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Veröffentlicht am 19.05.2021

Schatten der Vergangenheit

Lange Schatten über der Côte d'Azur
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Im jüdischen Teil des historischen und landschaftlich wunderschön angelegten Friedhofs Le Grand Jas wird die Leiche eines unbekannten jungen Mannes gefunden. Erst nach Veröffentlichung seines Fotos gelingt ...

Im jüdischen Teil des historischen und landschaftlich wunderschön angelegten Friedhofs Le Grand Jas wird die Leiche eines unbekannten jungen Mannes gefunden. Erst nach Veröffentlichung seines Fotos gelingt es Kommissar Duval und seine Kollegen Simon Wolff zu identifizieren. Simon Wolff betreute in Cannes seinen jüdischen Großvater Jakob Silberstern.
Welches Motiv hatte der Mörder oder die Mörderin, Rache, Gier, Antisemitismus?

Die Staatsanwaltschaft sieht den Mord keinesfalls als antisemitische Gewalttat. Kommissar Duval ist anderer Ansicht, schafft sich damit einige Probleme und das obwohl zu Hause auch kein ruhiges und entspannendes Heim ist. Die kleine Julie hält ihre Eltern mit ihren kommenden Zähnchen auf Trapp.


Schnell wird dem Leser klar, dass „Lange Schatten über der Côte D’Azur“ nichts mit Sonne und Schatten zu tun hat. Diese „Lange Schatten“ sind wohl die Schatten der Vergangenheit. Das war mir am Anfang nicht klar und somit erwartete ich einen mediterranen Krimi, weshalb mich das Buch ziemlich enttäuscht zurücklässt.

Für mich war das kein richtiger Krimi. Es entwickelte sich kein Spannungsbogen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Duval von seiner Partnerin, aus einen mir nicht bekannten Grund, in eine Geschichtsaufarbeitung gedrängt wurde, die weder er noch ich als Leser in diesem Maße wollten.

Der geschichtliche Exkurs, der nicht zur Lösung des Falls beitrug, war einerseits zu oberflächlich, um die wirkliche Stimmung und Situation in der damaligen Zeit wiederzugeben. Andererseits war er zu ausführlich, um neben der Krimihandlung zu stehen. Er hat sie immer wieder verdrängt. Die Dialoge zwischen Duval und Annie waren unnötig aggressiv. Duval wusste nichts von den unrühmlichen Festnahmen durch französische Polizisten, es interessierte ihn auch nicht sonderlich, worüber Annie sich immer wieder aufregte.

Der geschichtliche Hintergrund war nur emotional wichtig, um die Figur des Jakob Silberstern zu verstehen, sowie die Ursache der Erpressung nachzuvollziehen. Dafür nahm er aber viel zu viel Platz in diesem Buch ein.

Die Lösung des Falles folgt nach dem zweiten Mord etwas abrupt und überraschend, aber nachvollziehbar und stimmig.

Im Grunde finde ich es schon wichtig, dass über die Zeit und über die Judenverfolgung durch französischer Polizisten geschrieben wird, aber bitte nicht in Rahmen eines Krimis, der auch noch als "Mediterranes Lesevergnügen mit Nervenkitzel" beworben wird.

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Zu viele Themen, um spannend zu sein

Kreuzberg Blues
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Georg Denglers Partnerin Olga wird von ihrer in Kreuzberg wohnenden Freundin Silke um Hilfe gebeten. Das Haus, in dem Silke mit ihrer Tochter Lena lebt, soll entmietet werden. Die Mieter, die nicht ausziehen ...

Georg Denglers Partnerin Olga wird von ihrer in Kreuzberg wohnenden Freundin Silke um Hilfe gebeten. Das Haus, in dem Silke mit ihrer Tochter Lena lebt, soll entmietet werden. Die Mieter, die nicht ausziehen oder horrende Mieterhöhungen in Kauf nehmen wollen, werden schikaniert und bedroht. In Silkes Fall wurden aggressive Ratten ins Haus gesetzt, die ihre kleine Tochter angriffen und einen Teil ihres Fingers abgebissen haben.

Es handelt sich um Denglers 10. Fall, aber es ist der Erste, den ich lese und ich bin enttäuscht. Die hochgelobte Serie, die teilweise ja sogar verfilmt wurde, kam bei mir nicht an.

Ich empfand keine Spannung. Ich hatte das Gefühl im ersten Drittel von einer Filmsequenz in eine andere geschoben zu werden. Im Film mögen die schnellen Schnitte rasant die Handlung vorantreiben, aber beim Lesen habe ich mich öfters nicht mehr zurechtgefunden.

Ich hatte auch den Eindruck, dass Dengler unmotiviert agierte, sich mit Niemandem absprach und den Leser hinter sich her zockeln ließ und die Reaktionen auf seine Aktionen beobachten ließ.

Zu allem Überfluss agierte Dengler in zu vielen Problemzonen, da wären die Wohnungs-Immobilienhaie, feindliche Übernahmen internationaler Großkonzerne, Umsturzpläne und Machtkämpfe nationalsozialistischer Gruppierungen, Corona-Pandemie, Impfgegner, Virusleugner……… Das ist einfach zu viel für 416 Seiten!

Im „Finden und Erfinden“ zum Abschluss findet man interessante Hinweise zum Buch. Das hat mir einiges verständlicher gemacht, aber aus der Vielfalt der Informationen, die sicher berichtenswert sind, ist es nicht gelungen einen spannenden Krimi zu formen.

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Höchst kompliziert und satirisch

Terrorland
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In Berlin wird ein Sightseeing-Bus während eines kurzen Stopps vor der russischen Botschaft in die Luft gesprengt. Zufällig befand sich der russische Botschafter im Vorgarten. Er wird von einem Trümmerteil ...

In Berlin wird ein Sightseeing-Bus während eines kurzen Stopps vor der russischen Botschaft in die Luft gesprengt. Zufällig befand sich der russische Botschafter im Vorgarten. Er wird von einem Trümmerteil getötet. Unter den Touristen im Bus befanden sich auch ein französisches Geheimdienstpärchen und ein CIA-Agent.

Auf dem Flug von Berlin nach London wird ein Flugzeug durch eine Bombe zum Absturz gebracht. Ministerialdirektor Max Solms, Chef der Spionageabwehr, war auf dem Weg zu einem Treffen mit dem Chef des MI5.

Deutscher, russischer und französischer Geheimdienst stehen vor einem Rätsel.

Kann Kommissar De-Bodt da noch helfen?




Ich liebe Thriller und ich weiß, dass Politthriller immer Vorwissen und Konzentration bedürfen, aber dieser Thriller hat mich weder begeistert noch überzeugt. Ich habe mich schwergetan die 442 Seiten zu lesen.

Unter Berufung vieler Geheimdienste, deren Abkürzungen und Bedeutungen nicht immer geklärt wurden, und vieler Regierungsbeamten wird ein Konstrukt gebastelt, das allgemeinen Befürchtungen und Mutmaßungen entspricht. Die Namensänderungen tatsächlicher Personen könnten simpler nicht sein. Es werden schnöde Verschwörungstheorien auf perfide Weise weitergesponnen und unglaubwürdig lächerlich gemacht. Auch wenn ich vielleicht einige Anfangstheorien für glaubwürdig halte, wurde das Ganze dann doch pervertiert und ins Absurde geführt.

Der Kriminalkommissar Eugen de Bodt, den ich aus vorherigen Thrillern noch nicht kannte, wurde von Herrn von Ditforth kreiert , Zitat: „hat mit Eugen de Bodt einen Ermittler kreiert, der aus der Masse der literarischen Kommissare heraussticht.“

Sorry, aber mit de Bodt hatte ich so meine Schwierigkeiten, auch die Toleranz, die seine Mitarbeiter für ihn aufbrachten, sowie die Komik ihrer Dispute und Diskussionen, haben mich ziemlich genervt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kriminalkommissar auf diese Art und Weise mit Beamten und Ministern umgehen könnte.

Eigentlich war es verlorene Zeit dieses Buch zu lesen. Es war viel zum kompliziert, mit den vielen Geheimdiensten und deren Agenten, um als unterhaltsame Satire gehalten zu werden.

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Veröffentlicht am 27.06.2020

Ihre Taunuskrimis haben mir besser gefallen

Sommer der Wahrheit (Sheridan-Grant-Serie 1)
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Fairfield in Nebraska, 1994
Die 15-jährige Sheridan Grant, innerhalb einer großen Farmer-Familie aufwachsend, beginnt diesen Sommer mit Aufmüpfigkeit und Rebellion gegen ihre Adoptivmutter Rachel und das ...

Fairfield in Nebraska, 1994
Die 15-jährige Sheridan Grant, innerhalb einer großen Farmer-Familie aufwachsend, beginnt diesen Sommer mit Aufmüpfigkeit und Rebellion gegen ihre Adoptivmutter Rachel und das hinterwäldlerische Leben auf der Farm.

Sie wird von ihrer Adoptivmutter terrorisiert und mit Beschimpfungen und Arbeitsaufträgen überhäuft. Einzig bei ihrer Tante Isabella kann sie sich zu Gesprächen und zum Lesen zurückziehen.

Nach zahlreichen sexuellen Erfahrungen wendet sie sich der Suche nach ihrer Identität und ihrer leiblichen Mutter zu.

Dabei macht sie erstaunliche Entdeckungen.



Ich habe den flüssigen und unterhaltsamen Schreibstil von Frau Neuhaus in den Taunuskrimis immer bewundert und genossen. Dieser leichte Schreibstil hat mich dieses Buch überhaupt zu Ende lesen lassen. Die Geschichte fand ich mühsam und unrealistisch. Mir ist zwar immer klar, dass ich fiktive Belletristik lese, aber irgendwie muss es für mich noch glaubhaft sein.

Was diesem Mädchen in knapp zwei Jahren widerfährt, ist in dieser Häufung unglaubwürdig.

Nicht nur, dass Sheridan bezüglich ihrer leiblichen Eltern belogen wird, sie wird von ihrer Adoptivmutter gehasst, sie wird von ihrem Bruder fast vergewaltigt, sie wird von einem Polizisten vergewaltigt und geschwängert, sie wird von all ihren Bezugspersonen verlassen, sie wird verführt und abhängig gemacht, sie kann mit 15 Jahren komponieren, singen und einer großen Bühne performen……….

Das ist einfach zu viel.
Die nächsten Teile der Geschichte werde ich mir nicht mehr antun.

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Veröffentlicht am 11.01.2020

Ein Thriller

Der Keller
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Hannah, glücklich verheiratet und schwanger, wird vom Hilferuf ihres Vaters aufgeschreckt, der sie veranlasst nach Florenz zu fliegen. Ihre Eltern verbringen die Hälfte des Jahres in ihrem Ferienhaus in ...

Hannah, glücklich verheiratet und schwanger, wird vom Hilferuf ihres Vaters aufgeschreckt, der sie veranlasst nach Florenz zu fliegen. Ihre Eltern verbringen die Hälfte des Jahres in ihrem Ferienhaus in der Toskana. Laut ihrem Vater habe sich der Zustand ihrer Mutter verschlechtert und sie sei depressiv und selbstmordgefährdet.
Im Flugzeug lernt sie Daniel kennen, nimmt seine Einladung zum Essen an und verschwindet spurlos.
Und sie ist nicht die einzige junge Frau, die in der Toskana spurlos verschwindet.-


Düster und unheilvoll beginnt dieser Roman.

Man könnte ihn anfänglich für einen Thriller halten, aber bald geht jede Spannung verloren und wir lesen einen, ja eigentlich was, einen Roman, der die Entwicklung eines armen Halbweisen mit erstaunlichem Gerechtigkeitssinn und ergebener Treuegefühle zum frauenmordenden Monster, der vor Kannibalismus nicht zurückschreckt, aufzeigt. Wobei die Wandlung des treuen und netten Daniel an einem Jagderlebnis, dem Aufbrechen und Häuten eines Hirsches, festgemacht wird. Das empfinde ich hanebüchen. Ich bin selbst kein Freund der Jagd, aber diese Entwicklung finde ich sehr fragwürdig.

Es gibt einige Entwicklungen von Daniel und auch seiner Frau Octavia, die weder logisch noch nachvollziehbar sind.

Die gesamte Handlung wirkt konstruiert und mit vielen italienischen Klischees behaftet.

Schade, die Idee an sich hätte bei besserer Umsetzung sicher ein guter Thriller werden können.

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