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Veröffentlicht am 16.01.2023

"Es gibt kein richtiges Leben im falschen"- viel mehr als eine Liebesgeschichte

Die Liebe an miesen Tagen
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Mit Ende vierzig erwartet die alleinlebende Fotografin Clara keine großen Veränderungen mehr in ihrem Leben. Doch von den Schatten der Vergangenheit möchte sie sich allmählich trennen und inseriert ihr ...

Mit Ende vierzig erwartet die alleinlebende Fotografin Clara keine großen Veränderungen mehr in ihrem Leben. Doch von den Schatten der Vergangenheit möchte sie sich allmählich trennen und inseriert ihr Haus zum Verkauf. Zur Besichtigung kommen der Schauspieler Elias mit seiner Freundin. Doch sein Interesse gilt nicht nur Haus und Garten, sondern auch Clara. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen und eine weitere Begegnung zeigt ihnen, dass Glücklichsein nicht nur anderen vorbehalten ist. Der Weg zu einem gemeinsamen Leben liegt vor ihnen, doch diesen Schritt zu wagen ist für beide nicht einfach.


Ewald Arenz hat auch mit diesem Roman ein besonderes Leseerlebnis geschaffen. Es fühlt sich an wie ein Wannenbad, wenn man sich langsam in das warme Wasser gleiten lässt. Die Worte umfangen einen, lassen die Lesenden in die Geschichte eintauchen und sich wohlfühlen. Besonders die Schilderung der Jahreszeiten, die Besonderheiten der Natur und die Gefühle der Protagonisten sind wundervoll beschrieben. Man baut eine Beziehung zu den agierenden Personen auf, versucht ihr Handeln nachzuvollziehen und entdeckt auch immer persönliche Dinge, die man selbst auch so erlebt hat oder haben könnte.

Die unerwartete Begegnung von Elias und Clara ist anfangs nur die spielerische Freude darüber, einen Wortduellpartner entdeckt zu haben. Doch wenn einem diese Person dann nicht mehr aus dem Kopf geht, wird daraus Verliebtheit, die in den schönsten Farben zeigt, egal in welchem Alter man sich befindet, dass Schmetterlinge im Bauch einen jederzeit treffen können. Anders als in einem klassischen Liebesroman kommt hier das eigentliche Leben dem Glück immer wieder in die Quere. Die Vergangenheit kann man nicht ignorieren und die Angst, verletzt zu werden, wenn man sich einer fremden Person öffnet, ist groß..

Claras spröde, ruppig direkte Art ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Sie überrumpelt Elias oft mit sehr klaren Vorstellungen und kompromisslosen Ansichten. Gleichzeitig hat sie aber auch Angst, sich ihren Gefühlen zu stellen und hat allerlei Ausreden, warum eine Liebe zwischen ihnen unmöglich erscheint. Der Altersunterschied, der zukünftige Arbeitsortswechsel und Familienprobleme stehen im Weg. Ihr Blick als Fotografin durch das Objektiv zeigt ein anderes Bild von ihr. Die Details, die ihre Kamera einfängt, lassen auch die Person Clara weicher werden. Es macht Spaß, diese Momente mit ihr zu erleben.

Elias wirkt jünger als seine 36 Jahre. Er scheint eher auf der Bühne als auf dem Boden der Tatsachen zu leben. Wenn das Leben zu ernst wird, sucht er nach neuen Wegen und anderen Partnerinnen. Besonders die Beschreibung seines gespielten Willy Loman im "Tod eines Handlungsreisenden" hat mir durch die Bilder, die im Kopf entstehen, sehr gefallen. Sein Charme bezaubert nicht nur Clara. Sehr glaubhaft beschrieben wird, wie überrascht Elias von seinen intensiven Gefühlen für Clara ist:

"Es war, als hätte er sich die ganze Zeit verfahren, um schließlich völlig überrascht festzustellen, dass er genau dort angekommen war, wo er von Anfang an hingewollt hatte."
Von der anfänglich leichten Welle des Verliebtseins getragen, wechselt die Handlung zu ernsten Themen, die die beiden Liebenden nicht mehr ganz so ungezwungen bewältigen können. Hürden müssen genommen werden, lange Gespräche ohne Ergebnis folgen und Missverständnisse mit daraus resultierenden emotionalen Verletzungen scheinen zum Unausweichlichen zu führen.

Man wünscht sich so sehr, dass Clara und Elias ein Paar werden und doch fühlt man auch ihre Zerrissenheit. Eine dramatische Wendung macht noch einmal deutlich, dass Gefühle dann am deutlichsten hervortreten, wenn Alltägliches die Priorität verliert und man sich auf das Wesentliche im Leben besinnt.


Ich habe versucht, den Roman so langsam wie möglich zu lesen, um mich von den Worten tragen zu lassen, am Ende habe ich aber doch jedes Kapitel nur so im Flug genommen. Es war schön und aufwühlend zugleich, und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Roman des Autors.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Es lebe die Gaunerkomödie

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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An der Côte d’Azur im beschaulichen Port Grimaud versteht sich Monsieur Lipaires auf le tout farniente. Kleine Gaunereien, die er mithilfe des jungen Wassertaxifahrers Karim Petitbon durchführt, sichern ...

An der Côte d’Azur im beschaulichen Port Grimaud versteht sich Monsieur Lipaires auf le tout farniente. Kleine Gaunereien, die er mithilfe des jungen Wassertaxifahrers Karim Petitbon durchführt, sichern ihm seinen Alltag als Lebemann. Zufällig finden die beiden einen Hinweis auf einen Schatz, den sie natürlich aufspüren wollen. Doch in Port Grimaud gibt es überall Augen und Ohren, die sich ihren Anteil sichern wollen. So findet ein chaotisches, aber charmantes Team zusammen, das von einer Katastrophe in die nächste stolpert.

Das Autorenteam Volker Klüpfel und Michael Kobr wendet den Alpen den Rücken zu und startet eine neue Krimireihe in Südfrankreich. In der Gaunerkomödie weht ein Hauch Nostalgie durch die Handlung. Ich hatte Figuren wie Inspektor Clouseau oder den Schauspieler Louis de Funès beim Hören im Kopf. Die Protagonisten sind dann auch alle herrlich skurril, schräg und überzeichnet. Dass man sich diese Figuren so gut vorstellen kann, liegt vor allem an dem humorvollen Sprachklang des Sprechers Axel Prahl. Jede Figur bekommt eine eigene Stimmfarbe. Besonders die quiekende Stimme des Ex-Fremdenlegionärs Paul Querot und der wienerisch versnobte Dialekt der 84-jährigen Lizzy haben mir sehr gefallen.

Die Schönen und Reichen an der Côte d’Azur bekommen hier ihr Fett weg. Die einheimischen Anwohner scheinen alle eine eigene Art entwickelt zu haben, mit den dekadenten Zugezogenen zu leben. Der eine nutzt die Gärten, die er betreut, gleichzeitig als Cannabisplantage, der andere vermietet Ferienhäuser, ohne die Besitzer davon zu informieren. Die Handyladenbesitzerin nimmt es mit dem Datenschutz nicht so genau und Ticketverkäufer bieten Fahrkarten für Fähren an, die es gar nicht gibt. Alles mit einem zwinkernden Auge erzählt und durch durchweg sympathische Charaktere so humorvoll erzählt, dass man sich die Szenerie an diesem herrlichen Küstenort bildlich vorstellen kann.

Der Einstieg ist lustig und Monsieur Lipaires alias Wilhelm Liebherr besticht durch Charme und Bauernschläue. Es gibt in jedem Kapitel etwas zum Schmunzeln, denn dieser bunt zusammengewürfelte Ganoven-Haufen kommt auf die aberwitzigsten Ideen, um das Rätsel des Schatzes zu lüften.
Als Gegenspieler dieses Teams kommt die Adelsfamilie Vicomte ins Spiel. Dem Klischee entsprechend besteht die Familie aus einem alten Herrn, einer überengagierten Geschäftsfrau, einer verwöhnten Tochter, einem Lebemann und Trinker und einem abtrünnigen Sohn, die gemeinsam einen geheimnisvollen Monsieur Barral erwarten. Dieser ist eine Schlüsselfigur, der immer wieder in den unmöglichsten Momenten sehr speziell auftritt.

Ein wenig verliert sich die Handlung und man ist sich nicht sicher, ob es sich noch um einen Krimi mit einem Toten oder doch eher um eine Komödie rund um einen Schatz handelt. Es gibt eine Verfolgungsjagd, die filmreif jedem Bond-Film das Wasser reichen kann und weniger erfolgreiche Manöver, die etwas zäh und langatmig erzählt werden.

Bei meiner Bewertung bin ich deshalb auch ein wenig hin- und hergerissen. Gaunerkomödien sind schon fast ausgestorben und verdienen es, erhalten zu bleiben. Doch einige Szenen konnten mich so gar nicht abholen. Dass es mir dennoch gefallen hat, liegt auch an der tollen Leistung des Hörbuchsprechers.

Als Krimireihe kann ich mir das Team "Der Unverbesserlichen" nur schwer vorstellen, lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Kurzweiliges Krimi-Debüt

Tomatidin
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Der im Ruhestand befindliche Rechtsanwalt Otto Meisner hat einen für ihn ungewöhnlichen Auftrag erhalten. Er soll nachweisen, dass Silke Steinheimer von ihrem Mann betrogen wird. Bevor es dazu kommt, ist ...

Der im Ruhestand befindliche Rechtsanwalt Otto Meisner hat einen für ihn ungewöhnlichen Auftrag erhalten. Er soll nachweisen, dass Silke Steinheimer von ihrem Mann betrogen wird. Bevor es dazu kommt, ist seine Klientin Witwe und der Rechtsanwalt a. D. auf der Spur eines Mörders. Alte Fälle helfen ihm auf die richtige Fährte, während die Mordermittler noch im Dunklen tappen.

Michael J. Scheidle hat einen unterhaltsamen Debütkrimi geschrieben, der durch einen lockeren und witzigen Schreibstil kurzweilig daherkommt. Als Fan von kreativen Wortschöpfungen habe ich mich über die ungewöhnlichen Farbbeschreibungen sehr gefreut. Am Ende waren es dann aber doch zu viele Farbtupfer (albinoweiß, kapweiß, solarschwarz, bristolgrün etc.).

Anwalt Otto Meisner ist ein sehr sympathischer Protagonist und ungewöhnlicher Ermittler. Eher zufällig gerät er in einen Mordfall, der seine Neugier und alte Instinkte weckt. Obwohl die Kommissarin Rita Schmölz durchaus den Spürsinn Meisners zu schätzen weiß, ist sie über seine Alleingänge nicht gerade erfreut. Die toughe Kommissarin hat schon mehr als genug mit einem tollpatschigen und konfusen Mitarbeiter zu tun, der sie laufend von wichtigen Ermittlungen abhält.

Diesen Mitarbeiter empfand ich anfangs durch seine paddeligen Art noch unterhaltsam, da diese Spezies eher selten im Krimi zu finden ist. Eine besonders schräge Heldentat, die eher in eine Slapstick-Komödie gehört hätte, war dann doch sehr übertrieben. Im wirklichen Polizeialltag hätte dieser Kollege schon längst ein Disziplinarverfahren am Hals oder würde Schafe auf dem Deich zählen.

Am Ende verliert sich ein wenig der rote Faden der Handlung und zu viele Nebenschauplätze lassen keinen durchgehenden Spannungsbogen zu. Ich hätte mir mehr Details zur Spurensuche gewünscht, der Ausflug ins Privatleben der Kommissarin hätte dafür entfallen können. Aber hier scheiden sich die Geschmäcker und jeder mag sich selbst ein Bild machen.

Durch die wenigen Seiten und den fluffigen Stil kann ich mir den Krimi gut als Begleiter für lange Zug- oder Flugreisen vorstellen.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Intensiv, schnörkellos und wunderbar

Zur See
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Verbunden mit ihrer Insel lebt die alteingesessene Familie Sander schon Jahrhunderte an der Nordsee. Jens fährt schon lange nicht mehr zur See und seine Frau Hanne mag keine Zimmer mehr an Feriengäste ...

Verbunden mit ihrer Insel lebt die alteingesessene Familie Sander schon Jahrhunderte an der Nordsee. Jens fährt schon lange nicht mehr zur See und seine Frau Hanne mag keine Zimmer mehr an Feriengäste vermieten. Ihre drei erwachsenen Kinder fühlen jeder für sich den Verlust von Tradition und die Angst vor Veränderung, die auch Befreiung bedeuten kann. Nicht nur diese Familie ist im Aufbruch, durch die ganze Insel geht ein Ruck, bei dem am Ende das Meer das letzte Wort hat.

Dörte Hansen hat einen wundervoll ruhigen und gleichzeitig aufwühlenden Roman über den Wandel der Nordseeinseln geschrieben. Eine Seefahrer-Familie, wie es unzählige auf den Inseln gibt, bildet den Rahmen für eine intensive Betrachtung des Unaufhaltsamen, dem Verlust von alten Traditionen, aussterbenden Dialekten und dem Suchen von neuen Werten.

Die Charaktere werden so intensiv und kraftvoll mit ihren Ecken und Kanten beschrieben, dass sie fast greifbar und spürbar werden. Wenn Eske Sander morgens nackt mit all ihren Tätowierungen zum Schwimmen ins Meer geht, kann man das nachspüren. Man hört die harten Bässe, wenn sie mit ihrem Auto über die Insel fährt und keinem Touristen den Weg freimacht. Man kann sich die Treibholzwesen von Henrik Sander vorstellen, die in seiner Werkstatt auf das eine, vollendende Stück Treibgut warten. Dieser unruhige Mann, der vom Meer lebt und ohne es nicht sein kann. Die Last und Angst, die den ehemaligen Kapitän Rykmer Sander treibt und die er nur im Vollrausch erträgt, legt sich wie ein dunkler Schleier um einen.

Dabei gibt es kaum Dialoge, sondern nur Schweigen und Handeln. Besonders glaubwürdig und erlebbar wird dies von Nina Hoss mit Leidenschaft gelesen.

Es gibt so viele kleine Dinge, die ich gar nicht alle erwähnen kann. So detailliert beschriebene traurige und düstere Szenen, bei denen man einen Moment innehalten muss. Eine einsame Frau, die nach und nach ihre ganze Familie beerdigen musste und nur noch ihren altersschwachen Dackel durch den Ort trägt und selbst der Inselpastor sich beim Aufeinandertreffen still abwendet, weil er ihr keinen Trost mehr spenden kann.

Die zwei Gesichter der Mutter, die während die Feriengäste im Haus sind, freundlich und gelöst ist und nach der Saison wieder zu schweigen beginnt.

"Und Hanne hängt an diesem Brocken Land, sie weiß nur manchmal nicht, ob dies noch ihre Insel ist. Vielleicht gehört sie längst den Wellenreitern und den Wolkenmalern, den Nacktbadern und Muschelsuchern - oder den Eintagsfliegen, die in Schwärmen jeden Tag vom Festland kommen, eine Inselrunde mit der Pferdekutsche drehen, Kaffee trinken in der Leuchtturmstube, weiterzuckeln Richtung Inselkirche, Vogelkoje und Museum, einmal kurz die Promenade rauf und runter, Abendessen im Klabautermann und mit der letzten Fähre wieder auf das Festland, wo die Reisebusse auf sie warten."
Inselbewohner führen in Trachten und Seemansskluft für Inselgäste tagein, tagaus ein Stück auf, an das sie selbst nicht mehr glauben und selbst der Inselpastor Matthias Lehmann inszeniert seine leidenschaftlichen Predigten mit goldbestäubten Muscheln, bis die Saison zu Ende ist und seine Kirchenbänke sich wieder leeren.

Trotz meiner Liebe zum Meer und deren Inseln werde ich wohl nie wieder eine Insel betreten, ohne an die Menschen zu denken, die uns Gäste ertragen müssen und deren Welt eine andere geworden ist.

Es ist ein düsterer Roman, der wenig Licht zulässt. Aber die Intensität der Worte, die Beschreibung der Natur und die Kraft des Meeres und die wundervollen kantigen Charaktere haben mich einfach begeistert. Für mich eine klare Hörempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.05.2022

Grausige Taten und hilflos zusehende Ermittler

18/4 - Der Hauptmann und der Mörder
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Nach 18 Jahren nimmt ein brutaler Serienkiller in der chinesischen Stadt Chengdu seinen Rachefeldzug gegen ungeahndete Verbrecher wieder auf. Die Sondereinsatzgruppe 18/4 muss fassungslos verfolgen, wie ...

Nach 18 Jahren nimmt ein brutaler Serienkiller in der chinesischen Stadt Chengdu seinen Rachefeldzug gegen ungeahndete Verbrecher wieder auf. Die Sondereinsatzgruppe 18/4 muss fassungslos verfolgen, wie ein Mord nach dem anderen geschieht und sie dem Täter keinen Schritt näher kommen. Selbst Hauptmann Pei Tao, der schon die Anfänge des selbst ernannten Eumenides erlebt hat, tappt im Dunklen.

Zhou Haohui hat mit dem Auftakt der Trilogie kein neues Thema aufgegriffen. Gewitzte Täter, die die Polizei an der Nase herumführen, hat es schon häufiger gegeben. Doch der chinesische Touch ist neu. Die Charaktere für westliche Lesende ungewohnt und deshalb interessant. Glücklicherweise gibt es ein Personenverzeichnis der Einsatzgruppe. Denn Namen wie Han Hao, Yin Jian oder Xiong Yuan bleiben erst einmal nicht im Gedächtnis. Der Autor belässt es auch bei den Namen und beschreibt seine Protagonisten nur oberflächlich.

Der Schreibstil ist flüssig und man findet sich schnell in die Handlung. Der anfängliche leichte Spannungsbogen steigert sich schnell in ein rasantes Hase- und Igel-Rennen. Der Killer legt vor, indem er den Opfern durch eine Todesanzeige mitteilt, warum und wann sie sterben müssen und obwohl die Polizei alle erdenklichen Schutzmaßnahmen trifft, gelingt Eumenides der Mord. Nichts scheint ihn aufhalten zu können. Erste Vermutungen, es könnte jemand aus den eigenen Reihen sein, streut Argwohn und Misstrauen im Ermittlungsteam.

Vor allem Hauptmann Pei Tao, der nur als beteiligte Person im Fall vor 18 Jahren hinzugezogen wurde, wird kritisch betrachtet. Er kann sich am besten in den Täter hineinversetzen. Zu gut? Der Autor spielt geschickt mit Vorverurteilung und menschlichem Verhalten.

Immer mehr verstricken sich einzelne Ermittelnde in eigene Vergehen. Der Kreislauf von Abhängigkeiten, Korruption, Verbrechen und eingeforderter Schuldversprechen zeigt, wie schnell aus einem vermeintlich harmlosen Fehlverhalten ein Verbrechen werden kann.

Die Schnelligkeit der aufeinanderfolgenden Fälle hat mich kaum zu Atem kommen lassen. Kaum hat man sich von einem schrecklichen Mord erholt, taucht die nächste Todesanzeige auf, die auch sichtbar für den Lesenden auf der Buchseite prangt. An manchen Stellen sind mir die Beschreibungen der Opfer und deren Misshandlungen zu sehr ins Detail gegangen. Die Handlung hat diese Bilder nicht benötigt, um zu fesseln.

Bis auf einige Sätze, die etwas verschroben zu lesen sind und einem schwerwiegenden Namensfehler, der Polizist und Polizistenmörder vertauscht, ist die Übersetzung gelungen.

Das Ende hat mich überrascht und wurde gut gelöst; ein Versprechen auf eine spannende Fortsetzung. Ich wäre mit einem finalen Ende an dieser Stelle aber auch einverstanden.

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