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Veröffentlicht am 23.05.2021

Liebesgeschichte in den schottischen Highlands zweier sehr unterschiedlicher Charaktere

Das Lied der Wölfe
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Der Roman „Das Lied der Wölfe“ von Rena Fischer ist eine Liebesgeschichte, zwischen den beiden besonderen Protagonisten Nevis und Kaya. Das Cover entführt die LeserInnen in die schottischen Highlands mit ...

Der Roman „Das Lied der Wölfe“ von Rena Fischer ist eine Liebesgeschichte, zwischen den beiden besonderen Protagonisten Nevis und Kaya. Das Cover entführt die LeserInnen in die schottischen Highlands mit ihrer unvergleichlichen Landschaft. Die dunklen Wolken am Himmel deuten bereits auf einige Schwierigkeiten hin, die auf dem Weg der Hauptfiguren liegen und lagen und die es zu besiegen gilt. Im Titel spiegelt sich der Grund für die Anwesenheit von Kaya in Schottland wider, denn sie ist als Wolfsforscherin an einem Projekt zur Ansiedlung von Wölfen vor Ort beteiligt.

Kaya Lehmann ist 28 Jahre alt und arbeitet als Biologin an einem Wolfsforschungsinstitut in Deutschland. Sie hat sich bereit erklärt, für ein Jahr dabei behilflich zu sein, in Schottland ein Informationszentrum über Wölfe aufzubauen. Nach einer gescheiterten Beziehung ist sie seit etwa zwei Jahren Single. Ihre Leidenschaft gilt ihrem Beruf.

Seit über zehn Jahren ist Nevis MacKinley, 29 Jahre alt, im Militärdienst, zuletzt gehörte er einer britischen Eliteeinheit an. Allerdings lebt er nach einer Verletzung im Einsatz seit geraumer Zeit wieder Zuhause in einem Herrenhaus in den Highlands in der Nähe von Loch Ness. Seine Eltern wohnen getrennt, weil seine Mutter es bevorzugt, in der Stadt zu leben. Sein Vater ist Milliardär, die Ansiedlung von Wölfen ist sein Hobby. Nevin besucht monatlich ein militärischen Stresszentrum zur psychologischen Betreuung vor allem aufgrund seiner Flashbacks.

Die Kapitel wechseln zwischen den Figuren Kaya und Nevis hin und her, erkennbar am Schriftsatz. Andeutungen machen recht schnell deutlich, dass bei beiden etwas in der Vergangenheit geschehen sein muss, an dem sie bis heute zu tragen haben. Von ihrer Kollegin war Kaya bereits darüber informiert worden, dass sie in Schottland auf ein gewisses Traditionsbewusstsein treffen würde. Es überrascht sie daher nicht im Herrenhaus einen gepflegten Stil vorzufinden, dem sich Nevis jedoch gerne widersetzt. Er hält sich auch nicht mit seiner abneigenden Haltung zum Wolfsprojekt zurück. Einige irritierende Situationen führen dazu, dass Kaya und Nevis einander keinen Zugang zueinander finden, um eine offene Aussprache zu führen.

Rena Fischers Begeisterung für die schottischen Highlands ist zwischen den Zeilen zu spüren. Gekonnt setzt sie ein Wolfsrudel in diese Umgebung und dank ihrer guten Recherche konnte ich als Leserin einiges über das Leben von Wölfen und deren Verhältnis zum Menschen erfahren. Gerne baut sie auf allen Ebenen liebevoll kleine Details ein, die allerdings im Mittelteil zu gewissen Längen führen. Einfühlsam beschreibt sie den Hintergrund für die seelischen Probleme von Nevis, aus deren Grund er Abstand zu Kaya hält. Da beide Protagonisten in der Ich-Form erzählen hatte ich einen gewissen Vorsprung gegenüber Nevis beziehungsweise Kaya, deren jeweiliges Verhalten zu begreifen. Die Autorin zeigt, wie wichtig Verständnis füreinander, Liebe und Respekt in einer Beziehung sind.

In ihrem Roman „Das Lied der Wölfe“ verflechtet Rena Fischer mehrere Themen miteinander. Die Ansiedlung von Wölfen im schottischen Hochland verbindet sie mit einer bewegenden Liebesgeschichte der beiden Protagonisten, die seelische Verletzungen aufweisen. Die Autorin beschreibt einfühlsam die langsame Annährung und die zunehmende Anziehung zueinander des ungleichen Paars. Gerne vergebe ich hierfür eine Empfehlung an Leser von romantischen Geschichten mit besonderem Flair.

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Veröffentlicht am 19.05.2021

Kleine Geheimnisse und unvorhersehbare Wendungen sorgen für eine unterhaltsame Lektüre

Wie Träume im Sommerwind
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In ihrem Roman „Wie Träume im Sommerwind“ stellt Katharina Herzog die Schwestern Clara und Emilia in den Mittelpunkt. Sie wachsen auf dem Rosenhof ihrer Eltern auf Usedom auf. Bereits das Cover ließ mich ...

In ihrem Roman „Wie Träume im Sommerwind“ stellt Katharina Herzog die Schwestern Clara und Emilia in den Mittelpunkt. Sie wachsen auf dem Rosenhof ihrer Eltern auf Usedom auf. Bereits das Cover ließ mich als Leserin von Rosen, Sonne und Meer träumen, doch die Protagonistinnen haben einige Lebensstürme zu bewältigen.
Schon in ihrer Kindheit beteiligen beide sich an kleinen Tätigkeiten auf dem Hof rund um die Rosen, doch sie sind vom Charakter her verschieden. Clara ist fest mit ihrer Heimat verwurzelt und kann sich ein Leben jenseits des Rosenhofs nicht vorstellen. Aber Emilia, die drei Jahre jünger ist als ihre Schwester, fühlt sich eingeengt, versteht es bereits früh durch ihr Verhalten gelegentlich zu provozieren und möchte ihrem Berufswunsch als Parfumeurin nach Paris. Dort erreicht sie im Sommer 2019 die Nachricht, dass ihre Schwester einen schweren Autounfall hatte und im Koma liegt.

Emilia, die inzwischen 31 Jahre alt ist, reist so schnell wie möglich in die Heimat. Dort wird sie mit weiteren Hiobsbotschaften konfrontiert, die ihre Welt auf den Kopf stellen, denn ihre Eltern stehen kurz vor der Scheidung und der Rosenhof steuert auf die Insolvenz zu. Ein von Clara verstecktes Foto, welches Emilia durch Zufall findet, lässt sie ein Geheimnis dahinter vermuten, dass sie nach Kent in England führt. Auch sie selbst war nicht mit allem offen gegenüber ihrer Familie.

Der Nachbarssohn Josh ist seit der Jugendzeit für die Schwestern da. Emilia war immer eifersüchtig auf sein besonders gutes Verhältnis zu Clara, sie fühlte sich zurückgewiesen. Jetzt freut sie sich über seine Hilfe und spürt, dass auch ihn etwas bedrückt. Lange unterdrückte Gefühle ihm gegenüber drängen ans Tageslicht und neben ihrem ganzen Kummer fühlt sie sich nun auch in Sachen Liebe in einem Zwiespalt.

Katharina Herzog lässt ihre Geschichte auf zwei Zeitebenen spielen. Während Emilia aufgrund des Unfalls ihrer Schwester nach Hause zurückkehrt und damit beginnt, Geheimnisse aus der Vergangenheit aufzudecken, hatte ich die Möglichkeit an Claras Seite nach Kent ins Jahr 1999 zu reisen. In England verbringt sie die Sommerferien vor ihrer Ausbildung auf dem Hof bei einer Freundin der Mutter, deren Ehemann Gärtner ist. Immer wieder wechselt die Erzählung hierhin, denn dadurch klären sich im Laufe der Zeit einige Zusammenhänge. Unterdessen wurde ich in der Gegenwart am Schluss des vorigen Kapitels meist mit einem kleinen Cliffhanger zurückgelassen, was mich veranlasste, schnellst weiterzulesen.

Ihre Figuren hat die Autorin fest in der Hand und begrenzt sie auf eine überschaubare Anzahl. Sie gibt ihnen Gelegenheit ihr Verhalten zu überdenken und zu ändern. Die Sorgen und Ängste, aber auch die Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wendet sind realistisch dargestellt. Auf dem Rosenhof und in Kent dreht sich vieles um duftende Rosen, so dass man beinahe glaubt, den Geruch zwischen den Buchseiten wahrzunehmen. Zwischen den Zeilen ist die Begeisterung der Autorin für die Gärten von Südengland herauszulesen.

In ihrem Roman „Wie Träume im Sommerwind“ zeigt Katharina Herzog, dass Träume nicht nur Schäume sein müssen. Auch ein Scheitern kann man akzeptieren und manchmal bildet sich daraus noch etwas Gutes. Kleine Geheimnisse, unvorhersehbare Wendungen, Liebe und Vertrauen begleiteten mich durch die Geschichte und sorgten für eine unterhaltsame Lektüre, die ich gerne weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 19.05.2021

Eine abwechslungsreich gestaltete Erzählung, die nach dem Zweiten Weltkrieg spielt

Die Buchhändlerin
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Ines Thorn nahm mich als Leserin in ihrem Roman „Die Buchhändlerin“ mit in die Nachkriegszeit ins hessische Frankfurt. Das Buch ist der erste Teil einer mehrbändigen Serie, bei der Christa Schwertfeger ...

Ines Thorn nahm mich als Leserin in ihrem Roman „Die Buchhändlerin“ mit in die Nachkriegszeit ins hessische Frankfurt. Das Buch ist der erste Teil einer mehrbändigen Serie, bei der Christa Schwertfeger die Protagonistin der Geschichte ist, der Titel nimmt Bezug auf sie. Als endlich die US-Armee die Stadt am Main Ende März 1945 befreit, ist Christa 18 Jahre alt und hat gerade ihr Notabitur bestanden. Sie träumt davon Literaturwissenschaft zu studieren, aber ihr ist bewusst, dass ihre konservativ denkende Mutter sie lieber wohlversorgt von einem Ehemann als Hausfrau und Mutter sehen würde. Ihr Vater ist noch nicht aus seinem Kriegseinsatz zurückgekehrt, sein jüngerer Bruder Martin führt die im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses in der Innenstadt gelegene Buchhandlung in dritter Generation weiter.

Vier Jahren vorher hat Christa erlebt, dass Martin von der Gestapo festgenommen und verurteilt wurde. Sie fühlt eine Mitschuld an diesem Umstand. Die Buchhandlung wurde schließlich enteignet, die Konfiszierung jetzt aber zurückgenommen. Christa nimmt sich der Arbeit in der Buchhandlung an, macht ihren Job sehr gerne, aber dennoch möchte sie ihren Traum vom Studium nicht aufgeben.

Ines Thorn greift in der Geschichte verschiedene Themen auf. Ihre Figuren erleben Hunger und Kälte, Leid und Not, gewinnen aber auch zunehmend an Lebensfreude. Viele Männer kehrten vom militärischen Einsatz nicht wieder, Frauen engagierten sich im Beruf, aber die Ansicht, dass sie keine Ausbildung benötigten, weil sie bald heiraten und Kinder bekommen würden, war verbreitet. Christa ist eine selbstbewusste Frau, die nach Möglichkeiten sucht, den von ihr gewünschten Weg zu gehen und Hindernisse beiseite zu räumen, auch wenn sie gelegentlich mit ihrer Art und Weise aneckt. Jedoch muss sie aufgrund der geltenden Verhaltensmuster und Konventionen auch mit einigen Rückschläge zurechtkommen. Als Leserin begleitete ich Christa bis zum Jahr 1949.

Die Autorin zeigt anhand ihrer Figuren, wie vielfältig Partnerschaften damals sein konnten und welche Schwierigkeiten es gab, die Liebe frei zu leben. Eine Buchhandlung wird zum Handlungsort mancher wichtigen Geschehnisse in diesem Roman. Man spürt das Wissen um und die Liebe zu den Büchern, die die Autorin als gelernte Buchhändlerin in die Geschichte einfließen lässt. Einen breiteren Raum gewährt sie dabei auch der Lyrik. Ines Thorn kleidet das Unternehmen und Christas beruflichen Weg in die Geschichte des Literaturbetriebs ein. Verlage nahmen nach dem Krieg ihre Tätigkeit wieder auf und es gründeten sich neue; 1949 fand die erste Buchmesse statt. Autoren und ihre Bücher, Filme und Musik vermitteln einen Eindruck der erwachenden kulturellen Vielfalt.

Ines Thorn hat mit ihrem Roman „Die Buchhändlerin“ eine abwechslungsreich gestaltete, unterhaltsame Erzählung geschrieben, die den Sound der Zeit nach dem Krieg aufgreift und auf die Welt der Bücher fokussiert. Daneben bindet sie weitere wichtige Themen ein, die die Menschen damals bewegten. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung und freue mich auf die Fortsetzung, die in den 1950ern spielen wird.

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Roman auf zwei Zeitebenen-die Erzählung in der Gegenwart hat mich nicht berührt

Die Geschichte von Kat und Easy
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Katharina, genannt Kat und Isolde, genannt Isi, werden im Jahr 1973 sechszehn Jahre alt und sind neugierig auf das Leben. Sie sind die Protagonistinnen im Roman „Die Geschichte von Kat und Easy“ von Susann ...

Katharina, genannt Kat und Isolde, genannt Isi, werden im Jahr 1973 sechszehn Jahre alt und sind neugierig auf das Leben. Sie sind die Protagonistinnen im Roman „Die Geschichte von Kat und Easy“ von Susann Pásztor. Kennen gelernt haben sie sich vor gar nicht so langer Zeit auf dem Gymnasium des fiktiven Orts Laustedt. Anfangs hat nur Kat zu Isi Easy gesagt, doch langsam nehmen die Freunde den Klang auf. Easy ist wohlbehütet aufgewachsen, doch auf einer heimlichen Liste hat sie Dinge gesetzt, die vielleicht anstößig sind, die sie aber unbedingt erleben möchte. Kat unterstützt sie dabei, nach eigener Aussage hat sie manche Sachen der Auflistung bereits ausprobiert.

In der Silvesternacht 1972/73 begegnen sie einem jungen Mann im Jugendzentrum des Orts, in den sie sich beide verlieben und der ihre Liebe erwidert. Nach den tragischen Ereignissen des folgenden Sommers verlieren sich die ehemals besten Freundinnen allerdings aus den Augen. Erst als beide 62 Jahre alt sind kommt ein erneuter Kontakt zustande durch den Blog, den Kat professionell betreibt. Kat willigt nach kurzem Zögern ein, als sie von Easy dazu eingeladen wird, gemeinsam mehrere Tage in einem Ferienhaus auf Kreta zu verbringen. Voller Skepsis über den weiteren Verlauf des Urlaubs, aber auch gespannt auf das, was die inzwischen wieder in Leustedt wohnende Easy zu berichten hat, bricht sie zu ihrer Reise auf.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Einerseits erzählt Susann Pásztor die Geschichte von Kat und Easy im Jahr 1973 als allwissende Erzählerin im Präsens, was mich als Leserin die Geschehnisse intensiver erleben ließ. Auf der anderen Seite lässt die Autorin Kat die Ereignisse in der Gegenwart im Urlaub auf Kreta in der Retrospektive selbst erzählen. Unterbrochen werden die Kapitel gelegentlich von Blogeinträgen, auf die Kat in ihren Schilderungen Bezug nimmt. Den beiden jungen Protagonistinnen scheint im Jahr 1973 die Welt offen zu stehen, sie können alles werden und alles sein. Während Kat die mehr treibende Kraft ist, hat Easy kühne Träume und lässt sich unbeschwert und offenherzig durch den Tag treiben. Die Autorin zeigt auf dieser Handlungsebene eine Coming-of-Age-Geschichte mit den dabei typischen Gefühlen der Jugendlichen von Zusammenhalt, sich füreinander freuen, aber auch Missgunst und Eifersucht auf. Was mich gestört hat, war der Umgang mit Drogen, der nach der Darstellung kaum unliebsame Konsequenzen hatte.

Die in der Gegenwart spielende Geschichte auf Kreta warf von Beginn an nicht nur für Kat, sondern auch für mich als Leserin die Frage auf, welche Stimmung sich bei einem Zusammentreffen mit der ehemals besten Freundin nach so langer Zeit entwickeln würde. Durch den Beruf als Blogbetreiberin bekommt der Roman einen modernen Touch, doch es irritierte mich, dass die Freundinnen sich in ihrem reifen Alter auch während des persönlichen Zusammenseins über Soziale Medien austauschen. Nach meinem Empfinden konnte dadurch eine gewisse Distanz zwischen den beiden nicht abgebaut werden, was mir als Leserin ein Störgefühl verursachte, genauso wie der weitere sorglose Umgang mit Rauschmitteln. Vom Charakter her haben sich beide über die Jahre hinweg wenig geändert. Bis zum Schluss bleibt eine gewisse Hintergrundspannung darüber, welchen Grund es dafür gibt, dass die Freundschaft damals jäh endete.

Da ich nur wenig jünger bin als die Protagonistinnen im Roman „Die Geschichte von Kat & Easy“ von Susann Pástor, habe ich mich gerne in das Jahr 1973 mitnehmen lassen. Doch das Verhältnis der Freundinnen in der Gegenwart zueinander hat mich wenig berührt, vor allem weil ich empfunden habe, dass die Handlung langatmig verlief und auf beiden Zeitebenen der Konsum von Rauschgift bagatellisiert wurde.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Erster Band einer Trilogie rund um eine Berliner Polizeiärztin in den 1920er Jahren

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Es ist das Jahr 1919. Magda Fuchs wohnt in Hildesheim, arbeitet als Stationsärztin, ist mit dem Staatsanwalt Bertram verheiratet und schwanger. In einer Nacht, die zur längsten ihres Lebens wird, verliert ...

Es ist das Jahr 1919. Magda Fuchs wohnt in Hildesheim, arbeitet als Stationsärztin, ist mit dem Staatsanwalt Bertram verheiratet und schwanger. In einer Nacht, die zur längsten ihres Lebens wird, verliert sie ihren Mann und auch bald darauf ihr Kind. Sie ist die Protagonistin im Roman „Das Leben ein ewiger Traum“ von Helene Sommerfeld. Hinter dem Autorennamen verbirgt sich ein Berliner Ehepaar und in die deutsche Hauptstadt führt auch nach dem furiosen Prolog der weitere Weg der Hauptfigur. Das Buch ist der Auftakt zur Saga „Die Polizeiärztin“, denn als solche beginnt Magda etwa ein Jahr nach ihrem persönlichen Drama beim Berliner Gesundheitsamt und wird in ihrer Funktion dem Polizeipräsidium zugeteilt.

In Berlin lebt Magda in einer neu eröffneten Pension für Frauen. Dort trifft sie auf Doris, die eine Karriere als Schauspielerin anstrebt und auf die Tochter der Pensionsinhaberin Celia, die unglücklich verheiratet ist und davon träumt, Medizin zu studieren. Beruflich trifft Magda häufig auf die Fürsorgerin Ina, die die hässlichen Seiten der Hauptstadt kennt. Die freiberufliche Journalistin Erika ist immer zur Stelle wenn sie eine gute Story wittert, meist nicht zur Freude von Magda. Über die Bekanntschaft zur Rechtsanwältin Ruth lernt sie weitere, unkonventionell agierende, selbstbewusste Frauen kennen, in deren Gesellschaft sie sich zunehmend wohl fühlt. Ihre Arbeit hilft ihr dabei, den Schmerz über die tragischen Verluste zu ertragen und mit der Zeit gelingt es ihr sich für eine neue Beziehung zu öffnen.

Anfang der 1920er Jahre ist eine schwierige Zeit, denn die Deutschen haben immer noch viele Nöte durch die Folgen des Weltkriegs. Lebensmittel sind teilweise noch knapp, ebenso wie der Wohnraum, aber man ist grundsätzlich froh darüber, überlebt zu haben. Neben der Untersuchung von Frauen im Gefängnis wird Magda auch an Tatorten benötigt, um Hilfe bei weiblichen Beteiligten zu leisten. Dadurch wird sie häufiger mit Kindern konfrontiert, deren Schicksal nicht nur Magda, sondern auch mich als Leser berührten. Zunehmend erkennt die Protagonistin, dass den Möglichkeiten zur Hilfe Grenzen gesetzt sind. Außerdem erkennt sie, dass unter der ärmeren Bevölkerung Berlins ein Verhaltenskodex gilt und es von ihr ungeahnte, illegale, verachtenswerte Verdienstmöglichkeiten gibt, über die ich als Leser bestürzt war.

Auf der anderen Seite bot das Berlin der damaligen Zeit durch vielfache kulturelle Angebote Glanz und Ansehen für Stars und Sternchen, wodurch das Leben zum ewigen Traum werden konnte, ein möglicher tiefer Fall nach dem Aufwachen inklusive. Die Figuren sind bis in die Nebencharaktere hinein durchgehend gut ausformuliert und abwechslungsreich gestaltet. Einigen bietet das Autorenpaar die Möglichkeit sich durch Erfahrungen weiter zu entwickeln und ihre Arglosigkeit hinter sich zu lassen.

Die Geschichte wirkt authentisch und immer wieder zeigt Helene Sommerfeld den schwierigen Weg, den vor allem Frauen zu gehen haben, um sich ihre Wünsche zu erfüllen. An geeignete finanzielle Mittel gelangten sie jedoch meist nur durch einen eigenen Beruf, den sie in der Ehe nur mit Genehmigung ihres Mannes ausüben durften oder durch elterliche Unterstützung. Von Beginn an besteht Spannung durch einige aufzuklärende Verbrechen in Magdas persönlichem und beruflichem Umfeld an deren Aufklärung sie einen gewissen Anteil hat. Durch ständig neue Entwicklungen wird die Spannungskurve bis zum Schluss gehalten.

„Das Leben ein ewiger Traum“ von Helene Sommerfeld ist der erste Band einer Trilogie rund um die Berliner Polizeiärztin Magda Fuchs, in deren Umfeld Frauen zu finden sind, die ihren Wünschen nachgehen und zur Verwirklichung manche Widrigkeit auf sich nehmen. Das Buch endet mit einem Cliffhanger, der auf die baldige Fortsetzung ungeduldig warten lässt. Gerne vergebe ich eine Empfehlung an Leser historischer Romane.

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