll, denn eigentlich spielt sich alles nur in einem einzigen Land ab. Die gesamte Welt bewegt sich in einem südamerikanischen Setting, ich habe mich von den Beschreibungen her sehr ans Mexikanische erinnert gefühlt. Dabei hat die Autorin immer wieder spanische Worte in die mündliche Rede ihrer Figuren einfließen lassen, vermutlich um es authentischer wirken zu lassen. Ich fand es etwas fragwürdig. Ich spreche etwas Spanisch und konnte alles verstehen, so ist es nicht. Und auch wenn man kein Spanisch kann, ergeben sich die Worte relativ gut aus dem Kontext. Dennoch: Wozu die Fremdwörter? In eine Fantasywelt passt für mich immer noch am ehsten eine Fantasiesprache rein. Auch wenn ich das Spanische liebe, hat es hier für mich nicht so richtig in diese magische Welt gepasst. Kurz gesagt: Ich fand es einfach unnötig. 

Dafür fährt die Geschichte aber mit tollen Charakteren auf: Ich finde Finn unheimlich toll! Sie ist eine super Protagonistin, eine Antiheldin, die mit ihrer Tiefe besticht und deren Ecken und Kanten man ihr daher einfach verzeihen muss. Auch Alfehr hat sich als guter männlicher Protagonist entpuppt, auch wenn ich mir in Bezug auf die ein oder andere Sache bei ihm eine etwas durchdachtere Ausarbeitung der Autorin gewünscht hätte - zum Beispiel im Hinblick auf seine zu Beginn der Geschichte angedeutete Alkoholabhängigkeit, die im späteren Verlauf total über Bord fällt.

Das Buch ist insgesamt Action-geladen, sodass man relativ gut durch die 500 Seiten kommt. Eine leichte Liebesgeschichte bahnt sich zwar an, steht aber sehr im Hintergrund und nimmt dabei kaum Raum ein. Hier hoffe ich auf mehr für den nächsten Band. Und oh ja, es gibt einen nächsten Band, was ich erst total übersehen hatte. Denn eigentlich ist die Geschichte schon in sich abgeschlossen. Da aber zumindest noch eine Frage am Ende offen geblieben ist, habe ich eine Vermutung worum es in der Fortsetzung gehen könnte. 

Das Finale des Buches wurde relativ schnell abgehandelt, da hätte ich mir lieber noch etwas mehr Spannung und dafür eine Fortsetzung im nächsten Band gewünscht.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Ein philosophischer Reisebericht

Der Schneeleopard
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Autor Sylvain Tesson begibt sich in diesem Buch auf eine Reise nach Tibet mit dem Tierfotografen Vincent Munier. Die beiden suchen den Schneeleoparden, der mit seinen letzten 5.000 Exemplaren auf der Welt ...

Autor Sylvain Tesson begibt sich in diesem Buch auf eine Reise nach Tibet mit dem Tierfotografen Vincent Munier. Die beiden suchen den Schneeleoparden, der mit seinen letzten 5.000 Exemplaren auf der Welt vom Aussterben bedroht ist. Wir begleiten die Reisenden vom Einstieg ins Flugzeug nach China bis zum Rückflug. Dabei lässt uns Tesson intensiv an seinen Gedanken teilhaben.

Dies ist es auch, was das Buch verstärkt ausmacht: Zwar schildert der Autor von wo sie wohin und wie gereist sind, wo sie schliefen oder für eine Tierbeobachtung ausharrten, diese Beschreibungen kamen mir aber leider ein wenig zu kurz. Zwischen Tessons Erlebnissen und Erfahrungen fließen sehr viele Gedankenspiele ein, die meist philosophischer Natur sind. Dabei philosophiert er über - im wahrsten Sinne des Wortes - Gott und die Welt, die Macht des Menschen über die natürliche Ordnung, das Aussterben der Tiere und vieles mehr. Das Buch enthält viele wahre Worte, nur hatte ich mir diese Reise etwas anders vorgestellt. Die Beobachtung eines Tieres verläuft sich dann schnell wieder in Tessons Gedanken; die Schilderungen der Beobachtungen kamen mir daher leider zu kurz. Und auch der Schneeleopard spielt dann doch nur eine kleine Rolle, dafür, dass er Namensgeber des Buches ist.

Man muss bereit sein, sich auf sehr viel mehr Tiefe und weniger Erlebnisbericht einzustellen, eine Struktur in Tessons Gedanken darf man allerdings nicht erwarten.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Besser als der 2. Band der Grischa-Trilogie

Lodernde Schwingen
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"Lodernde Schwingen" ist der dritte Band der Grischa-Trilogie. Die Rezension kann daher Spoiler zu den vorherigen Bänden enthalten.

Alina ist nach ihrem letzten Kampf gegen den Dunkeln sehr geschwächt ...

"Lodernde Schwingen" ist der dritte Band der Grischa-Trilogie. Die Rezension kann daher Spoiler zu den vorherigen Bänden enthalten.

Alina ist nach ihrem letzten Kampf gegen den Dunkeln sehr geschwächt und erholt sich nun unter der Erde in der weißen Kathedrale. An ihrer Seite ist nun auch der Asket, der sie nicht aus den Augen lässt und derweil das Sagen hat. Er ist es auch, der Alina von ihren Freunden fernhält. Erst durch einen Hinterhalt können diese den Asketen in seine Schranken weisen und mit Alina durch die Tunnel im Untergrund verschwinden. Ihr Ziel: erst Nikolai und dann den Feuervogel finden. 

Charakterlich gab es in diesem dritten Band keine großen Entwicklungen mehr: Alina hat bei mir im zweiten Band bereits ordentlich an Sympathie eingebüßt, diese konnte sie leider auch im dritten Band nicht wiederherstellen. Ihre egoistische, dominante Ader kam hier zwar nicht mehr ganz so oft zum Ausdruck, dennoch konnte ich sie nicht mehr liebgewinnen. Die (tragische) Liebesgeschichte gefällt mir in diesem Band dagegen besser als im Vorgänger, auch wenn ich sie stellenweise als sehr ausgelutscht empfinde. Dafür hat Leigh Bardugo in die gesamte Handlung einige spannende und unvorhersehbare Wendungen eingebaut, die der Geschichte endlich wieder Pepp verliehen. Ich bin daher tatsächlich ganz bis zum Schluss im Dunkeln getappt was den Ausgang der Trilogie betrifft.  

Abschließend kann ich jedoch resümieren: Selbst für diejenigen, die wie ich im zweiten Band schon die Lust an der Reihe verloren haben, lohnt sich das Lesen dieses Abschlussbandes auf jeden Fall. Schon allein, wenn man die Buchreihe rund um Nikolai lesen will, sollte man diesen Band zwingend gelesen haben. Sonst würden einem für "King of Scars" essenzielle Infos zu Nikolais Vorgeschichte fehlen. Daher: Schließt die Trilogie auf jeden Fall mit diesem Band ab und lasst euch von einigen spannenden Wendungen überraschen.  

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